Media-Analyse 2013 Radio I: Reaktionen und Meinungen

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Hab ich nirgendwo gelesen, aber als "Spezialist" für das Thema, müsste Dir bekannt sein, dass auf Werberelevanz die Fragestellungen und Befragungsmethoden abzielen.

Schön und gut. Bloß korelliert werden können nur die tatsächlich erfassten Informationen. Und es hängt davon ab, wie geschickt Merkmale zu Kategorien zusammengefasst werden. Und das klappt nur halbwegs bei formal durchformatierten Sendern.
Beispiele: Ich höre z.B. DRadio Wissen regelmäßig über DVB-C (Digitales Kabel) und werde befragt. Abgefragt werden (war zumindest in der letzten FAB so) die Empfangswege UKW, analoges Kabel, digitaler Satellit, "Digitalradio" DAB+ und Internet. Wo wird das dazu gerechnet? DAB+ (weil nach "Digitalradio" gefragt wurde)? Internet? Oder gar analoges Kabel, wo das Programm gar nicht verbreitet wird? Oder fallen diese DRadio Wissen Hörer dann in der Hörerstatistik ganz unter den Tisch und die Statistik suggeriert folglich deutlich weniger Hörer für das Programm?
Oder: Ich höre zu verschiedenen Zeiten unterschiedliche Sender, weiß auch wann wo was läuft, was ich hören will. In der Befragung werde ich nach Slogans (die ich gar nicht kenne) oder Servicequalität zu bestimmten Themen gefragt, die mich gar nicht interessieren. Ich antworte irgendwas zufälliges -> wird von der Statistik falsch aufgeblasen...

Es gibt immer einen gewissen Punkt, da setzt Unschärfe ein. Die Verbreitungswege sind heute so vielfältig, dass mit einem vertretbaren Aufwand nicht alle abgefragt werden können. Das sind Randprobleme. DR Wissen taucht noch nicht in der MA auf. Das lässt den Rückschluss zu, dass die Reichweite noch so gering ist, das DR Wissen sich unter sonstige Sender verbirgt, wenn überhaupt, denn es kein klassischer Radiosender sondern vom Charakter ja mehr ein Webradio. Ansonsten, die MA fragt nicht nach Programminhalten, also auch nicht Slogans oder Servicequalität etc.
 
Dann ist die Befragung bei der Funkanalyse Bayern deutlich detaillierter, als die MA, denn dort taucht sowas in der Auswertung auf. Das Beispiel ist konstruiert und sollte das Problem veranschaulichen. Ich behaupte deshalb nach wie vor, dass diese "Unschärfe" bereits bei 1-2% einsetzt und deshalb eben MA-Zahlen zu kleinen Spartensendern fraglich.
 
Ich habe mal die Stundenreichweiten-Zahlen der baden-württembergischen Privatsender prozentual berechnet auf die jeweilige technische Reichweite hin.
Dann komme ich auf:
R. Regenbogen 6,6%
Antenne 1 5,6%
Radio 7 7,95%
Sunshine Live 1,55%
Die Neue Welle 3,74%
Hitradio Ohr 10,71%(!)
baden.fm 3,79%
R. Seefunk 3,06%
Donau 3FM 5,11%
Die neue 107.7 2,75%
Radio Ton 1,87%
Energy 0,76%
Big FM 2,42%
SWR1 BW 3,3%
SWR3 5,95%
SWR4BW 4,77%

Interessant...Hitradio Ohr als einer der kleinsten Lokalsender erreicht mit einem echt lokalen Programm die besten Werte. Dass Energy und Radio Ton mangels Lokalbezug abkacken, verwundert wenig. Sunshine live ist als Spartenangebot eh nicht zu vergleichen. Es zeigt sich doch aber deutlich, wie es funktioniert und wie nicht!
 
Die SWR-Programme habe ich noch zum Vergleich angefügt.

