Kai Gniffke und die Reformen im öffentlich-rechtlichen Hörfunk

Die Quoten der 3. Programme lesen sich sonderbar. Der BR kommt auf 0,2%. Fehler der GFK?
Das muß ein Fehler sein:

Nur die beiden Lokalsendungen sollen Zuschauer gehabt haben? 1000 Zuschauer für einige Sendung mindestens traue ich schon zu. Das grenzt ja einen plötzlichen kompletten Boykott wären das richtige Zahlen. Im März hatte man noch ein durchschnittlichen MA von ca. 2 % und damit ähnlich NDR, MDR, WDR, SWR. HR und RBB sind eigentlich immer die mit den wenigsten Zuschauern.
 
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Ein Fehler, auch bei einigen anderen sog. 3. Programm. Auch der Monatsdurchschnitt April ist falsch. Oder die Kampagne von Springer hat gefruchtet 😈
 
Die Idee einer unabhängigen Aufsichtsbehörde finde ich gar nicht mal so schlecht, denn wie der Fall RBB oder auch NDR gezeigt hat, funktionieren die Prozesse und Mechanismen der "Freiwilligen Selbstkontrolle" beim Selbstbedienungsladen ARD alias Raupe Nimmersatt ebenso gut wie der Kauf von Ab18-Games seitens Schulkindern, wenn sich der Verkäufer den PA nicht zeigen lässt.

Dass die Rundfunkräte und Verwaltungsgremien mit ihrer Aufgabe offensichtlich überfordert sind, hat man ja gesehen. Wenn die ARD sich selbst kontrolliert, erinnert das Ergebnis am Ende an eine JVA, bei der man den Inhaftierten von innen den Schlüssel in die Zellentür steckt und sie drauf hinweist, dass sie doch bitte wieder um 18 Uhr zurück sein sollen.

Wo keine Kontrolle und v.a. keine Sanktionierung stattfindet, zieht der Schlendrian ein und die Katze tanzt auf dem Tisch, weil die Mäuse satt sind.
 
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Ach Gott, die FDP und ihre ewig gleiche Leier... :D

Dass die Rundfunkräte und Verwaltungsgremien mit ihrer Aufgabe offensichtlich überfordert sind, hat man ja gesehen.

Ja und Nein. Ich würde das eventuell aus einem anderen Blickwinkel betrachten wollen. Das Problem ist eher, das oft genug "irgendjemand" in diese Gremien entsandt wird, weil man halt irgendjemanden da reinsetzen muss. Den Leuten in den Gremien fehlt zum Teil die Fachkompetenz und teilweise auch die Zeit, sich umfangreich mit den teils doch recht komplexen Themen ausführlich zu beschäftigen. Davon abgesehen sitzen in den Rundfunkräten im Grunde ausschließlich externe, sprich Leute, die keine Mitarbeiter der ÖR sind.
 
Das Thema Aufsichtsgremien ist so eine Sache. Einerseits natürlich gut, wenn jemand Externes einen Blick auf die Dinge in einem großen Haus wirft. Und natürlich muss es auch zwingend jemand Externes sein - sonst kann man sich ein ‚Aufsichts‘-Gremium schenken. Andererseits wird die Aufgabe eines solchen Gremiums ad absurdum geführt, wenn die dort sitzenden Personen von der Materie überhaupt keine Ahnung haben. Oder im schlimmsten Fall keine Ahnung haben, aber so tun, als wären sie Experten. Dann ist der Schaden größer als der Nutzen. Wie so etwas ausgehen kann, sieht man ja in einigen Veranstaltergemeinschaften der NRW-Lokalradios, die bekanntlich besetzt werden durch die ‚gesellschaftlich relevanten Gruppen‘. Da dürfen dann Gewerkschafter, Lehrer, Sportfunktionäre etc über die Gestaltung von Radioprogrammen entscheiden - und das auch gern ohne einen Anflug von Kenntnis der Materie.
 
Und natürlich muss es auch zwingend jemand Externes sein - sonst kann man sich ein ‚Aufsichts‘-Gremium schenken.

