Falsch! Das ist genau der Denkfehler, der uns die nutzlosen Wellenreformen der letzten Jahre und Jahrzehnte eingebrockt hat. Es wird Zeit progressive und innerhalb der Konzertszene populäre deutsche Nachwuchsstars groß rauszubringen, anständig zu produzieren und mit schmissigen, zeitgemäßen Songs zu versorgen.
Das Problem: Das alles kostet Geld und erfordert kompetente Personen (die dann auch in der Regel wissen, was sie wert sind) an den richtigen Stellen. Um das zu umgehen, importiert man einfach Titel, die im Ausland schon Hits sind, und hat dadurch die Möglichkeit, mit einem Minimum an finanziellen Investitionen ein Maximum an Gewinn herauszuholen.
Im deutschen Bereich sind Texte genauso wichtig wie die Gesamtaufmachung, aber gerade darin liegt die Chance, vom deutschen Dudelradioimage wegzukommen. Die Lyrics sollen keineswegs bierernst sein, auch Fun-Songs und originelle Fetenknaller würden bei prominenter Platzierung gut ankommen und das Plattengeschäft befeuern.
Interessanterweise sind die Text der aktuellen englischsprachigen Chart-Hits keinen Deut besser, als x-beliebige deutsche Schlager- und Volksmusiktexte. Aber dadurch, daß man sie nicht in der Sekunde, in der man sie hört, auch versteht, ist es völlig egal, was da jemand auf englisch von sich gibt. Peinlich wird's nur, wenn man solche Texte übersetzt.
Es geht nicht darum deutsche Musik auszumustern, sondern sie qualitativ aufzuwerten und an alte Standards anzuknüpfen; der billige Elektrosound hat dem Schlager nämlich das Genick gebrochen und bei den mittleren Generationen zu Abwehrreaktionen geführt. Trotzdem wünscht sich bei nahezu jeder einschlägigen Umfrage deutlich mehr als die Hälfte der Befragten mehr deutsche Musik im Radio, und die meisten denken dabei bestimmt nicht an Silbermond, Juli oder die Söhne Mannheims.
Richtig, diese politisch-korrekten Songs und Interpreten will kaum jemand wirklich hören, aber dadurch, daß sie sich bewußt vom konventionellen Schlager abgrenzen werden sie als Vorzeigeobjekte hergenommen. Ich habe noch keinen Menschen kennengelernt, der Xavier Naidoo mag, und auch die Fantastischen Vier spielen in der Masse nicht den Hauch einer Rolle, und trotzdem werden genau solche Künstler vom Fernsehen absolut hofiert. Political Correctness eben.
Und bitte entsorgt endlich den primitiven Foxschlager-Plastikramsch oder reduziert ihn zumindest auf ein erträgliches Mindestmaß.
Dein Wort in Gottes Ohr. Dummerweise sind wir aber inzwischen soweit, daß "Schlager" immer mehr mit diesem Ballermann-Schrott gleichgesetzt wird, und komischerweise ist der in gewissen Grenzen ja absolut salonfähig (man denke nur an die Wies'n oder DSDS).
Für die McCartney-Fraktion und Co. gibt's schon einen Sender namens SWR1. Wollt ihr wirklich, dass Deutschland bald die einzige Kulturnation ohne landessprachliche Radioschiene ist? Dann wird die Radionutzung noch stärker zurückgehen und davon hat keiner was.
Leider ist das ein Trend, der nicht nur in Deutschland zu beobachten ist, sondern in anderen Ländern (v.a. Österreich) noch viel extremer ist, und selbst Italien, einst ein Radio-Musterland, hat sich in den letzten Jahren so gewandelt, daß man auch dort denselben englischsprachigen Käse vorgesetzt bekommt, wie hierzulande landauf, landein, von Flensburg bis Garmisch.
Es ist halt modern, sich "global", "weltgewandt" und "urban" zu geben. Wer da nicht mitspielt, dem bleibt nur der Weg zum Internetradio.