Media-Analyse 2012 Radio I: Reaktionen und Meinungen

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Und da gab es eine Moderatorin namens Anne, die durch ihre Direktheit bekannt war. Man wußte, daß sie Bushido und das damals aus dieser Richtung angesagte Zeug nicht mochte. Sie hat da kein Blatt vor den Mund genommen und das offen gesagt - die Hörer liebten sie dafür.

Schön und gut - wenn aber ein Song, der gespielt wird, vorher oder nachher vom Moderator verrissen wird, gibt es genau zwei Möglichkeiten:
a) der Hörer ist anderer Meinung und ärgert sich, dass der Moderator seinen Lieblingssong schlechtmacht
oder b) der Hörer ist derselben Meinung und ärgert sich, dass der Moderator diesen miesen Song, den nicht mal er selber mag, dennoch spielt.

Countdown hat also völlig recht mit der "Todsünde". Der Ausweg aus dem Dilemma ist für mich aber - daher mein Einwurf oben - nicht, dass der verhaßte Song vom Moderator unter verlogener Opferung jeglicher Authentizität angepriesen wird, sondern dass er gar nicht erst gespielt wird. So einfach kann das sein!:) Moderatoren von Musiksendungen sollten hinter dem, was sie spielen, stehen können und Einfluß darauf haben. Und, ja, natürlich gibt es Qualitätskriterien für Musik, so wie es Qualitätskriterien für Schauspielkunst oder gute Literatur gibt. Oder sind Texte von Goethe und Sladko auch gleichwertig und lediglich eine Geschmacksfrage?
 
...gibt es neben dieser immer gleichen Nörgelerei über die langweiligen Dinge der Radiolandschaft auch was Positives aus der MA herauszulesen?

Übrigens: Die MA ist so sinnfrei wie der Zapfenstreich für scheidende deutsche Bundespräsidenten... :)
 
Natürlich gibt es auch etwas positives aus der MA zu lesen.
In NRW haben viele Menschen Medienkompetenz bewiesen und das angebotene Mini-Dudel-Sortiment abgeschaltet.
Sie hören vermutlich mehr aus dem Web oder ... vielleicht auch mal gar nichts, oder schauen mehr Fern, oder oder oder .....
 
Danke, Waver, für Deine immer wieder ausführlichen kulturpolitischen und gesellschaftskritischen Gedanken. Viel Wahres dran.
Mit der Kritik am "Verreißen eines schlechten Songs" ahnte ich schon, dass ich hier ein Fass aufmache. Gehört nicht in die Diskussion des Fadens. Nur so viel: Ich persönlich versuche nie, die Güte eines Titels zu ermitteln, sondern lediglich die "Brauchbarkeit" an dieser Stelle, zu dieser Zeit und vor diesem Publikum. Da kann der prolligste Mallegröhler dort passend sein, wohl kaum im Klassikradio. Der Walzer vor einer Hochzeitsgesellschaft gespielt passt ein wenig besser als bei Sunshine Live. Im Übrigen will ich mit der gespielten Musik begeistern und moderiere sie hoch. Fällt mir das bei einem vorgegebenen Titel schwer, würde ich mich zumindest nicht negativ äußern.

Zurück zum Thema!
 
Kultur ist in der nullten Ableitung immer Draufzahlgeschäft - erst wenn man weiterdenkt, werden "Gewinne" sichtbar. Das sind aber gesellschaftliche Gewinne, die sich mitunter nicht in Euro und Cent berechnen lassen, oder wenn, dann auf üblen, langen Umwegen, auf denen der Ursprung bzw. die Erinnerung an den Ursprung gerne abhandenkommt.

Ist doch vøllich wurscht. Hauptsache, eine schöne Umwegrentabilität vorrechnen. („Sie müssen heute so argumentieren!!“)


Ich behaupte mal was anderes: wäre Deutschland ein Volk von (Hoch)kulturjunkies, dann gäbe es den Privatfunk in der Art, wie wir ihn kennen, überhaupt nicht. Niemand wäre auf die Idee gekommen, mit werbefinanziertem Funk Geld verdienen zu können.

