Musikplanung im Hörfunk: Völlig am Publikum vorbei?

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Ich weiß schon, warum ich auf ndr info übergeschwenkt bin. Wenn man von der kuriosen Mucke-Sammlung der Night Lounge absieht, ist der Sender top. Und, wenn ich dann mal Mucke hören will, dann kommt Radio 21 an. Vielleicht sind die Menschen auch einfach so abgestumpt, daß sie zufrieden sind mit dieser Art von Mucke. Merkt man doch auch schon an der Moderation von Ponik und Petersen oder Fränky. So flach wie die dauerrotierende Mucke ist, so flach ist die Moderation. :p
 
Ich verstehe wirkllich nicht , wieso man nicht neue wege geht und beispielsweise einen Easy-Listening sender aufmacht oder natürlich für die Zielgruppe einen Sender mit russischen Oldies.. ich höre auf dem Weg zur Arbeit kaum noch Radio , ich brauche diese Pseudo-Gute Laune Moderatoren nicht, die Kaffeetassen verlosen....
 
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Der promovierte Herr Fu mal wieder...dem kann man kaum was hinzufügen.
Wenn man in der Hölle ist, kochen bekanntlich die Engländer. Für das Radioprogramm zeichnen sich Deutsche verantwortlich.
Das hat vor vielen vielen Jahren mal jemand in einer Fernsehsendung gesagt. Ich weiss leider nicht mehr, wer es war. Er hatte den Himmel auf Erden beschrieben unter Beteiligung der Völker Europas und als Gegenstück die Hölle. Die Besetzung letzterer stimmte aber mit Deinem Satz überein, das weiss ich noch!
 
Das ist es ja. Von Manfred Mann`s Earth Band höre ich überall nur "Blinded by the light". Dass der Mann noch mindestens zwei Dutzend weitere radiofähige Hits im Portfolio hat, scheint an unseren Sendern irgendwie entgangen zu sein. Einen Titel machen sie kaputt, alle anderen verbannen sie ins Meer des Vergessens.
Bei Antenne noch regelmäßig "For you", auf Welle Nord "Davy's on the road again - so ganz stimmt's also nicht.
Aber nirgendwo z.B. "California coastline"
 
Der promovierte Herr Fu mal wieder...dem kann man kaum was hinzufügen.

Das hat vor vielen vielen Jahren mal jemand in einer Fernsehsendung gesagt. Ich weiss leider nicht mehr, wer es war. Er hatte den Himmel auf Erden beschrieben unter Beteiligung der Völker Europas und als Gegenstück die Hölle. Die Besetzung letzterer stimmte aber mit Deinem Satz überein, das weiss ich noch!

Also, die Formulierung ist erstens nicht von mir, zweitens nicht in meiner Promotion zu finden und drittens ein ziemlich uralter Gag. Radio habe ich dazu gedichtet. Ich denke, Titel werden immer totgespielt werden. Warum? Es gibt genug Nachschub und wenn ein Titel verbrannt ist werden halt neue (alte) Titel programmiert. Das war natürlich in den goldenen Jahren des Beamtenfunks besser. Da hat ein Sender sowieso gesendet was, wie und wann er wollte. Aber wollen wir zum Heilsarmee-Format sprich: erst musst du dir einen drögen Beitrag über die Bedeutung des Tierschutzes in der Marokanischen Tiefebene anhören, dann spielen wir einen aktuellen Hit, wieder zurück? Herrlich waren doch auch die uninspirierten Sprecher, die Texte von Musikredakteuren immer leicht dozierend vortrugen.
Herrje und dann hat man AFN, BFBS, 208 oder die holländischen Piraten - also richtiges Radio gehört. Separates Boys from Men. Es sind doch nicht einzelne Titel, ob sie gar nicht, etwas mehr oder zu viel gespielt werden. Es ist insgesamt der statische, technokratische Umgang mit der Playlist. Ich nenne es DIN A4-Programming. Ein Radioprogramm ist keine technische Zeichnung. Ein gutes Programm kann ein Aquarell, Ölbild, eine Grafik oder ein Foto sein. Es ist aber immer emotional und versucht zu begeistern. Musik ist stets Geschmackssache, nur das ist kein Grund lieblos zu programmieren und nach schlimmer, wenn unqualifizierte Moderatoren Binsen über den Titel oder die Gruppe in die Moderation einbauen. Kein CHR Format würde 50jährige Mods einstellen. Bei einem Oldieformat hat man oft den Eindruck ein ganzer Abi-Jahrgang wurde frisch eingestellt. Genauso traurig sind oftmals Moderatoren die ihre besten Jahre bei den Öffis verbracht haben und damals mangels Alternativen "populär" waren. Die sind leider ähnlich nervig wie zu ihrer "besten" Zeit. Ich gönne jedem seinen Job, aber sollte man sich nicht in 10, 20, 30 Jahren weiter entwickeln?
 
