Musikplanung im Hörfunk: Völlig am Publikum vorbei?

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...Wenn es tatsächlich was anderes gäbe, hätte die Werbe Wirtschaft eine Alternative, könnte sich die Zielgruppe aussuchen, die Spots entsprechend dieser Produzieren und im besten Fall würden alle glücklich inklusive der Hörer.

Ich denke mal die Werbewirtschaft orientiert sich an MA Daten- und Zahlen.

Wenn sich da mal einer die Mühe macht und dem Programm zuhört, also in welchem Musikumfeld die Werbespots platziert sind und wie die Hörerinnen und Hörer in den ach so lustigen Morningshows gequält werden und dann mal Druck macht, dann könnte sich was ändern.
Wie sonst?
 
Solange versucht wird, Nicht-Abschalt-Impluse anstatt Einschaltimpulse zu schaffen, wird sich eh nichts ändern. Somit drehen wir uns (mal wieder) im Kreis.

Und noch ein Gedanke: Ist Euch schon mal aufgefallen, daß die (angeblich) jüngeren 3. Programme der ARD-Wellen diesem Gedanken folgend sehr viel seichter geworden sind als noch vor etwa 10 Jahren? Das beobachte ich schon länger.
 
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Haarscharf erfasst, Herr Doktor. Ich werfe allerdings ein, dass der Sinn und Zweck der kleineren, defizitären Stationen in Berlin zumindest zum Teil vielleicht gar nicht die reine Gewinnerzielung ist. Es gibt durchaus auch andere Gründe, eine Frequenz zu belegen...von Konkurrenzverhinderung (was auch in anderen Bereichen nicht ganz so unüblich ist, ich wohnte einmal in der Nähe zweier Supermarktfilialen desselben Anbieters im Abstand von nur 200 Metern) bis hin zu Portfolio-Angebot, Synergie-Effekt, langfristige Strategie etc. pipapo. Abschreibungsobjekt könnte ich auch noch in den Raum stellen!

Natürlich gibt es in Berlin einige Beiboote wie KISS und Teddy, Klassik Radio und NRJ gehören zu echten Gruppen. Die Radio Group könnte dazu gezählt werden, aber ist doch ein schon ziemlich seltsames Konstrukt. Schauen wir uns einige anderen Sender an:
  • 100,6 Flux, nur kleine Gesellschafter keine Medienunternehmen
  • Hitradio SKW, etliche kleine Gesellschafter keine Medienunternehmen
  • Jam FM, Familie Specker
  • Jazz Radio, arabische Gesellschafter, Julian Allit + Wachs
  • POWER RADIO, Thimme mit anderen Nichtmediengesellschaftern
  • Radio B2, Oliver Dunk himself
  • Radio Paradiso, nur "christliche" Gesellschafter
  • Radio Cottbus, 55% Schwenk, 45% (Lausitzer Rundschau/Saarbrücker Zeitung)
  • Radio Potsdam, alle Gesellschafter aus dem "Schwenk-Universum)
  • Star FM, eigentlich viel zu groß in dieser Aufstellung, David Dornier himself
Ein guter Teil dieser Stationen ist in unterschiedlichen Grade defizitär und sie sind keine Beiboote. Märkte besetzen und Konkurrenten mit verlustreichen Tochterunternehmen blocken funktioniert nur wenn das Mutterunternehmen hohe Gewinne macht. Wenn die einmal wegbrechen, dann werden Verlustbringer schnell geschlossen. Wie gesagt, die erste und zweite Liga in Berlin ist profitabel. Dann sieht das ganze aber nicht mehr so lustig aus.
 
Radio Paradiso, nur "christliche" Gesellschafter

... die aus so einer Art modernem Protestantismus heraus in dem Wahn waren oder womöglich schon wieder sind, Radio im Sinne der evangelischen Kirche ließe sich allein mit Werbung finanzieren. Womit sie den Laden nun schon zweimal um ein Haar an die Wand gefahren hätten.

