Wurden Oldies früher eigentlich auch schon so "abgefeiert"?

Maschi

Benutzer
Mal ein etwas allgemeinerer Thread der zweifellos hier gut aufgehoben ist, geht es doch um "früher".

Man kennt es ja, landauf landab feiern Oldiewellen (kaum noch die 70er,) die 80er, die etwas jüngeren auch die 90er, es gibt ganze nach den Jahrzehnten benannte Shows, manchmal gar Tage oder Wochenenden (und Stationen...) dazu und die Musik (und Zeit) von damals war ja im Rückblick die allertollste usw.

Aber wie war das eigentlich gerade in diesen Jahrzehnten in denen sich die Rundfunklandschaft langsam zu dem entwickelte was sie bis heute größtenteils ist (Start Privatfunk und melodischer Landeswellen usw.), wie war da der Blick auf die "Superhits" von vor 20, 30 oder gar 40 Jahren (denn letztere sind es ja von den frühen 80ern bis heute mittlerweile)? Gut, die Rock-und Popmusik begann ja erst mit den 60ern so richtig, da erübrigt sich das vorherige und taugt(e) allenfalls für Schellack-Schätzchen u.ä.

Oldieshows gabs ja auf jeden Fall, im WDR (mal im 1., mal im 2.) mit Roger Handt natürlich und auch WDR 4 hatte seine "Erinnerungen" mit "Melodien von gestern und vorgestern", hr3 das "Pop Remember" und auch radio ffn eine Zeit lang eine Sendung namens "Oldies" im Programm, das sind so die die mir als erstes eingefallen und/oder noch in Erinnerung sind. Aber gefühlt war der Zugang zu den Oldies doch damals nüchterner, möglicherweise lief auch nicht immer das Bekannteste vom Bekannten oder war das von Sender zu Sender unterschiedlich? Was könnt ihr zu "Oldieshows von damals" (so bis Mitte/späte 90er sag ich mal) sagen?

Und wer damals generell, so wie die meisten Landeswellen heute vor allem auch ältere Sachen spielte, wieviel Raum bekamen die, waren da auch 80% gut abgehangen oder der Mix ausgewogener?
 
Oldieshows gabs ja auf jeden Fall, im WDR (mal im 1., mal im 2.) mit Roger Handt
Die Sendung wurde von Roger Handt 1986 eingeführt, nachdem die Hörer insbesondere in der entsprechenden Rubrik der „Freien Fahrt ins Wochenend“ immer stärker Oldies nachgefragt hatten. Sogar der Deutschlandfunk hatte ja ab 1985 die „Popzeit mit Oldies“ und später die „Golden Oldies und Evergreens“. Die Begeisterung bei den Hörern gab es also auch damals schon ganz ohne Frage.

Die Besonderheit war u.a., dass die Titel gar nicht immer so einfach zu bekommen waren und mitunter erst beschafft werden mussten. Im WDR z.B. hatte man lange Zeit nur sehr lückenhaft archiviert, so dass in den späteren Oldiesendungen überwiegend Privatplatten der Redakteure und auch von anderen Funkhäusern beschaffte Bandkopien liefen. Vorlauf und Arbeitsaufwand waren also ungleich größer als zu späteren Zeiten, als irgendwann fast alles auf CD oder sogar als Datei vorlag.
 
Frohe Ostern!
Ja, ich würde sagen "Oldies" wurden damals auch schon zelebriert, wenn auch vielleicht in anderer Form. Die Entwicklung lässt sich ganz gut an den USA nachvollziehen (siehe etwa die Wikipediaartikel zu "Drake-Chenault" im Allgemeinen und "The History of rock and roll") im Besonderen. Der Name "Oldie" dürfte ja auch dort entstanden sein. Für den deutschsprachigen Bereich bietet sich eine Durchsicht des "Save the tapes"-Archivs an. Unser Mitschneider hatte eine Schwäche für diese Musikrichtung und unterschiedliche Formate aufgezeichnet. Auch Fälle die nicht gleich erkennbar sind (der BR hatte in seiner Version der "Musik bis zum frühen Morgen" z.B. eine Oldiestunde: "Das Beste von gestern und vorgestern").
 
Auch Fälle die nicht gleich erkennbar sind (der BR hatte in seiner Version der "Musik bis zum frühen Morgen" z.B. eine Oldiestunde: "Das Beste von gestern und vorgestern").

