Wie war SDR1?

Hier kommt nun wie versprochen ein Eindruck des Intros von "Sie wünschen, wir spielen" ab Mitte der Achtziger:

Vielen Dank für das Intro. Ist Dein OriginalmMitschnitt noch länger? Kennt jemand noch den Namen der im Schnipsel zu hörenden Station Voice? Ich meine, dass sie sich bis zur Fusion nicht geändert hat.
 
Montags Schlagerskala? Das muss noch in den 70ern gewesen sein, das kenne ich nicht einmal mehr. Anfgang der 80er lief die Hitparade schon sonntagnachmittags um 14 Uhr.
"Vom Telefon zum Mikrofon" lief bis Mitte der 80er übrigens noch parallel auf SWF1 und Südfunk 1, angeschlossen freilich die Freunde des Telefonrundspruchs in dr Schwiiz.

Beim Aufräumen fand ich kürzlich noch einen Brief vom 14.07.1980 nebst Autogrammkarte von Günter Freund, den/die er "Mit Freund-lichen Grüßen" unterschrieb. Die Schlagerskala lief zu diesem Zeitpunkt immer samstags, ich meine ab 13.05 Uhr. Damals führte ich noch Statistiken über diverse Rundfunkhitparaden, so auch über die Schlagerskala, die ich über Mittelwelle hörte. Am Anfang nannte Günter immer die Anzahl der Zuschriften (Postkarten) für die aktuelle Sendung. So beteiligten sich für die Sendung am 21.06.1980 insgesamt 1.259 Hörer an der Hitparade, lt. o.a. Brief. Die Skala war m.E. auch die einzige Hitparade, die jede Woche die Stimmenanzahl veröffentlichte (bei der Schlagerrallye auf WDR 2 sagte W. Neumann lediglich die Prozentzahlen). Einige Hitparaden fanden, wie es damals immer hieß, "öffentlich" statt, so auch die Sendung vom 12.07.1980 (in Boxberg)
 
Hallo an alle Forumsteilnehmer,

habe den Tread über SDR 1 entdeckt. Das war mein Lieblingsradio Anfang der 80 er Jahre.
Ich fand gut, daß der Anteil von Instrumentals ca. 33% war. Meist wurde ein deutsches, ein englisches bzw. internationales Lied gespielt und ein Instrumental. Dabei nicht nur solche "bekannte" wie sie DJ Jupiter zitiert hat, (wirklich super deine Recherche!) sondern viel damals moderne Sounds. Ich hab vieles mitgeschnitten, aber in schlechter Qualität, da hier in Franken die UKW-Qualität schlecht ankam. Einiges konnte ich im Laufe der Jahre identifizieren. Viele Stücke von Musiklibrarys.
Bin seit langem auf der Suche nach Titel und Interpreten einiger Stücke.
Vielleicht könnt ihr mir ja helfen. Es sind viele Instrumentals, die Sonntags 21.00 Uhr in der "Zeitbrille" aus Heidelberg liefen.
Ein Funkkabarett mit "Scherz, Satire, Ironie". Vom Studio Heidelberg prodzierte Satiren. Nach einem Beitrag kam immer einer flotter Instrumentaltitel.

http://www.radioforen.de/index.php?threads/titelsuche-instrumental-von-sdr1.30226/
 
Hallo allerseits,

endlich bin ich dazu gekommen, einige Programmschemata und Artikel aus den alten "Südfunk"- bzw. "SDR"-Heften zu scannen.

Sie umfassen den Zeitraum von 1980 - 1998, ohne Anspruch auf Vollständigkeit (Programmreformen 94/95 ? oder der Spätabend-Talk mit Arnim Töpel in SDR 1 Anfang der 90er-Jahre? - da hab ich schon nicht mehr im SDR-Sendegebiet gewohnt). Die Übersichten folgen chronologisch: Sommer 1980, Oktober 1983, Juni 1986 Programm alt und Programmreform, 4/88, 6/90, 5/93, 2/94, 7-8/98. Frohes Erinnern !
Programm 80 - 1.jpgProgramm 80 - 2.jpgProgramm 83-1 001.jpgProgramm 83-2 001.jpgProgramm 86 a - 1 001.jpgProgramm 86 a - 2 001.jpgProgrammuhr 86 001.jpgProgramm 86 n 001.jpgProgramm 4 - 88 001.jpgProgramm 6 - 90 001.jpg
 
Ein grandioser Rückblick auf den alten SDR1. Für mich kommen einige wehmütige Erinnerungen hoch. Was war damals für ein Leben in der Bude!

