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...Eine mögliche, wenn auch unwahrscheinliche Perspektive, für's Radio zu arbeiten, ist das Erstellen von Beiträgen (Reportagen, Kulturkritiken, Features, Hörspiele)...
...Und dann geht das Antichambrieren los. Ein harter, demütigender Weg mit vielen Enttäuschungen und Abweisungen...
...Und bedenke: Niemand wartet auf Dich. Dein Erscheinen bei einem Redaktionsleiter ist lästig. Man will sich gar nicht mit Dir befassen. Es sei denn, Du bist ein neuer Peter Frankenfeld, Walter Jens oder Josef Pelz von Felinau...
Es ehrt dich, daß du mit 45 zum Radio willst. Deine Begeisterung für das Medium ist auch nachvollziehbar. Es IST der geilste Job der Welt, und ich möchte niemals etwas anderes machen. Allerdings ist es sehr sehr schwer, voranzukommen - selbst dann, wenn man die formalen Kriterien erfüllt (in jungen Jahren anfangen, Abitur und Studium sind obligatorisch, Volontariat bei der ARD oder einem großen Privaten ebenso, vielfältige praktische Facherfahrung auch). Wenn man die nicht erfüllt, wird es nahezu unmöglich, in dieser Branche Fuß zu fassen. Und ganz ehrlich: Das ist auch gut so. Radio ist Arbeit und Handwerk und letztlich eine Kunstform. Die mag je nach Sender unterschiedlich ausgeprägt sein. Grundsätzlich muss man aber sagen, dass es schon seinen Sinn hat, dass die Anforderungen so sind wie sie sind. Ich wundere mich auch immer wieder, dass so viele Leute von außen meinen, sie könnten ohne entsprechende Bildung und Ausbildung einfach so Radio machen. Ich würde niemals auf die Idee kommen, mich als Fliesenlegerin zu bewerben, nur weil ich ungefähr weiss, wie man Fliesen verlegt. Radiojounalismus setzt eben auch einen gewissen weltlichen Weitblick voraus. Was man als Hörer vom Radiojounalismus mitbekommt, ist ja nur ein sehr kleiner Teil des Wissens, das die Radiojounalisten mitbringen.
Es kann schon sein, dass man ohne Abitur und alles, was darauf aufbaut (Studium -> Volo -> langjährige praktische Erfahrung, evtl. parallel Lehrtätigkeit), bei einem Kleinstsender etwas machen kann. Ob das dann aber so die Erfüllung ist, sei dahingestellt - von der schlechten Bezahlung und des unsicheren Beschäftigungsverhältnisses ganz zu schweigen.
Ein Volontariat erscheint mir im vorliegenden Fall auch nicht der beste Weg zu sein. Bei der ARD wird das aus drei Gründen nichts:
1. Kein Abitur. Dadurch von vorne herein für alles weitere ausgeschieden. Kein Abi, keine ARD.
2. Kein Studium. Bei den ARD-Sendern zwingende Voraussetzung.
3. Weit über 30. Altersgrenze bei den ARD-Sendern (ungeschrieben) bei 30.
Bei einem großen Privaten (Antenne Bayern, FFH, ffn, RSH...) wird es auch eng ohne Abi und Studium.
Die Branche liegt generell ziemlich am Boden. Selbst diejenigen, die die formalen Kriterien erfüllen und von der Pieke auf das Radiomachen gelernt haben, sind heute nicht mehr sicher vor Kürzungen und dem Arbeitsamt. Wieso sollte ich als Radiosender also jemanden ohne Abitur, Studium und Volontariat einstellen, wenn ich das nichtmal bei denen kann, die all das mitbringen? Wenn ich mir vorstelle, mir würde plötzlich ein neuer Kollege zur Seite gestellt, der 15 Jahre älter ist als ich, noch nie bei einem Medium gearbeitet hat und noch nichtmal das Abitur hat, das würde ganz schön krachen. Ganz ehrlich: Ich würde mir da nicht die Butter vom Brot nehmen lassen, dafür habe ich zu lange für diesen Job gekämpft - und zwar MIT Abitur und allem, was dazugehört.
Um es ganz direkt auf den Punkt zu bringen: Finger weg. Im Interesse aller. Oder bei einem Miniminiminisenderchen, wo's keinem wehtut.
Journalisten lassen in ihre Beiträge nicht nur Rechercheergebnisse vom laufenden Arbeitstag einfließen, sondern auch Hintergrundwissen und Lebenserfahrung, die man nicht in der Redaktion erwirbt.
Dein Erscheinen bei einem Redaktionsleiter ist lästig. Man will sich gar nicht mit Dir befassen.
