Der das Rad neuerfinden will, hat den fundamentalen Unterschied zwischen den Übertragungstechniken noch nicht kennengelernt. Da ich so eine geduldige Katze bin, erkläre ich es auch Dir mal:
Das ist ein UKW-Sender. Ein UKW-Sender überträgt ein Programm auf einer Frequenz. Du bei Dir zuhause nimmst Dein Radio, stimmst es auf diese Frequenz ab und hörst einen Sender. Der Sender hat eine begrenzte Reichweite und versorgt etwa das Gebiet, in dem man den Sender sehen kann. Um ein ganzes Land zu versorgen, braucht man also mehrere Sender. Da sich die Sender gegenseitig stören würden, wenn sie alle auf derselben Wellenlänge (Frequenz) senden würden, sendet jeder Sender auf einer anderen Frequenz und bekommt das Programm entweder von einem der anderen Sender, oder über Kabel oder über Satellit zugeführt.
Prinzipiell arbeitet jeder dieser Sender unabhängig voneinander und könnte zu jeder Zeit auch ein anderes Programm ausstrahlen. Somit kann zu bestimmten Zeiten ein Sender Regionalprogramm A auf Frequenz x.y übertragen und ein anderer Sender überträgt auf Frequenz y.z das Regionalprogramm B. Ist das Regionalprogramm zu Ende, übertragen beide Sender wieder dasselbe Programm. Wer also in Ort A wohnt, hört das Programm und seine Regionalnachrichten, wer in Ort B wohnt, dasselbe Programm mit anderen Lokalnachrichten.
Und das da ist ein DAB-Sender. Ein DAB-Sender überträgt mehrere Programme auf einer Frequenz. Damit sparen die Programmanbieter Geld, da sie gemeinsam einen Sender verwenden können. Die Technik, mit der die einzelnen Programme in ein Datenpaket gewurschtelt werden, nennt sich Multiplex. Da Dein Radio bei Dir zuhause Datenpakete empfängt, die es dann wieder in Töne umwandelt, machen leichte Verzerrungen oder Empfangsstörungen nicht so viel aus, so lange innerhalb eines bestimmten Zeitraums alle nötigen Daten ankommen. Bei DAB strahlen alle Sender einer Kette auf derselben Frequenz aus. Würde nun Programm 1 über Sender A ein anderes Regionalprogramm ausstrahlen als über Sender B, würde das System nicht mehr funktionieren. Alle, die mehrere Sender empfangen, und das sind eigentlich alle Leute, die nicht unmittelbar direkt neben einem Sender wohnen, würden somit ein Kauderwelsch aus den verschiedenen Regionalprogrammen empfangen, ein Datensalat, den der Empfänger nicht verarbeiten könnte. Alle Sender müssen also exakt dieselben Programme ausstrahlen.
Für Regionalprogramme gibt es bei DAB also drei Möglichkeiten:
- ein regionales DAB-Multiplex. Dieses Programmpaket ist dann nur in einer bestimmten Region zu empfangen. Jede Region braucht dann eine eigene Frequenz, ähnlich wie bei UKW. Allerdings können nach wie vor mehrere Programme abgestrahlt werden. Diese Methode lohnt sich also nur, wenn es mehrere regionale Programme mit demselben Verbreitungsgebiet gibt. In Bayern wird das bei den lokalen Privatsendern so gemacht.
- Alle Regionalvarianten werden ständig über den Multiplex ausgestrahlt, im gesamten Verbreitungsgebiet. Das ist für den Anbieter (in dem Falle den SWR) etwas teurer, weil er ja relativ viele Kapazitäten braucht. Für den Hörer ist es evtl. von Vorteil, weil er auch in Freiburg das Regionalprogramm aus Ulm hören kann, wenn er daran interessiert ist.
- Der Anbieter strahlt sein Programm auf einem sogenannten Slot aus, teilt diesen aber, wenn Regionalsendungen kommen, in mehrere Slots mit geringerer Bitrate auf. Das hat bislang nur das Fußballradio 90elf zur gleichzeitigen Übertragung mehrerer Spiele gemacht. Der Vorteil für den Anbieter: Er braucht nur einen Slot, fährt also günstiger. Der Nachteil für den Nutzer: Er hat eine schlechtere Klangqualität, während die Regionalsendungen ausgestrahlt werden. Selbstverständlich sind auch dann alle Regionalprogramme im gesamten Verbreitungsgebiet zu empfangen.
Verstanden? Rad erfunden? Glückwunsch!