Lieber StefanZinke. Wie soll er das denn anders einstellen? pdf hochladen und gut. Geht das denn anders?
 
Vielen, herzlichen Dank für diese Reise in vergangene Radiozeiten!

Lief der Herr Töpel nicht immer bei SWF1 im Nachtradio? Ich könnte mich nicht erinnern, ihn im SDR damals auch schon gehört zu haben.
Ich kann hier aber auch irren...
 
Aber gerne doch - schön, dass es gefällt! :)

Technisch war das Hochladen für mich Neuland und ich da beim Hochladen der Scans als Miniaturbild die Vergrößerung in der Vorschau nur unscharf und damit sinnlos war, habe ich mich dazu entschlossen, es im Großbildformat zu versuchen. Jetzt kann man alles wunderbar lesen, aber das Hochladen dauert etwas. Ohne Login (wer also nur die neuesten Beiträge verfolgen will) werden sie allerdings im benutzerfreundlichen Miniaturbild angezeigt.

Eine kleine Korrektur: das erste Programmschema ist vom August 1981, deshalb gibt es auch samstags keine Schlagerskala mehr und sonntags bereits die Südfunk-Schlagerparade statt der Sendung "Leicht und beschwingt".

Und zum letzten Scan: das Thema "Live-Schalten zum/r Meteorologen/-in vom Dienst vom Wetteramt Stuttgart" wurde hier ja schon behandelt. Im Gegensatz zu 1998 waren die Meteorologen um 1981 ja noch ganz andere:

Heinz Zankl, Wolfgang Pfisterer, Gerhard Nees, Rolf Siegle, Cord-Jürgen Garve und als erste Frau und spätere Leiterin des Wetteramts Ingrid Kühnel, deren Stimmen damals täglich um 19:10 Uhr in der Sendung "Nachrichten, Berichte, Meinungen" zu hören waren und Samstags gegen 11:15 Uhr im Live-Gespräch mit Wolfgang Walker, Norbert Scheumann oder Waldemar Müller, den damaligen Moderatoren des "Samstags-Magazins". Damals war das für viele ein interessantes Programmelement, das gefiel und Lockerheit durch die O-Töne vermitteln sollte. Im Vergleich zu den heutigen "Wettershows" aber immer noch fachlich-informativ-nüchtern bis trocken gehalten: da war von Hochdruckbrücken und Tiefdruckrinnen die Rede und von "abklingender Schauer- und Gewitterneigung". Lange ist´s her. ;)
 
Apropos Arnim Töpel: @Redakteur: Du hast recht, der hat bei SWF 1 mit seinem Abend-Talk begonnen und diesen nach der Senderfusion von 1998 auf SWR 1 fortgeführt, sprich erst ab dann kamen auch die ehemaligen "Südfunk"-Hörer in den Genuss dieser preisgekrönten Sendereihe des populären Kurpfälzers.
Bereits im Februar 2000 hat er schweren Herzens seinen Job beim Radio quittiert, weil ihm die Bevormundung seitens der Programmverantwortlichen und die zunehmend flache Stromlinienförmigkeit gerade der öffentlich-rechtlichen Radioprogramme unerträglich geworden waren. Siehe dazu auf seiner Homepage auch den wunderbar pointierten Artikel eines enttäuschten, leidenschaftlichen Radiomenschen "Über das Radio".
 
