Als erstes könnte ich mich bei etwas mehr Beweglichkeit in den Allerwertesten beisen, dass ich eine recht umfangreiche von meinem Vater gestiftete Kassettensammlung mit der im SWF3-Programm der 70er-Jahre vorgekommenen Musik überspielt hatte.
Passenderweise fällt mir hierzu ein, dass sobald es irgendwelche tragische Nachrichten zu verkünden gab sehr oft "Bad News" von Moon Martin gespielt wurde. Freilich nicht immer, aber es prägte sich eben ein.
Einige Moderatoren pflegten die Angewohnheit, einen Lieblingstitel immer wieder unter das Radiovolk zu "streuen". So war einer der Lieblinge von Elmar Hörig der Titel "Tom Dooley" von The Kingston Trio. Der folkige Titel war zugleich einer der ganz wenigen Titel der 50er-Jahre im Tagesprogramm und einer der sehr wenigen "waschechten Oldies" überhaupt, die bei Elmar Hörig liefen. Ich könnte auch beide Hände dafür ins Feuer legen, dass er diesen Song wenigstens einmal gesangstechnisch anstimmte.
Sehr schemenhaft meine ich mich auch zu erinnern, dass Frank Laufenberg zu SWF3-Zeiten sehr gerne The Specials mit "A Message To You Rudy" eingesetzt hat. Freilich nicht in jeder seiner Sendungen, aber der Titel hatte eine recht hohe Schlagzahl.
Konkreter sind meine Erinnerungen zu Anfang der 90er-Jahre. Sobald eine Cover-Version in die deutschen Single-Charts einzog, wurden im Laufe des Nachmittagprogrammes telefonische Hörerabstimmungen vorgenommen, ob man das Original oder das Cover besser findet.
Beispiele von Paarungen diesbezüglich, an die ich mich sehr gut erinnere:
"Please Don't Go" von Double You (Cover-Version) versus "Please Don't Go von KC and the Sunshine Band (Original).
"Never Let Her Slip Away" von Undercover (Cover-Version) versus "Never Let Her Slip Away" von Andrew Gold (Original).
"Cats In The Cradle" von Ugly Kid Joe (Cover-Version) versus "Cats In The Cradle von Harry Chapin (Original).
Erstaunlicherweise nahm man die Cover-Version von Double You nicht in die Rotation, obwohl sie gewonnen hat, sondern spielte sie nur, wenn sie gewünscht wurde und dann auch nicht immer. Da kam es dann ganz auf den jeweiligen Moderatoren oder den im Hintergrund agierenden Musikredakteuren an. Da man in Baden-Baden eine schonungslos offene "Anti-Haltung" gegenüber Eurodance und "Plastik-Pop" pflegte. Das konnte man sich erlauben. Man fuhr zwar schon immer ein stringentes Format, aber dies reizte man bis an die Grenzen des Möglichen aus. Letzlich war dies einer breiten "Rotationsmasse" geschuldet, in der sich jeder auch gut wiederfinden konnte und bedient wurde. Etwas, dass mir im heutigen Formatradio viel zu kurz kommt - ganz allgemein betrachtet und nicht auf eine bestimmte Welle bezogen. Eben das Ausreizen des selbstgesteckten Formates. Manche mögen dies für eine "elitäre Methode" halten, doch ich fand diese Vorgehensweise eigentlich immer konsequent.