AW: Webradio-"Moderatorin" bei DSDS
Hallo Studio Rebstock / Uli,
Du hast ein paar Fragen in den Raum geworfen und willst andere Meinungen / Motivationen / Argumentationen wissen. Das finde ich gut und vielleicht ist es auch mehr als notwendig sich darüber selbst Gedanken zu machen.
Da komme ich an den Punkt, an dem ich mich frage: Warum will ich beim Internetradio mitmachen? Stehe ich auf einer Stufe wie Birte? Haben wir gar die gleiche Motivation, nur das abgelieferte Ergebnis sieht unterschiedlich aus?
Und wie ist das mit Euch? Wo seht Ihr die Unterschiede?
Ich will Radio machen, weil es Spaß macht und ich die Musik liebe. Ebenso möchte ich Menschen unterhalten und ich nenne es mal "tontechnische Experimente" vorspielen.
Das können Eigenproduktionen sein, Jingles, Effekte, O-töne und Interviews etc.. Meine Leidenschaft war schon immer die Musik und ich war auch sehr lange und aktiv in der Musikszene tätig. Also Tonstudios, Live Veranstaltungen, Organisationen und deren Durchführungen, Vinylplatten und CD Produktionen und auch hier uvm.. In meiner aktiven Zeit war ich sehr viel bei UKW Radiostationen für Interviews zusammen mit anderen Künstlern.
Schon von frühester Kindheit interessierte mich dieses Medium und das kannst Du sicher nachvollziehen, es war damals etwas ganz anderes. Eine Radiosendung und die speziellen Radiosendungen zogen einen buchstäblich nach Hause und an den Röhrenempfänger....
Es gab super Moderatoren ala Wolfman Jack oder auch deutsche Moderatoren wie Elmar Gunsch oder Camillo Felgen u.a.. Keine Sendung durfte man verpassen, oft hörte man sogar mit hochmodernen und für damalige Verhältnisse winzig kleinen Transistorradios unter der Bettdecke mit dem Ohrstöpsel. Ja das war richtig High-Tech, so ein kleiner weisser Ohrstöpsel - war ja nicht bei jedem Gerät von Haus aus dabei - Luxus pur.
Als die ganze Geschichte mit dem Radio bei mir anfing, da war ich schon aus der aktiven Musikszene raus, aber immer noch passiv ein begeisteter Radiohörer und Konsument (Plattenkäufer). Durch mein Internetwissen und die daraus entstehenden Möglichkeiten, entdeckte ich irgendwann im Internet Shoutcast. Ein paar internationale Freunde aus einem sehr grossen Chat gaben mir Anfangs Hilfe und Tips.
Zu der Zeit war senden für die Gema und GVL noch kein Thema - es war noch nicht mal eine Grauzone - es gab keinerlei Gesetze oder Vorschriften dafür. Es wurde von der Industrie einfach nicht ernstgenommen und von uns noch viel weniger. Es war einfach nur eine interessante und lustige Sache. Das Streamen selbst, in good old Germany, war wiederum eine andere Sache. Die Technik war schnell begriffen, aber was jetzt? Was macht man mit einer kleinen ISDN Leitung? Gab ja noch nicht mal Streamanbieter oder Flatrate's... *lach
Ok kurzum - die Freunde anderer Länder wollten gerne wissen welche Musik ich so höre und ich soll mal streamen damit sie die hören können. Ein Freund in Norwegen hatte eine mächtig dicke Leitung über eine Firma in der er als Admin tätig war, also hiess es, kein Problem - redirekte über Norwegen und sende auf 48 kbps mono, das reicht doch
)
Jetzt wo ich das so niederschreibe, erscheint es mir wie eine Ewigkeit - es sind glaub 8 Jahre vielleicht auch mehr. Den Amerikanern, Mexikanern, Kanadiern, Spaniern und Franzosen und was weiss ich noch was für Nationalitäten gefiel es. Im Chat, mit ein paar hundert Chattern, war der Teufel los und wir hatten alle mächtig viel Spaß. Mein nicht ganz perfektes Englisch gefiel den Südstaatlern gleichermaßen wie den Lateinamerikanern und den Landsleuten hier. Ich mischte meine Moderation deutsch / englisch und spielte meine Musik.
