Die Radioverantwortlichen haben ihr Medium aufgegeben

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Mit dem Geld, das sie in die Überversorgung mit gleichgearteten UKW-Hitstationen stecken, könnten die Zeitungshäuser auf DAB das große Rad drehen. Irgendwann bleibt ohnehin nur noch die digitale Grundversorgung übrig und wer bis dahin stur auf seine UKW-Schlachtrösser setzt steht dann eben mit leeren Händen da. So könnte man schon jetzt gezielt den Ausbau von DAB fördern, mehrere Multiplexe in Eigenregie betreiben und zum ersten Mal in der Geschichte des deutschen Kommerzfunks kostengünstig alle Stilrichtungen von Rhythm, Rock und Top 40 bis hin zur Volksmusik abbilden, womit man in allen relevanten Zielgruppen ein gewisses Interesse am Medium aufrechterhält und der digitalen Konkurrenz nicht kampflos das Feld überlässt. Eingebettet in ein stimmiges Gesamtkonzept mit Wetter, Verkehr, informativen und unterhaltenden Programmelementen hätte diese Neuaufstellung beizeiten den wirtschaftlich entscheidenden Sprung in die Zukunft des Hörfunks markieren können. Das junge Werbetarget verliert sich zunehmend in den Weiten des Internets und die geschmacklich stärker aufgefächerte Mitte der Gesellschaft fühlt sich durch den stumpfsinnigen, eingeebneten Banalfunk unserer Tage nicht mehr repräsentiert.

Die Gesellschafter haben keine Ahnung vom Radiomachen, geschweige denn von den technologischen Trends oder gar von den Erwartungen der Gesamthörerschaft. Sie vertrauen nach wie vor blind dem Urteil der Beraterfirmen, deren UKW-Versessenheit nur der Besitzstandswahrung und der Abkapselung vom digitalen Wettbewerb dient. Von einem Multigenre-Projekt raten sie dringend ab, weil sich ihre Kompetenzen auf den AC-Titelpool beschränken, mit dem ihr schwer angeschlagenes Geschäftsmodell steht oder fällt. Ohne grundsätzliches Umsteuern wird es nicht gehen, das sage ich im Gegensatz zu früher ganz ohne Polemik, und langsam wird das auch den Ewiggestrigen klar (wo sind eigentlich Yannick und die anderen Fackelträger des AC-alleinseligmachenden Hitradios?).
 
Auch im beamtenähnlich organisierten Versorgungsradio, mit dem wir Älteren sozialisiert wurden, gab es den SWF-3-Popshop oder hr3 Toptime. Und da ging's sehr oft heftiger und interessanter ab als beim BFBS oder AFN.
Und das Schnitzel bei Figlmüller ist aus Schweinefleisch.

Tja und in der Sahara gibt es auch Oasen..., beim NDR gab es Musik für junge Leute.

Stimmt und es steht ausdrücklich so auf der Karte, wobei mir ein Kalbsschnitzel persönlich besser schmeckt.

Ja und wem Beamtenradio gefällt, der findet genügend immernoch bei DLF und DR Kultur...

Im Leben ist alles Geschmackssache und es gibt sehr viele Menschen die mögen den normalen deutschen Kantinenmampf, finden All-You-Can-Eat Restaurants toll und was weiß ich. Wer meint, er müsse in der Vergangenheit schwelgen, bitte sehr. Den Takt geben die nichtlinearen Programmangebote vor und als erstes wenn die privaten B- und C-Stationen gefressen werden. Alsterradio ist ein Vorbote dieser Entwicklung.

Geht mal auf einen x beliebigen Schulhof und fragt, wer guckt denn alles MTV oder VIVA? Wir haben jetzt eine neue Generation die über Influencer sozialisiert wird.
 
Völlig OT und bitte gleich wieder zum Thema gehen:
Dr Fu., Du wirst sicher Dein eigenes bestes Wiener-Schnitzel-Restaurant haben, meins war das Griensteidl (leider zu) - und jetzt ist es auf jeden Fall der Meixner in Favoriten.
So, back to work ;)
 
Hat man das wirklich ? ? ? :rolleyes: :rolleyes: :rolleyes:

„Wir haben in den vergangenen Monaten in einen aufwendigen Umbau der Sendestudios und Redaktionsräume investiert und können mit Stolz behaupten, eines der modernsten Funkhäuser in Deutschland aufgebaut zu haben“, so SAW-Geschäftsführer und -Programmdirektor Mario A. Liese. www.radiosaw.de


Mon, 09. Apr 2018
Ähm eine programmprägende Sendung, die es so nur auf Radio SAW gibt, fällt mir einfach nicht ein.
 