Ich habe die Zahlen von Reichweiten.de (ausser bei Donau 3 FM bezogen auf Grundgesamtheit Baden-Württemberg) genommen. Dazu habe ich die Zahlen genommen, welche die LfK hier: http://www.lfk.de/fileadmin/media/presse/Zuschnitt_UKW_Verbreitungsgebiete_1403.pdf als technische Reichweite angibt. So komme ich auf einen prozentualen Wert im Sendegebiet. Natürlich gibt es gewisse Ungenauigkeiten, da es auch Overspills gibt, die dort nicht berücksichtigt sind und natürlich auch Webradiohörer.
Allerdings ist z.B. im Falle Hitradio Ohr der Overspill eher einer der geringeren, und der Wert ist schon überraschend hoch. Energy und Ton dagegen wirklich recht niedrig.
Um die Zahlen empirisch belastbar zu machen, müsste man jetzt freilich noch wissen, wo genau welches Programm abgefragt wurde. Wurden alle Programme in ganz BW abgefragt oder nur in bestimmten Landkreisen?
 
In Bayern setzt sich der Dreikampf von Bayern 1, Bayern 3 und Antenne Bayern fort...

Lobenswert finde ich, dass B5 Aktuell als erfolgreichstes News-Programm geführt wird...

Zahlen zu Bayern findet man hier

Und, ja, ich denke, dass es mit der MA so eine Sache ist: entweder will man aussagekräftiges Zahlenmaterial zur Mediennutzung in Deutschland. Das ist im Prinzip was Gutes. Was weniger gut sein dürfte, ist das, was vor der MA passiert: man findet keinen Sender, der nicht irgend ein Gewinnspiel oder eine Aktion macht... Aufmerksamkeit erheischen; leider leiden auch die sonst so schön bunt gesprenkelten Litfasssäulen unserer Städte darunter, indem Radiosender ihr Konterfei auf diese draufkleistern. Es mutet an, wie wenn man in einem riesigen Casino ist, und Radiosender, die irgendwelche Aktionen durchführen, fahren für meine Begriffe eine Art Glücksspiel: sind Sender damit erfolgreich, brüsten sie sich und machen die weniger erfolgreiche Konkurrenz nieder; haben Sender keine Aktionen, weil a) vielleicht kaum Geld da ist oder b) weil man sich intern gegen dieses ausgesprochen hat, wird man als Looser degradiert.
Die Erhebungsart ist sicher nutzbringend, aber: was die Sender daraus machen, ist ein völlig anderes Bier.
Übrigens: Sender müssen sich auch auf Hörerverluste einstellen. Grund: die negative Demographie!
Da helfen selbst nicht mal die ausgeklügelsten Gewinnspiele!
 
br-radio schrieb:
Was weniger gut sein dürfte, ist das, was vor der MA passiert

Vor der MA ist nach der MA und wieder vor der MA. Dieses ganze marktschreierische Gequacke beschränkt sich doch längst nicht mehr auf die unmittelbaren Phasen vord er MA, sondern ist bei den meisten Sendern zum Generalprinzip des Markenauftritts geworden.

Für die Sender ist es vollkommen egal, ob man ihr Programm kennt (und gar gut findet), sondern wichtig ist ausschließlich, dass man ihren Namen und ihr Claim im Ohr hat und fehlerfrei aufsagen kann.
 
Vor der MA ist nach der MA und wieder vor der MA. Dieses ganze marktschreierische Gequacke beschränkt sich doch längst nicht mehr auf die unmittelbaren Phasen vord er MA, sondern ist bei den meisten Sendern zum Generalprinzip des Markenauftritts geworden.

Das deutsche MA-Radio einschließlich der meisten öffentlich-rechtlichen Wellen bewegt sich heute in einem Paralleluniversum mit fiktiven, weltfremden Bestimmungskoordinaten, in dem weder die realen Gewohnheiten noch die tatsächlichen Ansprüche der Hörerschaft zur Kenntnis genommen werden. Technische Neuerungen werden ebenso konsequent ausgeblendet wie veränderte Verhaltensweisen und zunehmend an Bedeutung gewinnende Ausweichstrategien unzufriedener Hörer. Die MA gibt sich ein Regelwerk abseits der Lebenswirklichkeit, das vor allem die Aufgabe erfüllt, das Wunschdenken der im Exklusivitätsdenken verhafteten Radioveranstalter abzubilden und ein geschöntes Bild zu zeichnen, das die wachsenden Bedenken in Werbekreisen Lügen strafen soll. Wenn uns die Wirklichkeit nicht gefällt, schaffen wir eben unsere eigene Traumwelt. Fragt sich nur, wieviele nüchtern kalkulierende "Entscheider" uns bedingungslos dahin folgen wollen.
 