Die Gremien sind bisher "Teil des Hauses". Das ist genau der Webfehler, der ö-r Aufsichtsgremien:
Den Praxistest haben die Kontrollmechanismen aber nicht bestanden (siehe Bender, Schlesinger, etc.) Und das liegt eben auch an der Konstruktion, die die Kontrollgremien als Teil der zu überwachenden Organisation platziert. Im klassischen Checks and Balances ist das Parlament eben nicht Teil der Regierung. Aus gutem Grund.
Die den ehrenamtlichen Rundfunkräten zur Verfügung gestellten Ressourcen (Justizariat, Programmbeobachtung, etc.) sind immer der Anstalt, dem Intendanten, weisungsgebunden unterstellt. Auch die Mitarbeiter des Apparats der Rundfunkräte ("Gremienbüro", beim rbb z.B. 1,5 Stellen) unterliegen dem ArbeitgeberDirektionsRecht, also dem Intendanten. Bzw., je nach Anstalt, spätestens nach einer Versetzung "innerhalb des Hauses" wieder dem Weisungsrecht des Intendanten. Das ist ein Konstruktionsfehler in der Aufsicht. Und der besteht auch schon länger:
 
@DasistderNorden #359 : Mir aus dem Herzen gesprochen! ...
Diese 'Experten' in der KEF und den Rundfunkräten! - Ich habe da wenig Vertrauen zu deren Arbeit; 'gefühlt' sind das Verorgungspöstchen für verdiente Parteigänger. Oder 'Abgesandte' aus irgendwelchen 'Organisationen' die für eigene Interessen arbeiten, als denn für das große Ganze des ÖR-Systems.
 
Danke für die Blumen.
Es wäre schon zielführend, wenn nicht ständig alles verallgemeinert und über Einzelfälle ganze Gruppen von Menschen diskreditiert werden würden :(

Die Idee des Rundfunkrats ist, dass er vielfältig ist und die Gesellschaft gut repräsentiert. Dass das im Moment nicht perfekt klappt, liegt tatsächlich auch an den Entsendeorganisationen, die oft lieber verdiente Funktionäre als einfache (jüngere) Mitglieder entsenden. Aber natürlich auch an der Zusammensetzung der Entsendeorganisationen, um die politisch gerungen wird.

Im WDR gab es in der vorletzten Amtsperiode des RR vier Mitglieder (zwei ordentliche, zwei Stellvertreter), die über eine Bewerbungsphase direkt vom RR gewählt wurden. Diese "Bürgervertreter" waren unterschiedlich qualifiziert und haben sich unterschiedlich eingebracht.

Aber man kann nicht Verallgemeinern, dass Experten immer diejenigen sind, die die Räte nach vorne bringen oder dass Verbandsvertreter immer nur ihre Zeit absitzen würden. Es ist wie im Elternbeirat in der Schule: Bei einer zufällig zusammengewürfelten Gruppe finden sich immer einige, die viel Arbeit übernehmen, und andere, die sich überhaupt nicht einbringen. Einige bringen die Gruppe inhaltlich nach vorne, andere sind Bremser und Blockierer. Das ist im Ehrenamt völlig normal!

Ich kann für mich nur sagen, dass der Aufwand für dieses "Ehrenamt" (als Verwaltungsrätin) vom Zeitaufwand fast eine volle Stelle ausmacht und sowohl in betriebswirtschaftlicher als auch juristischer als auch organisationswissenschaftlicher und technischer Sicht extrem herausfordernd ist. Ich glaube, dass der aktuelle WDR-VR das ganz gut hinbekommt, weil wir eine gute Zusammensetzung haben (mit Jurist, Wirtschaftsprüfer, Betriebswirt, Personen mit politischer, mit Personen mit Verwaltungs- und mit Managementerfahrung) und als Team ganz prima zusammenarbeiten.

Aber wenn man manche Beschimpfungen (auch hier im Forum) liest, fragt man sich schon, ob man mit seiner Zeit nichts besseres anfangen könnte.

Und bezüglich "Teil des Hauses":
Die Gremiengeschäftsstellen sitzen am exakt anderen Ende des Gebäudes und auf einem anderen Flur als die Intendanz. Wir haben eine eigene Datenhaltung, auf die die GL / das Haus keinen Zugriff hat. Die MitarbeiterInnen der Geschäftsstelle verstehen sich ganz klar als Dienstleister für die Gremien und halten sichtbar Abstand zur Geschäftsleitung. Die Räte sind selbstbewusst genug, um sich nicht mit den Wünschen der Geschäftsleitung gemein zu machen. Ich wette um ne Kiste Bier, dass Ihr niemanden im WDR findet, der der Meinung ist, dass mein Gremium der Geschäftsleitung unkritisch gegenübersteht und sich leicht einwickeln lässt!

Aber: Eine gute Geschäftsleitung kann die Gremien eben auch von ihrem geplanten Weg überzeugen! Und dieser Weg ist manchmal nicht der, den sich die MitarbeiterInnen oder einzelne Nutzer/-gruppen (Zuschauer/Zuhörer) wünschen. Weil Entscheidungen eben nicht immer einfach sind, sonst meist hoch komplex. Und weil Dinge sich manchmal auch gar nicht verändern lassen, selbst wenn ganz viele das wollen (z.B. aus juristischen Gründen).