Das "beamtenähnlich organisierte" Radio hatte eine bessere Qualität, sowohl in der Musikfarbe als auch in den Moderationen und journalistischen Beiträgen. Ich verstehe überhaupt nicht, warum sich alle auf die nichtlinearen Möglichkeiten werfen während der Anteil der alternden und älteren Menschen in unserem Land immer größer wird (Stichwort demographische Entwicklung). Es ist mir vollkommen egal, worauf Kinder auf dem Schulhof Wert legen und von mir aus können sie sich den Wolf streamen und die neuen Medien nutzen. Ich vermisse gut gemachte Sendungen, bin genervt von aufgesetzt lustigen Doppelmoderationen, zu dicken Musikbetten und dem ewig gleichen Gedudel. Dass das insbesondere im ÖR-Rundfunk mit seiner Gebührenausstattung nicht sein muss diskutiere ich seit mehr als anderthalb Jahrzehnten mit Radiomachenden und "einfachen" Hörern. Eine Erklärung, warum man sich an Quoten orientiert, hat mir noch niemand geben können. Die Werbeeinnahmen können es ja nicht sein (siehe dazu den Beitrag von Count Down).
Was die MA-Zahlen betrifft sei mir der Vergleich erlaubt, dass es auch kein Qualitätsbeweis ist, wenn hundert Schmeißfliegen sich auf einen Misthaufen setzen.
Die Qualität runterzufahren hat einzig damit zu tun, dass irgendwelche Macher das für richtig halten. Deswegen muss es aber nicht stimmen.
Ich hätte gerne das beamtenähnlich organisierte Radio zurück, welches mich mit Niveau informiert und unterhält und eben verdammt noch mal auch etwas anderes macht als die übliche Soße. Ich habe nicht jeden Tag Bock auf Fast Food. Und nur weil es an jeder Ausfallstraße einer größeren Stadt in Deutschland die üblichen Verdächtigen gibt, die mich mit Convenience-Produkten vermeintlich sattmachen wollen, muss ich das noch lange nicht essen und gutheißen.
 
Ähm eine programmprägende Sendung, die es so nur auf Radio SAW gibt, fällt mir einfach nicht ein.
Die gab es mal: sie hieß "Schallmauer". Ist über 20 Jahre her...


Eine Erklärung, warum man sich an Quoten orientiert, hat mir noch niemand geben können.
Angst, sonst die Gebührenlegitimation zu verlieren? Minderheitenprogramme (in einem weitgehend kulturlosen, genervten, angepisstem Volk sind das Programme mit Inhalt nunmal) rechtfertigen ja nach Lesart des Volkes keine Gebühren, die die Mehrheit entrichten muss.

Was die MA-Zahlen betrifft sei mir der Vergleich erlaubt, dass es auch kein Qualitätsbeweis ist, wenn hundert Schmeißfliegen sich auf einen Misthaufen setzen.
Auch das ist ja hinlänglich bekannt, aber wir leben in einer Gesellschaft, in der es um Gewinne geht und nicht um Sinnhaftigkeit...
 
Die Sehnsucht nach Sinn ist im Menschen ungebrochen. Der Erste, der im Radio diese Sehnsucht (wieder)intelligent und unterhaltsam bedienen kann, wird die anderen abhängen, davon bin ich überzeugt. Aber es ist wie auch sonst in der Welt: Man sucht als Anbieter reife Felder, die man nur noch abzuernten braucht, anstatt dass man sich zwischendurch auch mal um das Einsäen kümmert. Irgendwann sind alle Felder abgeerntet und dann stehen die Schlaumeier da und wissen nicht mehr, wie Säen geht.
 
Minderheitenprogramme (in einem weitgehend kulturlosen, genervten, angepisstem Volk sind das Programme mit Inhalt nunmal) rechtfertigen ja nach Lesart des Volkes keine Gebühren, die die Mehrheit entrichten muss.

Aber für Programme, die so billig gemacht und vom Niveau her so niedrig sind, daß sie sich in nichts von der privaten Dudelfunkkonkurrenz unterscheiden, rechtfertigen schon gleich dreimal keine Gebühren.

Ganz zu schweigen davon, daß durch die immer stärkere Fixierung auf immer kleiner werdende Zielgruppen (siehe Alterspyramide!) eine stetig steigende Menge Gebührenzahler unversorgt bleiben, rechtfertigt auch so ein Vorgehen keine Gebühren mehr, die alle zahlen müssen.
 
