Rainer Nitschke: "Jetzt wollen wir Ihnen mal ein sozusagen wandelndes Schlagerlexikon vorstellen. Sie wissen ja, nicht nur bei uns im Radio hat der deutsche Schlager sein Zuhause, sondern auch in zahlreichen Diskotheken in NRW und einer der ersten Discjockeys für diese Musik war Walter "Charly" Hohner aus Bochum. Anfang der 60er Jahre wurde er vom einzigartigen DJ Mal Sondock auf die Bühne geschubst und die Scheiben, die er am Wochenende im Tanzlokal auflegte, die verkaufte er unter der Woche in seinem eigenen Plattengeschäft. Und eine eigene Single hatte Charly natürlich auch."
"Wolln wir mal zu Charly gehn, zu Charly heut um 8. Bei Charly ist es wunderschön. Wie Charly das nur macht."
Klaus Schräder-Grau: "Vor knapp 50 Jahren startete Charly Hohner aus Bochum seine Schlagerkarriere. Die Liebe zu dieser Musik hat ihn zu einem wahren Experten werden lassen. In Charlys Schallplattenboutique am Hauptbahnhof in Bochum gingen nicht nur aktuelle Hits aus der ZDF-Hitparade über die Ladentheke. Mitunter kamen die Stars auch selbst vorbei."
Charly Hohner: "Lena Valaitis, die ging auch oft hier in Bochum einkaufen und immer wenn sie an meinem Laden vorbeilief, da hab ich die Platte "Da kommt José, der Straßenmusikant" aufgelegt. Da hat sie sofort am Fenster gewunken. Oder Max Greger, der winkte mir auch. Da hab ich grade das Fenster mit James Last dekoriert und da hab ich ihn gefragt, ob er eine Platte kaufen möchte und da meinte er: Nein, Danke, ich mach selber Musik..."
Klaus Schräder-Grau: "Charly arbeitete eng mit den DJs und der Musikindustrie zusammen. Damals in den 70ern und 80er Jahren, als es noch keine CDs und auch kein Internet gab, suchten oftmals Schlagerfans verzweifelt nach Songs, die es nicht mehr auf Schallplatte gab. Bei Charly wurden sie meist fündig. Auf die Idee einen Plattenladen aufzumachen, kam er noch nicht einmal selbst."
Charly Hohner: "Durch meine Discjockeytätigkeit habe ich Spaß daran gefunden, weil da einer gesagt hat: Du hast so viel Ahnung, da kannst du was mit machen, da kannst du ein Geschäft mit aufbauen und dann habe ich das auch gemacht, weil das Fachwissen spielt ja ne Rolle. Was ich immer wusste über die Singles, das wussten ja die wenigsten. Ich kannte die B-Seiten gut und die wurden oftmals der Hit!....."
Klaus Schräder-Grau: "Einige seiner Informationen gab Charly, natürlich streng vertraulich, auch schon mal an Verwandte von damals grade aufstrebenden Künstlern weiter."
Charly Hohner: "Der Vater von Herbert Grönemeier, der kam häufiger zu mir in den Laden und wollte die Top 100, die ich ja immer ein bisschen eher hatte und dann fragte er, wie weit denn der Herbert sei und ich sagte dann, dass er auf 1 kommt und dann hat sich der Vater wie ein kleines Kind gefreut."
Klaus Schräder-Grau: "Als WDR 4 1984 sein Programm startete, erhielten die Moderatoren oftmals Anfragen nach Interpreten und Musikstücken. WDR 4-Urgestein Rainer Nitschke hatte stets nur eine Adresse parat."
Rainer Nitschke: "Da konnte man an Charly gar nicht vorbei, da war die Rede von einem Mann in Bochum, der alles hat, was das Herz begehrt, also auch engste gestrichene Schallplattensingles, die keiner mehr hat und wir werden ja oft auch von Hörern gefragt:´Mensch, ich hab da was bei euch gehört, kann man das denn noch kaufen` und daraufhin habe ich eine Adresse genannt, nämlich die von Charly aus Bochum und da kam man aus ganz Deutschland hin."
Klaus Schräder-Grau: "Der 72-jährige Charly Hohner lebt nach wie vor in Bochum. Vor knapp 10 Jahren musste er krankheitsbedingt seinen Laden aufgeben. Heute berät er Plattenfirmen, welche Gassenhauer von damals sich auf einer Doppel-CD wohl gut verkaufen ließen und das mit Erfolg."
Charly Hohner: "Der Chef von der Plattenfirma hat gesagt: Mach weiter so, Charly! Das wollen die Leute. Es wird nie langweilig für mich. Ich habe immer was zu tun."
Rainer Nitschke: "Klaus Schräder-Grau porträtierte den legendären Charly aus Bochum!"