Die Radioverantwortlichen haben ihr Medium aufgegeben

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Ich persölich finde, dass man, wenn man eine Veränderung des deutschen Radiowesens wünscht, sollte das lieber in einer Konferenz zusammen mit den Hauptverantwortlichen der Privatsender, den Beratern unt interessierten Bürgen veranstalten. Hier würde man eh nix erreichen. So ein Radioforum in "Real Life" wär doch mal eher was. Denn was hier reingeschrieben wird geht sowieso irhendwann unter und keinen juckts, da blanke Theorie.
 
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Obs wirklich nix bring weiss man aber erst hinterher, wenn die Berater nämlich merken, dass ihre MA garnicht der Realität entspricht. Deshalb bin ich für die Praxis der Radioforen.
 
@Fan Gab Radio : Du kannst einen Privatunternehmer nicht dazu zwingen, sein Produkt zu ändern. Es ist sein gutes Recht zu versuchen, ein minderwertiges Produkt an den Mann bzw. die Frau zu bringen. Nur wenn sich nicht mehr genug Abnehmer dafür finden, wird für ihn die Notwendigkeit bestehen, etwas zu ändern.

Es war und ist aber noch nie Aufgabe des öffentlich-rechtlichen Rundfunks gewesen, jeden Blödsinn der Privatanbieter nachzumachen, nur um sich gute Quoten zu sichern. Deren Aufgabe ist ein anspruchsvolles Programm. Und man kann tatsächlich beides unter einen Hut bringen, wenn man sich nur ein ganz klein wenig Mühe gibt. Darüber sollte in der Tat gesprochen werden.
 
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Was mich immer wieder wundert: Dass in den öffentlich-rechtlichen Anstalten offensichtlich unterschiedliche Qualitätsmaßstäbe für Radio und TV gelten. Während sich im Fernsehen der Stumpfsinn arg in Grenzen hält, sind im Hörfunk mittlerweile alle Hemmungen gefallen.

Das Argument, dass es doch Wellen wie NDR Info oder Kultur gibt, zählt für mich nicht wirklich. Das würde aufs Fernsehen übertragen bedeuten, dass der öffentlich-rechtliche Auftrag nur noch von Arte und Phoenix erfüllt wird, während im Ersten und Zweiten Formate wie "Blaulicht-Report", "Verdachtsfälle", und "Shopping-Queen" in Dauerschleife laufen.
 
Während sich im Fernsehen der Stumpfsinn arg in Grenzen hält,
Wenn man genau hinsieht, tut er das nicht wirklich.
Was sollen diese ständigen Einblendungen ("Sendung verpasst?", "Gleich...", Programmhinweise über die Hälfte des Bildschirms), die mit der gerade laufenden Sendung rein gar nichts zu tun haben.
Der NDR überträgt seit Jahren zur besten Sendezeit nur den zweiten Teil der "Last Night of the Proms". Den ersten Teil, der meist aus sehr ernsten klassischen Werken will man den Zuschauern jedoch nicht zumuten, weil sonst ein einziger Abend mit niedriger Quote den Monatsdurchschnitt des Senders gefährden könnte. Aus solch einem Grund darf aber über Programme im öffentlich-rechtlichen Fernsehen nicht entschieden werden. Man muss auch mal(!) zu Gunsten einer gewissen Programmqualität eine etwas geringere Quote in Kauf nehmen können.
 
Du kannst einen Privatunternehmer nicht dazu zwingen, sein Produkt zu ändern. Es ist sein gutes Recht zu versuchen, ein minderwertiges Produkt an den Mann bzw. die Frau zu bringen.
Das Produkt "privater Unterhaltungsfunk" ist doch gemessen an den Kriterien, die da wirklich zählen, zumindest bei den Platzhirschen äußerst hochwertig: mit kaum journalistischem Aufwand (nur soviel, wie die Lizenzauflagen erfordern) und minimierten Kosten entsteht eine zumindest laut MA immer noch hochgradig attraktive Werbeplattform. Das "Produkt" ist doch die "akustische Litfass-Säule" und eine attraktive Litfass-Säule steht nicht neben einer seit 10 Jahren aufgegebenen Waldgaststätte an einem Wanderweg, der seit 3 Jahren wegen Windbruchs gesperrt ist. Sie steht z.B. auf dem Potsdamer Platz in Berlin oder Unter den Linden. Nichts anderes versuchen die Privaten. Es ist sogar ihrre Pflicht, erfolgreich zu sein.
 
