Der Fall "Sarrazin" im Radio

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Natürlich müssen wir alle extremistischen Auswüchse des Islam bekämpfen, aber es ist doch niemandem damit gedient weitgehend friedliche Zuwanderer wie die Türken oder Perser im Zuge dieser etwas zu einseitig geführten Islamdebatte zu diskreditieren.

Nochmal: Sarrazin halte ich für einen Scharlatan, der nur sein Geldsäckel füllen möchte und nach gewohnter Art kräftig auf den Putz haut. Ein redlicher Mensch hat es nicht nötig, das Kollektiv der Muslime derart schlechtzumachen.

Dass 84% der WDR-Online-Voter für Sarrazins Aussagen eintreten, beweist nur, dass sich viele Leute entweder inhaltlich nicht ausreichend mit seinen Positionen auseinandergesetzt haben, ihrem Bauchgefühl folgen oder ungeachtet seiner Behauptungen dafür dankbar sind, dass sich Sarrazin als "Eisbrecher" betätigt hat, der eine längst überfällige Diskussion angestoßen hat.
 
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Natürlich müssen wir alle extremistischen Auswüchse des Islam bekämpfen
Das ist doch nur Blablabla
Wo fangen extremistische Auswüchse an?
In der Schule, wo islam. Mädchen von ihren gläubigen Eltern aus nicht zum Sport oder zur Klassenfahrt dürfen? Am Arbeitsplatz, wo ein islam. Betriebsrat Frauen benachteiligt? oder etwa, wenn Islamverband Milli Görüs an die Hamas Geld spendet? oder wenn islam. Halbstarke blonde, unverschleierte Mädchen als Nutten beschimpfen? bei Ehrenmorden?
 
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Aber warum so undifferenziert?



Das ist allerdings kein Privileg von Ausländern, oder? Darüberhinaus darf man auch sicher feststellen, dass nicht jeder HartzIV-Empfänger ein Schmarotzer ist. Auch nicht, wenn er keinen deutschen Pass hat. Es gibt eben auch ganz schlicht arme Menschen.

Stimmt vollkommen, Sozialschmarotzen und Ausländer hat nicht zwangsweise etwas miteinander zu tun, und wer Hartz4 erhält, ist nicht gleich ein Schnorrer! Nicht dass diese Diskussion in falsche Bahnen gerät. Ein sensibles Thema, welches trotzdem Gesprächsbedarf hat.
 
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Hätte man seinerzeit die " Gastarbeiterschaft" vertraglich geregelt, wie das in der DDR üblich war (sog. "Vertragsarbeiter" aus Algerien, Kuba, Vietnam etc., nomen est omen), man hätte die Probleme mit deren nachfolgenden Generationen heute nicht.

Falsch verstandener "Humanismus" oder Sorglosigkeit in der Boom-Phase?
 
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mediascanner schrieb:
Wo fangen extremistische Auswüchse an? In der Schule, wo islam. Mädchen von ihren gläubigen Eltern aus nicht zum Sport oder zur Klassenfahrt dürfen? Am Arbeitsplatz, wo ein islam. Betriebsrat Frauen benachteiligt? oder etwa, wenn Islamverband Milli Görüs an die Hamas Geld spendet? oder wenn islam. Halbstarke blonde, unverschleierte Mädchen als Nutten beschimpfen? bei Ehrenmorden?

Genau dort!
 
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Die Deutsche fühlen sich bei einer Ausländerrate von 9% vom Aussterben bedroht, fremde Gene verdummen das Volk, der Islam soll mit einer Anhängerschar von gut 3 Millionen kurz vor der Eroberung des Abendlandes stehen - die von Sarrazin angefachte Massenhysterie nimmt mittlerweile leicht psychotische Züge an; Wie die Diskussionsbeiträge in diversen Internetforen nahelegen, wird Deutschland gerade wieder mal von einem ungesunden Rechtsdrall erfasst.

Wie ich bereits sagte: Deutschland wird nie ein Einwanderungsland, die Deutschen bleiben lieber unter sich.
 
