AW: "Wenn Journalisten PR machen"
Trotzdem, solange die Wirtschaft (sprich: Öffentlichkeitsarbeit großer Unternehmen, deren Marketingabteilungen usw.) Journalisten mit angemessenen Gehältern und durchaus erträglichen Arbeitsbedingungen auf die andere Seite des Schreibtisches locken kann, solange werden die Journalisten auf der Seite der Sender und Zeitungen immer eine Gratwanderung in Sachen Glaubwürdigkeit und Unabhängigkeit hinlegen müssen ... und die guten Leute wechseln am Ende doch die Fronten. Inzwischen ist es nicht selten so, dass beispielsweise Pressesprecher von Wirtschaftsunternehmen - nach vielen Jahren in der Journalistikbranche - mehr professionelle Erfahrung und eine bessere Ausbildung haben als ihre aktiven "Kollegen" von Sendern und Zeitungen.
Und vierte Gewalt hin oder her, Journalisten müssen auch ihre Rechnungen zahlen - wenn das mit dem Geld der Sender oder Zeitungen nicht mehr geht, dann ist es mit der Unabhängigkeit schnell vorbei - siehe Brecht! Idealismus ist an der Tankstelle kein Zahlungsmittel, auch ein Dispo lässt sich damit nicht ausgleichen.
Nicht umsonst bezahlt der Staat seine Richter (vor allem die höheren) doch ziemlich gut, um ihnen nämlich ein gewisses Mass an Unabhängigkeit, zumindest finanzieller Natur, zu ermöglichen. Sonst wären Bestechungsgelder im dreistelligen Euro Bereich bald an der Tagesordnung.
Das Problem liegt m.M.n. aber darin, in wie weit eine Zeitung oder ein Sender ein Wirtschaftsunternehmen oder eben ein(e) journalistische Publikation ist. Die Gehälter der redakteure müssen ja irgendwo herkommen ... aber das führt jetzt zuweit.