Deutsch-Quote im Radio gefordert
Berlin (dpa) Der Vizepräsident des Deutschen Musikrates, Jens Michow, unterstützt die Forderung nach einer Quote für deutsche Musik im Radio. "Wir brauchen die Möglichkeit, dass unsere Produktionen zumindest quotenmäßig zu Gehör gebracht werden, auch wenn sie nicht ins Format der Sender passen", sagte der Konzertveranstalter am Sonntag. Dabei gehe es nicht nur um deutschsprachige Songs, sondern generell um Musik, die in Deutschland produziert wird.
An diesem Montag findet in Berlin ein Kongress statt, in dem Plattenfirmen, Konzertveranstalter und Musikverlage über die Lage der deutschen Musikwirtschaft diskutieren wollen. Unter anderen wird auch Kulturstaatsministerin Christina Weiss (parteilos) erwartet, die sich zuletzt vehement dafür ausgesprochen hatte, mehr deutsche Musik im Radio zu spielen. Michow möchte dies allerdings über eine Selbstverpflichtung der Rundfunksender erreichen. "Eine staatliche Regelung ist so gut wie nicht machbar", sagte Michow. Dies wäre ein unzulässiger Eingriff in die Rundfunkfreiheit.
Die wirtschaftliche Lage der deutschen Musikindustrie ist kritisch. Im vergangenen Jahr war der CD-Verkauf um rund 20 Prozent eingebrochen. Gleichzeitig seien die Umsätze bei Konzerten aber gestiegen, sagte Michow. Es zeige sich, dass die Leute gerade in Krisenzeiten eher bereit sind, ein Konzert besuchen. Das Hauptproblem der Tonträger-Industrie sei die Möglichkeit des Konsumenten, eine CD zu kopieren. Dies sei bei Live-Auftritten nicht möglich: "Ein Konzert kann man nicht klonen."
Kritik übte Michow aber auch an der Politik der großen Plattenfirmen, die in der jüngsten Vergangenheit die Förderung einheimischer Künstler massiv eingeschränkt haben. "Die Sorge, die wir haben, ist, dass wir nur noch Marketing-Tools für ausländische Produkte werden."
Vor diesem Hintegrund werde es aber auch ein Umdenken bei den Nachwuchsmusikern geben müssen, die sich nicht mehr darauf verlassen könnten, für ihre Aufnahmen umfangreiche Vorschusszahlungen zu bekommen. "Wer heute eine Karriere machen will, wird sich im Zweifel darauf einstellen müssen, dass er eine lange Durststrecke durchläuft", sagte der Vizepräsident des Deutschen Musikrates.