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Die Deutsche fühlen sich bei einer Ausländerrate von 9% vom Aussterben bedroht,

Habe ich beispielsweise nie gesagt...

der Islam soll mit einer Anhängerschar von gut 3 Millionen kurz vor der Eroberung des Abendlandes stehen

kenne türkische (!) Zeitungen, die genau das -zumindest bezogen auf Deutschland- fordern.

fremde Gene verdummen das Volk
Quatsch und auch nicht meine These. Die meisten Deutschen vergessen sowieso, dass sie auch ein Völkergemisch sind, weit zurückblickend aus den Stämmen, die dem Land den Namen gaben:
Alemannen (Allemande in Frankreich), Germanen (Germany in englischsprachigen Regionen) und Teutonen (=deutsch) usw usw, bis hin zu den Hugenotten, die man einst mit offenen Armen aufnahm.
Nicht vergessen sollte man im Eifer des Gefechts, dass der Islam und Einwanderer aus jenem Dunstkreis in der Tat eine andere Kultur mitbringen. Samt absolutistischer, intoleranter "Religion"...

Ich habe auch mit anhören müssen, dass nach Koranauslegung sowieso alle Vereinbarungen und Übereinkünfte mit irgendeinem Juden und Christen jederzeit gebrochen werden dürfen, da solche mit "Ungläubigen" nicht gelten. Aus dem Mund eines Imams... hier mitten in Deutschland. Danke, hat mir gereicht.

Und man sollte hier im Forum doch mal sehr sehr sehr sehr vorsichtig sein, irgendjemanden in die "rechte Ecke" zu stellen. Ich halte das für kein ausgesprochenes "rechtes" Thema (bin politisch eher "links von der Mitte" anzusiedeln...), auch wenn man jetzt dummerweise (Sarrazin allen voran) der NPD/DVU regelrecht Kanonenfutter liefert... :rolleyes:
 
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Die Deutsche fühlen sich bei einer Ausländerrate von 9% vom Aussterben bedroht, fremde Gene verdummen das Volk, der Islam soll mit einer Anhängerschar von gut 3 Millionen kurz vor der Eroberung des Abendlandes stehen
In Deutschland leben rund 7,2 Millionen Ausländerinnen und Ausländer. Viele sind als Gastarbeiter oder deren Angehörige nach Deutschland gekommen. Sie bereichern das Land mit ihrer Kultur und ihrem Wissen.
Deutschland ist für viele ein Land der Möglichkeiten. Die Aussicht auf bessere Verdienstmöglichkeiten, aber auch der allgemeine Lebensstandard machen Deutschland für Einwanderer attraktiv. Besonders für Jüngere ist ein Gastaufenthalt in Deutschland erstrebenswert: Fast jede bzw. jeder achte Studierende an deutschen Hochschulen kommt aus dem Ausland.
Staatsangehörigkeit von Ausländerinnen und Ausländern
am 31.12.2008

Türkei 1 688 370
Italien 523 162
Polen 393 848
Griechenland 287 187
Kroatien 223 056
Russische Föderation 188 253
Serbien und Montenegro (ehem.) 177 330
Österreich 175 434
Bosnien-Herzegowina 156 804
Serbien 136 152
Leider nur von 2008, da gerade keine aktuellere vorlag.
Wie ich bereits sagte: Deutschland wird nie ein Einwanderungsland, die Deutschen bleiben lieber unter sich.
Das sehe ich anders, denn ansonsten wuerde der Deutsche schlechthin wohl auch eine solche 'Massenhysterie' - wie du sie interpretierst - gegenueber den anderen Auslaenderinnen und Auslaendern verbreiten (siehe obere Statistik vom Bundesamt fuer Statistik).
Allerdings hat radiovictoria01 an dem Punkt Recht an dem er erklaert, dass (so erklaerte mir auch vor einiger Zeit ein Pakistani) Zeitungen vertrieben werden, die 'die Islamisierung der USA und Europas' fordern.

Mit einem 'gesunden rechtsdrall' hat das weniger zu tun als mit der Abwehr eines Angriffes gegen die Persoenlichkeit und die Religionsfreiheit, die im Uebrigen auch einem Muslimen innerhalb Deutschlands zusteht. - Wie sieht es im Gegenzug in muslimischen Laendern mit 'meiner' Religionsfreiheit als Christ aus?
 