Warum haben die ÖRs zur Geburtsstunde der Privanten überheblich geglaubt, "die können uns nichts anhaben", um sie im nächsten Moment ihres Erfolges zu kopieren? Die gesetzliche Einführung des dualen Rundfunksystems in Deutschland hatte die Unterbietung des Niveaus zur Folge, nicht etwa die Belebung des Geschäfts duch Besinnung auf die jeweiligen Stärken und Alleinstellungsmerkmale.
 
Das Problem ist doch aber, dass die meisten Hörer heute ganz offensichtich diesen Dummdudelfunk so haben wollen, zumindest wenn man die Ergebnisse der MA mal als einzige heranziehbare Währung nimmt. Die Wellen, die im Grunde nur fröhlich-fluffig vor sich hin dümpeln, haben im Großen und Ganzen die meisten Hörer. Insofern kann man den Sendern allein nicht die Schuld an dem Dilemma geben. Versuche, auch von privaten Stationen, anspruchsvolles Radio zu machen, hats in den letzten Jahren ja durchaus einige gegeben. Aber entweder sind die wieder ganz von der Bildfläche verschwunden oder haben sich aus Kostengründen ins Netz zurück gezogen. Und es ist ja letztlich so, dass diese Dudelwellen auch im Netz reichlich Hörer haben bei ihren Streams. Insofern hat die Dudelei schon ihre Berechtigung.
Radio ist nur noch Hintergrundbeschallung und Berieselung. Ausnahmen wie beispielsweise Radio1 sind noch anders, weil sie es eben immer waren. Dort sind die Hörer größtenteils so sozialisiert worden bzw. wird mehr oder weniger direkt der Großstadt-Junggebliebene angesprochen, der sich nicht eingestehen kann oder will, dass die 40 schon verdächtig nah ist...
Alle anderen kennen von klein auf halt nichts anderes als das vor sich hin plätschernde Blabla-Radio. Und dafür kommt jetzt so langsam aber sicher die Quittung. Die, die sich heute im Kindes- und jungen Teenager-Alter befinden, nehmen Radio sowieso nicht mehr als Medium wahr. Da helfen auch keine Kinderradios und keine Jugendwellen, wo das Alter der Durchschnittshörer auch irgendwo bei 30 liegt.
 
Jeder Satz von Dir ist richtig, Kulti. Nicht allein ist die anfängliche Überheblichkeit der ÖRs gegenüber den Privaten ursächlich Grund des heutigen Tatbestandes, sondern das andauernde Verschlafen/Ignorieren, Zukunfstchancen zu nutzen. Radio prägt Hörverhalten. Je länger je mehr. Nichts gegen die Geschäftsideen der Privaten. Die ÖRs haben aber zu keinem Zeitpunkt Weichen gestellt gegen Niveaulosigkeit, Dudelei, Langeweile, BlaBla und Berieselung bei ihren Massenprogrammen. Aus Arroganz oder Inkompetenz. Sparzwang ist da für mich keine Ausrede.
 
Natürlich ist die Krux, dass die MA das Maß aller Dinge darstellt. Mir kommt sie aber immer wie die völlig überflüssige Fahrgastzählung im Nahverkehr vor. Die erfasst eben nur, wie viele Leute gerade mit dem Bus fahren, aber sie müsste eigentlich auch die Nicht-Mitfahrer fragen, was sie dazu bewegen würde, den Bus zu benutzen, um so die Nutzung zu erhöhen. Die Sender ziehen offensichtlich aus ihren eigenen Umfragen nicht die richtigen Schlüsse.

Und dass die Leute an Inhalten interessiert sind, sieht man doch an den zahlreichen eigenen Hörangeboten der Streaming-Anbieter, die Spotify, Deezer und besonders Amazon gestartet haben. Die würden sich eine so hohe Zahl an Podcast-Eigenproduktionen nicht leisten, wenn die Abrufzahlen nicht zumindest im vertretbaren Bereich lägen. Da überlässt der "natürliche Inhaltelieferant" scheinbar völlig ohne Gegenwehr das Feld diesen neuen Anbietern.

