Die Form der althergebrachten Nachrichten im Verkündigungsstil halte ich dagegen für überholt.
Abgesehen davon, dass ich mit meinen Vorlieben für gelungene Hörfunknachrichten ganz bei
@DigiAndi bin, ist deren Aufmachung und formelle Gestaltung wohl zu einem Großteil tatsächlich Geschmackssache, wenn wir von gleicher inhaltlicher Qualität ausgehen. All die Verpackungselemente zwischen und während der Meldungen, die Ansage der Station Voice vor der letzten Meldung, den statischen O-Ton vor der ersten etc. brauche ich nicht, empfinde ich als störend, nicht den eigentlichen Nachrichten zugehörig, vom Thema ablenkend.
Als fast noch bedenklicher sehe ich aber an, dass diese Extras unnötig Zeit fressen, die sich auch gut anderweitig nutzen ließe. Von den ± vier Minuten, die die WDR-Nachrichten samt Wetterbericht lang sind, geht einiges dafür drauf, dass z.B. ein O-Ton gespielt und erklärt werden muss, der zwar sanft und kreativ in die Topmeldung geleitet, ohne den diese aber gleichermaßen verständlich bliebe. Resultat all dieser kreativer Spielereien ist dann, dass der eigentliche Informationsanteil nach und nach rückläufig wird, weil um die echten Nachrichten herum noch so viel Beiwerk Platz haben muss.
Weil, wenn ich auf WDR2 die Nachrichten höre, dann werde ich schlagzeilenartig informiert. Vertiefung kann ich mir doch im Netz oder auf WDR5 holen. Das mache ich sowieso immer.
Und damit sind wir nun in medias res gelandet: Dass die Breitenprogramme (nicht nur) des WDR sukzessive die ausführlicheren Informationselemente und Wortsendungen verbannen und in Einschaltprogramme wie WDR 5 auslagern, gefällt mir nicht besonders. Solange die Sendungen aber erhalten und nicht ganz gestrichen werden, ist wenigstens der öffentlich-rechtliche Programmauftrag weiterhin erfüllt.
Tatsache ist aber, dass WDR 5 als Vertiefungsmedium nur eben diese Häppchen-Newsshows anbietet, die auch WDR 2-4 im Programm haben. Einzige Ausnahme ist "Der Tag um zwölf", der läuft aber genauso auf WDR 4.
Die Hintergrundsendungen zu Zeitgeschehen, Politik, Wirtschaft, Kultur, Wissenschaft etc. sind ein elementarer Bestandteil des Programms. Als "Ersatzdroge" für die Runduminformation durch turnusmäßig ausgestrahlte Nachrichten können sie aber nicht dienen, das ist auch gar nicht ihre Bestimmung.
All dies stört mich an Konzeption und Umsetzung der "WDR aktuell" genannten Radionachrichten. Das Time-Shifting ist dagegen mein geringstes Problem. Die Meldungen sind in der Regel ein paar Minuten vor der vollen oder halben Stunde fertig, ob da 15 Sekunden früher oder später mit dem Verlesen begonnen wird, halte ich für irrelevant.