Also, welche Möglichkeiten hat die Ostseewelle? Ich sehe nur geringes Potenzial.
1. So weiter machen wie bisher. Das ging über 10 Jahre gut und man war erfolgreich. Aber nach so langer Zeit ohne wesentliche Veränderungen (und wenn dann zum Negativen, kaum noch 80er, fast keine 90er) ist der Lack eben ab. Selbst die Lübzer Brauerei gönnt ihrem Bier hin und wieder ein neues Aussehen oder eine andere Flaschenform, wenn auch das Getränk gleich bleibt. Aber man kann das vielleicht mit einem Autohersteller vergleichen, der alle paar Jahre ein neues Modell herausbringt. Ich kann mich noch erinnern, dass früher Uwe Worlitzer eigene Hörercharts gemacht hat, aber irgendwann waren die weg und es gab nur noch die vorher aufgenommenen Radiocharts von Enriko Ostendorf. Offenbar hat man sich in den letzten Jahren zu wenig getraut und wollte nichts falsch machen. Jetzt muss man aber reagieren. Wenn man weiterhin alles beibehält, von der Musik über die Stimmen bis zur Aufmachung, wird es langsam aber stetig weiterhin bergab gehen.
2. Man rudert zurück und sucht eine Niesche. Diese kann vielleicht in einem Schlager- oder Oldieformat für Frauen ab 40 liegen, weil dieses im Land fehlt. Aber damit ist man gestartet und hat viele Jahre keinen Fuß auf den Boden bekommen. Damals hat RMV / NDR noch Schlager und 60er / 70er gespielt. Heute stellt sich die Situation im Land etwas anders da. Die ganz alten Sachen (Rock n Roll, Beat, Wave, Evergreens, Classic Rock) laufen nirgendwo mehr. Wäre eine Chance, Birgt aber auch das enorme Risiko dass alle bisher verbliebenen Hörer auf einen Schlag weg wären. Ob neue dazukommen, muiss sich zeigen. Es wird sicher lange dauern. Es wäre auch aus werbetechnischer Sicht sehr riskant. Auch in Bezug auf die digitale Konkurenz.
3. Eine andere Möglichkeit wäre ein echtes Rockformat. Also keine halbgaren Sachen so wie Deltaradio oder dieser komische Bob. Ein richtiger Rocksender für Männer ab 30. Mit entsprechender Aufmachung, der Werbemarkt bietet genug diesbezüglich (Feuerengel in der Kongresshalle, Torfrock-Bagaluten Wiehnacht usw.). Aber bisher spielt man überwiegend aktuellen Dance. Also auch hier wären wohl alle Stammhörer weg und man müsste sich erst eine neue Hörerschaft aufbauen. In westmecklenburg hätte man mit Delta und dem komischen Bob etwas Konkurrenz, ansonsten wäre das eine Marktlücke. Aber auch schwierig.
4. Ein wirklich junges Format. Und hier sehe ich tatsächlich die größten Chancen. Indem man sich jünger aufstellt als Njoy / NDR 2 / Antenne. Damit hätte man nur im Raum Neubrandenburg Konkurenz durch "Radio Fritz" aus Berlin. Ansonsten müsste man sich deutlich verjüngen, quasi eine Art DJ Sender und das anbieten was Sunshine Live einmal ausgemacht hat. Also jeden Abend raus nach Spornitz, Bunker, B 105, Kreml usw.) Live übertragen. Nachts könnte man solche Mix Shows einkaufen die es im Ausland gibt (u.a. von David Guetta, Carl Cox, Roger Sanchez oder Tiesto gibt es sowas). Tagsüber müsste man die Musik radikal ausmisten. Und auch wieder ein bis zwei ältere CLubsachen pro Stunde spielen. Aber eben kein Queen oder Culture Club mehr. Werbetechnisch sicher interessant. Aber woher die Hörer nehmen? Die Jugend wandert massenweise aus dem Nordosten ab. Und Leute ab Mitte 30 hören das nicht mehr.
Egal was man sich überlegt, man steht vor dem Dilemma dass sich die Antenne, die vor einigen Jahren schon am Boden lag, langsam aber sicher wieder aufgerappelt hat. Und die Rostocker haben selbst jahrelang zugesehen wie ihnen die Hörer davonlaufen. Jetzt grenzt es fast schon an ene Mammutaufgabe das Ruder noch einmal herumzureißen