Sind die Zahlen von Ö3 nur so stark durch Tradition, Empfang und Musikauswahl?
Ich weiß gar nicht, ob die Musik überhaupt so eine große Rolle spielt. Ö3 ist einfach DER Platzhirsch in Österreich, und das seit vielen Jahrzehnten.
Dazu muss man auch die Historie kennen: Privatradio wurde im europäischen Vergleich erst sehr spät eingeführt (ab 1995) und der ORF hatte ausreichend Zeit, sich dafür zu wappnen. Man konnte schon vorher in Bayern beobachten, wie Antenne Bayern dort Oberhand gewonnen hat. Daher war man zurecht nervös.
Zuerst hat man deshalb bei Ö3 gleich mal das Programm umgekrempelt und es klingen lassen wie einen Privatsender. Das hat dazu geführt, dass die neuen Sender in Österreich von Anfang an keinen so großen Zulauf hatten. Dann hat man außerdem noch kurz vor dem Start der Privatradios mit FM4 eine neue bundesweite Senderkette aufgebaut. Obwohl das meines Wissens eigentlich rechtswidrig war, ist der ORF irgendwie damit durchgekommen. Damit hat man also Frequenzen potentieller Konkurrenten selbst belegt.
Der klägliche Rest blieb für's Privatradio. Gerade so viel, dass in jedem Bundesland jeweils ein größeres Privatradio möglich war. Der Start vom ersten bundesweiten Konkurrenten Kronehit war überhaupt nur möglich, weil man über Jahre viele lokale Kleinstsender zusammengekauft hat. Kronehit muss, mit Ausnahme von Ost-Österreich, einen riesigen Fleckerlteppich an Frequenzen betreiben, um annähernd an Ö3 rankommen zu können.
Diese jahrzehntelange Vormachtstellung führt auch dazu, dass man inhaltlich den anderen voraus sein kann. Soweit ich weiß, ist Ö3 der einzige Radiosender Österreichs, wo auch Nachts durchmoderiert wird. Es gibt 24 Stunden lang aktuelle Nachrichten und der Verkehrsservice gehört auch zu den besten des Landes. Das muss man alles einfach anerkennen.
Der ORF ist im Verhältnis zur Größe des Landes ein echtes Schwergewicht. Übrigens auch im TV. Die Privatsender müssen schauen, dass sie irgendwie gegen ihn bestehen können.