Aber bin ich "Birte" ? Nein und sorry, das es ein längeres Posting wird. Wen es stören sollte, einfach überspringen. Bitte nachher nicht lamenieren es wäre zuviel Text gewesen oder das hätte man kürzer fassen können.
"Birte" und das was da veröffentlicht wurde ist eine für mich sehr negative Geschichte mit (wie bei allem) verschiedenen Standpunkten. Ich konnte nicht lachen - ich musste sogar trocken schlucken als ich das sah. Als "Birte's" Traum zerbrach spielte man aus dem Film "Spiel mir das Lied vom Tod" den gleichnamigen Titel. Schlimm und ja, auch menschenverachtend. Dazu die am Anfang mit Absicht nachvertonten (der Dramaturgie wegen) schmatzenden Schrittgeräusche.
"Birte" ist eine von vielen bei den Internetradios, vielleicht steht sie sogar für nicht nur eine kleine, sondern eher grosse Mehrheit. Einfach nur eine Frau, die Sehnsüchte, Wünsche, Träume und mit Sicherheit jede Menge Probleme hat. Das wird natürlich von der Industrie schamlos ausgenutzt. Genau solche "Typen" brauchen die Medien. Man führt dem Deutschen einfach etwas vor, wo er sich vielleicht insgeheim ertappt fühlt aber offiziell distanziert. Wir sind so ein Volk, leider, das müssen wir akzeptieren. Wir haben nicht nur Akademiker und selbst der letzte Proll kann sich heute Mallorca leisten. Übrigens glaube ich, das "Birte" sich in keinster Weise bewusst war, welche Konsequenzen das wirklich und auch real für sie hat und haben wird. Die Folgen von soetwas sind auch oft schwer abzuschätzen (siehe Kübelböck).
Der Unterschied von mir zur "Birte" ist, das ich soetwas nicht tun würde. Ich gehe sogar noch viel weiter als die meisten hier und bleibe mir treu. Ich veröffentliche keine Bilder von mir und werde nicht mit Webcam senden, denn Radio ist für mich "Kino im Kopf" und nichts anderes. Bei fast allen Radios, bei denen ich mich bewarb, war ein Bild Voraussetzung oder mehr als wünschenswert. Ich wurde danach gefragt und erklärte meinen Standpunkt: Für mich ist Radio ein Hobby oder von mir aus auch eine Leidenschaft. Es gibt für mich keinen vernünftigen Grund mit persönlichen Daten (was ich beruflich mache, oder privat) rauszurücken oder sogar auch noch Bilder von mir ins Internet zu stellen. Das hat nichts mit verbergen zu tun, sondern mit gesundem Menschenverstand und Selbstschutz. Ich suche ebenso keine Frau! Ich bewerbe mich nicht beim Film! Ich möchte bei keinem Model-Casting teilnehmen und vor allem eines - ich möchte mich in keiner dieser Horrorgalerien unter zig Fotos wiederfinden. Nein, nicht wegen meinem Äusseren - das spielt dabei überhaupt keine Rolle. Sondern wegen dem Äusseren vieler dieser "Kollegen"! Schlechte Fotos von minderer Qualität, dazu ein Outing das seinesgleichen sucht. Menschen die schon rein von ihrem Äusseren nicht zu meinem Umfeld gehören würden. Frauen ungestylt mit fettigen Haaren, Typen mit Biergläsern in der Hand, winkend in die Kamera - alles Menschen wie du und ich ???
Schaue ich von den Bildern dann auf die Profile, ist der erste Eindruck zu 90 % richtig. Die Radiobetreiber die solche Fotos verlangen und annehmen sind selbst schuld und oft kein bisschen anders.
Aber was bringt dieses Foto eigentlich?
Nehmen wir an ein Moderator hat einen festen Hörerkreis der ihn gerne hört. Der die Stimme mag und die Art der Moderation und natürlich last but not least die Musik die er spielt.
Welchen Vorteil hat dieser Moderator durch ein Foto ?
Bitte genau lesen: Das Maximum das er erreichen kann, das er weniger Hörer verliert, als einer der ein noch schlechteres Bild von sich drin hat. Warum? Weil man nicht allen Menschen gefallen kann, weil man nicht allen Menschen sympatisch sein kann. Also von angenommen 100 Hörern gibt es im optimalen Falle 1 oder 2 die enttäuscht sind und den Moderator vielleicht doch nicht mehr so oft einschalten, weil sie ganz einfach und simpel eine Antipathie empfinden oder eine andere Vorstellung hatten. In der Praxis sind das sogar noch viel mehr. Man verliert letztlich nur... Ausserdem fragt doch mal die Oma die immer Radio hört oder den Kumpel, Nachbarn usw... welche Lieblingssender diese hören (nicht im Internet, sondern im Auto, Arbeit usw...). Wenn sie die Sender genannt haben, hakt nach, fragt mal ob diese Personen eine Personenbeschreibung des Moderators, den sie immer hören, abgeben können?