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Schlimm ist, dass das allgegenwärtige Kreisen der Sender um ein paar sogenannte Hits verhindert, dass Menschen in die Lage versetzt werden, einen darüber hinausgehenden Musikgeschmack zu entwickeln. Die "Freaks" suchen sich ihre Alternativen im Netz und der "faule Rest" erlebt Musik als Wegwerfware.

Es ist doch eine Schande, dass viele ARD-Sender es so gerade noch schaffen, Klassik und ein wenig Jazz zu spielen. Aber was ist mit Blues, Soul, Reggae, Latin, sonstige europäische Musik (aus Italien oder Frankreich) und Singer/Songwriter, Country, Rock oder Americana, um nur ein paar Stilrichtungen zu erwähnen?
 
Aber für Programme, die so billig gemacht und vom Niveau her so niedrig sind, daß sie sich in nichts von der privaten Dudelfunkkonkurrenz unterscheiden, rechtfertigen schon gleich dreimal keine Gebühren.
Natürlich nicht. Deshalb ist es ja fast schon egal, welchen Tod die Öffis sterben werden: den durch Angleichung an die Privaten oder den durch die bevorzugte Versorgung von noch gesellschaftlich un dkulturell interessierten Minderheiten, die dann von der mehrheit als "Elite" beschimpft werden.

Was könnte hier rettend wirken? Wohl wirklich nur der Versuch, in weitaus größeren Bevölkerungsschichten Lust auf Inhalt zu wecken - und nicht Lust auf Inhalt irgendeines Streaming-Dienstes, sondern Lust auf Inhalt im Radio. Dank Journalisten, Korrespondentennetz und Gebührenfinanzierung sollte doch eine gute Basis vorhanden sein.

Ob man das heute noch mit "Unterhaltungsrundfunk" im weitesten Sinne erreichen kann - keine Ahnung. Ich möchte gar keinen Unterhaltungsfunk mehr hören, auch keinen "intelligent" gemachten. Meine Lebenszeit ist zu knapp dafür geworden und die Sorgen des Alltags sind zu groß. Ich brauche seelische Nahrung, brauche in der gesellschaftlichen Wüste, in der ich sitze, ab und an den Inout, nicht ganz alleine zu sein. Bayern 2 schafft das recht regelmäßig. Viel öfters, als ich Zeit zum Radiohören habe. Und Bayern 2 macht das für meinen Geschmack auch noch meist richtig gut. Dennoch haben sie (natürlich?) nur einen Bruchteil der Hörer, die die Unterhaltungsdampfer haben. Wie könnte man das erhöhen, ohne das Programm nach unten zu drücken?
 
und nicht Lust auf Inhalt irgendeines Streaming-Dienstes

Also ich bin froh, dass es Spotify gibt. Ich habe mich lange dagegen gewehrt und Verantwortliche bis rauf zu Intendanten darum förmlich gebeten, die Tagesprogramme abwechslungsreicher zu gestalten und am Abend auch die eben von mir in #59 zitierten Musikrichtungen zu senden. Die Bereitschaft dazu war gleich Null. Die Antwort war im Prinzip immer: Es wird so gemacht und nicht anders, oftmals wurden Studien zitiert und zur Diskussion war man mehrheitlich nicht bereit. Da MUSSTE ich mir als Musikliebhaber einen anderen "Lieferanten" suchen.
 
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Dann schlagee ich dir und einigen andere hier vor, doch ins Radio zu gehen und denen zu zeigen wo der Hase lang läuft. Diesen Trend gilt es zu stoppen.
Als Kind war es immer ein Traum von mir, Radiomoderator zu werden. Gerne erinnere ich mich an die guten alten Zeiten von Radio Luxemburg, WDR 2 und SWF 3 in den 70er und frühen 80er Jahren zurück. Leider hat mir mein Abidurchschnitt die Möglichkeit zu einem Journalismusstudium verhagelt. Heute bin ich 46 und nach wie vor gerne bereit, mein Talent oder Nicht-Talent (entscheiden können sollten das allein die Hörer) unter Beweis zu stellen. Allein die Musikauswahl, die ich treffen würde, wäre grundlegend anders als der Einheitsbrei, der uns heutzutage allenthalben entgegenschallt. Früher hatten auch Quereinsteiger eine Chance, insbesondere bei Radio Luxemburg. Dessen damaliger Chef Frank Elstner hat unzählige Talente entdeckt, die später auch Karriere im öffentlich-rechtlichen Rundfunk machten. Leidenschaft ist die Eigenschaft, die das Radio ursprünglich einmal ausgemacht hat. Davon ist in Zeiten des von Unternehmensberatern durchformatierten Dudelfunks leider nichts mehr übrig geblieben.
 
