Die Technik der Straßenumfrage

Mannis Fan

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Dieser Tage bin ich bei SWR1 bei Stefan Schlegel und seiner Reihe "Weisheit der Straße" hängengeblieben. Es handelt sich hier um eine Straßenumfrage der besonderen Art, die ich hiermit ausdrücklich hervorheben will, weil sie sich wohltuend abhebt. Die Fragen und Nachfragen werden nicht herausgeschnitten, sondern bilden mit den Antworten der Befragten ein Kleinkunstwerk. Man erlebt, wie Schlegel sich einem Thema nähert und wie er die Befragten dazu bringt, mehr als nur einen stammelnden Halbsatz von sich zu geben.
Das führt zu der Grundsatzfrage, welche Frage- oder Interviewtechnik eigentlich am vielversprechendsten ist. Gelehrt und praktiziert wird hinsichtlich von Straßenumfragen in den meisten Anstalten: Stelle die eine jeweils gleiche Frage (die keine Finalfrage sein darf, damit nicht lediglich mit ja oder nein geantwortet werden kann), und rede nicht dazwischen, wenn die Befragten antworten. Das ist fast überall Praktikanten- oder Volontärsjob und dementsprechend kommt selten was Gescheites dabei heraus.
Noch schlimmer sind freilich die "Wie war`s?" Umfragen, die bevorzugt nach Konzerten oder auch gerne mal rund um MA-Aktionen der Sender fabriziert werden und aus einer Sammlung von "Mega geil" und "Gänsehaut"-Antworten bestehen - mehr sprachliche Ausdruckskraft kommt da meist nicht zusammen.
Eure Erfahrungen? Was funktioniert, was nicht? Wie sollte man Straßenumfragen angehen?
 
Vor allem kann man bei Straßenumfragen fast beliebig viele Antworten auf einen klaren Fakt erhalten. Genau genommen simulieren Straßen-, Telefon- und Social Media-Umfragen nur ein Meinungsbild. Sie sind einfach zu manipulieren und spiegeln mehr die Meinung der Redaktion wider. Als Redaktionselement okay zu Auflockerung. Aber mehr auch nicht. Wer Haltungsjournalismus betreibt, für den sind Straßenumfragen nicht selten ein Mittel der Wahl.
 
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