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Wie sieht es im Gegenzug in muslimischen Laendern mit 'meiner' Religionsfreiheit als Christ aus?

Religionsfreiheit gibt es fast überall, am besten sieht's in Syrien, Jordanien, im Libanon, den Maghreb-Staaten, der Türkei, Ägypten und den Golfstaaten (Kuwait, VAE, Katar, Bahrain) aus. In einigen anderen Ländern (z.B. Saudi-Arabien) muss man sich stärker den Landessitten unterordnen als in den zuvor genannten, aber Nichtmoslems werden rechtlich nicht schlechter gestellt oder gar diskriminiert. In der Theokratie Iran werden Christen und Juden in unterschiedlichem Maße benachteiligt, im Irak, in Afghanistan und den pakistanischen Nordwestprovinzen herrscht offiziell Religionsfreiheit, allerdings kann diese durch regionale Gebräuche, extremistische Gruppierungen und Stammesrecht erheblich eingeschränkt sein.
 
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Der Oman wurde vergessen: Liberal eingestellt. Der Libanon war schon immer "unter mehreren Religionen aufgeteilt". Golfstaaten und Kuwait eingeschränkt: ja, Jordanien auch. Aber Türkei?
Gut, in Istanbul gehen die Uhren anders als in Ankara oder gar Diyarbakir... aber versuche doch nur mal in Istanbul eine neue christliche Kirche zu eröffnen, oder ein Priesterseminar durchzuführen...?
Und genau das ist der Punkt: Der Islam ("die" Muslims) fordert (zu Recht) Tolerierung seiner Religion. Ich stimme dem durchaus zu, wenn man auch in Medina oder Mekka (...) im Gegenzug eine Kirche bauen könnte....
Obwohl, es ist kein so guter Gedanke.... dann haben wir morgen eine Moschee samt Minaretten mitten im Vatikanstaat (:D). Gleiches Recht für alle.

Aber schon das Thema Bamian reicht mir vollkommen, um die Toleranz des Islam irgendwo einzuordnen...
 
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Welche Defizite bei den Moslems bestehen, sehen wir dieser Tage im Zusammenhang mit der Auszeichnung für den Mohammed-Karikaturisten. Heute morgen beschwert sich irgendein Oberer vom Zentralrat der Muslime darüber, dass Angela Merkel daran teilgenommen und eine Ansprache gehalten hat. Solange Moslems nicht kapieren, dass bei uns in Europa Meinungsfreiheit besteht, sehe ich einen weiteren, tiefen Gegensatz zwischen "denen" und uns. Der Zeichner lebt seit fünf Jahren wegen Morddrohungen unter Polizeischutz - ein Skandal ist das!

Wenn ich schon diese Stimmen aus den Reihen der Grünen höre, die Merkel für ihre Teilnahme kritisieren, kriege ich wegen dieser "Political Correctness" das große Kotzen. Wir haben uns aufgrund falsch verstandener Toleranz schon viel zu sehr eingeschränkt.
 
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Intolerant sind immer Menschen, nicht Religionen, genauso, wie sich Intoleranz auch in allen Religionen finden läßt. Ich würde sogar die gewagte These aufstellen, daß sich das ziemlich gleich sein dürfte, egal, wohin man blickt. Das ist ja auch nur natürlich, wenn man bedenkt, wofür Religion eigentlich steht: Religion ist die Kompensation für das, was man verstandesmäßig nicht begreifen kann, oder wovor man Angst hat. An erster Stelle die uralte Menschheitsfrage "wo komme ich her, wo gehe ich hin?". Aber auch "fremdes" im ganz allgemeinen Sinne macht vielen Menschen Angst, weil man es nicht einschätzen kann. Uralte Instinkte schreien dann immer noch "paß auf". Viele Menschen wissen darum und viele können auch weitgehend gut damit umgehen - das sind die, die Vorurteile als solche erkennen und deshalb Toleranz üben können. Anderen gelingt das weniger gut, gerade das Unbewußte spielt da eine große Rolle - so kann es dann zur Angst vor dem Fremden und daraus geboren zur Intoleranz führen.