Aber das will ja keiner hören, sinngemäß in anderen Fällen ja auch nicht.
 
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Wenn evangelisches Radio, dann ERF. Geht seit Jahrzehnten ohne Werbung. Und mit viel Inhalt. Für dieses "Wellnessprogramm" Paradiso brauche ich keine kirchlichen Gesellschafter. Das hat Skyradio in den Niederlanden jahrelang kommerziell als Marktführer hinbekommen.
Jazzradio ist seit Jahren ein Phänomen, läuft da überhaupt Werbung? Jam FM war schon mal an der Pleite vorbeigeschrammt, oder nicht? Jetzt versucht man seit einigen Jahren, Kiss FM anzugreifen, mit mässigem Erfolg. Flux ist auch wieder so ein Phänomen und bei B2 wirds spannend. Power Radio ist low budget, wie es wohl lower nicht mehr gibt. Das könnte aufgehen, bei SKW - keine Ahnung.
 
Aus eigener Erfahrung weiss ich sehr genau, promoten kann man nur Titel, Bands, Stile mit Potential. Wenn das fehlt, dann kannst Du jede Stunde so etwas spielen, es wird nicht funktionieren.Heute im Zeitalter von Social Media kommt dann auch noch nicht steuerbarer Feedback dazu. Die Plattengesellschaften waren sicher einmal mächtig. Nur davon kann die Musikindustrie heute nur noch von träumen.

Das mit Verlaub ist blanker Unsinn; Bestimmte Titel werden ganz gezielt promotet und rotieren bis zur Weißglut - ab nächster Woche werden die Hörer wieder mit "Lady Gaga" gegrillt, während ihnen andere Interpreten vom "Kartell" für immer vorenthalten bleiben, weil sich eben ganz bestimmte Singles / Platten verkaufen sollen. Etwas weniger durchsichtige Ausflüchte hätte ich schon erwartet.

Mir sind keine Alternative Stationen mit Zielgruppe 35plus bekannt. Ich schrieb von bis 35 Jahren. In den USA ist nichts sichergestellt. Wer Formatunsinn betreibt verliert im Wettbewerb. Wie heisst es so schön, zuerst ändern sich die Zahlen, dann die Köpfe. Kündigungsschutz in den USA ist eher ein Fremdwort, wie allgemein bekannt ist. Es gab übrigens schon Radiokrisen in den USA, da haben etliche Stationen dichtgemacht oder wurden zu spendenfinanzierten Sender (oft kirchlich).

Alles richtig; hier muss ja auch nichts beschönigt werden. Du blickst ja bestens durch, in Bezug auf den deutschen Radiobetrieb bist du nur nicht frei von Interessen.

Ein Runnig Gag, die Werbekartelle und die Verschwörung der "Berater". Gefühlt habe ich es schon tausendmal geschrieben. Es gibt keine "Werbekartelle"

Haha!

Musikformat, Programm, Moderation sind in eher selten Fällen ein Kriterium. Der Grund ist relativ einfach die Großkunden des Radios buchen weit überwiegend die Werbekombis und die sind nun einmal ein Konvolut.

So? Und warum hören wir dann fast überall dasselbe Zeug? Warum werden die "falschen" (weil wirtschaftlich mitunter bedrohlichen) Formate lang vor jeder MA-Erhebung finanziell ausgeblutet? Warum entscheidet in allen Bereichen der vom Zeitungsradio am Leben erhaltene, omnipotente Beraterstab über Gedeih und Verderb im Radiobusiness? Willst du uns ernsthaft weismachen, die Media-Agenturen beugten sich nicht dem Willen ihrer wichtigsten Kunden, welche zugleich den Blätterwald und den Dudelkosmos regieren und die absurden "Zielgruppen- und Formatvorgaben" der Beraterstäbe als sakrosankt und unantastbar betrachten? Wes Brot ich ess' des Lied ich sing'. Haltet ihr uns alle für naiv?

