AW: Was ist los bei Hitradio Antenne?
Traurig genug, dass Antenne mit so einem Konzept überhaupt überlebt.
...
Aber was für ein Licht wirft das auf die Hörer?
Das dürfte den - warum auch immer - nicht wenigen - Hörern ziemlich egal sein.
Sie hören diese Programme ja aus einem ganz bestimmten Grund, sonst wäre sie nicht da.
Wie viele und welche das genau sind, ist dabei schwer zusammenzutragen
und ich möchte mich eben zunächst auf meine Sicht hier beschränken.
Die erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Ich gehe davon aus, dass
es noch viel mehr Gründe gibt, sich ein solches Programm tagtäglich
stundenlang anzutun.
Für mich ist fakt:
In einer Gesellschaft, in der Individualität keinen Pfennig (ca. 0,5 ct) mehr zählt,
ja sogar oft genug schon ein Tabu ist, kann offensichtlich auch ein Radio gut
darauf verzichten. Deshalb züchtet man sich einen Sound heran, der alles
plattwalzt, sucht sich Moderatoren so zusammen, dass einfach alles zusammen passt,
spielt und spricht Einheitsgrütze.
Der Vorteil für den geneigten Hörer: Gehirn, sofern vorhanden, kann getrost
ausgeschaltet bleiben, weil eh kein Input kommt. Jeden Griff zu irgendeinem
Bedienelement seines Empfängers kann er sich auch sparen, weil ALLES, aber
auch wirklich alles gleich klingt. So gleich, dass man nicht einmal mitbekommt,
dass die nächste Show begonnen hat. Dazu schafft man ein Sendernetz, dass
es möglich macht, diesen Brei, der einfach nur krank macht, möglichst im
100-kHz-Raster über das gesamte UKW-Band verteilt zu hören. Es soll doch
bitteschön ja keiner auf dem Gedanken kommen, ein, wenn vlt. auch etwas
amateurhaft klingendes, jedoch informatives und unterhaltendes Programm
eines schwächelnden City-Senders oder ein Regionalprogramm aus dem benachbarten
Bundesland zu belauschen.
DIE können sich weder hyperprofessionelle, scheinbar geclonte Moderatoren
leisten, noch sauteure Gewinnspiele. Die müssen einfach nur Radio machen und
dabei machen sie - man glaubt es kaum - auch Fehler.
Ich finde es spannend, einen Mann am Mikrofon von einer Frau unterscheiden
und mir ggf. sogar deren Namen merken zu können. Dazu brauche ich als Hörer
aber Individuen; mit eigener Stimme, eigenem Stil und eigenen Macken.
Menschen wie ich eben und ich fühl mich einfacher wohler unter Meinesgleichen.
Genau deshalb bin ich immer wieder froh, wenn ich so etwas irgendwo geboten
bekomme, sofern ich mal auswärts Radio hören muss. Zu hause höre ich gern
das Programm eines Niederländischen Senders, bei dem es das Clonmoderatorenproblem
leider auch gibt, was mich nicht wenig ärgert. Die Art der Unterhaltung jedoch
sprach mich durchaus schon immer an. Zusätzlich hat dieser Sender genau das,
was ich mir unter "Echter Abwechslung" vorstelle - ein Spruch, der hier in
Deutschland nur auf Werbeplakaten steht und in Jingles hohl dahergelabert wird.
Musik von 1960 bis fast heute in ein einziges Format zu integrieren und
dabei auch noch massenweise Sachen zu spielen, von denen man nur die geklauten
Versionen kennt oder die auch nie ein wirklicher Hit waren, ist eine echte Leistung.
Die Niederländer scheinen drauf zu haben, was sich hierzulande nicht durchsetzt.
Vielleicht haben sie aber auch einfach nur weniger stupide Hörer.
Deutschland - von wenigen kleinen Lichtern abgesehen eine traurige Radiolandschaft