Ja, aber nur da wo noch kein ausgebautes Breitband vorhanden ist.
Häh?
DVB-C ist bundesweit bei der Vodafone nach Abschluss der "Netzharmonisierung" (Angleichung der hinzugekommenen Unitymedia-Netze in BaWü, NRW und Hessen) mit Ausnahme der Kanäle mit Regionalprogrammen identisch. Und dafür ist meines Wissens nach Sat die Quelle zumindest bei der ARD. Eine Glasfaserzuführung in 3G-SDI (knapp 3 GBit/s unreduziert je Programm!) wäre wohl möglich, wird aber (noch?) nicht gemacht.
Und da ist sehr wohl "ausgebaut".
Der AAC-Hörfunk der ARD geht da übrigens bitgenau wie auf Satellit durch, das habe ich geprüft. NDR Kultur, als einziges Programm in AC-3, hat minimalste Unterschiede zu Satellit. Ich vermute hier einen nochmaligen Durchlauf durch einen Encoder.
ARD-TV wird brutal reencodiert, da es, aus den Sat-Statmuxen der ARD genommen, nicht effizient in Kabelkanäle passt. Statmuxe zu zerlegen, bringt massiv pulsierende Videobitraten, damit kann man nichts sinnvolles anfangen. Die Vodafone macht es aber, denn sie speist die Regionalisierungen ja nicht vollständig ein.
Es gibt öffentlich zugänglich leider keine konkreten Zahlen, wieviele IPTV-Boxen bei den großen Anbietern aktiv genutzt werden.
ARD und ZDF laufen bei der Vodafone als DVB-C, nicht als IP. Das ist klassisches unidirektionales Kabelfernsehen nach DVB-Standard:
Die digitale Belegung mit Frequenzen bei Vodafone Kabel Deutschland und Vodafone West mit regionaler Abfrage.
helpdesk.vodafonekabelforum.de
Ganz unten an der Liste stehen die internationalen Programme, die hat man offenbar auf eine OTT-Lösung umgestellt, also wohl auf Unicast-Basis. Mit dem breit genutzten Angebot kann man das doch gar nicht machen. Das würde doch jegliche Bandbreite okkupieren. Die Nischenprogramme verkraften sie. Sie dauerhaft parallel als DVB-C auszukabeln, würde wohl mehr Bandbreite erfordern - dazu noch in allen Netzen, nicht nur in den Netzclustern, in denen jemand gerade so ein Programm nutzt.
Genauso wenig gibts offizielle Angaben ob und wieviele der Vodafone-Netze noch Sat als Kabelzuführung nutzen.
Die Vodafone hat ein Backbone. Die regionalen Kupfer-Restnetze in den Häusern gehen nicht mehr weit zurück in die davor liegenden Netzebenen. Man hat in solchen Netzen normalerweise Glasfaser und setzt erst nahe der Haushalte auf Koax um - wegen der immer feineren Clusterung für ausreichend Internet-Bandbreite. Die linke Straßenseite kann an einem anderen Opto-Koax-Wandler hängen als die rechte Straßenseite, weil irgendwo in einer "Zentrale" beide Straßenseiten getrennten Internet-Traffic bekommen, in den jeweils gleichen Kanalbereichen. Das klassische TV-/Radio-Zeugs als DVB-C (und anderswo als bei der Vodafone teils auch noch UKW) ist identisch und wird als amplitudenmoduliertes Breitbandspektrum (RFoG - Hochfrequenz über Glasfaser) einfach mit aufgeschaltet.
Innerhalb des Vodafone-Verbundes läuft es natürlich via Glasfaser in die Regionen, übertragen werden dort aber IPTV-Gruppen mit DVB-Transportströmen. Das ist wie Sat-IP-Streaming von DVB-Transpondern, nur halt mit bei der Vodafone "mundgerecht" in der Zentrale gepackten Kabel-TV-Transportströmen - und sehr wahrscheinlich nochmals mittels FEC abgesichert. Vor Ort wird daraus erst wieder HF gemacht (QAM-Modulator), also klassisches DVB-C und das dann in das optische Signal gewandelt. Das ist kein IP-Dienst, was da auf den Glasfasern bis in die Wohnquartiere läuft.
Dort wo Gigabit anliegt, werden meistens IPTV-Zuführungen in DVB-C umgesetzt, so das der Endverbraucher gar nicht mehr feststellen kann, ob er da klassisches Sat-TV schaut oder IPTV.
Der Kunde schaut klassisches DVB-C. IP-zugeführt werden die kompletten Dateninhalte der DVB-Kanäle, maximal 50 MBit/s je Transportstrom. Und das endet halt weit vor dem Kunden.
Und damit wären wir dann auch beim Trugschluss in deiner Rechnung. Setzt man das IPTV-Signal nämlich in DVB-C um, vervielfachen sich damit nicht automatisch die Kosten auf der Senderseite.
Da es DVB-C ist, vervielfältigt sich auch nichts, da hast Du Recht. Auch das "IPTV" davor stammt nicht von der ARD, sondern aus der Vodafone-Zentrale. Dort hat man die Pakete für die einzelnen DVB-Kabelkanäle neu zusammengestellt. Die ARD liefert dafür via Satellit das normale "Endkundensignal". Sie könnte auch via Glasfaser 3G-SDI liefern, auch das wäre eine einmalige Aufwendung.
Es ist aber kein IPTV, was von den Kunden genutzt wird.
Auch eine IPTV-Plattform, wie sie Magenta TV bietet, zieht nicht mehrfach an der ARD-Quelle (welche das immer auch sein sollte). Das läuft Telekom-intern und wird dort gemanaged.
Heikel wird OTT, wenn jeder Kunde einzeln mit seinem Endgerät unabhängig vom eigenen Provider (der nur noch die Durchleitung macht) an der Quelle zieht. So wie in diesem
Video von Antenne Bayern, in dem sie ab 19:40 den Radiostream-Traffic (Unicast!) zeigen: 6 GBit/s momentaner Traffic nur für Radiostreams, da alles Unicast ist.
Wenn die ARD Sat einstellen würde, würden alle Kunden, die nicht an einem "echten" IPTV-Provider hängen, sondern direkt Streamadressen der ARD nutzen, den Traffic vervielfachen.
Hinzu kommen übrigens noch die unzähligen Apple-TV-Boxen, Amazon-Sticks und Artverwandtes, über die man natürlich ebenfalls u.a. die Streams der ÖR schauen kann.
Wo kommen die dafür genutzten Streams her? Von der ARD oder von Plattformen, die das ihrerseits managen und damit von der ARD entkoppeln? Das ist dann jeweils entscheidend.