Solange versucht wird, Nicht-Abschalt-Impluse anstatt Einschaltimpulse zu schaffen, wird sich eh nichts ändern. Somit drehen wir uns (mal wieder) im Kreis.

Im Dudelfunk spielen mögliche Abschaltimpulse schon lange keine Rolle mehr, da wird promotet auf Teufel komm raus. Es gibt noch genug Leute die eine Zeit lang mehr oder minder "bewusst" hinhören und die vielen Kaufempfehlungen verinnerlichen.
 
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Der Clou ist doch, dass nicht abgeschaltet wird. Es wird umgeschaltet, wenn man einen Sender überhaupt nicht mehr aushält. Da man aber bei allen anderen Sendern drumherum genau die gleiche Soße serviert bekommt, ist es grad egal, welcher Sender läuft. Dieses Prinzip funktioniert so lange, wie alle das Gleiche machen. Selbst für die Kleinen, denn deren Markt/Höreranteil ist der Spatz in der Hand, den sie lieber behalten, als dass sie es wagen würden, mal die Taube auf dem Dach loszugehen.
 
Das mit Verlaub ist blanker Unsinn; Bestimmte Titel werden ganz gezielt promotet und rotieren bis zur Weißglut - ab nächster Woche werden die Hörer wieder mit "Lady Gaga" gegrillt, während ihnen andere Interpreten vom "Kartell" für immer vorenthalten bleiben, weil sich eben ganz bestimmte Singles / Platten verkaufen sollen. Etwas weniger durchsichtige Ausflüchte hätte ich schon erwartet.
Genau so ist es, es gibt die geheime ganz geheime Musikverschwörung und das schon seit Jahrzehnten. Einige Titel werden ein Hit, andere haben sogar das Zeug zum Klassiker. Aber die pöse, pöse Musikindustrie macht was sie will und drückt alles in Markt. Dumm nur das die Musikbranche, die Branche mit der höchsten Flopquote ist.


Alles richtig; hier muss ja auch nichts beschönigt werden. Du blickst ja bestens durch, in Bezug auf den deutschen Radiobetrieb bist du nur nicht frei von Interessen.

  1. In Bezug auf die Radioforen habe ich das Interesse qualifiziert zu diskutieren. Von Forentrollen halte ich nichts.
  2. Als Hörer habe ich das Interesse Programme zu hören die mir gefallen. Zum überwiegenden Teil hat Deutsches Radio Mc Donalds Niveau. Ich esse aber grundsätzlich kein Fast Food und an meine Ohren lasse ich nur ausgewählte Stationen und Webradio.
  3. Im Gegensatz zu Dir habe ich schon beim Radio verantwortlich gearbeitet als Du höchstwahrscheinlich noch mit roten Ohren Benjamin Blümchen Cassetten gehört hast.
  4. Ich liebe Radio leidenschaftlich und ich kenne die Rahmenbedingungen in Deutschland sehr genau, so wie viele verantwortliche Akteure. Seien es Medienanstalter, Sender, Vermarkter, Mediaagenturen, Kunden, Redaktionen, Moderatoren, Produktionsstudios.
    Daher kenne ich auch die wirklichen Macher, Leichtmatrosen und Schönwetterkapitäne.
  5. Ich habe finanzielle Interessen, denn Radio trägt mit dazu bei, dass in meinem Kühlschrank auch das Licht brennen kann.
Hast Du noch weitere Fragen?

So? Und warum hören wir dann fast überall dasselbe Zeug? Warum werden die "falschen" (weil wirtschaftlich mitunter bedrohlichen) Formate lang vor jeder MA-Erhebung finanziell ausgeblutet? Warum entscheidet in allen Bereichen der vom Zeitungsradio am Leben erhaltene, omnipotente Beraterstab über Gedeih und Verderb im Radiobusiness? Willst du uns ernsthaft weismachen, die Media-Agenturen beugten sich nicht dem Willen ihrer wichtigsten Kunden, welche zugleich den Blätterwald und den Dudelkosmos regieren und die absurden "Zielgruppen- und Formatvorgaben" der Beraterstäbe als sakrosankt und unantastbar betrachten? Wes Brot ich ess' des Lied ich sing'. Haltet ihr uns alle für naiv?.

