Thierse will mehr deutsche Musik

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AW: Thierse will mehr deutsche Musik

Wie man an Yvonne Catterfeld oder Daniel Küblböck sieht, lohnt es sich auf deutsche Stars zu setzen.

was haltet ihr von diesem Satz, warum hat BMG grade diese beide Sänger als Beispiel gennant. Hat BMG die Meinung, dass man mit Catterfeld und Kübelböck deutsche Nachwuchsmusiker hat, die sich im Musikmarkt durchsetzen werden.
Ich glaube dass auf die Dauer die BMG Musiker 2raumwohnung und Samy Deluxe viel Erfolgreicher werden als die beiden vorher genannten.

@count down weil sie eben ... unter dem Druck ihrer ausländischen Mutterkonzerne kürzen müssen!

Es gibt auch deutsch Musikproduzenten wie BMG und wer stellt die unter Druck?

Welcher Sender spielt Catterfeld und Kübelböck, bei vielen Sender sind die nur kurz in der Rotation.
 
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warum hat BMG grade diese beide Sänger als Beispiel gennant
weil die bmg ein betrieb ist, der geld verdienen will. und die cds der beiden haben sich ja gut verkauft (an wen auch immer - aber die bildzeitung liest ja angeblich auch keiner). catterfeld lief bzw. läuft bei ein paar sendern ja, aber die pickelfratze kübelböck habe ich (gott sei dank) nie im radio gehört.
 
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@radiobayern

da liegst du etwas daneben, waren Oohmp nicht viel erfolgreicher.

Es sieht so aus, dass die Leute von BMG die Absicht haben, diese beiden Sänger (Catterfeld und Kübelböck) als Stars in Deutschland aufzubauen. Das sieht man schon bei jedem Konzert von Catterfeld. Nach jedem Konzert in einer Stadt ist die sofort in der Regionaler Presse drin mit so ausführlichen Artikeln, die sogar viel bekanntere Musiker nie gewidmet werden.

In den Medien werden die beiden sehr oft erwähnt, dass kann man gar nicht verstehen.

Man muss an die Qualitätsmusik ran, wie Samy Deluxe oder 2raumwohnung. Dann ist auch der Durchbruch im Radio für deutsche Musik mögliche. Welchem Musikredaktuer gefallen Catterfeld und Kübelböck?
 
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In den Medien werden die beiden sehr oft erwähnt
ja, fragt sich nur in welchen medien und in welchem zusammenhang ;)
ein unfall mit einem gurkenlaster veranlasst die leute noch lange nicht, die neue cd von daniel kübelböck zu kaufen, oder?
 
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@radiobayern, du glaubst bestimmt nicht was die Leute alles veranlasst, siehe Dieter Bohlen. Nur weil der Musik gemacht hat die viele sehr gut gefunden haben, kauften viele gleich seine Bücher. Ist Dieter Bohlen ein Schriffsteller und Lyriker bestimmt nicht aber die Leute konsumieren es . Im Herbst rettet Dieter noch das Kino, du wirst sehen das da Leute hingehen und auf die Qualtät und die Handlung gar nicht achten werden.

BMG erhofft sich durch die hohe Präsentation ihrer Nachwuchsmusiker in den Medien eine höhere Akzeptanz und ein größeres Publikum für die Musik.

Wieso veranlasst die Werbung mit Stars bestimmte Leute zum Kauf der Produkte?
 
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Welcher Musikder der auf Deutsch singt überzeugt euch so sehr, dass ihr Ihn immer wieder gerne hört. Welche Deutsche Musikgruppe oder welcher deutscher Sänger sollte mehr beachtung finden.

Für mich würden ganz oben folgende Namen stehen.
Blumfeld, Ferris MC, 2raumwohnung und wir sind Helden.
 