Was die Wettervorhersagen angeht: Damals konnte man dem Publikum noch ein paar Fachbegriffe vermitteln. Immerhin wusste seinerzeit fast jeder, was ein Hoch und was ein Tief wettermässig in etwa bedeutet. Heute gibt es auch im Wetterbericht nur noch den besten Mix aus Sonne und Wolken bei Temperaturen mit einer Spannweite von 5-8 Grad, und das selbst in Lokalsendern. Gerne werden dann irgendwo gemessene Wetterdaten willkürlich Orten aus dem Sendegebiet zugeordnet. Es ist hanebüchen...
 
Kann sich noch jemand erinnern was bei der Sendung "Wer die Zahl hat, hat die Wahl" so ablief?? Ich versuche mich gerade zu erinnern, das war glaub ich so eine Art Wunschkonzert - aber ich komm nicht mehr genau drauf.
 
Soweit ich mich erinnere, musste dort zuerst die sechsstellige Telefonnummer erraten werden, die extra für diese Senduung immer neu reserviert wurde, d.h. immer eine andere. Und wenn man die Nummer dann kannte, konnte man dort anrufen und sich Musik wünschen!
 
Ah ja, stimmt. Glaube so war das. Danke! Ich denke gerade darüber nach ob ich (aus heutiger Sicht) darüber schmunzeln soll, oder dem hinterhertrauern. o_O
 
"und nun aus Studio 4: WER DIE ZAHL HAT, HAT DIE WAHL - ein musikalisches Sesam-Öffne-Dich für die Hörer des Süddeutschen Rundfunks. Am Mikrofon: Fred Metzler" - so lautete jahrelang die Ansage für die 4-wöchentliche Sendung am Samstag Abend auf Südfunk 1 Stuttgart. Ich glaube, dass sie zirka 25 Jahre von 1968-1993/94 lief.

Zunächst lief die Sendung von 20:20 Uhr bis Mitternacht (also vergleichbar mit dem Mittwochs-Wunschkonzert aus Baden-Baden, "Vom Telefon zum Mikrofon"), ab Mai 1983 dann von 19:30-22:00 Uhr und zum Schluss nur noch von 20:05-22:00 Uhr. Auch hier gab es neben der zu erratenden sechsstelligen Sondernummer auch thematische Vorgaben, aber anders als bei der Mittwochs-Sendung ging jede/r Hörer/in, der/die einen Musikwunsch erfüllt bekam, als Gesprächspartner/in über den Sender.

Die Assistentin hieß Dagmar Schätzer (sie wurde in jeder Sendung extra begrüßt) , und die Vertretungs-ModeratorInnen waren u.a. Elsbeth Janda, Günther Willmann, Willy Seiler, Matthias Holtmann, später auch Michael Branik und vor allem während der längeren krankheitsbedingten Abwesenheit Metzlers um 1982/83 Susanne Lüdtke.
 
und nun eine kleine musikalische Erinnerung: hier kommt das Intro der Freitagnachmittags-Autofahrersendung um 15:04 Uhr: Im Auto unterwegs - die Sendung für Autofahrer und Wochenendtouristen - am Mikrofon: Sibylle Nägele und Rainer Nitschke....
 

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  • Im Auto unterwegs - Boogie für Ensemble edit.mp3
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Oh, mann... bei all den interessanten Erinnerungen an das sehr lebendige "Herz des Südens" bekomme ich fast einen Kloß im Hals. Was war das doch noch für ein quicklebendiges und abwechslungsreiches Programm im Südfunk... Damals war das Radioprogramm noch nicht dafür geeignet, die Menschen so zu verblöden wie heute. Man konnte noch anhand der gut deutsch sprechenden Moderatoren korrekte Grammatik lernen, Versprecher waren eine nette, aber eher seltene Ausnahme, zwischen den Sendungen gab es noch "Schaltpausen" oder sonstige kleine Stillesekunden, bevor das nächte Programm startete.

