AW: Ist der Deutschlandfunk noch zeitgemäß?
Tom2000 schrieb:
dlf vielfältig??? haha!!!
da ist oft viel gessabel und wenig inhalt im spiel.
Ich gebe zu, inzwischen recht selten gezielt Radio zu hören, noch seltener dann freilich den DLF. Aber als ich vor einigen Wochen in einem Raum für eine Stunde regelrecht "eingesperrt" war, dort also aus bestimmten Gründen den Posten halten mußte und nix weiter zu tun hatte (das Licht mußte dabei zu allem Elend auch noch aus sein), schaltete ich doch mal das dort stehende Radio ein. Es war auf Radio EINS abgestimmt. Die Herren Wieprecht und Skuppin erfreuten sich wieder gegenseitig an ihren schalen Witzchen und fanden sich bestimmt ganz toll. Mir wurde das lästig und ich suchte ein anderes Programm. Beim DLF blieb ich hängen, trotz ausschließlich Wort und trotz Themen, mit denen ich eigentlich weniger zu tun habe. Nach einer Stunde wußte ich eine Menge über eine gerade verstorbene Opernsängerin, ihren Lebensweg und auch darüber, wie sich ihr beachtliches Stimmvolumen anatomisch erklären läßt. Das war hochinteressant, obwohl ich mit klassischer Musik eigentlich nichts anfangen kann. Außerdem im Angebot: ein Beitrag über die ungewisse Zukunft der deutschen Telekommunikationsmuseen und den erschreckenden Unwillen der bisherigen Geldgeber, der Nachwelt dieses Stück Technikgeschichte zu erhalten, da es sich halt nicht "rechne". Weiterhin erfuhr ich Hintergründe zum Streik der europäischen Hafenarbeiter und zum Lebensmittelskandal. Alles in einer Stunde - aufgeteilt in 2 Sendungen. Da war keine einzige Sekunde "Gesabbel" oder ohne Inhalt. Echte Vielfalt [tm], wirklich ein Genuß, sogar geistig entspannend, da ich mich den Beiträgen ohne Zwang widmen konnte. Und: keiner der dort zu Wort Gekommenen kokettierte lästig am Mikrofon herum.
@ peka
Ich halte die inhaltliche Aufteilung zwischen den beiden D-Radios auch für etwas unglücklich. Mir persönlich wären zwei Kultur- und Informationsprogramme (also "Vollprogramme") für unterschiedliche Lebenswelten und -realitäten lieber. Da könnten durchaus Themenüberschneidungen auftreten, und es wären doch zwei völlig andere Herangehensweisen und somit Ergebnisse möglich.
Die ARD-Inforadios sehe ich auch nicht ganz unkritisch. Welcher war eigentlich der erste? Ich vermute, B5 aktuell, Start 6.1.1991. Regional mitverfolgt habe ich freilich erst MDR Info, Start 1.1.1992. Und da war schnell klar, daß es einfach um ein Zerpflücken der Programme geht, damit die angehimmelte Zielgruppe der Popwelle nicht verschreckt wird. Die Popwelle (MDR Life) war dann auch halt strunzdumm, ohne jeglichen Ansatz von ernstzunehmendem Journalismus, dazu gab dann das reine Infoprogramm. Ich mag es aber nicht, selbst aus beiden den angemessenen "Mix" zusammenstellen zu müssen. Ich erwarte in einem Restaurant (und auch beim Fastfood-Dealer an der Ecke) ja auch, daß ich ein komplettes Essen serviert bekomme, und nicht hunderte Töpfe, Dosen und Näpfe, aus denen ich dann von Salz über alle Gewürze und die einzelnen Zutaten erst noch selbst das Essen zubereiten muß. Im Klartext: hätten die anderen Wellen nicht eine Wortfreiheit verordnet bekommen, bräuchte man auch keine reine Infowelle. Und Beitragsrotation im 30-Minuten-Takt benötigt auch niemand. Zumindest ist das meine Ansicht.