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Grönemeyer, Kettcar, Nena, Reinhard Mey, Element of Crime, Tom Liwa
Ernsthafte Musik mit glaubwürdigen Texten, mal mehr, mal weniger tiefgründig
 
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jetzt ich wieder.

Ich glaube nicht an Heuchelei und Verlogenheit in diesem Zusammenhang. Ich glaube an ganz einfache Abläufe. Da gab es das von Radiokult erwähnte Beispiel "Big Brother". Die Plattenfirmen griffen auf plötzlich und kurzzeitig populäre Personen (ich sage nicht: Künstler) zu und haben sie vermarktet. Das hat geklappt, Geld gebracht, selbiges wurde eingesteckt, fertig. Von "Marktförderung" (was ist das eigentlich?) hat - glaube ich - niemand gesprochen.
Nächste Idee: Casting Shows. Die Medienplattform "Casting Show" wurde genutzt, um kurzzeitig populär gewordene Personen als Künstler zu vermarkten. Das hat, wie wir wissen, noch besser geklappt. Dass während dieser Zeit die Begriffe "Star" und "Superstar" unter aussichtslosem Protest Vieler umdefiniert wurden (debe würde das jetzt besser formulieren :)), hat uns betrübt. Ist aber passiert. Inzwischen ist das Marketinginstrument "Casting-Show", "Dschungel-Show" etc. nicht mehr so wirksam wie zuvor. Können wir beklatschen, wir können es auch lassen: nicht unser Problem. Aber dass die Firmen nun ein Problem haben, muss und kann man ihnen glauben.

Noch ein Versuch. Die Aussage: "weil sie die Förderung einheimischer Künstler zugunsten der weltweiten Superstars unter dem Druck ihrer ausländischen Mutterkonzerne kürzen müssen!" ist schon deshalb auch nicht "ein wenig verlogen", weil den ausländischen Mutterkonzernen genau der Umsatz fehlt, den ihre Tochterfirma mit lokalem Produkt macht. Das finden jene nicht lustig.

Zurück zum Radio: Eine Möglichkeit, mehr nationale Neuheiten (aufpassen, ich differenziere!) im Markt durchzusetzen, sehen die Firmen folglich in der Quote. Sie zu fordern, ist durchaus ihr Recht. Dennoch könnten sie nicht vorschreiben, WAS das Radio sendet. Und über Schrott wollte ich mit euch nicht reden. Den gibt es, den gab es immer, den haben wir immer erkannt, den werden wir auch weiterhin erkennen, keine Sorge. Insofern: Widerspruch, Radiokult: "Künstler mal kritisch zu hinterfragen haben wir alle irgendwie verlernt". Nö, haben wir nicht. Andersrum: wer nix blickt, hat den falschen Job :D