Möglicherweise doch. Das dann aber jedenfalls nicht mit den bekannten Programmkonzepten, die ja teilweise sehr deutlich auf einfältige Hörer hin ausgerichtet sind, auch wenn das aus Gründen der politischen Korrektheit niemand zugeben wird.


Es gäbe gewiß privat betriebene Programme, aber dann auf Basis von freiwilligen Mitgliedschaften (und dennoch unverschlüsseltem Programm), auf Basis von Stiftungen oder Spenden, die überraschend freiwillig und üppig sprießen könnten. Dann gäbe es sehr wohl die Chance, daß Privatfunk qualitativ auch mal über öffentlich-rechtlichem Funk angesiedelt sein könnte.

Das ist das Modell USA, und zwar anstelle eines öffentlich-rechtlichen Rundfunks. Ohne Zuschüsse aus dem Staatshaushalt (bei denen es Bestrebungen gibt, sie zu streichen) wäre der Umfang der dort bestehenden Angebote aber auch nicht möglich.

Das Ergebnis kann man sich in Berlin bekanntlich auch auf UKW anhören, seit NPR dort die Washingtoner Auslandsfunkbehörde ausgebootet hat (wie man so hört, nachdem die so blöd war, das Bundeskanzleramt in den Vorgang einzuschalten und dort wohl auch noch wer meinte, tatsächlich die MABB kontaktieren zu müssen – epic fail).



Es kommt für mich nicht unbedingt zufällig, daß der Hörfunk in der unmittelbaren (Nach)wendezeit der DDR seinen qualitativen Höhepunkt hatte. Die Menschen im Osten waren es leid, weiterhin mit Parolen bei Laune gehalten zu werden, sie suchten etwas realeres, gesünderes. Sie fanden es nicht, stattdessen fanden sie die Enttäuschung der ihnen (auch noch weitgehend freiwillig) übergestülpten West-Ordnung, die genauso abartig ist, nur mit anderem Geschenkpapier verpackt. Und dann zogen sie sich, als ab 1992 klar war, daß die Übung des aufrechten Ganges wieder beendet war, halt großteils in die nächste Nische zurück.

Siehe Anlage, falls noch nicht bekannt.
 

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  • DS-Kultur letzte Minuten.mp3
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Radiowaves schrieb:
Dort hast Du ohne Zweifel eine hohe Quantität. Ob damit eine hohe Qualität verbunden ist, steht auf nem anderen Blatt. Letztlich haben wir doch auch tausende Internetradios - und viele davon sind von Qualität meilenweit entfernt.
Das Hauptproblem beim Webradio liegt darin, dass die meisten Stationen entweder nur eine äußerst dilettantische Moderation aufweisen oder komplett unmoderiert sind.

Es gibt jedoch auch wohltuende Ausnahmen, bspw. Radio Sunrise: http://stream.radiosunrise.de:8000/listen.pls, das nach einer 30jährigen Unterbrechung Anfang des Monats im Internet erneut auf Sendung gegangen ist.

Radiowaves schrieb:
Außerdem bezweifle ich, daß auf einem "freien Markt" automatisch die Privaten die Öffis "in Sachen Qualität" überflügeln würden. Es kommt immer drauf an, was man unter "Qualität" versteht. Journalismus kostet ein Schweinegeld, die Produktion aufwendiger Kulturprogramme (so man das mit "Qualität" gleichsetzt) ebenso. Wenn aber nur wenige Menschen Interesse daran haben, wie soll ein Privatfunksystem, das sich aus Werbung ernährt (die wiederum von kulturell Interessierten i.d.R. verabscheut wird), dann wirtschaftlich erfolgreich am Markt (nix anderes ist es) bestehen?
Ich frage mich, weshalb die Qualität eines Hörfunkprogramms in erster Linie an den journalistischen Inhalten gemessen und in diesem Kontext stets auf Kulturprogramme hingewiesen wird.
Vielleicht weil es im deutschen Sprachraum bis auf wenige Ausnahmen kaum wirklich gute Unterhaltungsprogramme gegeben hat?