Heute herrscht praktich in allen Sendern nur noch wilde Hektik, krampfhaftes Originellseinwollen, Ruhelosigkeit, Einheitsbrei in Musik und Ansichten, immer wieder dieselbe Musik, thematisch völlig unpassende textbeladene Musikstücke zwischen aktuellen Meldungen (ich erinnere mich noch mit Grausen daran, wie nach einem Bericht über den schrecklichen Tsunami in Ostasien "Die perfekte Welle" gespielt wurde), und wenn mal ein wirklich schönes Lied gespielt wird, was man als sangesfreudiger Mensch gerne bis zum Ende mitträllern würde, dann wird es zugunsten eines Bruchstückes eines Dudelschlagers kurz vor seinem musikalischen Höhepunkt abgewürgt. Das hat etwas von einem coitus interruptus...
Es ist das nackte Grauen.

Seit der Südfunk vom SWF konnek.... äh, seit die Fusion stattfand, ist nichtmal mehr SWR4, der ja schon seit über einem Jahrzent redlich versucht, in die viel zu großen Fußstapfen des Herzens des Südens zu treten, mein radiotechnisches Zuhause. Da kann über den Tag verteilt auch noch so oft jener Spruch runtergebetet werden "SWR4 - Da sind wir daheim", ich kann das seit der Fusion nicht mehr sagen. Beim Südfunk war das dagegen absolut so. Diese breitgefächerte Mischung verschiedenster Musikstile, die sorgfältige Musikredaktion, die vielen hochinformativen und nicht einem Meinungszeitgeist geopferten Magazinsendungen, wissenschaftliche Sendungen, bei denen man sehr gute Chancen hatte, als Frager auch dranzukommen, Wortwitz und ebensolche Kreativität und eine immer zu bemerkende Begeisterung auch der Macher dieses wunderbaren Programms... all das war ein Stückchen "daheim".

Man fühlte sich ernstgenommen, es gab noch Diskussionssendungen, in denen die Hörer nicht gebrieft wurden, bevor man sie über den Sender ließ, sondern wo man direkt aus der Leitung in die Sendung genommen wurde, ohne dass der Moderator schon wusste, was man in etwa sagen würde. Rätselsendungen beschränkten sich nicht auf Klatschwissen über Prominente sondern beinhalteten oft sehr informative und praktische Themen. Es gab im Südfunk noch nicht diese eintönigen, aber billigeren Programmschienen, die nichts anderes sind als ein Musikbrei mit einzelnen eingelegten Dosenfrüchten, die sich im Tagesverlauf auch noch vielfach wiederholen...

Kurz: Das damalige Südfunk-Programm strotzte nur so vor Kreativität und Vielfalt und erfreute wirklich das Herz jedes denkenden und fühlenden Menschen.
Das einzige heutige Programm im Südwesten, was noch im Stil dem Südfunk ähnelt, ist heute oft nur noch nervig, flach, hektisch, versucht sich anscheinend auch immer mehr an das Gehabe der Privaten anzubiedern, darf vermutlich von oben diktiert keinen eigenen Charakter durch die Moderatoren entwickeln.

Wenn es ein neues Radioprogramm gäbe, das im Stil der Vielfalt des Südfunks daherkäme, würde ich dem Programm des Südwestrundfunks vermutlich ganz schnell den Rücken kehren.

Ich erinnere mich daran, dass die Einsparung etlicher Redaktionen des Südfunks bei der Fusion mit "Einsparungen" begründet wurden. Damit hat man leider massiv an der inhaltlichen Qualität gespart und den ehemaligen Südfunk an das allgemeine Dummenfunk-Dudelradio-Nivau angepasst...

Zum Zeitpunkt der Fusion war ich gerade auswärts im Urlaub. Als ich zurückkam und das Radio einschaltete, kam ich mir vor wie in der Fremde... Ziemlich brutal hatte man fast das komplette Programmschema des Südfunks eliminiert und durch die bekannten Programmstrecken ersetzt, die mit oft recht nichtssagenden Titeln wie "Der Morgen" oder "Der Abend" daherkamen. Mittlerweile hat man ja immerhin einige Dinge wieder abgemildert. Die Flachheit wurde damit freilich kaum behoben.