Aus der Sicht eines Maulwurfes (der bekanntlich blind ist) besteht die Welt selbst im Flachland nur aus "Alpen". Als ganz großer Radio- und Mediawelterklärer weißt Du natürlich ganz genau wie Gespräche zwischen großen Werbekunden, Mediaagenturen, Vermarktern und Sender laufen. Welche Mediaagenturen kennst Du durch eigene Kontakte, welche Ansprechpartner auf Industrie und Agenturseite? Sorry, Du bist naiv denn Du kennst Null-Komma-Josef die Marktstrukturen, dafür bist Du mit einer Meinungsstärke ausgestattet die an diverse Dieter Nuhr Gags erinnert.
 
Genau so ist es, es gibt die geheime ganz geheime Musikverschwörung und das schon seit Jahrzehnten. Einige Titel werden ein Hit, andere haben sogar das Zeug zum Klassiker...

Was ins Radio kommt und zum Klassiker wird ist wohl "Höhere Gewalt". Natürlich kommt nur ins Radio was den Beratern oder Musikredakteuren/Wellenchefs genehm ist (sofern sie noch von externer Bevormundung verschont geblieben sind). Letztere sind aber für ihre Hörernähe bekannt und deswegen für die Errichtung eines Radio-Oligopols ungeeignet.

Gegen den Willen der großen Manitus sind die Plattenfirmen machtlos (da habe ich mich wohl nicht verständlich ausgedrückt). Und wieder hat das Kartell die Trümpfe in der Hand...

Im Gegensatz zu Dir habe ich schon beim Radio verantwortlich gearbeitet als Du höchstwahrscheinlich noch mit roten Ohren Benjamin Blümchen Cassetten gehört hast.

Frechheit.. aber geschenkt. Sollst auch deinen Spaß haben. So wie du tönst müsstest du ja schon jahrzehntelang im Ruhestand weilen.

Aus der Sicht eines Maulwurfes (der bekanntlich blind ist) besteht die Welt selbst im Flachland nur aus "Alpen". Als ganz großer Radio- und Mediawelterklärer weißt Du natürlich ganz genau wie Gespräche zwischen großen Werbekunden, Mediaagenturen, Vermarktern und Sender laufen. Welche Mediaagenturen kennst Du durch eigene Kontakte, welche Ansprechpartner auf Industrie und Agenturseite? Sorry, Du bist naiv denn Du kennst Null-Komma-Josef die Marktstrukturen, dafür bist Du mit einer Meinungsstärke ausgestattet die an diverse Dieter Nuhr Gags erinnert.

"Maulwurf" ist ja bekanntlich ein doppeldeutiger Begriff. Maulwürfe sind entweder Wesen mit äußerst begrenztem Horizont oder Spione, die sich eingeschlichen haben, um beim Feind Infos abzuschöpfen. Welche Bedeutung schwebt dir im Zusammenhang mit meiner Wenigkeit vor? Vermutlich erstere, was ich als freundliches Kompliment verbuche.

Schön langsam nervt der blöde Ricochet, warum kann der bloß nicht die Klappe halten? Wenn du mir erklärst warum es in Deutschland nur eineinhalb Formate gibt und jede Klitsche einen Berater braucht, der Einheitsbrei verordnet, erzähle ich dir mit welchen Agenten ich mich zum Weißwurschtfrühstück verabrede.
 
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Bestimmte Titel werden ganz gezielt promotet und rotieren bis zur Weißglut...

Mein lieber ricochet, um nur eine deiner Phantastereien aufzugreifen: Ich sage Dir, es werden von den Vertretern der Plattenfirmen alle veröffentlichen Titel promotet. Ob sie rotieren werden, kann nicht erzwungen, allenfalls und nur mit mäßigem Erfolg erbettelt werden. Wie oft soll ich Dir denn das noch sagen? Und ich weiß, wovon ich rede.