Betrachtet man lediglich die Informations- und Kulturwellen, nimmt Deutschland dagegen eine Spitzenposition ein: Die BBC, NPR oder France Info liegen in qualitativer Hinsicht weit hinter dem DLF und selbst das so viel geschmähte deutsche Fernsehen von ARD und ZDF ist immer noch weitaus besser, als das "bunte Allerlei", das hier in Belgien die RTBF produziert (letzteres kommt einer Mischung aus RTL2 und Arte sehr nahe).

Wofür ich mich stark mache, ist ein anspruchsvollerer Unterhaltungsfunk, denn genau der fehlt in Deutschland, seit die Playlisten in den neunziger Jahren bei allen großen Programmveranstaltern glattgebügelt wurden.

Radiowaves schrieb:
Kultur ist in der nullten Ableitung immer Draufzahlgeschäft - erst wenn man weiterdenkt, werden "Gewinne" sichtbar. Das sind aber gesellschaftliche Gewinne, die sich mitunter nicht in Euro und Cent berechnen lassen, oder wenn, dann auf üblen, langen Umwegen, auf denen der Ursprung bzw. die Erinnerung an den Ursprung gerne abhandenkommt. Wer wird schon präzise sagen können, warum in einem bestimmten Land(strich) mehr ehrenamtliches Engagement besteht, geringere Schul- und Ausbildungsabbrecherzahlen, weniger Vandalismus im öffentlichen Raum, mehr Zusammenhalt der Generationen, mehr Bewußtsein für Natur und Schöpfung usw? Das sind für mich alles Merkmale von "mehr Alltagskultur". Die könnten durchaus Folge auch (nicht nur) von mehr Kultur im Hörfunk sein - allerdings nur in einem ganzheitlichen gesellschaftlichen Prozeß. Einem Prozeß, bei dem man später nicht mehr sagen kann, was nun Ursache und was Wirkung war. Und: einem Prozeß, den nicht jeder so unbedingt mögen wird, hängen doch die Gewinne vieler Bereiche der Wirtschaft untrennbar mit einer möglichst geringen Alltagskultur zusammen.
"Kultur" ist ein genauso weitgefächerter Ausdruck wie "Qualität".
Die Werke von Lady Gaga, ja selbst von Rihanna, könnte man als Ausdruck einer modernen Popkultur betrachten und viele Jugendliche, welche die Musik aus den siebziger und achtziger Jahren nicht kennengelernt haben, werden den besagten Interpretinnen eine hohe Qualität bescheinigen, sonst würden sie sich nicht diese Musik auf ihren portablen MP3-Player laden.
Genau dies macht es so schwer, auf einen gemeinsamen Nenner zu kommen, was gut ist und was nicht.

Keineswegs bedeutet dies, da muss ich Stefan recht geben, dass letztlich alles relativ ist: Vieles, was die Musikindustrie in den vergangenen 20 Jahren auf dem Markt gebracht hat, ist und bleibt Müll, selbst wenn man sich bemüht, es schönzureden.

Radiowaves schrieb:
Ich behaupte mal was anderes: wäre Deutschland ein Volk von (Hoch)kulturjunkies, dann gäbe es den Privatfunk in der Art, wie wir ihn kennen, überhaupt nicht. Niemand wäre auf die Idee gekommen, mit werbefinanziertem Funk Geld verdienen zu können. Es gäbe gewiß privat betriebene Programme, aber dann auf Basis von freiwilligen Mitgliedschaften (und dennoch unverschlüsseltem Programm), auf Basis von Stiftungen oder Spenden, die überraschend freiwillig und üppig sprießen könnten. Dann gäbe es sehr wohl die Chance, daß Privatfunk qualitativ auch mal über öffentlich-rechtlichem Funk angesiedelt sein könnte. Das klingt alles sehr idealistisch - darf es auch, weil die Grundannahme einer Kulturgesellschaft bereits illusionär ist.
Du bist ja ein regelrechter Utopist! :D
Aber keine Sorge, ich bin es in einem gewissen Grad auch, sonst würde ich hier nicht schreiben. ;)