Kein "Redaktionsleiter", mit dem man bei einem Vorstellungsgespräch (falls es überhaupt dazu kommt - aber das entscheidet ja erst mal die Personalabteilung) logischerweise zusammentrifft, wird sich einen "schlaueren" Mitarbeiter ins Boot holen, der dann möglicherweise etwas später am eigenen Stuhl sägt.
Trotzdem fließen aus dem Aug' die Tränen, wenn man sich vorstellt, welche Talente sich "das Radio" durch die heutigen, formatierten Anforderungsprofile (jung, 80 Jahre Betriebserfahrung, Nobelpreis, mindestens eine Mondlandung) über die Jahre entgehen lässt. Vadder hat in seinem Laden Karrieren erlebt, die heute einfach nicht mehr denkbar sind. Da kam ein junger Jurastudent, diente sich in der Verkehrsredaktion als "Kaffeekocher" an und leitet heute höchst erfolgreich eine Welle. Da wollte eine junge Frau "irgendwas mit Schreibmaschine" machen, tippte Meldungen nach Diktat und brachte sie dem Sprecher ins Studio. Dann moderierte sie ein beliebtes Dating-Format. Heute ist sie von den Medien vergötterte Bestsellerautorin. Dann kam ein junger Mensch in zerschlissenen Jeans und Parka, machte beeindruckende Features über Lateinamerika und ist heute Senderchef im Norden der Republik. Und ich wette: Alle drei würden nach den heutigen Aufnahmekriterien nicht dort sitzen, wo sie mittlerweile sind.
Seien wir jetzt mal optimistisch und gehen davon aus, dass ein 300 Seiten starkes Werk von einem Verlag genommen wird (ja, ich gehöre tatsächlich zu jenen Menschen, die darauf beharren, für ihre Arbeit auch bezahlt zu werden und nicht noch zusätzlich Geld an sogenannte DKZV zu leisten) und er bezahlt mir - einem NoName - dafür 2000 € (wie gesagt: optimistisch gedacht), dann hätte ich umgerechnet einen Stundenlohn von etwa 2 - 3 €.
Von dieser Seite sind die von mir erhofften 800 € - so lächerlich sie auch klingen mögen - verdammt viel Geld.
Herrlich!Ich dagegen finde Formalqualifikationen bei diesem Beruf uninteressanter als die Konsistenz des Stuhlgangs (jener würde immerhin entscheiden, wie schnell es zu einer Verstopfung der betriebseigenen Toilette kommt).
K 6 schrieb:Für die Tätigkeit als Knecht einer Privatklitsche, der dort Vollzeit und mehr als Vollzeit arbeitet, aber eindeutig so wenig, daß es nichts anderes bedeutet, als den Markt kaputtzumachen. Das ist nämlich das eigentliche Problem an dem Phänomen „ich will unbedingt zum Radio“.
Nüchtern betrachtet müsste man deshalb jemandem, der partout seinen Traum verwirklichen will, ein Engagement beim nichtkommerziellen Bürgerradio empfehlen. Mit dem, was er dort auf die Beine stellt, kann er dann immer noch per Bewerbung den Sprung in die bezahlte Branche versuchen - dann aber zu den marktüblichen Konditionen.
Zustimmung! Niemand ohne jegliche Mikrofonerfahrung wird bei irgendeinem Sender einfach so auf die Antenne gelassen. Schon gar nicht als Moderator. Jeder, der da heute zu hören ist, hat ganz klein angefangen: als DJ, beim Bürgerfunk, als Bühnenkünstler. Eventuell als Reporter bei eben jenem Sender, wo dann zufällig eine Personallücke ist und jemand sagt: "Probieren wir es mal mit ihm." Aber so von Null direkt an den Moderationstisch... nö.
Feuertraum schrieb:Ich hatte einige Zeit bei einem Bürgersender gearbeitet, kam aber dort mit einigen Menschen nicht sonderlich klar.
Da ist tatsächlich was Wahres dran.Ich denke, so wie Feuertraum ging es gerade früher sehr sehr vielen jungen Leuten. Sie wurden in einen Beruf gedrängt, der ihnen eigentlich nicht passte. [...]
Allerdings hat dies manch einen auch davor bewahrt, in der Mitte des Lebens immer noch ohne eine Arbeit dazustehen, die ihn ernähren kann. Für Tagträumereien gab es da keinen Platz. Hat Vor- wie auch Nachteile.
dm83 schrieb:Das Radio von heute hat ja journalistisch gesehen nicht mehr allzu viel zu bieten
Jobs in der ARD nur mit Studium, Mona? Natürlich für die Außendarstellung....