Aber die öffentlich-rechtlichen werden sich wohl eher aus finanziellen Zwängen statt aus eigenem Antrieb irgendwann in den kommenden Jahren dazu bewegen müssen, die vier Dudelprogramme durch vernünftige Abgrenzung gegeneinander auf drei einzudampfen (auch weil die Hörerschaft im jüngeren Segment einfach nicht mehr erreicht werden kann) und durch die eingesparten Abgaben für die Musik der einen Welle, die Inhalte der verbleibenden zu finanzieren. Würde man es heute machen, bestünde die Chance, den Wellen wieder mehr Profil, Inhalt und Bedeutung zu geben.
 
Gute Idee, @Grasdackel. Ich habe des Öfteren in diesem Forum die Meinung vertreten, alle 30 Jahre die "älteste" solcher vier Wellen einzustellen und dafür eine neue Jugendwelle aufzumachen. Vor meiner neuen Überzeugung, mit dem Start einer neuen Jugendwelle das Segment nicht mehr zufriedenstellend erreichen zu können, wächst bei mir die These: drei Wellen Bestand und jede für sich verjüngt sich jedes Jahr im Sujet um ein Jahr. Und behält damit sein Durchschnittsalter. Wo ist das Problem?
 
@Radiowaves: Tröste Dich. Wir werden noch das Ende dieses untauglichen Wirtschaftssystems erleben. Je länger es dauert, bis es endlich, endlich den Bach runtergeht, desto größer wird der Knall. Also lasst uns dran arbeiten, dass es bald zusammenbricht. Dann kommt etwas Neues, in dem der Mensch und seine Mitgeschöpfe im Mittelpunkt steht. Wir haben es in der Hand, es mit zu gestalten.
 
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@count down: Das Wirtschaftssystem ist nicht die Ursache. Es ist nur eines der Symptome, genau wie das politische System nur Symptom ist. Ursache ist ein weltweites (!) krankes Verständnis vom Leben, eine Trennung der Menschen von der Basis des Lebens, eine Trennung von der Wahrnehmung der Naturgesetze als zwingender Grundlage allen Seins. Ich kann dazu immer wieder nur Thich Nhat Hanh zutieren: "Was wir am dringlichsten tun müssen, ist, in uns hineinzuhören, wie die Erde weint." Damit ist alles gesagt.
 
Da denkt man eigentlich an nichts Böses und möchte einfach nur einmal lesen, was wird denn so über die Rock Antenne Hamburg am Tag des "offiziellen" Sendestarts geschrieben. Herrlich und dann lese ich diese Posts. Da wird entweder weltenschwer, man merkt - dass ist ein deutsches Forum, philosophiert. Dann hat jemand die Idee für eine Konferenz. Klar alle großen Erfindungen der Menschheit sind in Gremien oder Konferenzen entstanden. Ich warte nur noch auf die Idee Todesstrafe oder Lebenslänglich für die ominösen "Berater", die aus guten deutschen Radiosendern böse Hit-Dudler machen... Oder jemand möchte mehr oder weniger die Hörer "erziehen" und und und.

Na gut, dass hier kaum ein unter 25-jähriger unterwegs ist. In der jungen Zielgruppen werden Medien immer weniger linear genutzt. Den Prozess kann keiner mehr ändern. Auch wenn momentan die wirtschaftlichen Bilanzen der meisten Privatradios hervorragend sind, dass kann sich sehr schnell ändern. Die Frage ist nur wann und wie. Aber bekanntlich sind Prognosen, die die Zukunft betreffen immer besonders schwierig. Viele klassische Medien oder Sender wird es in ein paar Jahren nicht mehr geben. Anfang 1989 hat auch keiner gedacht, dass es Ende 1989 ganz anders aussehen würde. Ob es besser wird? Keine Ahnung aber es ganz ANDERS werden. Nicht mehr aber auch nicht weniger steht fest.

