Interessanter Artikel. Senden die ARD-Radios am Musikgeschmack der Hörer vorbei?
Hm ... ich fand den Artikel wenig interessant, muß ich zugeben.
Keine Ahnung, ob die ARD-Radios am Musikgeschmack der Hörer vorbeisenden. Eigentlich glaube ich das nicht. Da bin ich wahrscheinlich ziemlich genau auf der Linie von lg74. Ich glaube, daß die Privat-Radios wie auch die öffentlich-rechtlichen einfach nur die Hörgewohnheiten ihres Publikums bedienen. Daß diese Hörgewohnheiten stellenweise vom Radio selbst zugrunde gerichtet wurden, brauchen wir nicht zu diskutieren, aber so etwas baut man nicht aufgrund irgendeiner vorgegebenen Quote binnen kürzester Zeit wieder auf, sondern durch qualifizierte Leuts im Radio, die auch so was wie Leidenschaft für's Thema auf ihre Zuhörer übertragen können, dann klappt das auch mit der Kundenbindung wieder besser.
Das Thema "Deutsch-Quote" hatten wir ja schon einige Male in der öffentlichen Diskussion. War eine Sternstunde für Leute wie etwa Heinz Rudolf Kunze, der sich so lange dafür stark gemacht hat, bis ihm jemand verraten hat, daß "deutsche Musik" nicht automatisch mit "Kunzes Musik" gleichzusetzen ist.
Zurück zum Thema: ich erkenne schon seit einigen Jahren eine Tendenz, dass die Menschen privat mehr deutsche Interpreten hören als im Radio laufen.
Das glaub' ich sogar. Nur.
Nicht jeder deutsche Interpret hat was im Radio verloren bzw. nicht jeder deutsche Interpret kann unbeaufsichtigt im Radio gespielt werden. Nicht jeder Rapper, der sich gerade verbal aufmacht, sämtliche Mütter der Republik mit seinem eisenharten Gedöngel totzuficken, weil wieder irgendein Opfer mit mehr Homies und Bitches und einem dickeren Ferrari als seinem durch sein Ghetto gecruist ist, ist gern gesehene Hintergrunduntermalung von Muttis Kaffeekränzchen, so deutsch er auch sein mag. Und ich kann heute nur wenige Liedermacher ins Radioprogramm aufnehmen, ohne vorab bestimmte Hintergrundinformationen zu liefern, damit die Leute die gesungenen Sachen vernünftig einschätzen können. Wenn ich auf diese Hintergrundinfos keinen Wert lege und die Hörer die Inhalte nicht verstehen, dann kann ich's auch gleich bleiben lassen.
Abgesehen davon - wenn ich privat Musik höre, habe ich die Chance, mich auf das Gehörte zu konzentrieren. Diese Konzentration kann ich aber nicht immer aufbringen, wenn ich Radio höre. Falls hier auf Abbeit mal Radio läuft und ich das längere Zeit mitmachen muß, bestehe ich in der Regel auf Sender, die nur einen geringen Deutschanteil haben, weil ich berufsbedingt pausenlos am Kommunizieren bin und es mich stört, wenn ich rechts einen Lieferanten zusammenfalte und mir links Nicole ein bißchen Frieden nahelegen möchte, so grenzdebil das Lied auch sein mag.
Der Autor des Artikels findet insofern meine Zustimmung, als das Radio und die deutsche bis europäische Musikszene tatsächlich sich wieder mehr annähern sollten. Aber irgendeine Quotenregelung ist meiner Meinung nach der falsche Weg.
Gruß
Skywise