Dabei ist besonders wichtig zu beachten: jeder Mensch ist hier anders. Jeder entwickelt seine eigenen Strategien, mehr oder weniger bewußt, damit umzugehen. Deshalb im Zuge solcher Diskussion "die Muslime", "die Christen", "die Hartz IV Empfänger", "die Ausländer" oder sonstwen zu benennen ist schlicht unzulässig. Es gibt sicherlich Menschen, die eine "Islamisierung Europas" wollen. Es gibt genauso aber auch Menschen, die sich hier sehr wohl integrieren wollen.

Integrieren ist weder Assimiliation noch Multi-Kulti. Wer in ein fremdes Land geht, bringt seine Kultur mit. Das führt zum Beispiel zu bayerischen Wurstbratereien mitten in Ohio (mal als Beispiel konstruiert). Das ist auch völlig in Ordnung. Wer aus der Türkei nach Deutschland kommt hat natürlich das Bedürfnis, türkisch zu sprechen, türkische Gerichte zuzubereiten und das Schweineschnitzel mit Sauerkraut vermutlich nicht zum Lieblingsessen mutieren wird, bedarf auch keiner weiteren Erläuterung. Aber: wer in ein fremdes Land geht, muß sich auch den dortigen Sitten und Gebräuchen anpassen. Das sollte eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein - aber genau da liegt der Hase im Pfeffer: offensichtlich ist es das nicht für alle. Ich sage nur: "Man spricht deutsch". Mitten in Spanien, auf Mallorca, das manche (habe ich schon gehört) als neues Bundesland hätten. Selbst, wenn man sowas im Scherz sagt, steckt da oft mindestens ein Körnchen Wahrheit drin. Der "König von Malle"? Ein Deutscher... Wie überall im Leben muß sich eine Balance einstellen zwischen der mitgebrachten Kultur und der des Gastlandes. Das ist Integration und eine hohe Kunst. Voraussetzungen dafür sind aber auch Richtlinien und Möglichkeiten. Wer in ein fremdes Land geht, hat vielleicht schon ein wenig Wissen über sein Gastland. Vielleicht gelesen, vielleicht gehört, vielleicht etwas im fernsehen gesehen - oder auch nicht. Jeder kommt mit einem anderen Wissensstand hier an und man kann von niemandem verlangen, einen bestimmten "Standard" mitzubringen. Trotzdem muß man sehr wohl etwas fordern. Dazu gehört zum Beispiel das Erlernen der Sprache. Wer auf Dauer in einem Land leben will, in dem eine andere als seine Mutersprache gesprochen wird, muß diese Sprache lernen, so gut es ihm eben möglich ist. Das ist eine Grundvoraussetzung und sollte daher unbedingt auch eingefordert werden. Es kann nicht angehen, das ein Gastland seine Ämter mit Personal besetzt, die der Sprachen aller Herren Länder mächtig sind. Es ließen sich auch andere Beispiele diskutieren, aber das führt hier zu weit. Wichtig ist, daß ein Gastland für eine erfolgreiche Integration von zugewanderten Neubürgern einen gewissen Standard, wie niedrig er auch sei, verlangen muß - sonst artet das ganze in Multi-Kulti aus, wo jeder machen kann, was ihm gerade beliebt. Daß man das nicht mit der berühmten deutschen Gründlichkeit übertreiben darf sollte benso klar sein. Wenn ich von jedem, der bei uns leben möchte, ein abgeschlossenes Germanistikstudium verlange, ist auch keinem gedient. Es muß eine Balance herrschen und dazu gehört eben auch, die Möglichkeiten zu schaffen. Sprachkurse, Kindergartenplätze für den Nachwuchs, kulturelle Angebote - ja das kostet Geld, aber es spart auf der anderen Seite Geld für nicht eingetretene Folgen, die eintreten, wenn man solche Integration versäumt. "Fordern und fördern" könnte man so ein Programm nennen.

