AW: Deutsch-Quote: Privatradios machen ernst
Es hängt doch auch von der bevorzugten Musikrichtung ab. Latin-Musik auf Englisch gesungen, naja wer's mag. Erst auf Spanisch wird sie für mich lebendig. Soul, Jazz und Gospel klingen nunmal auf Englisch am besten, weil diese Musik halt im englischen Sprachraum (mit afro-amerikanischen Einflüssen) entstanden ist und natürlich durch die Sprache beeinflusst wurde. Klar klingt Englisch irgendwie mehr "smooth" als Deutsch (vorsicht subjektiv). Deshalb funktioniert wohl auch Pop am besten auf Englisch, denn da stören Ecken und Kanten eher (insofern war ich vielleicht etwas zu hart zu Tom2000, aber der Klang allein ist nicht der Hauptgrund für die Dominanz englischsprachiger Musik). Italienische Opern auf Englisch sind eine Todsünde. Ein französisches Chanson auf Deutsch ist wie ein Croissant mit Sauerkraut. Deutscher HipHop ist was völlig anderes als amerikanischer und klingt auch anders. Richtig grausam finde ich es immer, wenn jemand mit englischem Akzent Spanisch oder Französisch singt (z.B. "La Sagrrrr*kaugummi*rrada Familia" von Alan Parsons Project) oder Doris Day in diesem Hitchcock Film: "Quäääiiii serrrrr*kaugummi*raaaa, seraaaaa". Uaaah, dagegen ist Paul McCartney mit "Michelle" ja noch richtig erträglich.
Warum viele lieber Englisch als Deutsch im Radio hören? Meiner Meinung nach deshalb, weil man den Text beim Englischen besser ausblenden kann, wenn es nicht die Muttersprache ist. Deutsche Texte lenken ab und drängen sich auf. Wer Deutsch textet, hat's halt schwerer, denn da hören wir genauer hin. Die meisten Leute nutzen Radio eher als Hintergrundberieselung und hören nicht bewusst hin. Deshalb wird ja überall nur seichte Popmusik gedudelt, die tut am wenigsten weh.
Sind nur ein paar Aspekte. Ein anderer ist, dass Deutschland seit dem Krieg sehr von der amerikanischen Kultur beeinflusst wurde. Das ganze Thema ist natürlich viel komplexer und ich warte schon auf die Linguisten, Soziologen, Musikwissenschaftler, Historiker und Psychologen, die mir jetzt wieder voller Empörung mangelnden Tiefgang vorwerfen