Ganz ehrlich, obwohl ich viel Radio höre und einige sogar sehr gerne - ich könnte es nicht!
Nach meinen eigenen Umfragen würden auch viele professionelle Radiomoderatoren lieber kein Bild auf den Homepages ihrer Sender wissen. Die Technik und der "Zeitgeist" verlangt es aber und führt letztlich dazu, das Moderatoren nach Aussehen eingestellt werden oder dieses zumindest ein wichtiges Kriterium wird. Die wirklichen "Typen", die wir mal im Radio hatten, werden meiner Meinung nach immer mehr verschwinden und "Models" werden einziehen.
Eine gute Stimme und Moderation allein reicht nicht mehr....
Ich aber bin FlatRate und ich habe Meinen Style, ich habe Meine Persönlichkeit die ich einbringe und jede Menge Musikwissen. Meine Intention ist es die Hörer zum "Augenschliessen" und sich "treiben lassen und hören" zu animieren.
Viele Menschen haben das verlernt - Zeit nehmen, zuhören, abschalten, relaxen. Das alles kann man mit dem Radio und ich darf und kann genau da einen Impuls dafür setzen, einen schönen Feierabend oder ein gut gelauntes Frühstück zu erleben.
Ein Radiobetreiber bietet mir dafür eine Plattform die ich nutzen darf und entsprechend ausfülle. Natürlich ist es wichtig ein Konzept zu haben, aber man darf das auch nicht zu verbissen sehen - jetzt kommts - es ist halt doch nur ein Hobby. Das möchte ich zwar ehrgeizig und gut machen um auch mal eine Liga höher zu spielen, aber nicht um alles in der Welt.
Alleine die Hörerzahlen sind für mich in diesem Bereich nicht ausschlaggebend. Ich spiele auch nur für einen einzigen Freund und habe genausoviel Spaß daran wie für 100 oder 500 oder mehr. Ätzend finde ich allerdings, wenn ich für hunderte spiele und habe kein Feedback! Also wenn nie eine Reaktion kommt im Gästebuch, im Forum oder vielleicht im Chat. Denn genau das ist ja auch die Chance für jedes Internetradio. Der direkte Kontakt zu Hörern, noch direkter geht es wahrscheinlich nur noch, wenn der Hörer danebensitzen würde.
Bin ich "Birte" ? Vielleicht eine Gegenfrage. Nehmen wir an ich wäre einer von vielen Schiedsrichtern in der oberen Liga. Bin ich dann automatisch auch so einer wie Hoyzer ?
Wer ist denn nun schuld daran, das wir ein Image wegbekommen, das wir nicht verdienen? "Birte" ? Nein!
Es ist ein gesellschaftliches Problem. Oberflächlichkeit und faul gewordene Menschen (das sind die ersten, die wegen zuviel Lesestoff jammern),
nicht mehr selbst nachdenken, unkritisch sein.
Da kommt ein kleines Comeback mit Harald Schmid und Herrn Pocher und? Verherrend niedrige Einschaltquoten, weil die breite Masse lieber Ekelsendungen wie "Hilfe ich bin ein Star, holt mich hier raus" schauen oder andere billigste Verdummungssendungen.
Harald Schmid und Herr Pocher verlangen einfach zu viel Geist. Da muss man sich mehr konzentrieren, als bei Sendungen wo hochverschuldete Ex-Promis sich für schnöden Mamon der Lächerlichkeit preisgeben. Das gibt dem kleinen Manne doch erst den gewissen Kick oder? Ekelerregend, abscheulich und genauso Menschenverachtend wie die Videos aus der Sendung die hier gepostet wurden - jeder natürlich auf seine Art.