Zurück zur aktuellen Situation. Wir haben dieses Thema jahrzehntelang verschlafen (mit "wir" meine ich in diesem Fall in erster Linie die deutsche Politik). Gründe dafür gibt es viele. Nach dem Krieg spielt es sicherlich auch eine Rolle, daß man als Deutscher, wenn man etwas gegen "andere" gleich welcher Couleur sagt, sofort befürchten muß, in die rechte Ecke gestellt zu werden - wie man ja auch in diesem Faden wiederholt gesehen hat. Es wurde vielleicht nicht gleich mit der Nazikeule zugeschlagen, aber damit gewedelt wurde schon das eine oder andere mal. Daß sich unsere glattgeschliffenen Politiker davon keine Beule einfangen wollen, ist zwar nachvollziehbar, aber nicht zweckdienlich. Die Grundsteine für das Dilemma wurden, wie schon erwähnt, in den 50er Jahren gelegt, als nach dem Krieg massenhaft Arbeit, aber zuwenig Arbeiter verfügbar waren. Die hat man schnell aus dem Ausland geholt, es aber versäumt, sich darüber Gedanken zu machen, wie denn die Zukunft aussehen könnte. Die fortschreitende Automatisierung in Industrie/Handwerk/Landwirtschaft vernichtet mehr Arbeitsplätze, als sie schafft so kam es nach einigen Jahrzehnten zur Umkehrung der Situation: plötzlich waren mehr Arbeitskräfte als Arbeitsplätze vorhanden. Dadurch (und einer anderen Reihe Gründen, die ich in dieser Diskussion außen vor lasse) bildet sich nach und nach eine Unterschicht, der es zunehmend schwerfällt, überhaupt an der Gesellschaft teilzuhaben. Ich sehe es bei unseren Kindern in der Schule: da gibt es Eltern, die überlegen müssen, ob sie sich ein Übungsbuch für €5,95 für ihren Sprößling leisten können, von der Klassenfahrt für €130,- mal ganz zu schweigen. Die Schule selbst sieht auch nicht besser aus, längst müssen die Eltern "Schulgeld" bezahlen - hintenrum: als "Kopiergeld" "Umlage" oder sonstwie getarnt. Gerade gestern am Elternabend gehört: "normalerweise würden wir ja eine Mitteilung schicken, wenn ein Kind seine Hausaufgaben mehrfach nicht vorweisen kann, aber dafür ist kein Geld mehr da"... wohlgemerkt: diese Unterschicht rekrutiert sich nicht allein aus Zuwanderen oder deren Nachkommen, sondern auch Familien, die seit eh und je hier leben, sind betroffen.

Auf der anderen Seite gibt es Milliarden-Rettungsschirme für angeschlagene Banken... alle diese Probleme hängen miteinander zusammen, deswegen kann man durch das "Lösen" einer "Asuländerfrage" auch nicht wirklich eine Besserung erzielen - wie schon geschrieben, die Sau schreit halt schön laut, wenn man sie durch's Dorf treibt. Viel wichtiger wäre in meinen Augen, zu erkennen, daß es sich nicht um Problem sondern um einen Problemkomplex handelt und zu beginnen, nach den Ursachen zu forschen und dann aus diesen Überlegungen Lösungsansätze zu formulieren. Angst, Polemik und Rabulistik sind dabei schlechte Berater. Es kommt darauf an, einen kühlen Kopf zu bewahren (fällt auch mir bisweilen schwer, das gebe ich zu) und Lösungen zu suchen. Die Thesen Thilo Sarrazins haben zumindest eines bewirkt: das Thema ist in den Fokus geraten. Auch wenn die Thesen teilweise hanebüchen sind, die Diskussion darüber war überfällig. Die intolerante Haltung, der er jedoch zur Schau stellt, unterscheidet sich in keiner Weise von der, die er denen, die er angreift, vorwirft. Damit schließt sich der Kreis: intolerant sind immer Menschen.