Der Doktor i.Ü. schreibt nur Richtiges in #137. Das muss Dir doch irgendwann mal zu denken geben, Rico.
 
@count down: Du bist doch derjenige, der sich in letzter Zeit am mesiten über die Entwicklungen im Radio echauffiert. Und trotzdem suchst du immer wieder nach Rechtfertigungsgründen, die die bestehenden Verhältnisse entschuldbar erscheinen lassen. Ich verstehe das nicht ganz...

Und lieber Countie: Du musst schon zwischen den Zeilen lesen; die Plattenfirmen können promoten soviel sie wollen, wenn die Promotion nicht im Radio stattfindet ist das derzeit noch ein Problem. Ich jedenfalls kenne keinen Plattenagenten, der froh darüber ist, dass wichtige Sparten kaum noch Radioanschluss haben (du als im Schlagerbereich engagierte Radiopersönlichkeit solltest wissen wovon ich rede).

Warum überall dieselben Dinger rotieren kannst du auch nicht erklären, ist halt alles Zufall. Dumm gelaufen, am besten gar nicht nachfragen. Ursachenforschung ist in diesem Forum nicht sehr beliebt, was nicht verwundert, wenn man bedenkt dass die meisten sich untereinander kennen und damit rechnen können, dass Vorgesetzte, Mitarbeiter und Vorfeldbedienstete eifrig mitlesen.

Dabei bräuchte das deutsche Radio nichts dringender als eine ehrliche und schonungslose Bilanz und die daraus resultierende Neupositionierung.
 
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Ob ich mich in letzter Zeit am meisten über die Entwicklungen im Radio echauffiere, weiß ich nicht. Aber ich echauffiere mich, ja. Allerdings suche ich keinesfalls nach "Rechtfertigungsgründen, die die bestehenden Verhältnisse entschuldbar erscheinen lassen". Ich beschreibe Zusammenhänge, die ich aus eigener Berufserfahrung kenne und im Wissen vieler solcher Zusammenhänge sage ich Dir: Du liegst enorm oft falsch. Dich zu korrigieren hat nichts damit zu tun, bestehende Verhältnisse entschuldbar erscheinen zu lassen.

Zwischen den Zeilen kann ich nicht lesen. Da steht nichts. Ich lese, was ich lese und nur das nehme ich zur Kenntnis.

Warum "überall dieselben Dinger rotieren" kann ich erklären, muss ich aber nicht, weil es tausendfach hier im Forum ergründet worden ist. Im Übrigen rotierten schon seit Erfindung des Tonrundfunks immer "dieselben Dinger". Nur nicht in derselben Häufigkeit wie heute. Schon immer wurde aus dem jährlichen Ausstoß der Plattenfirmen nur ein Bruchteil der Produktionen ins Programm gehievt, er dürfte heute nicht höher sein, eher sogar geringer. Nur heute rotieren Titel mit weit höherer Schlagzahl als kurz nach Einführung des dualen Rundfunksystems. Nicht nur aktuelle, sondern alle. Die Panik, Wechselhörer zu verlieren, ist zum Wahn mutiert. Selbst Abwanderung von Stammhörern wird schon vielfach in Kauf genommen.

Vielleicht sollten wir dem Thread-Thema gemäß mal da weiter diskutieren.
 
...sage ich Dir: Du liegst enorm oft falsch. Dich zu korrigieren hat nichts damit zu tun, bestehende Verhältnisse entschuldbar erscheinen zu lassen. Warum "überall dieselben Dinger rotieren" kann ich erklären, muss ich aber nicht, weil es tausendfach hier im Forum ergründet worden ist.

