Musikplanung im Hörfunk: Völlig am Publikum vorbei?

Status
Für weitere Antworten geschlossen.
Wozu braucht es chinesische, thailändische, türkische, Gourmet Restaurants, Steakhäuser etc.?? Wir haben doch die gute Deutsche Küche und Würstchenbuden, bisher ist doch jeder satt geworden und all diese fremdländischen Sachen. Wir haben doch die saubere deutsche Beamtenfunkkultur.

Der Deutsche Beamtenfunk, der ein paarmal in der Woche auf locker und jung gemacht hat, ja das war ganz "großes Kino"? War besser als nichts, aber seien wir einmal ehrlich, es hatte den Charme einer dekorierten Kantine für einen Karnevalsfeier des Liegenschaftsamtes Wuppertal-Barmen. Die Öffis hatten damals das Monopol und ein schales Glas Wasser in der Wüste ist besser als verdursten. Die Legenden sind und waren Legenden gerade weil es keinen Wettbewerb gab und der Rest des "Unterhaltungs"-Programms grottig war.
 
Jetzt frage ich dich: Ist es nicht unpraktisch deine CD-Sammlung im Schrank stehen zu haben, alle Titel im Laufwerk einlesen, komprimieren und portieren zu müssen, wenn du sie genausogut in bester Qualität herunterladen kannst?
Nein, schon deswegen, weil ich sie aus dem netz eben nicht "in bester" Qualität bekomme. Und weil das Rippen quasi von alleine läuft.

Ansonsten gilt, was der Graf dargelegt hat: Einen Song auf dem Rechner zu finden, dauert im Zweifel viel länger als das Finden der entsprechenden CD im Schrank. Vorausgesetzt natürlich, man weiß, auf welcher CD der Titel ist. Aber das dürfte für Musikfreunde kein Problem sein... :cool: Und eine CD habe ich auch dann noch, wenn mir der Rechner abgeschmiert und die Festplatte geschreddert ist. Und ich brauche nicht mal eine Cloud dazu.
 
Eine schöne und gut gepflegte CD-Sammlung ist ja nun erheblich mehr als eine Sammlung von Hörbarem. Neben der "Handfestigkeit" einer CD gehört noch ein Cover dazu. Das ist ja längst eine eigene Kunstform geworden.

Aber ab von dem wollen wir doch nicht ernsthaft eine CD-Sammlung eines Musikfeingeistes mit einem musikalisch noch so ausgefeilten Radioprogramm vergleichen. Das sind zwei völlig verschiedene Welten. Allein schon weil meine CD-Sammlung allein für mich da ist, das Programm aber nicht.

Radio kann musikalisch bereichern. Wer Ohren hat zu hören, der hört das auch. Nur eben nicht bei ffn, PSR etc.
Ich behaupte mal: Wer durch Radio seinen musikalischen Horizont erweitern will, der kann das auch mit "deutschem Radio".
Er muss eben suchen. Aber er findet auch. Das ist mit anderen Produkten doch nicht anders. Schaut euch die Fahrrad-Ramscher an. Alles Trödel, verkauft sich aber wie hulle. Die Freaks kotzen und suchen völlig anderes. Und finden es auch. Aber eben in Läden, die der Fahrrad-Dödel als "überflüssige Edel-Boutiquen" abqualifiziert. Soll er doch. Am Ende sind trotzdem beide zufrieden.

Das nervige Hitradiogedudel ist ja nicht das einzige Angebot im deutschen Radio. Von mir aus sollen die senden, was sie wollen, und glücklich werden. Titel, die Kenner als "Filetstücke" bezeichnen, nehmen Nebenbeihörer sowieso nicht mehr wahr. Ist doch Perlen vor die Säue.
 
Zuletzt bearbeitet:
Aber Feinschmecker wird man nur, wenn man seinen Geschmack trainiert. Du kannst bei Mc ... nicht erkennen, wie gutes Fleisch schmecken sollte.
 