jetzt ihr wieder
:)
CD
 
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Je länger ich die Diskussionen um Plattenindustrie, Radio und Quotenforderung verfolge und hier mit führe, desto mehr hält sich der Eindruck, dass Feindbilder, Clichés, Misstrauen und Borniertheiten vieles bestimmen.
Die Plattenindustrie will den Sendern etwas vorschreiben. Was erlaubt sie sich!?
Politiker wollen den Sendern etwas vorschreiben. Was erlauben sie sich!?
Sender wollen ausschließlich spielen, was im Research gut testet. Wie mutlos und einseitig!
Musiker wollen gespielt werden. Wie arrogant, sollen sie doch erstmal gute Musik machen!
Und am Ende sind alle schuld, vor allem aber alle anderen.
Bei allem Streben nach Unabhängigkeit und Freiheit, die in meinen Augen so lange nicht im erwünschten oder gar erträumten Maße vorhanden sein wird, wie wir uns in der Abhängigkeit eines "freien Marktes" befinden, scheinen wir zu übersehen, dass alle einander brauchen. Die Geschichten von schwerreichen Geschäftsführern beim (Privat-)Radio oder in der Plattenindustrie, von Musikern mit reichlich Häusern und Politikern aus dem politischen Elfenbeinturm sind weitgehend eben nur Geschichten.
Und wenn sich mal der eine auf den anderen zubewegt, steht gleich Einflussnahme, unzulässige natürlich, zu befürchten. Kommen wir mit dieser Perspektive weiter?
Wer kleine deutsche Acts nicht spielt und sich, sind wir doch mal ehrlich, oft auch kaum mit ihnen auseinandersetzt, darf sich nicht wundern, dass diese Acts weniger werden, weil der Plattenindustrie die Kohle ausgeht, sie zu finanzieren. Dann zieht die Industrie eben neben den Dauersellern die schnelle Geldkarte und starsearched wenigstens. Gibt Geld, eine Reihe Medien machen mit, die Rechung geht auf. Kurzfristig.
Andererseits: Wer sich mit Castingshows profiliert darf sich wiederum nicht wundern, wenn kleinere Acts aus dem gleichen Hause nicht hinreichend wahrgenommen werden. Warum soll man sie spielen? So lange etwas, nämlich die "Großen", funktioniert, gehe man kein Risiko ein. Never change a winning team. Aber selbst in der Fußballbundesliga haben die Vereine erkannt, dass sie auf den Nachwuchs setzen müssen und ihre Stars nicht verheizen dürfen, wenn sie langfristig erfolgreich sein wollen. Jeder braucht jeden. Und wenn keiner bereit ist das Risiko zu tragen, dann lässt man es und erträgt die Konsequenzen oder man tut sich zusammen, trägt gemeinsam das Risiko, damit es sich im Verlustfalle für jeden einzelnen minimiert.
Doch immer gilt zunächst der Gedanke, nein, das Denken, dass wir voneinander abhängig sind und es den bösen anderen letztlich nicht gibt.
Bei alledem, ich weiß, es ist ein wenig überzeichnet, denke ich immer mehr, dass die eine Seite selten die Denkweise der anderen kennt und versteht. Darin scheint mir ein wesentlicher Punkt des Problems zu liegen. db
 
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Das wäre dann wohl der berühmte Kompromiss, denn das könnte auch ich ohne weiteres unterschreiben.
 
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der beobachter schrieb:
Doch immer gilt zunächst der Gedanke, nein, das Denken, dass wir voneinander abhängig sind und es den bösen anderen letztlich nicht gibt.
Bei alledem, ich weiß, es ist ein wenig überzeichnet, denke ich immer mehr, dass die eine Seite selten die Denkweise der anderen kennt und versteht. Darin scheint mir ein wesentlicher Punkt des Problems zu liegen. db
Sehr richtig - und in diesem Zusammenhang wundert es mich ein wenig, dass der Beteiligungsgrad der Phonoindustrie an Privat-Radiosendern nicht kontinuierlich steigt - Möglichkeiten, sich einzukaufen, gab es ja in der jüngeren Vergangenheit reichlich. Wenn die Herrschaften Einfluss auf die Programmgestaltung nehmen wollen, dann müssen sie selbst Radiostationen betreiben - so einfach kann Freie Marktwirtschaft sein. Solange ich mich nicht am wirtschaftlichen Risiko beteilige, kann ich den Verantwortlichen auch nicht vorschreiben, wie sie ihre Sender zu führen haben. Kritik kann ich dann allenfalls in Richtung ÖR üben, weil deren Sender die Möglichkeit und auch Pflicht hätten, weiterhin Nischen zu beliefern.

Umgekehrt kann ich mich auch nicht über die Phonoindustrie beschweren, deren verdammte Pflicht es ebenfalls ist, Geld zu verdienen und nach Möglichkeit Arbeitsplätze zu sichern oder gar zu schaffen. Und wenn die Entscheider der Meinung sind, im deutschen Markt allein lasse sich zu wenig Geld verdienen, dann produzieren sie eben Musik, die sie zusätzlich auf internationalen Märkten losschlagen können - und diese wird dann überwiegend englischsprachig sein.

