AW: Aus für DAB in Deutschland
Jetzt aber nicht übertreiben! Für 99,9% der Hörer ist diese Klangqualität absolut ausreichend. Nicht alle sind HiFi-Freaks. Die hin und wieder erwähnten 48 kbit/s wären ein Grund zur Diskussion, aber nicht 80.
Radio soll(te bislang) aber für alle oder zumindest für eine Mehrheit der Bürger da sein, als ein Informations-, Unterhaltungs- und Bildungsmedium. Jahrzehntelang war man bestrebt, die Übertragungsqualität stetig zu erhöhen, bis im Zeitalter der Datenreduktion und der inhaltlichen sowie technischen "Amerikanisierung" des deutschen Hörfunks erst Stagnation und dann Rückschritt eintrat. Wenn man Rundfunk an dem niedrigen Niveau des heutigen Durchschnittsanspruchs ausrichtet, verbaut man sich jegliche Möglichkeit, noch einmal mit dieser Menschheit weiterzukommen - zumindest auf dem Gebiet des Rundfunks. Die Geschichte beweist aber immer wieder, daß es die "Außenseiter", die besonders anspruchsvollen, die unbequemen, die neugierigen Menschen waren, die die Entwicklung vorangebracht haben.
Für mich käme zum derzeitigen Problem, in zahlreichen Regionen dieses Landes aus Gründen inhaltlicher Qualität keine Rundfunkgebühren zahlen zu wollen, dann noch der technische Grund: für akustischen Sondermüll zahle ich nicht.
wer dagegen Musik hören will, nutzt künftig völlig andere Medien.
Die schottische Highend-Schmiede Linn, über lange Zeit vor allem durch Plattenspieler bekannt, betreibt inzwischen ein eigenes
Download-Label. Dort kann man zwischen dezent datenreduziert (MP3, 320 kbps), verlustfrei komprimierter CD-Qualität (16 Bit, 44.1 kHz) via FLAC und "Studio Master"-Qualität (bis 96 kHz, bis 24 Bit, je nach Ursprung) wählen. Bei letzterem entstehen Monster-Downloads! Trotzdem war zu lesen, daß ein Großteil der Kunden tatsächlich die "Studio Master"-Versionen kaufe.
Nun sind Linn-Kunden auf ganz besondere Art "anders" als der Mainstream, aber das zeigt, wie sich der Markt polarisiert: auf der einen Seite werden 128er MP3s und 96er WMAs über Handy-Lautsprecher gehört, auf der anderen Seite werden 320 kbps MP3 als Einstieg gehandelt (ich kann ab 192 kbps LAME ohne Tricks keinen Unterschied zur CD mehr hören) und 24 Bit / 96 kHz als verlustfreier Download angeboten.
Die alte analog-Bastion Linn ("Digitaltechnik ist wie Kommunismus: wunderbar in der Theorie, aber eine Katastrophe in der Praxis" - Linn-Chef Ivor Tiefenbrun 1990) bietet inzwischen auch die passenden Netzwerk-Player: der "kleine"
Akurate kostet etwas über 5000 Euro, der große
Klimax um die 15.000 Euro - und enthält doch
kein einziges mechanisches Bauelement, witzigerweise jedoch Lundahl-Übertrager am Analogausgang. Man benötigt dazu freilich noch ein Netzwerk, einen NAS-Server und einen Handheld zur Programmierung.
T+A, die deutsche Vernunft-Highend-Schmiede aus Herford, bietet inzwischen auch MusicPlayer an, die auf das Hausnetz zugreifen können. Radio ist da beim Gerät der
E-Serie auch mit an Bord - man digitalisiert kurzerhand das gesamte UKW-Band und rechnet sich das gewünschte Programm digital heraus und demoduliert es ebenfalls digital. Der reine Client ohne CD-Player aus der
R-Serie bietet bislang kein Radio. Man wartet auf eine Systementscheidung - vermutlich läßt man es dann wohl doch ganz bleiben.
Wenn ich mir diese Geräte so anschaue... sobald Internet wirklich "flat" ist und Internetradio Bitraten um 192 - 256 kbps ermöglicht, kann es auch für mich losgehen, die passenden Programme vorausgesetzt. Die Geräte werden immerhin schonmal wertig und anfaßbar.
Ob größenwahnsinnig oder nicht - die Richtung ist angezeigt. Dagegen hat Radio keine Chance, schon gar nicht mit den Programmen, die meist geboten werden. DAB gäbe ich nur eine Chance, wenn es weiterhin im etablierten Standard liefe (das ist man den bisherigen Käufern schuldig!), ein oder zwei bundesweit angebotene Pakete mit seriösen Programmen und mindestens 128 kbps mono (Wort), 192 kbps stereo (Pop) und 256 kbps (Kulturprogramme) böte sowie regional noch ein Abbild aller öffentlich-rechtlicher und privater Programme aufwiese sowie lokal auch alle bisherigen und weitere (nichtkommerzielle?) Lokalsender im Angebot hätte. Sonst? Nee, danke, da kann UKW mehr.