Wie kann man das Dilemma lösen? Die angesprochenen Probleme hängen alle miteinander zusammen. Eines zu "lösen", wie auch immer, löst noch längst nicht die anderen - vielleicht verschiebt es sogar nur den Fokus. Es ist vielleicht an der Zeit, Probleme nicht mehr isoliert, sondern im Ganzen zu betrachten, um eine auf Dauer tragfähigere Lösung für die menschliche Gemeinschaft zu erreichen. Dazu gehört, zu erkennen, daß die Aussagen "alle Menschen sind gleich" und "alle Menschen sind verschieden" beide wahr und unwahr zugleich sind. Wahr sind sie in jeweils ihrem eigenen Kontext, der aber individuell bestimmt werden muß. Das Problem jedweder Gesellschaft ist nämlich eben dieses: eine Gesellschaft ist die Summe vieler Individuen, jedes mit eigenen Bedürfnissen. Obwohl es durchaus weitgehende Überschneidungen gibt, gibt es auch Bereiche, in den Pauschalisierungen unzulässig sind. Das wird meines Erachtens derzeit zu wenig berücksichtigt und vielleicht könnte da ein Umdenken helfen, aus den Problemen von heute Lösungen für morgen zu entwickeln. Das ist ein langer, schwerer Weg, aber dazu sind wir schließlich Menschen und dafür haben wir unseren Kopf: um uns Gedanken zu machen.

LG

McCavity

P.S.: Ja, ich bin mal wieder vom hundertsten ins tausendste gekommen und ja, das klingt alles verworren - aber genauso verworren sind meine Gedanken. Das Problem ist halt ein komplexes und je schärfer man hinschaut, um so verschwommener wird es ;)
 
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@McCavity
Vielen Dank, Dein Beitrag hebt sich wohltuend vom weitgehenden Geschwurbel und den zahlreichen Amateuranalysen in diesem Faden ab.
 
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Ja, wie finde ich denn das? Gerade verkünden die WDR 5-Nachrichten in ihrer letzten Meldung das Ende des Ramadan - ohne sonstigen aktuellen Bezug. Wird aus WDR 5 jetzt Radio Koran?? :wall:
 
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@McCavity, sehr schön, treffend, gar nicht verworren, wie Du glaubst.

XXL: Man kann nicht Integration fordern und gleichzeitig erwarten, dass besonders herausragende Ereignisse für einen wichtigen Teil der Bevölkerung nicht in den Medien stattzufinden haben. Das genau dokumentiert die Integrationsunfähigkeit, die hier bei zahlreichen posts zu beobachten ist, und die den Muslimen vorgeworfen wird.
 
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Ja, wie finde ich denn das? Gerade verkünden die WDR 5-Nachrichten in ihrer letzten Meldung das Ende des Ramadan - ohne sonstigen aktuellen Bezug. Wird aus WDR 5 jetzt Radio Koran?? :wall:

Nein. Solange WDR 5 auch den Beginn der Fastenzeit oder den Heiligen Abend verkündet, ist alles in bester Ordnung. Sowas nennt man Religionsfreiheit: daß nicht nur die vorherrschende Religion Berücksichtigung findet, sondern auch andere. Gerade diese Information kann durchaus nützlich sein, denn unsere Kinder erzählten gestern, daß ihre türkischen Mitschüler ein "Zuckerfest" feiern und wollten wissen, was das denn ist - gut, wenn man dann auch als Nicht-Muslim weiß, daß der Ramadan zuende ist...

LG

McCavity
 
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Im "Stern" der letzten Woche (36/2010) schreibt die Reporterin Frauke Hunfeld einen sehr lesenswerten Beitrag, bzw. einen öffentlichen Brief an Sarrazin (Lieber Herr Sarrazin,...) und widerlegt viele seiner Thesen. Richtig gut geschrieben, analysiert und mit Fakten bestückt. Der Artikel lässt Sarrazin dumm dastehen.

Heute werden die meisten Medien gespannt die Lesung aus Potsdam verfolgen und darüber berichten.
 
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Welche Defizite bei den Moslems bestehen, sehen wir dieser Tage im Zusammenhang mit der Auszeichnung für den Mohammed-Karikaturisten.