Ich habe beruflich viele Kontakte in der Start up Szene. Die denken wirklich über alles und auch jeden Unsinn nach. Aber, über Radio reden die kaum und haben es auch nicht auf dem Plan...
 
Ursache ist ein weltweites (!) krankes Verständnis vom Leben, eine Trennung der Menschen von der Basis des Lebens, eine Trennung von der Wahrnehmung der Naturgesetze als zwingender Grundlage allen Seins.
Sorry, aber das ist doch ein philosophisches Ammenmärchen. Auch in der Natur gilt in vielfältiger Weise das Recht des Stärkeren. Das ist das mehr oder weniger einzige gültige Naturgesetz. Die Evolution ist nunmal so und anders würde das auch gar nicht gehen, denn eine Spezies ist nur dann überlebensfähig, wenn sie ihre stärksten Vertreter bevorteilt. Das kann man im Tierreich vielfach beobachten. In der Pflanzenwelt ist das alles noch einen Zacken schärfer, weil es dort kleine unbedeutende Pflanzen sogar schaffen, allen anderen Wuchs gänzlich zum Erliegen zu bringen. Das Leben im Einklang mit der Natur ist eine von Menschen erdachte Theorie, die zwar sehr wünschenswert ist, aber in der Praxis aus verschiedensten Gründen nicht funktionieren kann und wird, zumindest nicht weltweit. Kleine überschaubare "Biotope" dieser Art mag es geben, aber auch die sind nicht von äußeren Einflüssen der restlichen Welt unabhängig. Sie funktionieren nur, weil es eben diese äußeren Einflüße gibt. Spätestens wenn das Thema Hunger auf der Tagesordnung steht, ist es zumeist vorbei mit dem "Friede-Freude-Eierkuchen-Leben" in Harmonie mit Allem und Jeden. Dazu gab es unzählige soziale Experimente, die durch die Bank weg alle belegen, dass der Mensch letztlich ein Raubtier ist. Er gehört ja nicht umsonst zur Gattung Säugetiere.
Das die aktuelle Situation auf kurz oder lang zu einem großen Knall kommt, ist sicherlich nicht ausgeschlossen, wenn man genauer hinschaut ist er sogar in absehbarer Zeit sehr wahrscheinlich. Aus irgendwelchen Fehlern und Irrtümern hat die Menschheit der letzten paar Tausend Jahre jedenfalls nicht viel gelernt. Auch deshalb ist die Theorie vom Einklang mit der Natur eben nur eine Theorie. Vielleicht ist das ja aber auch so vorgesehen, denn, um mal bei der Philosophie zu bleiben, wer sagt denn das wir tatsächlich das am höchsten entwickelte Wesen sind, für das wir uns alle halten? Die erste Spezies auf diesem Planeten, die sich mehr oder weniger von selbst ausgerottet hat, wären wir jedenfalls nicht.
 
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Radio ist lediglich ein Spiegel unserer Gesellschaft, genauso, wie es die Möbelmärkte sind, die Mobilität, die Energiewirtschaft oder die Lebensmittelbranche. Es werden so viel Sünden und Sauereien begangen, dass wir schon komplett abgestumpft sind. "Man müsste mal was unternehmen ..." z.B. gegen die Hühnermastfabriken, die uns an jeder Straßenecke den lecker duftenden halben Brathähnchen-Broiler unter die Nase halten. So lange die gekauft werden, ist doch alles gut. Der Kunde will es - die Industrie liefert es. Der BMW-SUV - ja, klar, völlig overdressed für den Straßenverkehr, zu breit, zu spritfressend, zu hoch motorisiert. Aber wenn die Mami den Sprössling täglich in die Schule chauffiert, dann muss sie auch mal rustikal über eine Gehwegkante - also braucht sie so ein Geländemobil, auch wenn sie tags darauf wieder im Bioladen einkauft (wo auch schon längst die Formatierung eingesetzt hat, die wir im Radio so beklagen). So kann man weitermachen von Branche zu Branche und von Sender zu Sender. Berater, Lobbyisten, Chefetagen, Politiker - sie werden alle nichts an den Zuständen ändern, so lange am Ende ihre jeweils spezifische MA ihnen bescheinigt: Schon wieder gewonnen! Es gibt nur einen, der das ändern kann, und das bist - Du! Hör was anderes, iss was anderes, wähle was anderes, bewege dich anders fort.
 