Da fällt mir ein, dass samstags im "Musikpavillon" auf WDR 4 die erste Sendestunde den Schlagern der 1950er Jahre gewidmet war.

Ansonsten gab es im WDR z. B. über viele Jahre die Sendung "Wiederhören macht Freude" von und mit dem Sänger und Pianisten Wolfgang Sauer, in der viele alte Schlager zu hören waren. Hier war die Besonderheit, dass es eigentlich keinen Moderator gab. Wolfgang Sauer begrüßte und verabschiedete die Hörerinnen und Hörer immer musikalisch ("Willkommen meine Damen, willkommen meine Herrn, wir spielen, was beliebt ist, für Sie heute..." usw.) und spielte zwischen den Musiktiteln immer die Überleitung am Klavier bzw. Flügel. Nach der Verabschiedung gab es dann immer zum Schluss noch einen Musiktitel von ihm zu hören.
Die Sendung lief bis 2006 auf verschiedenen Wellen des WDR (ich vermute mal u. a. auf WDR 1) und seit Mitte der 1980er bis zum Schluss auf WDR 4.
 
Zwei Ergänzungen dazu aus dem SDR-Programm: Eine Oldiestunde gab es auch in "Leicht und beschwingt" zwischen 15 und 16 Uhr, und (off-topic) am Flügel improvisierte Überleitungen wurden in "von Melodie zu Melodie" gespielt. Ich war sehr fasziniert als ich das zum ersten mal gehört habe.
 
Sorry, nein, ich meinte bestenfalls die Anfangsjahre ab 1984; in den 90ern liefen samstags morgens auf jeden Fall auch schon Titel aus den 60ern. Möglicherweise hat man die von Dir genannte Beschränkung auf die 50er spätestens Anfang der 90er aufgegeben. Ich finde auf Anhieb Mitschnitte aus den Jahren 91 und 92 mit Manuela („Küsse unterm Regenbogen“) und Cliff Richard („Rote Lippen...“).
 
Die Besonderheit war u.a., dass die Titel gar nicht immer so einfach zu bekommen waren und mitunter erst beschafft werden mussten. Im WDR z.B. hatte man lange Zeit nur sehr lückenhaft archiviert, so dass in den späteren Oldiesendungen überwiegend Privatplatten der Redakteure und auch von anderen Funkhäusern beschaffte Bandkopien liefen.

Das gilt wohl auch für den HR, denn Jörg Eckrich sagte mal in den 80ern in einer Ausgabe von "Oldies for Youngsters" sinngemäß, dass im HR-Schallarchiv Rock & Roll- und Rockabilly-Sachen der 50er nur äußerst überschaubar vorlägen.
 
Nicht zu vergessen ist, dass früher™ Oldies schon Oldies waren, als sie kaum älter als fünf Jahre waren, die Popgeschichte nach Weltkrieg 2 war halt noch jung.

Zudem waren Oldies im Radio noch Raritäten, da vor Mitte der Achtziger die Tagesprogramme nur wenig Platz für Popmusik boten. Schließlich beanspruchten Frauen-, Bildungs-, Kultur-, Operetten-, Tanzmusik-, Zeitfunk- und andere Spezial- und politische Sendungen breiten Raum. Da blieb für Elvis und die Beatles kaum Platz.

Umso mehr hatten die z.T. hier schon erwähnten Oldie-Sendungen hohe Einschaltquoten, u.A. "Evergreens à Go-Go" von RIAS Berlin. Sogar sendungsbegleitende LPs verbuchten reichlich Umsatz.

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Sorry, nein, ich meinte bestenfalls die Anfangsjahre ab 1984; in den 90ern liefen samstags morgens auf jeden Fall auch schon Titel aus den 60ern. Möglicherweise hat man die von Dir genannte Beschränkung auf die 50er spätestens Anfang der 90er aufgegeben. Ich finde auf Anhieb Mitschnitte aus den Jahren 91 und 92 mit Manuela („Küsse unterm Regenbogen“) und Cliff Richard („Rote Lippen...“).
Diese anfängliche Beschränkung könnte mit einem selbst auferlegten Grenzwert ab wann ein Titel ein Oldie ist zusammenhängen, je weiter wir uns von den Anfängen der Popmusik (s. auch #12) entfernten, desto mehr altes Material kam (und kommt) zusammen.
In den letzten Jahren der WDR 4-Schallplattenbar waren mindestens 80er dabei, genauso wie in Roger Handts Sendungen ab circa Beginn des Jahrhunderts 90er.
 