Womit wieder nichts erklärt wäre. Wie jeder Außenstehende leicht erkennen kann bist du kein "BWLer" oder "Controller", die würden hier ebenso wie die meisten Consultants gar nicht erst mitdiskutieren. Denn wenn sie denn auch noch ehrlich wären müssten sie das Weltbild vieler wohlmeinender Musikredakteure und Radionostalgiker restlos zerstören (wenn das überhaupt noch möglich ist). Und das käme wohl nicht so gut.

Nur heute rotieren Titel mit weit höherer Schlagzahl als kurz nach Einführung des dualen Rundfunksystems. Nicht nur aktuelle, sondern alle. Die Panik, Wechselhörer zu verlieren, ist zum Wahn mutiert. Selbst Abwanderung von Stammhörern wird schon vielfach in Kauf genommen.

Das ist auch ein Erklärungsansatz. Nur frage ich dich: Wo kommt dieser Wahn plötzlich her?
 
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Das mit Verlaub ist blanker Unsinn; Bestimmte Titel werden ganz gezielt promotet und rotieren bis zur Weißglut - ab nächster Woche werden die Hörer wieder mit "Lady Gaga" gegrillt, während ihnen andere Interpreten vom "Kartell" für immer vorenthalten bleiben, weil sich eben ganz bestimmte Singles / Platten verkaufen sollen.

Da würden mich aber mal Beispiele interessieren, welche überdurchschnittlich gute Musik von den Radiosendern denn boykottiert wird. Bei den Klassikern hast du völlig Recht, aber ist das bei neuen Titeln auch so? Ich habe eher den Eindruck, dass die Qualität neuer Musik in den letzten Jahren stark nachgelassen hat und deshalb so viel Schrott im Radio läuft. Künstler wie Lady Gaga, Pink oder selbst Robbie Williams setzen doch ganz klar auf Masse statt Klasse, da wird ein mittelmäßiger Song nach dem anderen raus gehauen. Das Zeug zum echten Klassiker, den man auch in 30 oder 40 Jahren noch gerne hört, hat kaum ein Titel von denen.
 
Den Künstlern kann man es doch als Letztes verübeln, wenn sie die Mechanismen des Marktes nutzen und siebzehnmal den gleichen Hit schreiben, indem sie lediglich die Akkorde ein bisschen vertauschen und ein bisschen anders texten.
Wir können und drehen und wenden wie wir wollen: Auch den Sendern ist es nicht zu verübeln (solange sie kommerziell sind), dass sie den Weg des geringsten Widerstandes gehen. Auf Sender-Seite sind m.E. nur die Öffentlich-rechtlichen handlungsfähig und handlungsverpflichtet. Nur kommen sie dieser Verpflichtung nicht nach, weil sie sich auf den Tanz mit den Privaten eingeleassen haben.
Bliebe also nur noch der gemeine Hörer. Solange dieser mitspielt, wird sich eben nichts ändern. Und er spielt mit, weil er mehrheitlich schon lange keine wirkliche Vorstellung mehr von den möglichen Alternativen hat (das sieht man ja hier im Forum an den vielen unreflektierten Fan-Einträgen), und weil er andererseits mangels Alternativen das Gedudel halt laufen lässt, damit überhaupt etwas nebenbei läuft. Aus der Tatsache, dass die Radios überhaupt noch eingeschaltet sind, zieht wiederum die von MA-Ergebnissen geblendete Werbebranche den Schluss, hier sei ihr Werbeschrott bestens platziert und erfahre Aufmerksamkeit. So fließt das Geld in die Branche, und so lange dieser Kreislauf nicht an einer Stelle unterbrochen wird, wird alles so bleiben, wie es ist oder wahrscheinlich noch schlimmer werden.
 
Den Künstlern kann man es doch als Letztes verübeln, wenn sie die Mechanismen des Marktes nutzen und siebzehnmal den gleichen Hit schreiben, indem sie lediglich die Akkorde ein bisschen vertauschen und ein bisschen anders texten.