Ich werde in den nächsten drei Tagen in Bonn mit den anderen ARD-Gremienvorsitzenden und den IntendantInnen viele ARD-Themen beraten. Und das wird - da bin ich jetzt schon sicher - keine Friede-Freunde-Eierkuchen-Nummer! ;)
 
Die Idee des Rundfunkrats ist, dass er vielfältig ist und die Gesellschaft gut repräsentiert. Dass das im Moment nicht perfekt klappt ...
Einspruch! Ich finde, dass das im Moment perfekt klappt und der Rundfunkrat sehr wohl unsere Gesellschaft gut repräsentiert. Wir müssen nur leider konstatieren, dass wir eine Gesellschaft von Parteigängern, Duckmäusern, Eigenvorteilsjägern und Schaumschlägern sind - und deshalb nicht nur genau die Politiker und Wirtschaftsbosse haben und bekommen, die wir verdienen, sondern auch die Rundfunkräte.
 
Mir missfällt dann doch der Vergleich zwischen Elternrat an der Schule und dem Rundfunkrat. Im Elternrat sitzen immer (sic!) Eltern, im Rundfunkrat sitzen allerdings mitnichten zwingend Menschen, die in ihrem Leben schon mal Berührungspunkte mit praktischem Journalismus gehabt haben müssen. Engagement hin oder her - darum geht es nicht. Es geht darum, dass Menschen in so einem Gremium sachlich fundiert mitdiskutieren. Und das sollte dann mehr sein als eine reine Laienebene.
 
@claudia_do: Herzlichen Dank für die Einblicke aus erster Hand!

Die Gremiengeschäftsstellen sitzen am exakt anderen Ende des Gebäudes ...

Das scheint als Abstand nicht zu reichen. Beispiele hatte ich ja bereits genannt. Schlesinger, Bender, und in dem Link werden noch viel mehr Beispiele genannt und besser begründet, als ich das je könnte. Da diese Beispiele eine Konstante über Jahrzehnte, über mehrere Anstalten, sind, meine ich, dass eine zu große Nähe zum zu kontrollierenden "Gebilde" besteht, und das dies in der Struktur angelegt ist.
Dadurch haben es Rundfunk- und Verwaltungsrat eben auch schwer, genügend "Wumms" zu entwickeln. Eine häufige Aussage von Verwaltungsratsmitgliedern des rbb zu Schlesinger war sinngemäß "Davon wußte ich nichts".

Ich kann für mich nur sagen, dass der Aufwand für dieses "Ehrenamt" (als Verwaltungsrätin) vom Zeitaufwand fast eine volle Stelle ausmacht und sowohl in betriebswirtschaftlicher als auch juristischer als auch organisationswissenschaftlicher und technischer Sicht extrem herausfordernd ist.

Das glaube ich sofort. Eine Anstalt mit gut 4000 Mitarbeitern und einem vielfachen davon an freien Mitarbeitern, und einem Etat von rund 1,5 Mrd kontrolliert sich nicht von selbst. Daher auch meine Forderung nach einer Professionalisierung der Aufsicht, z. b. durch einen eigenen, unabhängigen juristischen Dienst (vielleicht für alle ö-r Aufsichtgremien zusammen?), eigene Programmauswertung, etc.
Um so mehr mein Dank für das ehrenamtliche Engagement unter widrigen Umständen!


Ich werde in den nächsten drei Tagen in Bonn mit den anderen ARD-Gremienvorsitzenden und den IntendantInnen viele ARD-Themen beraten. Und das wird - da bin ich jetzt schon sicher - keine Friede-Freunde-Eierkuchen-Nummer! ;)

Hoffentlich könnt ihr die ARD von Gniffkes größenwahnsinnigen Streamingmarktführer-Träumen abbringen. Allein Netflix hat einen Jahresetat von 17 Mrd USD im Jahr. Und dann sind da noch Amazon, Disney, Apple, usw. Warum soll sich die ARD auf dem Feld der Unterhaltung(sserien) verausgaben, wenn sie diesen Wettbewerb absehbar verlieren wird?
Die Politik hat im neuen Medienstaatsvertrag eigentlich einen anderen Weg für öffentlich-rechtliche Unterhaltung angedeutet. Wenn ich es richtig verstehe, sagt die Andeutung: weniger ist mehr! Und das mehr verstehe ich als mehr Qualität.