Ich weiß schon, warum ich auf ndr info übergeschwenkt bin. Wenn man von der kuriosen Mucke-Sammlung der Night Lounge absieht, ist der Sender top. Und, wenn ich dann mal Mucke hören will, dann kommt Radio 21 an. Vielleicht sind die Menschen auch einfach so abgestumpt, daß sie zufrieden sind mit dieser Art von Mucke. Merkt man doch auch schon an der Moderation von Ponik und Petersen oder Fränky. So flach wie die dauerrotierende Mucke ist, so flach ist die Moderation. :p

Für viele ist doch gerade die Nightlounge gerade DER Grund, einzuschalten. Dort kann man, im Gegensatz zum von dir genannten Radio 21 noch sehr viel Musik entdecken. Bei Radio 21 kennt man doch so gut wie alles.
 
Der Großteil der Hörer pendeln täglich zwischen 1 - 3 Programmen.

Genauer gesagt schalten fast 2/3 gar nicht um. Und das ist auch verständlich, da man ja weiß, daß die Konkurrenz genau dasselbe spielt, und der einzige Unterschied darin besteht, daß das Gewinnspiel zu einer anderen (ungewohnten, und deswegen erstmal abschreckenden) Uhrzeit gesendet wird.

Im Grunde genommen haben wir denselben Zustand, wie vor 30 Jahren, vor Einführung des dualen Rundfunksystems. Minus jeglicher Qualität.
 
@exhörer: Glaube ich Dir nicht. Meine Beobachtungen sind zumindest anders. Die abgespeicherten Stationen werden schon durchgezappt. 2 bis 3 Programme erwischt es dann zu 80%, da dürfte der Doktor nicht ganz falsch liegen.
 
Genauso traurig sind oftmals Moderatoren die ihre besten Jahre bei den Öffis verbracht haben und damals mangels Alternativen "populär" waren. Die sind leider ähnlich nervig wie zu ihrer "besten" Zeit.

Ei, mit solchen Gotteslästerungen riskiert man aber den berechtigten Zorn unserer Werktätigen.


@Karlchen: Mittwehde liefert, wenn ich mir mal die korrekten Umschreibungen sparen darf, das Kanonenfutter für den Dudelfunk. Entsprechend ist deren eigener Sender etwas anderes als die typischen Universitätsradios (das übrigens die TU Dresden damals in den 90ern nicht auf die Reihe gekriegt hat, wenn ich mich recht entsinne).
 
Ich habe eher den Eindruck, dass die Qualität neuer Musik in den letzten Jahren stark nachgelassen hat und deshalb so viel Schrott im Radio läuft.

Wie kann es dann sein, dass die Amerikaner sieben Groß- und viele Subformate mit unterschiedlicher Musik für verschiedenste Zielgruppenansprüche füllen, auf deutschen Wellen aber überall dieselbe (zu 95% angelsächsiche) Soße läuft? Weil zu wenig importiert wird? Und warum wird zu wenig importiert? Weil immer die selben Seilschaften die Hand aufhalten, sich als Torwächter betätigen und den Einfluss auf die ihnen zugewiesene Machtsphäre eifersüchtig gegen fremde Begehrlichkeiten verteidigen, zumindest solange die Geldströme nicht versiegen und die Eigentümer ihr Handeln fördern und gutheißen.

Wer sich verweigert muss zusehen wie er sein Überleben gegen die vorherrschenden, im Windkanal des Print-Beraterbetriebs segelnden Mediaagenturen und gegen den ausdrücklichen Willen der im Werbegeschäft dominierenden Zeitungsverlage sichert. Noch hat sich kein milliardenschwerer Mäzen gefunden, der sich ein Dutzend abweichlerischer Radiostationen hält und gegen den vereinheitlichten Dudelmainstream ankämpft. Es wird sich auch keiner finden, weil das deutsche Musikradio ein rezessives Geschäftsfeld ist, das man in ein paar jahren für den Bruchteil des heute erforderlichen Einsatzes einsacken kann.