Mir ist es jedoch wichtig, zu unterstreichen, dass es weder etwas Unethisches ist, mit dem Medium "Radio" Geld zu verdienen, noch dass dies zwangsläufig zu einer niedrigen Qualität der Unterhaltungsprogramme führen muss (zumindest legen das Deine Ausführungen nahe).
Am besten wird dies wohl durch die Radiolandschaft in den USA bestätigt, wo der Rundfunk von Anfang an in privater Hand lag und das durch Sponsoring finanzierte NPR erst in den späten sechziger Jahren ins Leben gerufen wurde: US-amerikanische Unterhaltungsprogramme sind i.d.R. attraktiver als bundesdeutsche. Das einzige, was mich am US-Radio wirklich stört, sind die nicht enden wollenden Werbeblöcke.

WAZMann schrieb:
Natürlich gibt es auch etwas positives aus der MA zu lesen.
In NRW haben viele Menschen Medienkompetenz bewiesen und das angebotene Mini-Dudel-Sortiment abgeschaltet.
Sie hören vermutlich mehr aus dem Web oder ... vielleicht auch mal gar nichts, oder schauen mehr Fern, oder oder oder .....
Das ist eines der Lieblingsargumente der Verfechter der monopolistischen Strukturen im NRW-Rundfunk: "Es gibt doch Webradio. Die Leute, die mit dem Angebot auf UKW nicht zufrieden sind, sollen über das Internet Radio hören!"
Dabei wird außer Acht gelassen, dass, wie oben geschrieben, Unterhaltungsprogramme Geld kosten und man eben nicht nur auf Hobbymoderatoren (wie beim Gros der deutschen Webradios) oder auf idealistisch gesonnene Profis (wie beim erwähnten Radio Sunrise) zurückgreifen kann, möchte man anspruchsvolle Programme produzieren.

Ja, ja, welche Argumente sich die Verleger alles einfallen lassen, um den Status Quo beizubehalten! :D
- Klar, man möchte nicht, dass der Goldesel "Radio NRW" einmal weniger abwirft, weil Konkurrenz auf Sendung gegangen ist; insofern kann ich die beteiligten Firmen schon verstehen, wenn sie alles unternehmen, um ja nichts am System zu ändern.

Was ich jedoch zutiefst ablehne, ist, dass sich die Politik stets von den besagten Unternehmen beeinflussen lässt.
Warum hat nicht endlich mal jemand von den Landespolitikern den Mut, andere Wege in Sachen Rundfunkpolitik zu gehen, oder zumindest die Verleger nicht mehr aktiv in ihrer protektionistischen Haltung zu unterstützen?!
 
Frage die Runde: Mich würden auch die E.M.A.-Zahlen der NRW-Lokalradios intererssieren. Weiß einer von euch, wie man da an eine Übersicht rankommt? Vielen Dank schon einmal im vorraus.
 
... und wenn wir einmal bei Definitionen sind:

Wer oder was ist ein "schlechter" Song, und wer sagt mir, dass ein Lied, welches mir unter Umständen gefällt, ein "schlechter" Song ist?

Es gibt schon gewisse objektive Kriterien, wie beispielweise die Produktion, oder auch (in Grenzen) Texte. Gerade bei bekannten Interpreten kann man durchaus die Songs aneinander messen.

Im Übrigen war es vor 25 Jahren, als Modern Talking mit ihrer Recycling-Maschine drei Jahre lang praktisch immer dieselben Songs wieder "neu" auf den Markt brachten, nichts besonders, daß die Moderatoren diese Vorgehensweise kritisiert und die Songs verrissen haben. Damals wäre niemand auf die Idee gekommen, einen Verriß als "Totsünde" anzusehen. Und vor 50 Jahren haben im Rundfunk die Discjockeys sogar Schallplatten vor dem Mikrofon zerbrochen, wenn sie ihnen ganz und gar nicht gefielen.

Aber ich merke schon, ich bin einfach zu sehr vom Rundfunk der 80er geprägt...
 
Das ist nur für den unterhaltsam, der den gleichen Musikgeschmack hat. Wenn der DJ plötzlich deine Lieblingsplatte zerbricht, ist das bestenfalls ein Idiot, der keine Ahnung von Musik hat. Insofern bin ich da ganz auf der Seite von count down, alles andere wirkt außerordentlich unprofessionell.
 
