Medientreffpunkt: Geringe Chancen für DAB+ - Geräte fehlen
Auch wenn der Start vom neuen Digitalradio-Standard DAB+ schon beschlossene Sache ist, sind die Erfolgsausichten für das digitalen Radio in Deutschland noch ungewiss.
Zu diesem Schluss kamen Vertreter von privaten und öffentlich-rechtlichen Radioveranstaltern bei einer Diskussionsveranstaltung auf dem Medientreffpunkt Mitteldeutschland in Leipzig am Montag. Eines der Hauptprobleme sahen die Experten in der mangelnden Verbreitung von DAB+ fähigen Radiogeräten. Erwin Linnenbach, Sprecher der Geschäftsführung von Regiocast, brachte dieses Dilemma auf den Punkt: "Der linke Schuh ist da, der rechte aber nicht".
Zwar sei die Verbreitung von DAB+-Angeboten technisch kein Problem, doch würden zum Sendestart am 1. August nur sehr wenige Leute in der Lage sein, diese Angebote auch zu nutzen. Es sei natürlich schwer, den Verbraucher zum Kauf eines DAB+-Empfängers zu überreden, wenn er noch gar nicht wisse, was er dann empfangen könne, so Linnenbach.
Auch Willi Steul, der Intendant des Deutschlandradios, hat seine eigenen Erfahrungen in dieser Richtung machen müssen. Bei der Suche nach einem DAB+-Radio wurde er erst im dritten Fachgeschäft fündig. Steul: "Ein normaler Kunde hätte sich scheinbar nicht die Mühe wie ich gemacht, sondern im ersten Laden ein UKW-Rdio gekauft."
Dabei ist Steul von den Vorteilen von DAB+ überzeugt. Mit dieser Technologie könnten die Programme des Deutschlandradios, Deutschlandfunk, Deutschlandradio Kultur und DRadio Wissen flächendeckend in ganz Deutschland zu empfangen sein. Dadurch erhofft sich Steul, langfristig auf die Verbreitung über Lang- und Mittelwelle verzichten zu können, die laut Steul jährlich 12 Millionen Euro Gebührengelder kostet.
Bessere Qualität als beim UKW-Rundfunk
Einig waren sich die Experten bei den Vorteilen des DAB+-Radios. So sei die Audioqualität zwar besser als beim UKW-Rundfunk, doch ein viel stärkeres Argument pro DAB+ sei die Vielfalt. Christophe Montague, Geschäftsführer von NRJ International Operations, sprach in diesem Zusammenhang von einer "Radiowüste" in weiten Teilen Deutschlands. Das sei eine der großen Chancen, die dem digitalen Radio den Durchbruch ermöglichen könnten. Mit DAB+ könne man eine Vielzahl von neuen Sendern zu den Hörern bringen.
Die größten Probleme, da waren sich die Podiumsteilnehmer einig, gibt es aber noch beim Fachhandel. Ob bis zum 1. August diese Rückstände aufgeholt werden könne, glaubt auch Linnenbach nicht. Dafür sei die Zeit einfach zu knapp. Das werde dazu führen, dass wohl zum Sendestart nur sehr wenige DAB+-Geräte eingeschaltet werden. Doch auf lange Sicht sei er optimistisch.
Der springende Punkt, und da waren sich die Experten einig, sei den Hörern klar zu machen, welche Chancen DAB+ biete.
Die Plattform für den digitalen Hörfunk geht am 1. August an den Start, Sendernetzbetreiber ist Media Broadcast. Auch zehn private Anbieter sind dabei. Die Beteiligten erhoffen sich damit den endgültigen Durchbruch der Technologie, die in den vergangenen Jahren Millionen Euro an Gebührengelder verschlungen hat - ohne größeren Erfolg.
Quelle: sat und kabel.de