Entschuldige bitte, Dr. K(l)onfuzius ("weltenschwer" war nicht schlecht - so kennen wir den Waver hier im Forum), aber ich muß an dieser Stelle einfach "draufgehen"...
Ursache ist ein weltweites (!) krankes Verständnis vom Leben, eine Trennung der Menschen von der Basis des Lebens, eine Trennung von der Wahrnehmung der Naturgesetze als zwingender Grundlage allen Seins.
Beim besten Willen - diese Aussagen kann ich nicht nachvollziehen.

Seit Jahrtausenden ringt die Menschheit der Natur ihre Geheimnisse ab. Daß nun meinetwegen selbst die Gravitationskonstante möglicherweise nicht konstant ist, sondern evt. periodisch um einen bestimmten Wert schwingt, setzt der ganzen Sache heute nur eine kleine Krone auf. Wer hätte das gedacht - so genau muß man erstmal messen können. Die Naturwissenschaften erklären die Welt schon relativ gut und selbstverständlich sind die Naturgesetze die Grundlage unseres Seins. Ein "krankes Verständnis vom Leben" kann man der Wissenschaft als solche also nicht vorwerfen. Im Gegenteil: Es gab Zeiten, in denen Wissenschaftler ihre Wissenschaft mit dem Leben bezahlten. Und das lag nunmal an der herrschenden Gesellschaftsordnung.

Und was ist erstmal "schlecht" daran, daß Wissenschaft und Technik es der Menschheit ermöglichen, sich etwas von der harten Wirklichkeit der Naturgesetze zu entfernen? Man könnte jetzt mit der Nutzbarmachung des Feuers beginnen und bei der "Industrierevolution 4.0" enden. Grundsätzlich müßte man keine Angst vor der fortschreitenden Automatisierung haben, denn sie befreit ja eigentlich den Menschen von schwerer körperlicher Arbeit - ein alter Menscheitstraum könnte damit in Erfüllung gehen.

Aber an dieser Stelle holt uns die Realität ein - genauer, die herrschende Gesellschaftsordnung. Man braucht nur etwas bei Telepolis & Co nachlesen. Was sagt die OECD-Studie für die Entwicklung der Arbeitsplätze in Deutschland voraus? Böse, ganz böse. Wer heute noch meint, einen sicheren Job zu haben, wird sich möglicherweise bald umgucken - nach einem neuen Job. Aber wer mit offenen Augen durch die Welt geht, hat das schon vor Jahren gewußt.

Achtung - ich krieg jetzt die Kurve zum Rundfunk, der, wenn man das mal so betrachtet, nicht unabhängig und staatsfern agiert, sondern eigentlich "Staatsfunk" ist: Wie kann es eigentlich sein, daß "Wirtschaftswachstum" und "Exportweltmeister" - praktisch das Grundvokabular des Kapitalismus - in den Medien positiv besetzt ist und in gewisser Weise gepredigt wird, obwohl wir doch eigentlich alle wissen (wissen wir das wirklich?), daß es in einer begrenzten Welt kein unbegrenztes Wachstum geben kann und wir damit in anderen Ländern Probleme schaffen? Wir schaden mit der in der Welt vorherrschenden Gesellschaftordnung wissentlich unserer (Um-)Welt. Mit "Umwelt" ist alles gemeint...
 
Vor kurzem teilte mir die Mitarbeiterin einer großen ARD-Anstalt mit, dass die Führung ihres Hauses davon ausgeht, dass es in 20 Jahren kein Radio mehr gibt.

Ich denke es ist wichtig hinzuzufügen, dass sich die Meinung der Führung der großen ARD-Anstalt auf Deutschland bezieht.

Ich kann mir gut vorstellen, dass es in 20 Jahren kein Radio in Deutschland mehr geben wird. Die Kulturwellen werden Sparmaßnahmen zum Opfer gefallen sein, und die Dudelwellen kann man durch Spotify & Co. ersetzen.

