alqaszar schrieb:
Die von Internetradiofan schon zuvor angeklagte Tatsache, dass manche Radiosender eben für die Werbekunden und nicht für die Hörer senden, kann meines Erachtens nur dadurch gelöst werden, wenn man dem Radio schlichtweg verbietet, Werbung auszustrahlen.
Was natürlich nicht geht, weil die privaten Sender leben nun mal zum größten Teil von der Werbung. Und die öffentlich-rechtlichen Sender, die sogar für mein Snartphone und meinen PC Rundfunkgebühren sehen wollen, verzichten auch nicht freiwillig auf die Summen, die dort verdient werden.
Sagen wir so: Ohne Hörer kann natürlich kein privates Programm überleben; nur, wie ich bereits schrieb: Menschen, die gezielt das Radio einschalten, um aktiv zuzuhören, spielen bei der Programmgestaltung keine Rolle mehr, da diese Gruppe zu klein und damit kaum marktrelevant ist.
Unter marktwirtschaftlichen Gesichtspunkten sind lediglich jene Personen interessant, die sich pro Tag vier oder fünf Stunden durch ein Hitradio berieseln lassen, denn genau dann kann die Werbung am besten ihre Wirkung entfalten.
Auf diese Zielgruppe sind alle großen Unterhaltungssender in Deutschland, seien sie nun privat oder öffentlich-rechtlich, ausgerichtet.
Eine Lösung dieses Problems sehe ich darin, so viel private Konkurrenz zuzulassen, wie irgend möglich, damit sich besonders viele Nischenformate abseits des Mainstreams herausbilden.
In Deutschland dürfte dies jedoch schwierig werden, da in der Vergangenheit Fehler gemacht wurden, die sich nicht oder kaum mehr ausbügeln lassen.
Wenn man bspw. in den achtziger Jahren gewusst hätte, dass die Zeitungsverleger einmal derart selbstherrlich agieren und für sich das absolut illegitime Recht beanspruchen würden, als einzige in Nordrhein-Westfalen privaten Rundfunk zu veranstalten, hätte man denen damals nicht derart weitreichende Privilegien eingeräumt (zumindest vermute ich das).
Eine grundlegende Veränderung wäre nur dann möglich, wenn mehrere der Pseudo-Lokalsender zu regionalen Stationen mit höheren Sendeleistungen zusammengelegt werden würden, damit zusätzliche, wirklich brauchbare Frequenzen frei werden. Das scheint aber politisch nicht machbar zu sein.
Umso bedauerlicher finde ich es dann allerdings, dass in NRW derzeit versucht wird, auch in Sachen DAB+ ähnliche monopolistische Strukturen zu etablieren, wie schon auf UKW: Überall gehen neue private Hörfunkprogramme in den Landesmuxen an den Start, während im bevölkerungsreichsten Bundesland noch nicht feststeht, wann der künftige Landesmux auf Kanal 11D endlich startet. Nicht einmal der Termin für den Beginn der Ausschreibung an private Veranstalter (immerhin soll ein Drittel der Kapazitäten an diese gehen) scheint bislang festgelegt worden zu sein.
alqaszar schrieb:
Also schließen wir messerscharf: Dem privaten Rundfunk verbieten wir die Werbung nicht, aber den öffentlich-rechtlichen Sendern schon. Ich habe sogar schon einen Vorschlag, wie man die wegfallenden Einnahmen kompensieren könnte: Einfach die Leute, welche sich nicht mit der Produktion des Programms in irgend einer Weise befassen, rauswerfen. Dann bleibt sicher noch genügend Geld übrig, um die ganzen Journalistinnen und Journalisten, welche da als "Freie" ausgebeutet werden, fest anszustellen.
Nee, wat is Polemik schön.
Wieso Polemik? - So schlecht ist die Idee gar nicht!
Ich wäre für eine komplette Neuordnung des Rundfunks in Deutschland: Informations- und kulturbezogene Formate werden von den öffentlich-rechtlichen Anstalten bedient, Unterhaltungsformate dagegen ausschließlich von den Privaten.
In meinen Augen ist es ein Unding, wenn öffentlich-rechtliche Anstalten Kommerzprogramme wie 1Live, N-Joy Radio, JUMP, YouFM oder das DasDing betreiben: Selbst die Namen sind kommerziell, was es nirgendwo sonst in Europa gibt.
Als würden die Öffis nicht schon genug an den Rundfunkgebühren verdienen!
Zugleich muss der Markt für die Privaten liberalisiert werden, d.h. eine Vielfalt darf es nicht nur bei den Beteiligungsverhältnissen geben, denn davon hat der Hörer nichts, sondern bei der Auswahl an Programmen.
Wenn die öffentlich-rechtlichen Anstalten aufhören würden, einen großen Teil des Werbekuchens für sich zu vereinnahmen, könnte eine viel größere Zahl an Privatsendern gewinnbringend betrieben werden.
Leider ist die Realität, wie so häufig, meilenweit von möglichen Idealen entfernt.