Ein wenig Beraterlogik gefällig? (oder handelt es sich nur um irrational erscheinende Außen-Propagnada, die die eigenen Wirtschaftsinteressen schützen soll?):
  • Moderne Musik muss prinzipiell jungen Leuten gefallen, denn ältere Leute wollen (oder sollen?) immer nur die Musik ihrer Jugend hören. Was jungen Leuten gefällt erregt bei Alten Anstoß und umgekehrt. Anhand der Entstehungsepoche spezifischer Titel kann man auch das Alterstarget der Hörerschaft bestimmen.
  • Deutschsprachige Musik ist grundsätzlich Schlager und Schlager ist immer pfui. Deutsche Musik ist nur dann nicht Schlager und damit auch nicht "pfui", wenn sie einen konsequent depressiven Grundton hat.
  • Alle modernen Musikwellen müssen ein statistisches Mittel aus aktuellen Hits spielen (was zum Hit wird bestimmen wir). Stationen, die eine Kombination aus Titeln spielen, die einzeln betrachtet innerhalb des (einzig relevanten) Hörertargets (14-25) mehrheitsfähig sind, müssen nach mathematischen Grundsätzen innerhalb dieses Targets mehrheitsfähig sein*.
  • Geschmackliche Dispositionen sind irrelevant, keine Formel der Welt kann Geschmacksdimensionen erfassen.
Unnötig zu erwähnen, dass jeder Sender, der innerhalb des MA-Verbands aus eigener Kraft überleben will einen Pflichtberater braucht und sich (wenn auch widerwillig) diese Denke zu eigen machen muss.

* Ist eine regionale Radiolandschaft, die aus bis zu einem Dutzend gleich gearteten, nach statistischen Durchschnittswerten zusammengestellten und mit extern vorsortierten Titeln bestückten Sendern besteht wirklich mehrheitsfähig, geschweige denn attraktiv und abwechslungsreich? Oder sagen sich zu Recht immer mehr Leute "das tu ich mir nicht mehr an"?
 
Lobenswert finde ich, dass B5 Aktuell als erfolgreichstes News-Programm geführt wird...
Wie haben die das errechnet bzw. wie geht das damit zusammen, dass das rbb-Inforadio on air von sich behauptet, das erfolgreichste Inforadio im eigenen Sendegebiet zu sein? B5-aktuell - großes Sendegebiet - große absolute Anzahl von Hörern und rbb mit deutlich kleinerer absoluter Zahl an terrestrisch erreichbaren Hörern?
Meine persönlcihe Präferenz liegt beim rbb-Inforadio, nur einige Sonntags-Spezials sind bei B5 für meinen Geschmack besser...
 
@BlueKO
Wo gibt es diese denn hierzulande überhaupt? Alle mir bekannten kommerziellen Inforadios hierzulande haben schon vor Jahren den Sendebetrieb eingestellt.
Deshalb gehe ich schon davon aus, dass da in beiden Fällen der bundesweite Vergleich gemeint ist.
 
MA-PMs lesen ist eine Wissenschaft für sich. In manchen Fällen ist es nötig "bundesweit" in den Text zu schreiben damit es eine Siegermeldung wird, in anderen eben nicht. Es kommt auf jedes Wort an, das drin steht und in den meisten Fällen eben auch auf die Wörter, die nicht explizit drin stehen.

Langsam sollte das doch mal klar sein.
 
Und genau deswegen hatte ich ja hier mal nachgefragt, wie die Wörter (oder heißt das jetzt Worte?) in diesen beiden konkreten Fällen auf die Goldwaage zu legen sind.
 