Man verzeihe mir diese harschen Worte, aber genau so empfinde ich das. Es tut mir noch heute weh, was man mit dem einstigen "Herz des Südens" gemacht hat.

wehmütige Grüße,

guri311
 
So ist es. Mittlerweile hat man übrigens sogar "Da sind wir daheim" ersetzt durch irgendwas mit "die schönsten Hits" oder so. Es ist ein Trauerspiel. Die merken gar nicht, wie belanglos und überflüssig sie sich machen. Gut, dass die Musik auf SWR4 "jünger" wird: geschenkt. Sonst geht man mit den Stammhörern ins Grab. Aber dieses billige Kopieren von irgendwelchen Formatradioregeln aus dem Privatfunk ist einfach nur ärmlich. SDR1 erschien den meisten aus meiner Altersgruppe damals bieder. Ich bekam schon mal blöde Kommentare, weil ich diesen Sender im Autoradio abgespeichert hatte ("Ha komm, was willsch mit dem Oma-Sender. Do gohsch jo ei"), aber ich denke, das war Hörerbindung. Und auch eine Wärme, wie ich sie heute nirgendwo mehr erlebe. Die Hörer wurden ernst genommen, egal ob im Wunschkonzert, bei UAWG oder in der Wissenschaftssendung.
 
@ Radiocat:
Das "Da sind wir daheim" existiert noch und ist im SWR4-Tagesprogramm bestimmt viermal pro Stunde anzutreffen. Das macht das Ganze ja aber auch nicht besser...
 
"und nun aus Studio 4: WER DIE ZAHL HAT, HAT DIE WAHL - ein musikalisches Sesam-Öffne-Dich für die Hörer des Süddeutschen Rundfunks. Am Mikrofon: Fred Metzler" - so lautete jahrelang die Ansage für die 4-wöchentliche Sendung am Samstag Abend auf Südfunk 1 Stuttgart. Ich glaube, dass sie zirka 25 Jahre von 1968-1993/94 lief.

Zunächst lief die Sendung von 20:20 Uhr bis Mitternacht (also vergleichbar mit dem Mittwochs-Wunschkonzert aus Baden-Baden, "Vom Telefon zum Mikrofon"), ab Mai 1983 dann von 19:30-22:00 Uhr und zum Schluss nur noch von 20:05-22:00 Uhr. Auch hier gab es neben der zu erratenden sechsstelligen Sondernummer auch thematische Vorgaben, aber anders als bei der Mittwochs-Sendung ging jede/r Hörer/in, der/die einen Musikwunsch erfüllt bekam, als Gesprächspartner/in über den Sender.

Die Assistentin hieß Dagmar Schätzer (sie wurde in jeder Sendung extra begrüßt) , und die Vertretungs-ModeratorInnen waren u.a. Elsbeth Janda, Günther Willmann, Willy Seiler, Matthias Holtmann, später auch Michael Branik und vor allem während der längeren krankheitsbedingten Abwesenheit Metzlers um 1982/83 Susanne Lüdtke.

Die thematische Vorgabe war auch öfter mal mit kreativen Aufgaben verknüpft. So kam ich mal in einer Sendung durch, in der Fred Metzler seine Hörer dazu aufrief, eigene Büttenreden zu verfassen und dann in der Seindung vorzutragen. Oder man sollte mal ein Gedicht zu irgendeinem Thema verfassen oder Limericks.

Überhaupt waren kreative Aufgaben für die Hörer damals etwas ziemlich normales im Gegensatz zu heute, wo ja schon viele nicht mal mehr wissen, was etwa ein "Limerick" überhaupt ist... In der Heidelberger Palette gab es eine Rubrik "Die Wochenendknobelei" wo derartige, in der Regel sprachliche Aufgaben, regelmäßig aufgegeben wurden und die nach Moderatorenmeinung besten dann über den Sender gingen - inklusive Namensnennung (was für mich damals beim allerersten Mal ungeheuer aufregend war :D) . Ich wurde mal bei der Aufgabe "Gefüllte Kalbsbrust" mitgenannt, als es darum ging zwei Satzteile jeweils senkrecht nebeneinander zu schreiben und dann mit passenden Begriffen zu füllen (Einrichtungsgegenstände einer futuristischen Wohnung). Der Satz lautete:
"Das schlimmste und das dümmste fand ich in meiner Brust" und man sollte, wenn ich mich noch richtig erinnere, diesen Satz links von oben nach unten und rechts umgekehrt hinschreiben. Die einzelnen Buchstaben des Satzes bildeten dann die jeweils letzten und ersten Buchstaben der Wörter.

