AW: Deutsche Hörfunkakademie macht dicht
Liebe radiohexe, was versteckt sich denn hinter der Formulierung "Konzentration der Inhalte"? Nach allem, was ich erlebe, werden Inhalte im (Privat-)Radio nicht konzentriert, sondern entsorgt, weil sie vordergründig mehr Geld kosten als sie bringen. Man konzentriert sich allenfalls auf ein paar Schwerpunkte: Unterhaltung, Spaß und Nachrichten-Simulation. Die Grundfrage lautet: "Was muss ich dem Hörer
vorführen, damit er sich
gut fühlt?" Da sind Dramaturgie und Action gefragt, mehr nicht.
Natürlich muss man auch den Wortvertretern sagen, dass sie gefälligst um ihre Inhalte kämpfen und nicht über deren Wegfall lamentieren sollen. Aber welche Kampfinstrumente haben die Wortverfechter? Dass sie gut sind? Dass ihren Inhalte total hörerrelevant sind? Um gut zu sein, bedarf es kontinuierlicher Weiterbildung. Wenn ich sehe, was auf dem Weiterbildungsmarkt geboten wird, sehe auch ich viele Einsteigerangebote - die der DHA habe ich vor Jahren selbst genossen, sie haben mir viel gebracht! -, aber wenig, was für erfahrene Radiojournalisten hilfreich ist. Meistens geht es um die "Erweiterung des Arbeitsfeldes", soll heißen Podcast, Video etc. Aber der ausgewiesene Radiojournalist findet ab einer gewissen Erfahrungsstufe kaum noch Angebote, die ihn nach vorne bringen. Entweder man reflektiert seine Arbeit selbst gründlich (und mit anderen) - oder man hat halt Pech gehabt.
Gut zu sein reicht auch längst nicht mehr, weil kein Programmdirektor Dir einen noch so genialen Beitrag abkauft. Denn was hat er strategisch von einem einzelnen guten Beitrag? Nichts. Da muss schon eine Serie her, was bei unklarem Ausgang eine hohe Risikoinvestition des Freien bedeutet. Kann man machen, muss man sich aber auch leisten können.
Die Geschichte von der selbst finanzierten Weiterbildung ist auch interessant. Natürlich, man stelle sich auf die Hinterbeine und starte selbstverantwortlich durch. Ich habe aber auch mehr als einmal erlebt, dass mir eine selbstfinanzierte Weiterbildung durch den PD praktisch verwehrt wurde. Denn am Fortbildungstermin war ich zur Moderation vorgesehen - "und wenn Sie so (wörtlich!
unzuverlässig einplanbar sind, müssen wir natürlich gucken, inwiefern wir Sie da berücksichtigen können".
Ja, kämpft für Inhalte, seid die Besten, bildet Euch fort! - Aber glaubt nicht, dass Ihr damit Euren Job auch nur ansatzweise sichert.
Schade um die DHA. Sie war meines Erachtens gut. Dass sie wegbricht, ist angesichts ihres Ansehens auch ein bitteres Signal an die Hörfunkaus- und Weiterbildung grundsätzlich, auch wenn ich die wirtschaftlichen Tatsachen nicht in Abrede stellen will. Schön, wenn einige weitermachen wollen.