Korrekt. Aber deshalb kann ich trotzdem im Radio hören, wie gut Musik sein kann.
Und wie beim Restaurant Goldene Möwe im Gegensatz zu den Feinkostveredlern gilt auch hier: Der Feinschmecker muss sich bemühen und etwas investieren.
Niemand verlangt von der Goldenen Möwe, aus Kunden Gourmets zu machen. Warum aber sollen Hitverwurster Musikliebhaber hervorbringen?
Kein halbwegs vernünftiger Feinschmecker erwartet an jeder dritten Ecke einen Gourmettempel. Und wenn er einen findet, hat er keine Lust, dort die Vollidioten von der Fastfoodtheke zu treffen.
 
Wie dem auch sei ... dass es den Sendern am A**** vorbei geht, was die Hörer denken scheint Fakt zu sein. Ich kann es zumindest was den WDR angeht nicht anders einschätzen. Auch die zweite kritische Mail zum unerträglichen musikalischen Einheitsbreit der WDR2-Rotation, die an die Musikredaktion und einen Moderator ging (dem ich einen hohen musikalischen Sachverstand attestiere), blieb unbeantwortet. Dass der Moderator sich dazu nicht äußert ist nachvollziehbar. Wobei man die Tatsache, dass er dazu nicht antwortet, auch als eine gewisse Form der Antwort verstehen könnte ;)

Aber dass sich eine Musikredaktion derart in Schweigen hüllt wo doch der Austausch mit dem Kunden "Hörer" dem neuen Intendanten soooo eine Herzensangelegenheit ist, ist einfach unverständlich. Da ärgere ich mich dann mal wieder über die € 17,98, mit denen ich diese ausgeprägte Form der Arroganz und Selbstherrlichkeit monatlich unterstützen darf.
 
Ich war gestern hier an meinem Wohnort in einem Restaurant. Da lief ein privater holländischer Hitsender aus dem Internet. So einen schlimmen Dudelsender habe ich bisher noch nie gehört.
 
Buitenlandse Zender sind auch nicht immer besser. Hat es den trotzdem noch geschmeckt? :)

Heute macht man schnell einen Hit - zehn Worte dürften reichen und dann noch der Beat
Text: "Umpf, umpf, umpf ach im Kopf bin ich so dumpf" wenn ich noch einen guten Produzenten finde und das dank einer guten Promo im Radio und auf Youtube laufen wird ist alles geschafft :)
 
Da lernen wir, dass andere auch nur mit Wasser kochen - ok einige mit destilliertem Wasser - dennoch sind die Zutaten fast identisch nur die Menge macht's.
 
Da ist durchaus was dran. Holländisches Radio ist heute auch nicht per se besser als Deutsches. Auch da gibt es Grausamkeiten! Trotzdem kann man voneinander lernen, einfach aufgrund einer oftmals anderen Herangehensweise. Denn eines können die Holländer immer noch, was die Deutschen fast gar nicht können: DJ-Radio.
 
So ist es und dadurch macht es manchmal Vergnügen mit einem Ohr über die Grenze zu horchen. Destilliertes Wasser hat seinen Reiz
 
Zuletzt bearbeitet:
Da ist durchaus was dran. Holländisches Radio ist heute auch nicht per se besser als Deutsches. Auch da gibt es Grausamkeiten! Trotzdem kann man voneinander lernen, einfach aufgrund einer oftmals anderen Herangehensweise. Denn eines können die Holländer immer noch, was die Deutschen fast gar nicht können: DJ-Radio.