Demonstrieren dürfen sie, protestieren auch - das gehört genauso zur Meinungsfreiheit. Gewaltanwendung und Bedrohung einzelner Personen sind hingegegen inakzeptabel.

Man muss nun mal zur Kenntnis nehmen, dass die Moslems religiöse Güter höher halten als der atheistische Mainstream in westlichen Ländern. Ich kann mich an keinen nennenswerten Fall erinnern, in dem Moslems ihren hochverehrten Propheten Isa (Jesus Christus) verballhornt hätten. Ein respektvoller Umgang mit anderen Kulturen ist allemal besser als bewusste Provokationen, egal ob es sich um Mohammed-Karikaturisten, christlich-fundamentalistische Koranverbrennungen oder Sarrazins Propagandasprüche handelt. Natürlich steht es Karikaturisten frei, Mohammed in Unterhosen oder mit Schnapsflaschen zu zeichnen, wenn die Moslems dagegen auf die Straße gehen ist das wiederum als legitime Meinungsbekundung zu werten, selbst wenn wir dieses "Tamtam" für überzogen halten.

Das Demonstrationsrecht ist ein unveräußerlicher Bestandteil der Meinungsfreiheit.
 
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Man muss nun mal zur Kenntnis nehmen, dass die Moslems religiöse Güter höher halten als der atheistische Mainstream in westlichen Ländern.
Allerdings widerspreche ich dir an dieser Stelle! Das berechtigt allerdings noch immer nicht, wie vor einigen Stunden mitbekommen, dass ein Selbstmordattentaeter sich in seinem Auto in einer Einkaufsstraße 'in die Luft' jagd, weil 'man ein von der christlichen Bevoelkerung besetztes Gebiet fuer sich beansprucht'.
Das hat weder was mit Demonstrationsrecht - noch anderen Rechten zu tun. Das nahm unschuldigen Buergern, im Uebrigen auch Kindern - ihr Recht auf Leben.
Also stellt man sich 'auch an dieser Stelle' erneut 'ueber' die Christen und versucht, gewaltsam (diese Art der Anschlaege sind seit spaetestens 9/11 nicht unbekannt) das zu nehmen wovon man glaubt es fuer sich in Besitz nehmen zu duerfen - ohne Ruecksicht auf Verluste.
 
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Sarrazin schafft sein Amt ab
Was er weidlich ausnutzt, sich in Szene setzt und Autogramme verteilt...
inselkobi über Selbstmordattentate schrieb:
ohne Ruecksicht auf Verluste.
Und genau das wird aus dem Koran abgeleitet. Bei Christen (und anderen Religionen) ist es sowieso egal, es trifft ja Ungläubige. Und wenn es dann noch zeitgleich einige Moslems mit trifft, dann heiligt hier sozusagen der Zweck die Mittel. Diese Moslems werden dann auch ins Paradies kommen (ob sie wollen oder nicht), liebliche Jungfrauen werden ihren Körper salben und lauter so ein Mist....
 
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Ja, das ist schon ein rechter Unfug. Du übersiehst aber, dass die Zahl der muslimischen Opfer des islamistisch motivierten Terrorismus die der Nicht-Muslime unter den Opfern weit übersteigt. Man darf das nicht so sehen, als sei dieser Dschihadismus eine Bewegung der muslimischen Welt gegen die christliche, auch wenn Dschihadisten manche Anschläge so darstellen.
 
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Man muss nun mal zur Kenntnis nehmen, dass die Moslems religiöse Güter höher halten als der atheistische Mainstream in westlichen Ländern.
Grundrechte (z.B. der Grundrechtskatalog im GG), Menschenrechte, Meinungsfreiheit sind universelle Werte die über dem Koran stehen.Das ist eine Lernaufgabe für viele Moslems. Besonders Meinungsfreiheit tut hier und da auch mal weh - und das ist gut! Nicht alles ist aber gleich ein Anschlag auf die Ehre oder eine Beleidigung. Der häufige Gebrauch dieser Vokabeln aus den Mündern der Vorsitzenden der verschiedenen Moslem-Verbände führt zur Abnutzung und Lächerlichkeit in den Augen aufgeklärter westlicher Menschen.
 
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