Mit dem Konzept hat schon Dieter Bohlen bei Modern Talking kräftig abkassiert. Das war auch Musik, die so schlecht war, dass niemand zugegeben hätte, sowas zu hören oder gut zu finden, die sich aber dennoch wie warme Semmeln verkauft hat. Und genau das macht er heute bei RTL immer noch, aus Scheiße macht er Geld.
 
Auf Sender-Seite sind m.E. nur die Öffentlich-rechtlichen handlungsfähig und handlungsverpflichtet. Nur kommen sie dieser Verpflichtung nicht nach, weil sie sich auf den Tanz mit den Privaten eingeleassen haben.
Auf dem Papier sind sie sicherlich handlungsfähig und/oder -verpflichtet, da sie wohl "unabhängig" sein sollen. Wie weit geht jedoch der Einfluss jener "gesellschaftlicher Gruppierungen und Organisationen", die zwar offiziell keinen Einfluss auf Programminhalte haben, letztlich aber das Wohl und Wehe des Intendanten bestimmen. - Wir wissen es nicht, können nur ahnen.
 
Warum "überall dieselben Dinger rotieren" kann ich erklären, muss ich aber nicht, weil es tausendfach hier im Forum ergründet worden ist. Im Übrigen rotierten schon seit Erfindung des Tonrundfunks immer "dieselben Dinger". Nur nicht in derselben Häufigkeit wie heute. Schon immer wurde aus dem jährlichen Ausstoß der Plattenfirmen nur ein Bruchteil der Produktionen ins Programm gehievt, er dürfte heute nicht höher sein, eher sogar geringer. Nur heute rotieren Titel mit weit höherer Schlagzahl als kurz nach Einführung des dualen Rundfunksystems. Nicht nur aktuelle, sondern alle. Die Panik, Wechselhörer zu verlieren, ist zum Wahn mutiert. Selbst Abwanderung von Stammhörern wird schon vielfach in Kauf genommen.

Vielleicht sollten wir dem Thread-Thema gemäß mal da weiter diskutieren.

Zu ungunsten von Stammhörern, Wechselhörer stärker zu binden ist eine riskante Taktik. So oder so, ein Sender der nur unterdurchschnittlich Stammhörer hat riskiert hohe Wellenschwankungen.

Täglich hören in der MA 2013/II:
  • Ein Programm 61,3%
  • Zwei Programme 25.4%
  • Drei Programme 8,6%
  • Vier Programme 3,0%
  • Fünf und mehr 1,7%
  • Der Durchschnitt liegt bei 1,6%
Der Großteil der Hörer pendeln täglich zwischen 1 - 3 Programmen. Wird die Programmnutzung auf WHK Basis betrachtet, dann hören 44% aller Hörer nicht mehr als 3 Programme. Der Durchschnitt liegt bei 4,3%. Die Radio-Aficionados sind somit eine eher kleine Zielgruppe. Grundsätzlich, wenn die Musikprogrammauswahl völlig am Hörer vorbei erfolgen würde, dann würden diese Werte anders aussehen. Das Problem ist doch das Angebot besteht fast nur aus Mc Donalds, Burger King, Kentucky Fried und Pizza Max. Etwas anderes wird in den meisten
Bundesländern nicht angeboten. Die Öffis pendeln zwischen Fast Food und esoterischen Esstempeln für Insider.
 
Zu ungunsten von Stammhörern, Wechselhörer stärker zu binden ist eine riskante Taktik. So oder so, ein Sender der nur unterdurchschnittlich Stammhörer hat riskiert hohe Wellenschwankungen.

Wohingegen Sender mit überdurchschnittlicher Stammhörerzahl beim unaufhörlichen Versuch, Wechselhörer zu binden, erstere langfristig vergraulen. Ich bin nicht sicher, ob solche Versuche unter diesen Bedingungen jemals mit Zuwachszahlen ausgegangen sind.
 