Leute, wir leben in der EU und zudem in einer Welt, die ständig näher zusammenrückt. Stellt Euch mal vor, die EU-Kommission würde bei einem rein deutschsprachigen Radiosender sagen: "Ihr müsst aber entsprechend den Bevölkerungsanteilen auch einen gewissen Prozentsatz an französischen, portugiesischen oder irischen Titeln spielen." Der Aufschrei wäre riesengroß. Und wenn man eine Quote von deutschsprachigen Titeln im deutschen Radio fordert, dann muss man auch eine Quote für die Millionen von Türken einrichten. Ibo rulez.
 
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Stellt Euch mal vor, die EU-Kommission würde bei einem rein deutschsprachigen Radiosender sagen: "Ihr müsst aber entsprechend den Bevölkerungsanteilen auch einen gewissen Prozentsatz an französischen, portugiesischen oder irischen Titeln spielen." Der Aufschrei wäre riesengroß. Und wenn man eine Quote von deutschsprachigen Titeln im deutschen Radio fordert, dann muss man auch eine Quote für die Millionen von Türken einrichten.
Mit sowas solltest Du gaanz vorsichtig sein. Du bringst die Eurokraten sonst noch auf Ideen...
 
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Wenn die BMG die Radiostationen als ihren Feindbild sieht und Sie verantwortlich macht für die Situation, dass Neueinsteiger keine Langfristige Überlebungschance haben, warum handeln die dann nicht selbst?

Es gibt genug Stationen in Deutschland die sich über einen neuen Investor gefreut hätten, BMG könnten z.B. ein Sender wie Antenne Sachsen übernehmen, welcher eine ziemlich große Reichweite besitzt. Diesen Sender hätte man für eigene Werbezwecke umbauen können. Die ganze Zeit Musik von der Plattenfirma BMG, dann wäre die Rotation wie folgend Daniel Kübelbock, Catterfeld, Wolfgang Petry, Roland Kaiser , usw
Morgenshow mit Hans Peter Olm, (bei BMG unter Vertrag)
Wochenendshow mit Atze Schröder
Comedy von der kleine Nils (BMG).
Senderchef: WDR-Intendant Fritz Pleitgen (wird auch von der BMG vermarktet) Und so weiter.

das wäre echtes Alternativradio wie es BMG wünscht.. BMG könnte mit ihren einigen tausend Künstlern sogar es schaffen pro Woche keinen einzigen Titel zu wiederholen. Das wäre echtes Alternativradio mit allen Musikbereichen. Statt sich zu beschwere über die Radiolandschaft könnten BMG ein Vorbild sein und andere zum Nachmachen verleiten.

So könnte das BMG Radio dann aussehen.

BMG Radio.
Wir zeigen den anderen wie man Radio macht
.Rock, Pop, Dance, jazz, Hiphop und Klassik die größte Abwechslung im Radio.
Mehr deutsche Musik im Radio.

Es muss ja nicht alles zusammengemischt sein, man könnte auch viele Spartensendungen einführen. So wie es zur Zeit viele öffentliche rechtliche Sender praktizieren.

Mit dem Status den BMG hat, würde so ein Sender eventuell sogar erfolgreich bestehen können. Die Bertelsmann Gruppe hat so ein großen Einfluss in den Medien, dass so etwas problemlos erfolgreich sein könnte. Das Beispiel Dieter Bohlen zeigt, alles was er macht, wird mit der Bertelsmann Gruppe (BMG) produziert und vermarktet, und fast alles hat auch Erfolg.

Ich würde es sehr begrüßen wenn die Plattenproduzenten dafür sorgen würden, damit wir mehr deutsche Musik im Radio hören ohne dafür gesetzliche Regelung zu brauchen.

@radiokult und der beobachter, kann mir einer von euch erklären warum es Bertelsmann nicht selbst anpackt.
 