Die deutsche Musiklandschaft haben die heute tonangebenden Radiopotentaten ohnehin schon nachhaltig zerstört. Sellbst nach dem absehbaren, wirtschaftlich bedingten Fall des Dudeloligopols wird es Jahre dauern, ehe wieder halbwegs tragfähige Grundfeste errichtet sind. Die Leidtragenden dieser unmöglichen Situation sind ja nicht nur die Hörer, sondern die zahlreichen Mitarbeiter, die jeden Tag wertvolle Arbeit im journalistischen und redaktionellen Bereich verrichten und angesichts einer um sich greifenden Personalverknappung zunehmend gegen Windmühlen kämpfen, die es unmöglich machen, die Qualität des Wortanteils zu sichern und die Hörer dauerhaft ans Mediumzu binden.

Die krude Musikauswahl tut das ihrige um das infernalische Zerstörungswerk zielsicher zu vollenden. Sie ist die eigentliche Hauptursache für die allgemeine Radioverdrossenheit, die durch banale Gewinnspiele und teils hirnlose Comedy nur noch befördert wird.

Es soll auch Klempner geben, die können keinen tropfenden Wasserhahn reparieren, es gibt etliche Köche, die können alles, nur keine schmackhaften Speisen zubereiten und und und. Radio- und Programmmachen ist ein Handwerk, wenn es sehr gut läuft ein Kunsthandwerk.

Ich traue dir zu, dass du das kannst. Viele andere, nicht zuletzt im Beraterstande können es nicht, weil sie es nie gelernt haben, die falschen Vorbilder hatten oder einem einseitigen wirtschaftlichen Impetus folgen, der sich aus den einseitigen Eigentümerverhältnissen fast zwangsläufig ergibt. Kreativität und Findigkeit sind da nur hinderlich.

Radio sollte in seiner Summe eine Kombination aus Kunstfertigkeit, Vielfalt und geschickter Promotion sein 8denn ohne sie geht es nicht, ohne sie gibt es aber auch keine hochwertigen, massengängigen Musikprodukte).
 
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Im Prinzip kann man das natürlich nicht. Es ist wie in der Weltgeschichte - ein Imperium fällt und das nächste errichtet seine Prachtbauten auf den Ruinen des alten. Nur was zeitlos wertvoll ist überdauert die Generationen.

Aber schau dich doch um: Smartphones werden durch federleichte Tablets ersetzt, mit denen man telefonieren und seinen Bürokram erledigen kann, Internet und Musiksammlung sind zei Klicks weiter. Mit einem quer durch alle Buchhandlungen vertriebenen E-Reader (so ein Lesegerät für digitale Bücher, Zeitungen und Zeitschriften) kann man neuerdings im Internet surfen und seine Musikstücke und Videos abspeichern. Und die Preise dieser Gerätschaften purzeln und purzeln, obwohl sie immer mehr draufhaben...

Wär's nicht langsam Zeit für eine Erweiterung des Geschäftsmodells? Wen interessieren heute schon die gut versteckten Extra-Webstreams von Antenne Bayern oder ffh?
 
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Ich glaube, heute bekommt Berry das erste "Gefällt mir" von der Radiokatze. Denn so wichtig darf sich Radio wirklich nicht (mehr) nehmen. Früher war der Einfluss hier grösser, da die Kanäle zur Distribution neuer Musik begrenzt waren. Heute ist hier Radio nur ein Weg unter vielen anderen. Nein, die Musikindustrie braucht, nun ja, das Medium als Ganzes vielleicht noch, aber nicht als lebensnotwendiges. Als Musikredakteur bei irgendeinem Pisselsender sollte ich aber nicht glauben, dass das Wohl oder Ach der Musiktreibenden von mir abhängt. Eine Ausnahme bilden hier vielleicht noch ortsansässige "Local Heroes" und unbekannte Bands, die sonst kaum Publicity haben oder ganz am Anfang ihrer Karriere stehen. Die rennen Dir schon mal die Türe ein. Aber nur ein Bruchteil davon ist wirklich interessant, selbst für nichtkommerzielle Stationen.
 
Kleine Kinder kaufen MP3s weil sie im Radio laufen und der Schulhof meint was im Radio liefe wäre cool; die Vergleichsmaßstäbe fehlen in diesem Alter meist, das Urteilsvermögen ist noch schwach ausgeprägt. Einfältige und technisch wenig versierte Menschen jüngeren Alters verhalten sich oft ähnlich, zumal sie das Internet mit seinen Installationsroutinen, Scripts und Updates teilweise ganz schön überfordert. Ein deutsches Multichannel-Radio für den Hausgebrauch gibt es ja noch nicht.