Das soll aber nicht heißen, dass es in 20 Jahren kein Radio mehr geben wird. Genauso wie es heute noch Länder gibt, in denen die Mittelwelle einen sehr großen Stellenwert hat (auch wenn sie in einigen europäischen Ländern abgeschaltet wurde), wird es in 20 Jahren noch viele Länder geben, wo es das Medium "Radio" noch geben wird und weiterhin geben wird. Und dank Internet wird man diese in Deutschland weiterhin hören können.

Wenn es in Deutschland in 20 Jahren evtl. kein Radio mehr geben wird, ist dieses ein Armutszeugnis und nicht zuletzt auch der ARD zu verschulden, die mit der Formatierung und der Kommerzialisierung der Begleitwellen das Medium "Radio" an die Wand gefahren hat.
 
Hat man das wirklich ? ? ? :rolleyes: :rolleyes: :rolleyes:

Satellifax meldet:

Radio SAW sendet aus neuen Studios

Am vergangenen Donnerstag haben rund 300 geladene Gäste aus Politik, Wirtschaft und Medien ein neues, voll digitales Funkhaus in Magdeburg eingeweiht und zugleich den 25. Geburtstag des landesweiten privaten Hörfunksenders radio SAW gefeiert. Auch Rockland und 1A Deutsche Hits senden fortan aus den neuen Räumlichkeiten.

„Wir haben in den vergangenen Monaten in einen aufwendigen Umbau der Sendestudios und Redaktionsräume investiert und können mit Stolz behaupten, eines der modernsten Funkhäuser in Deutschland aufgebaut zu haben“, so SAW-Geschäftsführer und -Programmdirektor Mario A. Liese. www.radiosaw.de


Mon, 09. Apr 2018
 
Leute es geht ganz simpel um Radio und vielleicht einmal was daraus wird. Vielleicht ist es ja auch warum Deutschland, jedenfalls nach meinen Geschmack, nicht richtig gefunxt hat. Auf der einen Seite die ö/r Anstalten die bis zum Beginn des Privatradios eine beamtenähnlich organisiertes Versorgungsradio gemacht haben. Ich war damals Jugendlicher und lebte in einer Gegend da kam mehr als leidlich BFBS rein und von AFN konnte man nur träumen. Ansonsten gab es ab Sonnenuntergang eigentlich nur 208 und an der Nordsee die holländischen Piraten. Der Rest war eigentlich mehr oder weniger Murks und hatte soviel mit Radio zu tun wie ein Veggie-Schnitzel mit einem echten Wiener Schnitzel bei Plachutta oder Figlmüller um nur einmal die bekanntesten Restaurants in Wien dafür zu nennen.

Jetzt haben zwar die Öffis die Taschen voller Geld, aber was wirklich innovatives und interessantes fällt ihnen kaum ein. Sie gefallen sich darin den Mainstream abzudecken oder pflegen einen Journalismus mit Programm-Marotten, die schon irre sind. Ganz besonders gut bekommen das der DLF und DR Kultur hin. Warum Sonntagsmorgen eine Infosendung nur 1,5 Stunden lang ist und in ihr grundsätzlich nur Klassik gespielt wird, wissen wohl nicht einmal die Verantwortlichen. Zum Ausgleich dafür gibt es aber 1,5 Stunden religöse Dröhnung.

Die Privaten, die mal ganz frisch waren, sind überwiegend zu Cash-Kühen der Verlage verkommen. Eine Mediengesetzgebung, die die Verlage begünstigt hat und Konkurrenz bis auf wenige Ausnahmen nie zuließ, kann das als Leistung verbuchen. Formatvielfalt ist ein Fremdwort in Deutschland.

Das alles funktionierte mehr oder weniger blendent bis in die 2010er Jahre hinein. Nicht lineare Medien krempeln den Markt um. Noch ist Radio als letztes regionales Massenmedium der Krisengewinnler, aber wie lange noch? Gegen Spotify und Co. haben all die Zombie-Stationen der Regiocast und von anderen Anbietern keine Chance.