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BMG könnten z.B. ein Sender wie Antenne Sachsen übernehmen, welcher eine ziemlich große Reichweite besitzt. Diesen Sender hätte man für eigene Werbezwecke umbauen können. Die ganze Zeit Musik von der Plattenfirma BMG
Eine solche Taktik könnte wettbewerbsverzerrend sein. Korrigere mich jemand, falls ich mich da irren sollte.
kann mir einer von euch erklären warum es Bertelsmann nicht selbst anpackt
So weit ich weiß ist Bertelsmann durchaus an ein paar Stationen geringfügig beteiligt (z.Bsp. RTL), da es sich bei Bertelsmann um kein reines Plattenlabel, sondern um einen riesigen Medienkonzern handelt.
 
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Ich komme aus dem Werbebereich und das was du meinst ist nicht werbeverzehrend, weil dadurch keiner direkt angegriffen wird. Würde mich freuen, wenn jemand andere Informationen hat.
 
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Seid doch mal Realisten, wer will denn einen Sender hören, bei dem erklärtermaßen keine Songs von Anastacia, Max, Patrick Nuo, 3 Doors Down, Jamelia, Nelly Furtado, Reamonn, Lionel Richie, Sarah Connor, Limp Biskit, Black Eyed Peas, Kylie Minogue, Alanis Morrisette, Sugababes und all die anderen Nicht-BMG-Acts gespielt werden?
(Achtung! Eben genannte Beispiele stammen aus den aktuellen Airplay-Charts. Also bitte jetzt nicht "Ich" rufen :D)

Umgekehrt würde ein Schuh draus: die Plattenfirmen kooperieren mit dem Radiosendern und beteiligen sie an den Tonträger-Verkaufserlösen. Das hat es m.W. auch schon gegeben.
 
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Eine Frage.

Stimmt es das Megaradio eine Kooperation mit der Plattenindustrie war. Wenn das so ist, warum ist das Schiff Megaradio auf der Mittelwelle so schnell versunken ?
 
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Ein Artikel zum Thema Deutschqoute hat der Ex Kulturstaatsminister Julian Nida-Rümelin (SPD) in der Süddeutschen Zeitung von 05-08-2003 geschrieben.

Die Debatte um eine Quote deutschsprachiger Musik in den Radiosendern wird immer grotesker. Das war aber wohl nicht anders zu erwarten. Die Vorurteile sind derart fest gefügt und die Interessen großer kommerzieller Verwerter hinreichend einflussreich, dass es schwer fällt, Argumente überhaupt zu Gehör zu bringen.
Wer für eine Quote deutschsprachiger Musik ist, will mehr Schlager und Volksmusik in den Radiosendern; Wer für eine Quote deutschsprachiger Musik ist, hat was gegen die überwiegend englischsprachige Pop- und Rock-Musik. Wer für eine Quote deutschsprachiger Musik ist, will erzwingen, dass Musik gesendet wird, deren Qualität nicht ausreicht, um auf dem Markt erfolgreich zu sein. Und das vielleicht wirksamste Vorurteil: Wer für eine Quote deutschsprachiger Musik ist, zeigt eine nationalistische Gesinnung.


Das ist alles Humbug, so gern es auch wiederholt wird. Vielleicht helfen ein paar Fakten: Deutschsprachige Rock- und Popmusik – ich rede jetzt nicht von Schlager- und Volksmusik – wird in deutschen Radiosendern kaum noch gebracht. Unter den 50 meistgespielten Titeln (etwa in den Top 50 Airplay Charts, ermittelt von Music Control) kommt manchmal ein deutscher Titel vor, das bewegt sich unterdessen in der Größenordnung von 2%.