Das ist nur für den unterhaltsam, der den gleichen Musikgeschmack .hat. Wenn der DJ plötzlich deine Lieblingsplatte zerbricht, ist das bestenfalls ein Idiot, der keine Ahnung von Musik hat. Insofern bin ich da ganz auf der Seite von count down, alles andere wirkt außerordentlich unprofessionell.

So ein Quatsch, na dann herzlich willkommen im aalglatten, weichgespülten deutschen Beraterfunk. Ein guter Moderator hat Persönlichkeit und polarisiert dadurch natürlich auch. Ein starker, glaubwürdiger Charakter kann eine Sendung tragen und prägen. Nicht immer muß doch der Hörer auf der anderen Seite einer Meinung zustimmen. Das macht ja gerade den Reiz aus, gerade wenn man einen Moderator (bzw. eine Sendung) regelmäßig hört. Hast Du schon mal 5 Live der BBC gehört? Dort wird sogar heftigst über Politik debattiiert. Dass CD-Neuerscheinungen auch mal verrissen werden, gehört ebenfalls zum guten Ton. Oder Chris Moyles auf Radio 1? Der beginnt seine Breakfastshow regelmäßig mit einer halben Stunde Talk und Meinung am Stück ohne auch nur einen Song zu spielen. Und wenn dem nach der ersten halben Stunde die Playlist nicht gefällt, dann wird das Lied halt nicht gespielt und das auch so on air gesagt. Solche Sender sind hier undenkbar. Das deutsche Radio muß lendlich wieder lebendiger werden (und nicht nur einem vorgaukeln, dass das Leben beginnt...), mehr polarisieren, damit man sich auch mal an einer Meinung reiben kann. Traut Euch was und vergesst den Gedanken, nicht anzuecken und bloß niemandem weh zu tun. Dann klappt's auch mit der Quote.
 
...aber unterhaltsam. :) Anders als der pubertäre Scheiß, der heutzutage in den Unterhaltungswellen zu hören ist (DSDS, Penistätowierung, verrücktes Telefon etc.).
Stimmt. Es gibt jedoch eine Ausnahme: Die Telefonsketche von Dieter Tappert alias Paul Panzer. Die fand ich immer wieder klasse (habe sie allerdings ausschließlich auf CD und nicht im Radio gehört).
Alle Nachahmungsversuche, wie bspw. das "Sinnlos-Telefon" von Radio PSR, kommen da nicht ran: Original bleibt halt Original!

Leider ist er inzwischen viel zu bekannt geworden; er passt zudem nicht wirklich ins TV.
 
Das ist nur für den unterhaltsam, der den gleichen Musikgeschmack hat. Wenn der DJ plötzlich deine Lieblingsplatte zerbricht, ist das bestenfalls ein Idiot, der keine Ahnung von Musik hat. Insofern bin ich da ganz auf der Seite von count down, alles andere wirkt außerordentlich unprofessionell.

Wenn er einen konträren Musikgeschmack hätte, würde ich erst gar nicht seine Sendung hören
 
Der DJ im Radio kann deine Lieblingsplatte kaum noch zerbrechen. Er müsste, zeitgemäß, den Titel anspielen, verreissen und dann die Festplatte ausbauen und vernichten. Oder mittels Webcam beweisen, dass er grade den Titel von der Festplatte löscht.
Rechtlich wäre es Vernichtung von fremden Eigentum, Sachbeschädigung, Vergehen gegen Dienstanweisungen und zudem würde es keiner "draussen" mitbekommen, da die UKW-Plärrekisten nur nachweislich leise im Hintergrund herumschreien ( "Erfolgreiches Radio" ) und diese Aktionen niemand mehr wahrnimmt.
 
Dazu ein Nachtrag, habs doch noch auf der Festplatte gefunden. Top40-Anne zusammen mit Musikredakteur Alex Dietz, den sie sich zur letzten Sendung ins Studio schleppte und der mit ihr zusammen moderieren mußte. Ich finde, man kann das im passenden Umfeld durchaus - sehr sympathisch und direkt. Davon kann auch ich mich angesprochen fühlen (ablehnend oder auch zustimmend), während mich vorgefertigte 10-Sekünder einfach nur anwidern, weil sie deutlich erkennbar nicht echt sind.