Die Auslese hat ja auch gewirkt, größtenteils gibt es nur noch plappernde Papageien am Mike, die ständig den gleichen Quark las neu verkaufen und die schalen Mo-Show Witze hypen. Nein, damit kann man keinen Blumentopf gewinnen bzw. im Intermedia-Wettbewerb bestehen. Genauso wenig wie mit Traumkonzepten, wie sie hier einige Foristen gern entwickeln.

Ich habe auch wenige Vertrauen in die derzeitigen Macher. Entweder sie bereiten sich auf die Rente vor oder sie verstehen zu meist vom Programm machen soviel wie ein Mensch, der bei McDoof in der Küche arbeitet vom aufschlagen einer Sauce Hollandaise. Die kann man nämlich nicht als Fertigprodukt kaufen, sondern muss sie selbst machen.

Also philosophiert gern weiter und träumt Euch die Wirklichkeit zurecht. Während am Mittelmeer auch mit wenig Geld gut lebt wird, haben wir in Deutschland Freikörperkultur, Esotorik, Vegetarismus, Bio-Läden und Liegefahrräder erfunden.

Dann findet mal den Fehler. Ich verrate es Euch: alle vier verzichten gänzlich auf Spaß, denn es dreht sich ja um "ernste Dinge". So, und Radio ist auch in Deutschland immer eine ernste Sache gewesen und ist es noch, deswegen taugt Deutsches Radio nicht und wird auch nie taugen.
 
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Wir können uns mal fragen, was Radio eigentlich sein soll.
1. Soll es Journalismus sein? Das existiert nur noch in Inseln und häufig nur als Alibi oder als Zufall.
2. Soll es Unterhaltung sein? Das ist in der Praxis flach, austauschbar und nivelliert bis zur Verdummungsgrenze.
3. Soll es Musik sein? Derzeit eintönig und mutlos.
4. Soll es Service sein? Längst von anderen Medien, Apps etc. abgehängt.
5. Soll es Geschäft sein? Funktioniert noch, weil man die Punkte 1-4 als potemkinsches Dorf vor die Realität der Funkhäuser geschoben und dem Vertrieb als Verkaufsargument in die Hochglanzmappe gelegt hat.
6. Soll es staatstragend, demokratiebildend, Meinungsfreiheitsplazebo sein? Funktioniert auch noch, weil man einen abhängigen und gut saturierten, beamtenähnlichen Apparat Namens ÖR gebaut und so satt mit Gebühren ausgestattet hat, dass noch weitere 25 Jahre Misswirtschaft den Laden nicht in Gefahr bringen.

Soll es von allem etwas und darüber hinaus auch noch eine tägliche Überraschung sein? Ja, das sollte es eigentlich sein. Das wäre dann auch schon der Fertigbaukasten, wie man es angehen müsste. Aber wer? Die unter 1 bis 6 maßgablichen Protagonisten sicher nicht. Das Geschäftsmodell wird demnächst disruptiv verändert, keine Ahnung von wem. Vielleicht ein Starup, vielleicht ein Amazon, vielleicht ein Elon Musk.
 
Leute es geht ganz simpel um Radio und vielleicht einmal was daraus wird. Vielleicht ist es ja auch warum Deutschland, jedenfalls nach meinen Geschmack, nicht richtig gefunxt hat. Auf der einen Seite die ö/r Anstalten die bis zum Beginn des Privatradios eine beamtenähnlich organisiertes Versorgungsradio gemacht haben. Ich war damals Jugendlicher und lebte in einer Gegend da kam mehr als leidlich BFBS rein und von AFN konnte man nur träumen. Ansonsten gab es ab Sonnenuntergang eigentlich nur 208 und an der Nordsee die holländischen Piraten. Der Rest war eigentlich mehr oder weniger Murks und hatte soviel mit Radio zu tun wie ein Veggie-Schnitzel mit einem echten Wiener Schnitzel bei Plachutta oder Figlmüller um nur einmal die bekanntesten Restaurants in Wien dafür zu nennen.

Auch im beamtenähnlich organisierten Versorgungsradio, mit dem wir Älteren sozialisiert wurden, gab es den SWF-3-Popshop oder hr3 Toptime. Und da ging's sehr oft heftiger und interessanter ab als beim BFBS oder AFN.
Und das Schnitzel bei Figlmüller ist aus Schweinefleisch.
 
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