Ich erfand Dinge wie "Muliti-Magnet-WC" oder "Ultraschallzahnbürste"

Ein anderes Mal war die Aufgabe, mit (gedachter) Gewichtsvorgabe möglichst viele grüne Dinge aufzuzählen. Man durfte aber für jedes Ding nur ein einziges Wort verwenden. Das nötigte einen dann dazu, Wortzusammensetzungen zu bilden, um das Ding genau zu definieren.
Meine Wortschlange: "Bulgarienflaggenmittelstreifengewebequadratzentimeterstückchen" wurde damals als längstes eingesandtes Wort gekürt.

Übrigens gab es nichts zu gewinnen. Es war einfach nur die Lust am Spielen und die Freude, eventuell namentlich genannt zu werden. Das genügte, dass Viele bei dieser Sendung gerne mitmachten. Heute wird oft mit Unsummen an Geld um sich geworfen und trotzdem sind jene Sendungen nicht zwangsläufig so reizvoll für mich wie die damalige Heidelberger Palette, die für mich immer ein radiotechnischer Höhepunkt des Monats war.

Wirklich schade, dass es solche genialen Sendungen aus Kostengründen (warum eigentlich, wenn jeder Teilnehmer mittlerweile über 50 Euro vierteljährlich abzudrücken hat?) nicht mehr gibt... Nur noch kommerzieller Dauerlärm ohne Herz und ohne Phantasiespielräume. Kein Wunder, dass die gegenwärtig heranwachsende Generation trotz (oder gerade wegen?) aller Hightech zunehmend verblödet und seelisch verkümmert. Man überlässt das Denken den hohen Wissenschaftlern und "Fachleuten", das Glauben den "Geistlichen", die Liebe den Schnulzenfilmen, die Ideen den beruflichen Ingenieuren, das Musizieren den Stereogeräten und die Initiative den Managern. Ein bekannter, aber trauriger Satz dazu ist: "Wozu gibt es Taschenrechner?" Man könnte bei "Taschenrechner" auch ohne weiteres viele andere Begriffe einfügen: "Wikipedia", "Berufswissenschaftler", "Techniker", "Korrekturprogramme" und so weiter...

Ob sich diese verhängnisvolle Haltung irgendwann nochmal zum Besseren, Eigenständigeren ändern wird...?

Mir tut diese gesellschaftliche Fehlentwicklung ehrlich weh.

nachdenkliche Grüße,

guri311
 
Hallo allerseits,

anbei nostalgische Soundschnipsel aus der Südfunk 1-Zeit Anfang der Achtziger - Funkfahrt in´s Blaue (Sprecherin: Irmentraut Seyfert), Samstags-Magazin-Outro, Tageshöchsttemperatur-Angaben nach dem Gespräch mit dem Wetteramt Stuttgart (mit Norbert Scheumann) sowie das von Hannes Groth besprochene Intro von "Im Auto unterwegs" in einem etwas flotteren Arrangement.

Kennt jemand den Titel dieser pompösen "Funkfahrt"-Marschmusik?

Danke an Snowtrain, der die Digitalisierung dieser ersten von unzähligen Cassetten aus meiner Sammlung übernommen hat :)

Apropos: Das Intro der Satire-Sendung "Die Zeitbrille" (14-täglich sonntags um 21 Uhr aus dem Studio Heidelberg) lautet "Allegro (From Il Pastor Fido)" von George Gruntz.

Viele Grüße!
 

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  • 18 Funkfahrt ins Blaue.mp3
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  • Ralf - Samstagsmagazin Outro Walker.mp3
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  • Ralf - Samstagsmagazin Wetter Scheumann.mp3
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  • Ralf - Im Auto unterwegs Intro.mp3
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