(Ja, Annes Stimme hat auch, ähm... polarisiert...)[/quote

Oh man danke Radiowaves da bekomme ich glei Pippi in die Augen... Genau für die Art mochte ich Sie... Hast du noch mehr davon?
 
... und diese Aktionen niemand mehr wahrnimmt.

Aber die Werbung, die nehmen sie wahr! :eek: ---> Wer glaubt das eigentlich wirklich noch?

Es kommt der Tag, an dem die Künstler dafür bezahlen müssen, damit man ihre aktuelle Musik im Radio überhaupt noch bekannt macht und spielt. Und wer nicht bezahlen will, vom dem hört man halt nur die alten verbrauchten Songs, die eh kaum noch einer kaufen will, aber vielleicht gerne hört. Früher wäre es ja auch undenkbar gewesen, dass man im Fernsehen Werbung für ein Musikalbum sieht, so wie bei Sat1 und auch beim ORF. Adoro, Katie Melua, Die Zillertaler "Vagabunden" und ganz krass "Die Amigos" *grusel* ... ---> Musik, die eben kaum ein Sender spielt, bzw. kaum ins Format passt.

... Ach, Frau "Michelle", Sie wollen Ihren neuen Song bei "Verstehen Sie Spaß" präsentieren? - Ja, dann rutschen Sie mal 50.000 EUR rüber für 3 Minuten Sendezeit in der Primetime ... :wow: --->Wir haben die Seher! ---> Sie einen Schlager, den ja eigentlich keiner mehr hören möchte, aber für 50.000 EUR, können wir kurzzeitig einen Abgang von 20.000 Sehern sicher gut verkraften, so besch..... kann Ihr Lied gar nicht sein! *lach*

Im Musikantenstadl kann man natürlich günstiger auftreten, weil die Sendung ja nur aus Musikwerbung besteht ...
 
Fredo, noch zahlt Fernsehen Gage an die Künstler, nicht umgekehrt. Verbreite doch nicht so einen Quatsch.

Seid Ihr noch beim Thema?
 