Jenseits der Pubertät bröckelt die Radio-Loyalität erheblich, denn wer die Möglichkeiten der digitalen Medien nutzt hat keinen Bedarf nach Dudelwellen, die alle das Gleiche spielen. Im Gegenteil, die meisten in diesem Alter hören Radio nur noch unfreiwillig - wenn überhaupt.

Musikliebhaber kaufen MP3s weil sie eine Schwäche für die Musik haben und die einschlägigen Interpreten unterstützen wollen, hören aber bestimmt kein deutsches Hitradio.
 
Ich denke, dass man die deutsche Musiklandschaft nicht zerstören kann, auch nicht durch Radio. Geh doch mal in die Konzerte.

Die deutsche Musiklandschaft ist, was Schlager und Volkstümliche Musik betrifft, längst zerstört. In 10 Jahren, wenn die wenigen noch aktiven Sänger/Sängerinnen/Gruppen in Rente gegangen sind oder sich aufgelöst haben, ist es zappenduster.

Konzerte sind zwar schön und gut, aber ohne Airplay, ohne verkaufte Tonträger kann kein Künstler überleben. Und noch schlimmer: Nachwuchs, der mangels Airplay keine Chance hat, bekannt zu werden, wird nichtmal in der Lage sein, genügend zahlungskräftige Fans für Konzerte, die kein Verlustgeschäft sind, zu mobilisieren.

Man muß sich ja nur anschauen, was für Künstler Konzerte geben... Die Liste sah vor 30 Jahren exakt genauso aus.
 
Zum Beispiel; statt deutsche Musik (Schlager, Volksmusik, Deutschrock oder wo auch immer man die Titel einsortiert) zu modernisieren und fetzig-effektvoll zu produzieren hat man alle Fundamente gnadenlos geschleift. Dieses Beraterradio ist nicht nur öde sondern auch hochgradig zynisch, denn es soll im Prinzip nur die Taschen der Verleger füllen - und zwar mit minimalstem Aufwand und geringstem Einsatz. Was dabei alles auf der Strecke bleibt spielt scheinbar keine Rolle; ein wenig sind die Schlagerproduzenten aber auch selber schuld, denn was sie in den letzten Jahren abgeliefert haben ist teilweise arg beschämend. Aber wie die wirklich guten Produktionen beweisen hätten deutsche Interpreten jenseits der Consulting-Design-Bands (Silbermond, 2Raumwohnung wasweißich) sowieso keine Chance, jemals vom Kommerzradio aufgegriffen zu werden. Da mutet es schon fast wie Hohn an, dass diesem Geschäftsmodell gerade die Wunschzielgruppe (14-25) abhanden kommt.

Besonders hier kann man sehen, dass Genres ohne adäquate Promotionsmöglichkeit (und die bestand in den vergangenen Jahrzehnten vornehmlich im Radio) auch keine Refinanzierungsmöglichkeit haben. Die Klassik-Sparte kann wenigstens auf Zuschüsse der öffentlichen Hand zurückgreifen, die das Kulturleben fördern sollen.

Längst gibt es in Deutschland keine musikalische Infrastruktur mehr - eine zwangsläufige Begleiterscheinung des institutionellen Beraterradios. Denn wo um Himmels Willen sollten die Plattenfirmen in Deutschland noch produzieren, um dann mit 80% ihres Musikausstoßes vom Radio abgewiesen zu werden? Da ist es billiger gleich in London, New York oder Nashville produzieren zu lassen, wo massenhaft Kapazitäten frei sind (siehe Galier & Co.). Das Problem ist nicht neu:

Tonstudios geht die Luft aus
 
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Die deutsche Musiklandschaft ist, was Schlager und Volkstümliche Musik betrifft, längst zerstört.
Konzerte sind zwar schön und gut, aber ohne Airplay, ohne verkaufte Tonträger kann kein Künstler überleben. Und noch schlimmer: Nachwuchs, der mangels Airplay keine Chance hat, bekannt zu werden, wird nichtmal in der Lage sein, genügend zahlungskräftige Fans für Konzerte, die kein Verlustgeschäft sind, zu mobilisieren.
Ich würde sicherlich keine Schlager oder Volkstümliche Musik kaufen, auch wenn diese jeden Tag im Radio gespielt würde.
Ich denke mal, die Airplay kann nur eine von mehreren Kriterien für den Kauf eines Musiktitels sein und man sollte diese nicht überbewerten.
 
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