Ein wenig Beraterlogik gefällig? (oder handelt es sich nur um irrational erscheinende Außen-Propagnada, die die eigenen Wirtschaftsinteressen schützen soll?):
  • Moderne Musik muss prinzipiell jungen Leuten gefallen, denn ältere Leute wollen (oder sollen?) immer nur die Musik ihrer Jugend hören. Was jungen Leuten gefällt erregt bei Alten Anstoß und umgekehrt. Anhand der Entstehungsepoche spezifischer Titel kann man auch das Alterstarget der Hörerschaft bestimmen.
  • Deutschsprachige Musik ist grundsätzlich Schlager und Schlager ist immer pfui. Deutsche Musik ist nur dann nicht Schlager und damit auch nicht "pfui", wenn sie einen konsequent depressiven Grundton hat.
  • Alle modernen Musikwellen müssen ein statistisches Mittel aus aktuellen Hits spielen (was zum Hit wird bestimmen wir). Stationen, die eine Kombination aus Titeln spielen, die einzeln betrachtet innerhalb des (einzig relevanten) Hörertargets (14-25) mehrheitsfähig sind, müssen nach mathematischen Grundsätzen innerhalb dieses Targets mehrheitsfähig sein*.
  • Geschmackliche Dispositionen sind irrelevant, keine Formel der Welt kann Geschmacksdimensionen erfassen.
Unnötig zu erwähnen, dass jeder Sender, der innerhalb des MA-Verbands aus eigener Kraftüberleben will einen Pflichtberater braucht und sich (wenn auch widerwillig) diese Denke zu eigen machen muss.


* Ist eine regionale Radiolandschaft, die aus bis zu einem Dutzend gleich gearteten, nach statistischen Durchschnittswerten zusammengestellten und mit extern vorsortierten Titeln bestückten Sendern besteht wirklich mehrheitsfähig, geschweige denn attraktiv und abwechslungsreich? Oder sagen sich zu Recht immer mehr Leute "das tu ich mir nicht mehr an"?


Mit Verlaub, das ist alles völliger Unsinn und nichts als eine nette Verschwörungstheorie.
 
Ohne hier einmal Bashing betreiben zu wollen. Radio Berater ist keine geschützte Berufsbezeichnung. Es kann sich also, jeder - wirklich jeder Berater nennen. Zum Beratertum gehören immer zwei, Auftraggeber und Auftragnehmer. Es gilt immer gute Berater helfen und jeder Sender (Geschäftsführer) hat den Berater, den er "verdient". Leider haben wir viel zu wenig Wettbewerb in Deutschland. Dann würden die schlecht beratenen (positionierten) Sender nicht nur massiv an Reichweite verlieren, sondern auch aus dem Wettbewerb ausscheiden. Solange der Status Quo ist wie er ist, laufen in Deutschland eine gute handvoll Medizinermänner/-frauen rum und verbreiten Voodoo-Medizin. Warum Sender für solchen oft hanebüchenen Unsinn Honorare zahlen? Es gibt ja auch Menschen die gehen zu Kartenlegern und Wahrsagern. Die Herausforderungen der Zukunft sind knackig, da werden etliche Berater ziemlich nackig aussehen. Die paar guten Berater arbeiten im Stillen, bringen Sender, Programme und Mitarbeiter voran und haben Erfolg.
 
@ricochet: kabarettistisch gesehen ein guter Beitrag. Für mich stellt sich nur immer wieder die Frage: Stellt ein PD, der einen Berater engagiert, nicht seine eigene Kompetenz in Frage? Wo doch die meißten Berater (oder jedenfalls viele) auch nur ausgemusterte PDs oder Moderatoren sind, die in ihren eigentlichen Jobs auch eher versagt haben? Sollte ein PD das "Wissen", das der Berater mitbringt, in seiner Position nicht selber draufhaben? Klar gibt es auch Berater, die sich auf einen Fachbereich spezialisiert haben (z.B. Research), aber so etwas mein ich nicht. Ich meine die "festen" Berater...
 
@Dr. Fu Man Chu
Geschützte Berufsbezeichnung hin oder her. Das Ergebnis der Beratung ist in den seltensten Fällen objektiv bewertbar. Das Problem am Berater(un)wesen sind IMHO weniger die tatsächliche Kompetenz und die Qualitäten des Beraters an sich, als vielmehr der Effekt, dass wenn man das empfielht, was die meisten machen (mit kosmetischen Nuancen) bzw. welche Sachen gerade in sind, dann geht man ein viel geringeres Risiko ein, dafür gerade stehen zu müssen. Man hat ja nur bewährtes empfohlen. Wenn man aber wirklich was neues, inovatives empfehlen täte, braucht es viel mehr Überzeugungskraft dem Kunden gegenüber und im Mißerfolgsfalle lag es dann an der unsinnigen Idee/Beratung... Logisch, dass dann eben haupsächlich **** empfohlen wird (von wegen der Millionen Fliegen), das ist für den Berater lukrativer.
 
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