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Umso mehr hatten die z.T. hier schon erwähnten Oldie-Sendungen hohe Einschaltquoten, u.A. "Evergreens à Go-Go" von RIAS Berlin
Mein Vater saß vorm Tonband & nahm jeden SA auf. Die 60er,70er waren streng & "Abfeiern" im Radio war Sylvester & sonst nie, davon wüßte ich. Evergreens a gogo war Pflichtprogramm für alle in Ost & West: :cool:
Titel & Sendungen kann man hier lesen/hören:
 
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Sorry, nein, ich meinte bestenfalls die Anfangsjahre ab 1984; in den 90ern liefen samstags morgens auf jeden Fall auch schon Titel aus den 60ern. Möglicherweise hat man die von Dir genannte Beschränkung auf die 50er spätestens Anfang der 90er aufgegeben. Ich finde auf Anhieb Mitschnitte aus den Jahren 91 und 92 mit Manuela („Küsse unterm Regenbogen“) und Cliff Richard („Rote Lippen...“).

Ok, dann hatte ich das anders in Erinnerung und die 60er waren dann doch schon früher dabei. Ich kann mich jedenfalls noch an irgendwelche schmalzigen Titel aus den 50ern erinnern, die in den 90ern liefen.
 
Ich kann mich jedenfalls noch an irgendwelche schmalzigen Titel aus den 50ern erinnern, die in den 90ern liefen.
Ja, stimmt; manchmal auch so ausgefallene Dinge wie „Für alles kommt die Zeit“ mit Marlene Dietrich... :oops:
Das gilt wohl auch für den HR, denn Jörg Eckrich sagte mal in den 80ern in einer Ausgabe von "Oldies for Youngsters" sinngemäß, dass im HR-Schallarchiv Rock & Roll- und Rockabilly-Sachen der 50er nur äußerst überschaubar vorlägen.
Im WDR war man lange Zeit der Meinung, diesen Pop-Quatsch müsse man nicht archivieren und verwendete seine Energie lieber komplett auf die Befassung mit Klassik. In den 80ern drehte sich der Wind langsam und man war fortan dankbar für die Bemusterung mit Best-of-Alben und für Bandumschnitte von Redakteursplatten, die diese ans Archiv gaben.
Nicht zu vergessen ist, dass früher™ Oldies schon Oldies waren, als sie kaum älter als fünf Jahre waren, die Popgeschichte nach Weltkrieg 2 war halt noch jung.
Stimmt, mir liegt eine Oldiesendung von 1973 vor, in der fast ausschließlich Titel aus der 2. Hälfte der 60er liefen, bis hin zu „Bridge over troubled water“; die große Ausnahme war „Oh, Carol“, deren Entstehungszeitpunkt 1959 besonders hervorgehoben wurde (klang blechern, aber war ja mit 14 Jahren auch steinalt...).
 
Beim DLF gab es ja auch lange die "Oldies und Evergreens" (später "Oldies am Morgen"), wodurch man diese 2 wohl unterschieden hat?
 
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Zumindest noch in den 70er Jahren wurden die damaligen Oldies keineswegs so todgedudelt wie heute.
Damals gab es halt spezielle Programmblöcke für solche Inhalte.
 
Ich denke, daß der Bedarf an Oldies in den 1970er Jahren noch nicht so groß war wie heute, da diese Musik noch nicht so lange zurück lag und die Hörer sich noch gut an die Zeit daran erinnern konnten. Zudem gehörten Oldies noch zur Jugendkultur und waren in der Erwachsenenwelt noch gar nicht richtig angekommen. Im Tagesprogramm wurden natürlich auch ältere Stücke gespielt, doch war von Nostalgie nicht viel zu hören. Es gab aber bereits spezielle Sendungen, die einen Rückblick auf vergangenen Jahre gaben. Diese hatten oft einen "wissenschaftlichen Wert" wie "Leben von Elvis" oder "Beatles Story". Erwähnenswert wären auf jeden Fall die Memory Hits von Gerd Alzen im DLF und NDR 2, welche über viele Jahre liefen.
www.rias1.de/sound4/dlf/memoryhits/dlf_mh_01_closed.html

Es gab auch eine Sendung für Freunde alter Schellackplatten von Hans-Günter Martens "Ich hab zu haus ein Grammophon", für die jenigen die es ganz nostalgisch mögen.
 
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