Es soll auch Klempner geben, die können keinen tropfenden Wasserhahn reparieren, es gibt etliche Köche, die können alles, nur keine schmackhaften Speisen zubereiten und und und. Radio- und Programmmachen ist ein Handwerk, wenn es sehr gut läuft ein Kunsthandwerk. Wer keine Ahnung von Strategie und Programmtaktik hat wird im Reichweiten-"Krieg" eben verlieren. Wobei es in Deutschland doch harmlos zugeht. Hier können Sender schon einige Zeit gegen Best Practise Grundregeln bewusst verstoßen. Natürlich gibt es excellent geführte Stationen, die haben i.d.R. über Jahre hinweg stabile und wachsende Reichweiten. Auf der anderen Seite dann Sender da werden die Führungskräfte permanent ausgewechselt. Finanziell und konzeptionell ausgeblutet sind es Zombie-Stationen die keiner mehr ernst nimmt. Die Hörer haben schon längst umgeschaltet und die Werbekunden machen ebenfalls einen großen Bogen um diese Untoten. Aber wer soll denn dort das Steuer herum werfen, unterqualifizierte und -bezahlte Programmmacher, - Geschäftsführer die mit ihrer Visitenkarte prahlen und ein demoralisiertes Verkaufsteam (die besten Verkäufer haben dann schon meist den Sender verlassen)?
Rund 80% beim Privatradio ist Musik. Ob ich Titel A, B, C oder D spiele und in welcher Reihenfolge, ist kostentechnisch gesehen vollkommen egal. Ein ganz großer Unterschied zum TV. Dort muss ein Sender für sehr viel Geld Spielfilme, Serien etc. kaufen). Bis zu einem gewissen Grad kostet eine Playlist kein Geld. Es muss nur ein Musikredakteur im Sender arbeiten, der wirklich ein Gefühl für den Musik- und Programmflow hat. Selbst ziemliche Deppen können Playlists mit dem Selector erstellen. Nur, wenn da keiner etwas vom Handwerk versteht kommt nichts dabei raus. Das ist eine Binse, komischerweise richten sich etliche nicht danach.
  • Vorn ein großes Schild: Das beste Essen der Stadt.
  • Im Restaurant ein Ober mit Sprachfehler, der mehr oder weniger lustlos bis talentfrei die merkwürdigsten Sprüche klopft und aus der Bildzeitung von gestern vorliest.
  • Ein Geschäftsführer, der entweder auf der Rolle ist, intensive Gespräche mit einer weiblichen Mitarbeiterin führt oder sich im Büro einschließt und im Web surft.
  • In der Küche ein Dilettant der fleißig Dosen aufmacht und Tütensuppen anrührt, die dann lauwarm vom patzigen Service serviert werden.
  • An der Tür ein Koberer, der harmlosen Passanten verspricht, im Restaurant geht die Luzie ab. Dabei sitzen an der Theke nur ein paar besoffene Dauertrinker, die sowieso nichts mehr checken und gerade eine Polonaise durch den Laden machen, weil ihnen die Nase hinter der Theke erzählt hat, heute ist ganz ganz großes Kino angesagt und man kann einen Riesenlutscher gewinnen wenn man eine 0190er Nummer anruft.
Ich empfehle einschlägige Programme a la Radio 21, NORA, Paradiso, Radio Group, Oldie 95 (Mix 95.0, Magic FM, OK Magic); Sender wie Sky Radio und Main FM sind ja leider schon verblichen. Die Ostseewelle war ja auch jahrelang in dieser Liga. Wenn man in der Hölle ist, kochen bekanntlich die Engländer. Für das Radioprogramm zeichnen sich Deutsche verantwortlich. Wenn man dann besonderes Pech hat, dann kommen Sie vom Bürgerfunk aus NRW, wahlweise von einem offenen Kanal oder ein Möchtegern-DJ aufm Schlager-Trip legt auf. Eingeweihte wissen: Jetzt bin im 7. Kreis der Hölle angekommen. Scheiße hätte auf meine Eltern/Lehrer gehört, was anständiges gelernt und nicht beim Radio gearbeitet...
 
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