AW: Miss Daisy und ihr Malheur
Ich frage mich langsam, ob ihr einfach so unfassbar arrogant oder schwachsinnig seid, oder beides.
Es gab eine Unwetterwarnung, es war ein Sturm angekündigt, auch für NRW, und zwar für die Nacht von Freitag auf Samstag, mit Windgeschwindigkeiten von über 100 km/h. Diese Wetterlage sollte über einen ganzen Tag bis Sonntag anhalten.
Das hat Millionen von Menschen auch in NRW betroffen, weil Betroffenheit nicht erst dann eintritt, wenn einem beide Beine abfrieren (oder bei manchen das Gehirn, wie mir scheint). Mich hat es auch betroffen, weil ich zum Beispiel einige berufliche Dinge für den Fall von tatsächlichen wetterbedingten Beeinträchtigungen am Samstag zweigleisig planen musste. Das hat mich nicht umgebracht, ich jammere deshalb nicht und habe das auch nicht als Katastrophe empfunden. Ich fand es aber angemessen, dass darüber im Vorfeld ausführlich berichtet wurde, gerne auch zwei Stunden lang in einer Sondersendung. Ich fühlte mich auch weder in Panik noch in Wetterhype versetzt, Gott sei Dank.
Dass die Wetterlage in NRW nicht so eingetreten ist, wie die Meteorologen befürchtet haben, ist nicht die Schuld der fucking Medien, nicht mal der Meteorologen. Kaum zu glauben, aber wahr: Eine Sturmfront verändert mitunter ihren Verlauf oder schlägt in unterschiedlichen Regionen unterschiedlich stark zu. Ich erwarte für meine GEZ-Gebühren auch einen anständigen Sturm, aber leider hat der WDR den wohl versaut.
Es war DAS Topthema am Freitag, ich kenne NIEMANDEN, weder in meinem privaten noch beruflichen Umfeld, für den die Wetterlage am letzten Wochenende keine Rolle gespielt hätte, aus welchem banalen Grund auch immer.
Mir ist auch der Begriff "Katastrophe" in der Berichterstattung des WDR nicht über den Weg gelaufen. Wenn die BILD-Zeitung über "die weisse Hölle" schreibt, ist auch das nicht die Schuld des Westdeutschen Rundfunks.
Und um euch noch etwas Faszinierendes aus dem Alltag von Medienmachern zu erzählen: Sehr zum Leidwesen von Rundfunk- und Fernsehredakteuren zählt der Wetterbericht zu den größten Informationsbedürfnissen von Hörern und Zuschauern. Das ist auch der Grund, weshalb Radio- und TV-Sender zum Teil so extrem viel Wetter machen oder sogar "Wettervögel" beschäftigen. Und das gilt bei normalen Wetterlagen. Umso mehr gilt dieses Informationsbedürfnis (außer bei ein paar Klugscheissern in diesem Forum) bei extremen Wetterlagen, wie wir sie für die Verhältnisse hierzulande am letzten Wochenende hatten (und ich verneige mich demütig vor den Inuit, weil ich weiß, dass meine Schneebeinträchtigung im Vergleich zu ihrem Alltag natürlich Kasperletheater war).
Und dann noch ein letzte Frage an euch Möchtegern-Experten, die ihr hier meiner Überzeugung nach eure Inkompetenz für eine redaktionelle Tätigkeit umfassend dokumentiert: Womit hättet ihr denn am Freitag eure Sendezeit bestritten, mal angenommen, ihr würdet in einer aktuellen Redaktion arbeiten? Ich stelle mir das so vor in einer Redaktionskonferenz: Erst euer Einwand, dass das Thema trotz Unwetterwarnung nicht als so wichtig einzuschätzen ist, und dann euer Vorschlag: Bitte sehr! Bin sehr gespannt.
Wenn auch da nur heiße Luft kommt, steht euch ja immer noch die Bewerbung als Wetter-Orakel frei.