Ja, ja, immer schön weiterblubbern und auf sein Hobby-Radioprojekt hoffen. Dabei spielt die Musik ganz woanders, und die wirklichen Macher kommen im kommenden Jahr in Dublin zusammen. Frau Malak ist auch vorbei, die Ungeliebte.

http://www.radioszene.de/61509/radiodays-europe-2014-dublin.html
 
Heute macht man schnell einen Hit - zehn Worte dürften reichen und dann noch der Beat
Text: "Umpf, umpf, umpf ach im Kopf bin ich so dumpf" wenn ich noch einen guten Produzenten finde und das dank einer guten Promo im Radio und auf Youtube laufen wird ist alles geschafft :)

So oder so ähnlich, denke ich, läuft das. Ähnlich war es doch doch mit einer gewissen Lenka und dem Titel "Everything at once" oder auch "Der Fuchs ist tot" oder "Tri Tra Trullalla". Lief im Herbst 2012 vor jedem Kinofilm für die "Fensterwerbung 8" einer großen Softwarefirma. Schon da hätte ich mit Wetten ein wenig dazuverdienen können, das dieses "Werk" bald auf allen Sendern rauf und runtergedudelt wird.
 
Ja, preiswert und gut. Der Wirt hat übrigens in letzter Zeit immer unterschiedliche internationale Musiksender aus dem Internet eingeschaltet.
Daran sieht man, dass es es eben noch Leute gibt, die sich nicht nur mit dem was gerade eingestellt ist. Gefällt ein Sender nicht wird eben ein anderer gesucht. Es müsste noch mehr Leute wie den Wirt geben, die dem deutschen Radio die kalte Schulter zeigen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Heute macht man schnell einen Hit - zehn Worte dürften reichen und dann noch der Beat
Text: "Umpf, umpf, umpf ach im Kopf bin ich so dumpf" wenn ich noch einen guten Produzenten finde und das dank einer guten Promo im Radio und auf Youtube laufen wird ist alles geschafft :)

Das ist aber durchaus kein neues Phänomen. Schon in den Siebzigern - Stichwort Disco-Hits - wurde ähnlich verfahren. Silver Convention picke ich da mal als Paradebeispiel raus. Fly Robin Fly, Get up and boogie, No no Joe...

Der Deutsche Beamtenfunk, der ein paarmal in der Woche auf locker und jung gemacht hat, ja das war ganz "großes Kino"? War besser als nichts, aber seien wir einmal ehrlich, es hatte den Charme einer dekorierten Kantine für einen Karnevalsfeier des Liegenschaftsamtes Wuppertal-Barmen. Die Öffis hatten damals das Monopol und ein schales Glas Wasser in der Wüste ist besser als verdursten. Die Legenden sind und waren Legenden gerade weil es keinen Wettbewerb gab und der Rest des "Unterhaltungs"-Programms grottig war.

Gute Formulierung, Respekt!
Teil 2: Uneingeschränkte Zustimmung. Unter den Blinden ist/war der Einäugige eben König.
Aber mit Teil 1 tust Du z.B. Mal Sondock bitter Unrecht. Gut, Jung war er nicht. Aber er tat nicht nur locker, er war es. Texaner eben. Seine grauenvolle Aussprache war ihm und seinen Hörern völlig egal, denn er verbreitete damit im WDR eine Art "große weite Welt-Gefühl", das es vor ihm einfach nicht gab. Klar, Tommy Vance fand ich damals noch "cooler", er war ja mit den UK-Charts via BFBS zu hören.
 
@westsound: das stimmt, die waren genauso einfallslos nur da sie bestenfalls in der Woche zweimal im Radio gespielt wurden und das auch zu unterschiedlichen Zeiten konnte man sich das - auch gerne - anhören.

Was die Kult-Moderatoren der Vergangenheit angeht: sie hatten noch den Mut und - weil "Neuland" - die Freiheit zu dem zu stehen was sie im Radio gemacht haben. Zur Zeit schielen die meisten nur auf den Renten Bescheid und gucken aufs Maßband in der Brusttasche. Auch wenn das noch sehr lang ist fehlt der Mut zur "Personality." Im Gegenteil das ist ja eher schädigend für den Sender.
 
Ach, Herr Moskau Moskau, werf die Gläser an die Wand, ich habe keine Zeit für Hobbyradioprojekte. Vielleicht sollte ich in Dublin vorbeischauen und mich in die Diskussion einschalten. Bekommt der Ostblock dafür etwa auch eine Ausreisegenehmigung?
 