Und vor allem: es sind immer die gleichen Titel, die wir zu hören kriegen. Die Zahl der im Rundfunk gespielten Titel ist von früher über eine Million auf rund Tausend geschrumpft. Wir erleben also einen dramatischen Verlust an musikalischer Artenvielfalt, der das Schrumpfen biologischer Arten noch weit übertrifft: Es bleibt am Ende wohl nur noch eine Art übrig: englischsprachig und daher für den globalen Markt geeignet, schlicht in der künstlerischen Qualität und für die großen internationale, angelsächsisch dominierte Musik-Industrie einträglich.


Es gibt ein Spannungsverhältnis zwischen Markt und kultureller Vielfalt. Der Markt bevorzugt das Massenprodukt, je größer der Absatzmarkt, desto besser, je standardisierter, desto billiger. Den Befürwortern einer Quote geht es nicht um Deutschtümelei, sondern um kulturelle Vielfalt und künstlerische Kreativität. Ich spreche hier nicht nur für mich, da ich viele intensive Gespräche geführt habe, bevor ich mich für eine freiwillige Rundfunk-Quote im Sommer 2002 in meiner Rede auf der Popkomm aussprach.


Um das deutlich zu machen, sollte eine Vereinbarung gefunden werden, die nicht nur deutschsprachiger, sondern die generell anders-als-englischsprachiger Musik einen Minderheiten-Schutz gibt und die sicherstellt, dass mehr Neuheiten zu hören sind. Wir hören in Deutschland nicht nur immer weniger deutsche, sondern auch immer weniger französische, spanische oder italienische, ganz zu schweigen von russischer oder polnischer Musik.


Als 1996/97 der Deutsche Rock- und Popmusikerverband einen ersten Vorstoß für eine Quote unternahm, war die Aufregung groß. Schon damals wurde dieser Initiative nationales Denken unterstellt, was angesichts ihrer Unterstützer von Udo Lindenberg und Konstantin Wecker bis Peter Glotz und Thomas Krüger einigermaßen bizarr war. Die deutsche Tonträger-Industrie stellte sich seinerzeit gegen diese Initiative.


Unterdessen hat sie aber zum ganz überwiegenden Teil eingesehen, dass die Bewahrung kultureller Vielfalt auch im kommerziellen Interesse liegen kann. Die Vernachlässigung des Nachwuchses, die überwältigende Dominanz einiger weniger internationaler Stars hat zu den Umsatzeinbrüchen der letzten Jahre beigetragen.


Wer es nicht glaubt, blicke nach Frankreich. Die starke Ausrichtung an französischen Stars hat Frankreich vom allgemeinen Trend des Umsatzrückgangs abgekoppelt. Dort gilt eine – mit europäischen Wettbewerbsrecht vereinbare – Quote von 40% französischsprachiger Titel, und davon müssen mindestens 20% neue Songs (kombinierte Sprach- und Neuheitenquote) sein. Wir haben hier ein schönes Beispiel, dafür, dass Regellosigkeit nicht immer von ökonomischem Nutzen ist oder anders, dass der freie Markt gelegentlich die Grundlagen seines ökonomischen Erfolges selbst – hier: das kulturelle Interesse – zerstört.


Der mit rund 7 Milliarden Euro Zwangsabgabe finanzierte öffentlich-rechtliche Rundfunk kann dieses Privileg nur rechtfertigen, wenn er seinem Bildungs- und Kulturauftrag gerecht wird. Artenvielfalt der Kultur und speziell der Musik zu sichern, gehört dazu. Medienpolitik ist in Deutschland Ländersache. Der Vorstoß von Staatsminister Huber geht in die richtige Richtung, und ich bin froh, dass er inzwischen von seiten anderer Länderregierungen unabhängig von ihrer parteipolitischen Färbung Unterstützung erfahren hat. Man kann nur hoffen, dass die abgestandene Litanei der oben erwähnten Vorurteile nicht allzu viel Eindruck macht und die Medienpolitiker diesmal dem besseren Urteil und nicht der öffentlichen Stimmungsmache folgen.
 
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