Manche schreiben, sie trauerten dem Radio der 1980er- und 1990er-Jahre nach. Ich kann das gut nachvollziehen. Damals gab es noch keine Formatradios.
Wenn ich mir das Wort "Format" anschaue, steckt für mich das Wort "Form" drinnen. Man wollte das Medium "Radio" in eine Form gießen, um es - nach den ökonomischen Gesetzmäßigkeiten - industriell zu betreiben.
Ich nenne das Radio von heute, gemäß auch mancher Kritiker, die sich hier im Forum geäußert haben, als industrialisiert.
Journalistisch gesehen sind die Massenmedien derzeit auch nicht tauglich, kritische Berichte zu erlauben. Davon lebt aber das Medium Radio, das Medium Fernsehen. Ganz zu schweigen von Zeitungen, wo manches noch schärfer betrieben wird.
Die Musikstile wurden wie für Arbeiten am Fließband neu sortiert, die Radiostationen den Erwartungen angepasst, die die Chefs der Sender hatten. Kritik wurde keine oder kaum zugelassen. Kritik stört, unterbindet das Investieren und macht Stationen pleite, weil man nur Klotz am Bein ist. Durch die Entledigung dieser sachlichen Kritiker, die sich sehr oft nur noch als Blogger betätigen können, wurde das Radio von einer sehr risikofreudigen zu einer sehr risikoarmen, kritiklosen, ja, fast schon diktatorischen Systematik.
Ich vergleiche diese Berater gern mit der Treuhandanstalt nach der Wende 1989/1990 im Osten Deutschlands. Alles, was zu Geld machen war, wird verkauft, sei es Sender selbst durch Zusammenlegung mit anderen Sendeanstalten (z.B. Regiocast), Teile werden an Investoren verhökert, zum Teil zum Schleuderpreis. Wenn dann die neuen Investoren sich dann die Sender anschauten, sahen sie eigentlich, dass diese Sender brach lagen. Man nahm eigene Konzepte her, stülpte diese Konzepte dem Sender über, ohne lang nachzufragen, ob das gut ist für den Sender, und dann wurde der Sender nach Gutsherrenart "fremdverwaltet". Dies führte zwangsläufig zum Ausscheiden wertvoller Mitarbeiter, die von Haus aus Sendern treu waren. Mit dieser Politik, gepaart mit der größeren Investitionsbereitschaft im Bereich "Crossing Media" durch Zeitungsverleger aller Art, wurde im letzten Ende ein Oligopol geschaffen. Schaut euch mal die Besitzverhältnisse der 15 größten deutschen Privatradioanstalten an. Man wird immer so in etwa, vielleicht mit anderen Namen versehen, die gleichen Investoren-Gruppen finden. Wie soll da ein ordentlicher Wettbewerb entstehen, wenn sich, ähnlich der großen Strom- und Energiekonzerne, die großen Mediengruppen immer mehr den Kuchen aufteilen? Dabei ist egal, wen es betrifft. Schwache Sender bekommen ein Angebot, übernommen zu werden, mit der mittelfristigen Aussicht auf Erfolg. Dass der z.T. dann eben nicht kommt, liegt ja in der Natur der Sache. Diese Gewinnspiele, die da oftmals als Köder ausgelegt werden, um dem Hörer das Gefühl zu geben, mit dem Sender emotional verbunden zu sein, sind für meine Begriffe unter der Rubrik "Nepper, Schlepper, Bauernfänger" subsummieren. Diese Gewinnspiele sind ein großer Zaubertrick der Investoren, sich die Hörer gefügig zu halten, um damit noch mehr Profit herauszuschlagen. Dazu analog das Beispiel eines Drogenabhängigen. Die Droge ist das Gewinnspiel. Sie wird dem Hörer, dem "Drogenabhängigen", gereicht, und suggeriert: "Bleib brav bei der Stange, sonst gibt's keine Drogen mehr..." Welch perfides System! Und die Landesmedienanstalten schweigen, ebenso die Medienkontrolleure in der Politik. Juristisch gesehen könnte man diese Gewinnspiele sogar unter "unlauteren Wettbewerb" rangieren lassen. Denn: kleine, mit solchen Dingen überhaupt nicht bewanderte Stationen, können da nicht mithalten. Sie verlieren Hörer, weil diese Hörer sich längst unter die Käsehaube der großen Sender geschlüpft haben. Kritisches Nachfragen nach dem Sinn solcher Gewinnspiele wird zurückgewiesen und man droht anwaltlich wegen "rufschädigendem Verhaltens". Auch die geschäftspolitische Offenheit der Sender lässt sehr zu wünschen übrig. Kartellrechtliche Grauzonen werden sogar von Landesmedienanstalten toleriert, wohl wissend, dass man da Fehler begeht, aber wenn man nichts macht, kann auch von außen her nichts passieren.
Dadurch wird die Verwebung einzelner Sender nur noch größer, was sich auch im Musikgeschmack auswirkt, und dadurch wird auch der Einheitsbrei größer. Das wird dann durch die MA wieder gelobt, und dann denkt man sich: "Hoppla, wieder Zuhörer gewonnen. Weiter so..." Dass aber der mündige Hörer da ziemlich verarscht wird, wird ihm wieder durch Gewinnspiele, Aktionen und dem neuesten Trick, dass man Daten durch sogenannte Verkehrszentren bekommt, veblendet. Das Problem der Radiosender in Deutschland, aber auch in Österreich ist, dass man durch diese inzuchtartige Verwebung keine Risikobereitschaft mehr hat, Neues zu wagen. Oder mit alten Dingen aufzuhören, die vielleicht in die Sackgasse gelaufen sind. Einen Break machen, um Neues zu wagen. Das ist im öffentlichen Bereich mehr möglich als im privaten Bereich.
Dem Diktat der geldhungrigen, dikatorisch wirkenden und den Hörern gefügig machenden Sendern und ihren Chefs kann ich nur mit Willy Brandt antworten: "Wir wollen mehr Demokratie wagen." Und mit den Höhnern weiter antworten: "Wenn nicht jetzt, wann dann..." Noch ist der Zug nicht abgefahren, aus dem schönen, sehr facettenreichen deutschen Rundfunk was zu machen. Aber: Man muss nur wagen, neue Wege zu gehen. Solange diese nicht beschritten werden, bleibt für mich die MA eine Makulatur, eine richtige Kabarettveranstaltung.