Nein, ich bin nicht "Birte" ich spiele, höre und mache nicht alles. Ich bin FlatRate
Richtig würde es laufen, wenn die Radiobetreiber darauf achten würden, das ihre Moderatoren einen "gewissen Level" haben. Natürlich muss und sollte man das auch immer individuell betrachten, da es Ausnahmen geben soll: Aber Hauptschule und weniger, keine Englischkenntnisse, kein flüssiges Vorlesen und gute Betonungen im Text. Keine Ahnung von Politik, Wirtschaft, Entertainment, Sport usw... kurz Allgemeinwissen genannt, keine entsprechende Technik vorhanden (richtiges Mikrofon / Technik etc...) ich könnte noch sehr viele Attribute schreiben, die eigentlich die Grundvoraussetzungen sein müssten um "gutes Radio" zu machen.
Nur wie läuft es denn in der Realität? Viele Radiobetreiber nehmen Jeden, hauptsache sie können einen vollen Sendeplan bieten. Es muss ja mit Gewalt von morgens 8 Uhr bis 24 Uhr gesendet werden und zum Teil noch mehr, natürlich - moderiert! Ausserdem wird von Jedem auch eine Art Beitrag verlangt, damit man die Kosten auffängt. Viele Radios kommen schon alleine deswegen immer wieder in die Zwickmühle. Oft sind die Betreiber auf keinem höheren Niveau, als die Moderatoren die dort senden... arbeitslos, Hartz 4 Empfänger, oder Hausfrau mit vernachlässigten Kindern und einem Ehemann den sie schon lange nicht mehr liebt. Verschuldet über beide Ohren und Träume von denen nur diese Personen wissen. Fern jeder Realität und die Rettung ist ein Internetradio, der Fluchtpunkt vor allen Problemen. Man hat Stress, unendlich viele unwichtige Chats, ständige Dauerberieselung und steht unter Druck wenn man mal 2 Stunden on Air soll. Auch wenn man real nichts darstellt und ist. Hier beim Internetradio ist derjenige plötzlich eine grosse Nummer *schmunzel. Er oder Sie verlieren dann die Sicht auf die Realität und die dort wirklich existierenden Probleme die dann natürlich nicht von alleine verschwinden, sondern irgendwann so gross werden, das diese Personen aus dem Internet verschwinden werden.
Nein, ich bin keine "Birte" Uli, aber ich verstehe die Problematik. Ich habe auch nichts dagegen, das es solche "Psycho" - Radios gibt und auch solche Moderatoren. Bei den heutigen Krankenkassenleistungen kann man sogar fast dankbar sein. Es sind öffentliche Therapiegruppen.
Das ist eine Welt für sich bzw. nur ein Stück (ein grosses) von dieser "Torte".
Ich will aber dieses Stück Torte garnicht! Ich will auch nicht die ganze Torte. Ich will nur ein ganz kleines Stückchen von dieser Torte, aber das möchte ich nur für mich alleine und bitte mit Sahne oben drauf und einer Kirsche!
Das Internetradio hat generell einen schlechten Ruf. Aber das ist mit Sicherheit nicht wegen "Birte" und anderer solcher Personen. Sehr oft wird soetwas in Zusammenhang mit den fehlenden Sponsoren gebracht. Fragmente wie "Verbrannte Erde" fallen dann sehr schnell. Aber so ist es auch nicht. Kein Unternehmen macht Werbung für teures Geld bei einem Internetradio mit vielleicht sogar einigen tausend Zuhörern. Ich hab selbst eine Firma. Der Streuverlust ist mir gemessen am Preis / Leistungsverhältnis viel zu hoch. Für das gleiche Geld erreicht jeder Unternehmer über andere Medien eine Million Menschen und noch mehr. Warum also sollte ein Unternehmer wegen 1000 Hörern oder auch 10.000, mir egal, dort Werbung schalten? Er hat keine Gewähr ob die Zahlen überhaupt stimmen, wieviele Ripper auf dem Stream sind, Fakes usw...
Genau da beginnt es aber zu britzeln, weil sowas darf man doch nicht schreiben? Da wäre eine "Birte" eigentlich stellvertretend für das, was man hier schon immer anprangert, genau das richtige "Feindbild". Sie ist schuld und wir sind vielleicht sogar mitschuld ? Vielleicht sind wir doch auf eine andere Art eine "Birte" ?
Ich bin es nicht!
Radio ist für mich eine wunderschöne Freizeitbeschäftigung, ich höre auch sehr viel und gerne bei anderen zu. (manchmal sogar bei "Birte")