Gute Formulierung, Respekt!
Teil 2: Uneingeschränkte Zustimmung. Unter den Blinden ist/war der Einäugige eben König.
Aber mit Teil 1 tust Du z.B. Mal Sondock bitter Unrecht. Gut, Jung war er nicht. Aber er tat nicht nur locker, er war es. Texaner eben. Seine grauenvolle Aussprache war ihm und seinen Hörern völlig egal, denn er verbreitete damit im WDR eine Art "große weite Welt-Gefühl", das es vor ihm einfach nicht gab. Klar, Tommy Vance fand ich damals noch "cooler", er war ja mit den UK-Charts via BFBS zu hören.

Nein, weh tun möchte ich keinem und ich gönne jedem auch noch hoffentlich gut bezahlte Gigs. Ich empfand den guten Mal, als ganz gut. Den sogenannten Alten Ami halte ich auch heute noch für ziemlich überschätzt, Motto: Wenn in Frankfurt eine Tür zu fällt ist es laut. In Berlin ist es ein Kunstereignis oder wahlweise der größte Türzufall des Jahrzehnts. Ja, so lieben wir unsere Berliner, meist aus der Provinz zugereist (oder ausgewiesen - wer weiss) und dann nach 5 Tagen die Dicksten. Also Mal war schon ganz erfrischend.

Aber wir können noch soviel nostalgieren. Die deutsche Radiogeschichte ist leider ein verkopfter, besserwisserischer, politisch korrekter, gesellschaftlich relevanter Funkbetrieb. Nur weil es mal in einer Kantine was anderes als Erbsensuppe und Zigeunerschnitzel (darf man das eigentlich noch schreiben??) gab, sind die Öffis leider wahlweise keine gute Bar, Dizze und nicht mal ein angesagte Fischbrötchenbude. Funktionäre und andere Satrapen können zwar unwahrscheinlich gut Gremienarbeit und Papier produzieren, aber das war es schon.

Eigentlich können die Privaten jede Tag zum deutschen Radio-Budda beten. Ein Programm wie Radio Eins und dann gar noch werbefrei wie es die Radio-Revanchisten vom VPRT a la Schunk & Consorten erträumen, würde ziemlich schnell die ach so jungen, tollen, trendigen, überdurchschnittlich gebildeten, mit hohem Einkommen versehenen Zielgruppen ziemlich fest bei den Öffis andocken. Ich empfehle einfach mal eine Hochrechnung wie viele Hörer bundesweit in der "relevanten" Zielgruppe in das werbefreie Paralleluniversum dann auf wohl sehr lange Zeit verschwinden würden.

Ansonsten, wer nur auf Nummer SICHER Programm macht, der kann sich wirklich sein, dass er auf kurz oder lang aus der Kurve fliegen wird. Ohne Qualitätssprung im Privatradio wird es zukünftig eng. Wer das nicht erkennt, wird verlieren. Controllerradio wie es die Regiocast betreibt macht zwar kurzfristig die Eigentümer froh, aber das war es auch, die Hörerzahlen und Einnahmen sinken. Das kann man zwar mit Sparmaßnahmen auffangen, aber irgendwann ist Schluss.

Wenn die letzte Morningshow gevoice tracked ist, werdet ihr erkennen, kein Schwein hört mehr zu und keiner schaltet dann Werbung bei euch. Zitat: der große Radio ManitouSo

So mein liebe kleiner Dirk, ab ins Körbchen und ich wünsche dir keine böse Alpträume, wenn in Schleswig-Holstein der Werbemarkt zusammenbricht, weil HaPe ein Inselradio startet und heute schon mehr Radioherzblut hat, als das ganze Wittland zusammen. Hört ihr ihn eigentlich schon wieder wie zu Power 612-Zeiten ab, um seine Aktionen zu klauen, die euch nicht mal nach 24 h nonstop Brainstorming einfallen würden??

 
Status
Für weitere Antworten geschlossen.
Zurück
Oben