Ich lobe daher auch die vielen kritischen Töne hier auf radioforen.de, die auch an die Zeit erinnern, die mal die Pionierzeit des UKW-Funks waren. Diese Statements tun wohl, weil ich merke, dass der Bodensatz für eine Umkehr vom Inzucht-Einheits-Dudler noch zu schaffen ist. Manche hier auf radioforen.de sind für mich zu echten lesenswerten Menschen geworden, und ich merke, dass sie mit Herzblut und Engagement jenseits von MA, Geld, oder dem Einfluss von Investoren einfach nur Radio machen wollen...
 
Manche schreiben, sie trauerten dem Radio der 1980er- und 1990er-Jahre nach. Ich kann das gut nachvollziehen. Damals gab es noch keine Formatradios.
Deine Aussage in Satz 3 ist schlichtweg falsch. Ab ca. 1984 wurden in RPL und BY die Grundlagen für die Privatradios geschaffen und mehr oder weniger gut umgesetzt.
Ab 1986 war das formatierte Privatradio in Deutschland präsent.
Nach den ersten Umfrageergebnissen mit kastatrophalen Ergebnissen für die "unformatierten" ÖR begann auch beim ÖR das Umdenken.

Also, br-radio, bitte verzapfe nicht so einen Unfug, es hätte damals kein Formatradio gegeben - ich habe damals beim Formatradio gelernt (ab 1987)und mehr als 15 Jahre gearbeitet. Auch ich trauere dem Radio der 80er nach, vereinzelt noch dem Radio der 90er.

2Stain
 
Also, br-radio, bitte verzapfe nicht so einen Unfug, es hätte damals kein Formatradio gegeben - ich habe damals beim Formatradio gelernt (ab 1987)und mehr als 15 Jahre gearbeitet. Auch ich trauere dem Radio der 80er nach, vereinzelt noch dem Radio der 90er.
2Stain

Tja, bin lernfähig, danke für den Hinweis... Ich hätte vielleicht deutlicher werden können mit: Damals gab es noch keine so krasse Art von Formatradio, wie es das heute gibt... Ist das besser?!
 
@br-radio
Akzeptiert.
Versuche mal für Dich selbst, air-checks aus den 80ern zu bekommen, analysiere sie, vergleiche sie mit air-checks von heute, schüttele völlig erstaunt den Kopf, lerne daraus und setze das alles bei Deinen nächsten Sendungen um.
Und schon sind wir wieder beim Thema des TO, denn das sage ich voraus:
Formatradio mit Inhalt, Intelligenz und Herz präsentiert bringt Quote, diese Behauptung ist zwar immer noch eine olle Kamelle, wurde bisher noch nie widerlegt.

2Stain
 
br-radio: Du triffst wirklich den Nagel auf den Kopf!

Die Unterhaltungsprogramme könnten so gut sein, wenn sie nicht ausschließlich mit dem Ziel der Gewinnvermehrung betrieben werden würden.
 
br-radio: Du triffst wirklich den Nagel auf den Kopf!
Die Unterhaltungsprogramme könnten so gut sein, wenn sie nicht ausschließlich mit dem Ziel der Gewinnvermehrung betrieben werden würden.
Hast Du den Ironie-Smiley bewusst vergessen, oder sollen Privatradios keinen Gewinn machen dürfen, um bessere Unterhaltungsprogramme präsentieren zu können?
Werter Internetradiofan, vielleicht solltest Du weniger Internetradio hören und vermehrt auf inhaltlich wertvolle Programme setzen, aber die soll es angeblich im Internet auch geben. Und auch "Internetradios" sind dem Wettbewerb unterworfen und sollten keinen Verlust einfahren - egal ob ÖR oder privat.

2Stain
 
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