Ich find's immer recht schade, dass nie seitens der DAB-Befürworter die offensichtlichen Mängel benannt werden und man DAB+ permanent als Erfolgsgeschichte darstellt.
So etwas ist sehr unausgewogen, weil es die Realität einfach nicht wiederspiegelt.
Wenn du so direkt fragst. Ich habe als "DAB-Befürworter" schon gewisse Bedenken...
Der Strombedarf
Das Killerargument schlechthin ist ja die Reduzierung der nötigen Sendeleistung gegenüber der analogen UKW-Abstrahlung. Das ist erstmal richtig, aber nur eine Seite.
Bei einem 100kW ERP UKW-Sender fallen etwa 10-15 kW als reine Stromkosten beim Betreiber an. Wenn ich mit DAB mit 10kW ERP das gleiche oder sogar größere Gebiet versorgen kann (denn DAB lebt von Reflexionen und ist auch an einigen Stellen noch "brauchbar", wo mit UKW längst nix mehr geht), dann habe ich als Betreiber mächtig viel Strom gespart. Ganz so einfach ist die Rechnung natürlich nicht, denn für "Indoor-Empfang" in einem bestimmten Gebiet muß natürlich auch bei DAB eine Mindestfeldstärke gewährleistet sein. Im Prinzip kann man das aber so stehenlassen.
Nun zur anderen Seite.
Ich besitze ja nun auch schon lange ein "Pure-Highway" fürs Auto und bin damit sehr zufrieden. Kein Thema.
Wenn man mal vom der eingebauten Audio-In-Buchse, dem RAM für das Zwischenspeichern der Audiodaten und dem UKW-Minizünder absieht, der im Normalfall ja nicht sendet, dann ist das Teil eigentlich nichts anderes als ein "Tuner", den man sich früher ins "HiFi-Rack" gestellt hat: Stromanschluß, Antenneneingang und Audio-Out. Okay, an den Audioausgang kann man auch Kopfhörer anschließen, im Normafall (Kabel zum AUX-IN vom Autoradio) fließt dort aber kein nennenswerter Strom.
Die Stromversorgung übernimmt so ein Adapter-Dingsbums mit Mini-USB-Stecker. Üblicherweise sind diese "HF-Dreckschleudern mit CE-Zulassung" (echt der größte Mist!) mit 5 Volt und 1 Ampere angegeben. Na ja, ich habe schon einige dieser Dinger gehabt. Manche sind regelrecht "zusammengebrochen", als ich das Highway angeschlossen habe.
Klartext: Hier fließt mächtig viel Strom.
Ich habe noch nicht nachgemessen und auch ein altes Büchlein mit den Daten der in der DDR verbauten Tunertypen für UKW-Empfänger noch nicht gefunden, aber mal im Internet geschaut. Die Ausbeute an Datenblättern war zwar gering, aber beispielsweise ein DVB-T Tuner (damit ist NUR DIESE Baugruppe gemeint) verbraucht allein 0,9 Watt (180mA bei 5V)! Bis "hinten" ein Bild rauskommt, braucht man noch einige Bauteile...
Die digitalen Übertragungsstandards zwingen dem Verbraucher also höhere Stromkosten auf. Natürlich wird der Stromverbrauch in Zukunft sinken. Aber ob ein DAB+ Kofferradio irgendwann mal mit einem Satz Batterien den halben Urlaub lang "durchhält" - so wie früher™? Ich habe meine Zweifel.
Grüßle