AW: Radio vor und nach Privatradiozulassung
Mit Verlaub: Am heutigen Tag ist die Niederlage wo anders als bei den Privaten. Ausnahmsweise, zugegeben.
Dass die Auswahl "radikal schlechter" geworden ist sehe ich nicht so - und auch die Hörer nicht: Der Marktanteil Privat Inland 10+ Mo-So ist in Wien vom 2. Halbjahr 2001 bis heute von 16 auf 26 Prozent gestiegen.
Noch ein Wort zu "ich höre kein Radio mehr, mein Schwager auch nicht, im Büro läuft nur mehr die CD" etc: Die Hördauer österreichweit liegt unverändert knapp über 200 Minuten, bei den 14-49 leicht darüber. Um die 85% der in Österreich lebenden Bevölkerung hört jeden Tag Radio.
Die Frage ist doch: Wie definiert man Erfolg. (Ich sehe das aus der Sicht der Macher und Eigentümer)
Tagesreichweite? Marktanteil? Ö3 ans Bein pinkeln?
IMO sind kommerzielle Medienprojekte wie Unternehmungen im allgemeinen dann erfolgreich, wenn sie schwarze Zahlen schreiben. Davon sind im Moment viele weit entfernt - zum Teil aus eigener Schuld, zum Teil wegen ungünstiger Rahmenbedingungen.
Die Rahmenbedingungen werden sich teilweise verbessern - durch die Mediengesetznovelle. Einige Probleme bleiben bestehen: Hohe AKM/LSG Abgaben, Apa-Tarife, ORF Sendemieten - aber vielleicht ändert sich auch hier etwas zum Guten.
Viele Radios treten heute fokussierter auf als noch vor zwei Jahren: Kronehit, 88.6 Der Supermix etc. sind vom Produkt her klarere Marken geworden - die Wahrnehmung wird - so man konsequent bleibt - folgen. Die Sender werden effizienter, und damit steigt die Chance auf schwarze Zahlen weiter.
Ich glaube, dass das Image der Privaten durch mangelnde Kontinuität massiv gelitten hat und zT unter den den realen Zahlen liegt: Wenn ich Leuten erzähle, dass die Antennen oder Kronehit jeweils mehr Hörer österreichweit haben als FM4 ernte ich häufig Erstaunen.
Natürlich hoffe ich auf mehr Spartenradios (von Lite FM bis KJQ), die Ryan-Air Radios (billig, aber USP passt) werden kommen. Dem ORF werden weitere Frequenzen weggenommen werden - und damit entstehen neue Sender in urbanen Märkten wie Linz, und lt. dt. Telekom Studie bald auch in Wien. 4% Marktanteil mit schwarzen Zahlen - das wird möglich sein, weil aus dem ORF übernommene Vorstellungen punkto Aufwand (Aufgabenbereiche, Zahl der Mitarbeiter bis hin zu Flexibilität im Einsatz, nicht zu vergessen die Technik - man muss viele Spots verkaufen um eine Digas Lizenz zu bezahlen) über Bord geworfen werden.
Ein Beispiel in dieser Hinsicht ist 88.6: Während 1998-2000 extremer Personalaufwand betrieben wurde, z.B. in die Morningshow, in Service, in News, konnte 88,6 nie Imagewerte in Punkto Morningshow, News oder Service aufbauen - konsequenterweise erledigt Thomas Edinger News und Service morgens im Alleingang - wäre unvorstellbar gewesen. (Was nicht bedeutet, dass ich den Markenauftritt von 88,6 als Supermix nachvollziehen kann)
Erst billiges Produzieren schafft die Möglichkeit in Nischen zu gehen. Sobald du in deinem Businessplan mehr als 2 Millionen Euro einplanst landest du (noch) bei AC.
Und was Effizienz betrifft, waren die letzten beiden Jahre gute, wenn auch harte und für viele bittere Lehrmeister. AISI sind aber nur Arbeitgeber, die schwarze Zahlen schreiben, dauerhaft sichere und gute Arbeitgeber.
Glückliche Gesellschafter sind gute Gesellschafter.