Auf jeden Fall dürfen andere wichtige öffentlich-rechtliche Inhalte nicht (dafür) geopfert werden. Also z. B. darf nicht die Regionalität wegrationalisiert werden, so wie Gniffke das beim SWR bereits ungut vormacht: Reduzierung von regionalem Content von ehemals mehreren Stunden im Radio für 13 Regionen, auf wenige Minuten. Und das ohne, dass im Digitalen jetzt wesentlich mehr Regionales auftauchen würde.

Mehr Regionalität widerspricht, in meinen Augen, auch nicht Heike Raabs Vorschlag, aus den über 100 Apps der Öffentlich-Rechtlichen, eine Plattform zu machen. Als Konsument finde ich das eine gute Idee.
 
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@claudia_do
Wieso hat der WDR-Rundfunkrat alle Reformen von Valerie Weber (Extreme Reduktion der Playlist, Geplapper statt Informationen) durchgewunken?
 
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Die Idee des Rundfunkrats ist, dass er vielfältig ist und die Gesellschaft gut repräsentiert.
Da hakt es schon ganz gewaltig.
Ein großer Teil der Gesellschaft ist weder kirchlich, gewerkschaftlich noch parteipolitisch aktiv.
Dieses "Repräsentieren" der (organisierten) Gesellschaft ist ein Gesellschaftsbild der 1950er Jahre.
Und dass ein Großteil der Rundfunkräte
a) keine Ahnung hat
b) da nur sitzen, damit sie irgendeinen "gesellschaftlichen" Posten haben und anderswo, z. B. in den sie entsendenden Parteien nicht mehr im Weg stehen und schlicht irgendwie "weg" BER etwas "versorgt" sind,
ist nicht mal ein offenes Geheimnis. Es ist so.
Einen gewissen Einblick könnte man in jüngerer Zeit von dem Auftreten des Rundfunkrates beim rbb bekommen. Eine Pfarrerin hatte wenig bis keine Ahnung. Aber einen Posten. Und irgendwie was "zu sagen" in der Gesellschaft. Und gesellschaftlich. Auch wenn sie wenig gesagt und noch weniger gewusst hat oder haben wollte.
 
Sehr gut geschrieben und treffend analysiert. Wenn ich mir anschaue dass bei der Salzburger Wahl die Kommunisten aus dem Stand 20 Prozent holen, muss man sich schon fragen ob die Besetzung unabhängiger Mediengremien mit parteipolitischem Proporz und Vertretern von evangelikal-lutheranischer sowie römisch-katholischer Kirche noch zeitgemäß ist. Warum sitzen dort z.B. keine Ehrenamlter, Leute vom Ethikrat, VdK oder Vertreter der sorbischen und südschleswigschen Minderheiten? Die Mitte der Gesellschaft driftet nach rechts, auch dieser Entwicklung muss entsprechend Sorge getragen werden.
 
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Die Mitte der Gesellschaft driftet nach rechts, auch dieser Entwicklung muss entsprechend Sorge getragen werden.
Wichtiger denn je ist eine freie Presse mit einem starken öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Um so amüsanter, dass du die Mär eines vermeintlichen Selbstbedienungsladens ARD weiterträgst. Nur weil das ständig wiederholt wird, wird es nicht wahrer.
 
Es ist aber einer. Hohe Wiederholungsrate, immer weniger Regionales (NDR-Produktionen mit Jo Hiller werden dem SWR-Zuschauer als eigener Marktcheck verkauft während der Schlagerspaß aus Baden Baden im MDR läuft), permanentes Teasing auf Online-Inhalte was zulasten der eigentlichen Sendezeit geht. Vielleicht erfolgt ja auch bei dir nach der kommenden Gebührenerhöhung ein Umdenken, dass es so (immer weniger Gegenleistung für immer mehr Geld) nicht endlos weitergehen kann.

30 -45 Minuten Regionalberichterstattung pro Tag sind zu wenig.

Und wie frei die ARD ist, sieht man ja schon in ihrer Abhängigkeit vom Goodwill der Landesparlamente+MP.
 
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@Radio 14
Was heißt "starker ÖR"? Die Landtage der Länder können Programme beauftragen und abbestellen sowie die Höhe der Gebühren bestimmen. Im Ergebnis: Klassischer Staatsfunk. Wenn ich unabhängig informiert werden will, lese ich den "Spiegel". Die einzig freie Redaktion in Deutschland, denn dort haben die Redakteure selber die Mehrheit am Spiegel-Verlag. Sie haben auch die meisten und größte Skandale in Deutschland aufgedeckt. Selbst SZ und Zeit werden von Milliardären gesteuert. RTL, Pro7Sat1 oder Springer sowieso.
 
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