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Leider hat mir mein Abidurchschnitt die Möglichkeit zu einem Journalismusstudium verhagelt

Mach Dir darüber nicht allzuviele Gedanken. Der von Dir zitierte Elstner hat sogar gar kein Abi (war durchgefallen). Wie man weiß, hat es ihm nicht geschadet, denn er hatte das, was im heutigen Radio keine Rolle mehr zu spielen scheint: TALENT.
 
Also ich bin froh, dass es Spotify gibt. [...] Da MUSSTE ich mir als Musikliebhaber einen anderen "Lieferanten" suchen.
Spotify hab' ich einige Male getestet und ich war nie zufrieden damit. Sicher, da kann man 'ne Menge finden. Man muß nur den entsprechenden Suchbegriff kennen. Sicher, man kann sich über die "Discovery"-Funktion durch das Labyrinth leiten lassen. Aber ein Algorithmus ersetzt weder Ohr noch Hirn eines Menschen. "Menschen, die diese Urne kauften, interessierten sich auch für folgende Särge" (© Matthias Brodowy) halte ich nicht für aussagekräftig, seit mich so eine Scheiß-Funktion mal innerhalb von drei Schritten in die Hölle geführt hat.
Startpunkt: Raggio di luna (Moon Ray) - "Comanchero"
1. Schritt - vermutlich am Ausgabejahr orientiert -: Masquerade - "Guardian Angel"
2. Schritt - eigentlich logisch -: Drafi Deutscher - "Marmor, Stein und Eisen bricht"
3. Schritt - Schlager, yeah -: Helene Fischer - "Atemlos".
"Wirklich deinstallieren?" - *klick*
Solche Zulieferer brauch' ich nicht.
Da sind mir persönliche Gespräche beim Plattenhändler meiner Wahl deutlich lieber, die Empfehlungen von Freunden, bei Diskussionen in Musikforen schnappt man auch mal was auf, auf Portalen mit Musikrezensionen (zwar latent, aber halt doch) und nicht zuletzt die paar wenigen Oasen im Radiobetrieb, bei denen auch mal Hintergrundinformationen geliefert werden, immer noch bedeutend lieber.

Gruß
Skywise
 
...Leider hat mir mein Abidurchschnitt die Möglichkeit zu einem Journalismusstudium verhagelt. Heute bin ich 46 und nach wie vor gerne bereit, mein Talent oder Nicht-Talent (entscheiden können sollten das allein die Hörer) unter Beweis zu stellen. Allein die Musikauswahl, die ich treffen würde, wäre grundlegend anders als der Einheitsbrei, der uns heutzutage allenthalben entgegenschallt. Früher hatten auch Quereinsteiger eine Chance, insbesondere bei Radio Luxemburg. Dessen damaliger Chef Frank Elstner hat unzählige Talente entdeckt, die später auch Karriere im öffentlich-rechtlichen Rundfunk machten. Leidenschaft ist die Eigenschaft, die das Radio ursprünglich einmal ausgemacht hat. Davon ist in Zeiten des von Unternehmensberatern durchformatierten Dudelfunks leider nichts mehr übrig geblieben.

Das ist eben die Krux des heutigen Radios. Da wird eine journalistische Ausbildung gefordert, obwohl man gar nicht journalistisch arbeiten will, sondern unterhalten. Und dazu gehört Talent, wie hier schon bemerkt wurde.
Mein Rat: Geh zu einem der ordentlichen Webradios, PopStop von Frank Laufenberg z.B. Oder novum fm...
 
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@Skywise
Ich habe mir bei Spotify zunächst drei verschiedene, vorgegebene Musikrichtungen ausgesucht, die mir gefallen, und die zusammen passen. Dann habe ich für jede Musikrichtung eine separate Playlist eingerichtet, über vorgeschlagene Alben und Playlisten Titel ausgesucht und darauf aufbauend meine drei Playlisten (aus den "empfohlenden Songs") erweitert und schließlich meine drei Playlisten zu einer Liste zusammengeführt. Klappt prima, die durch den Algorithmus vorgeschlagenen Titel passen jeweils exakt zur vorgegebenen Musikrichtung. Der Algorithmus hat seine Schwächen, beispielsweise insofern, als dass er bereits abgelehnte Titel erneut vorschlägt. Aber das Endergebnis ist gut. Jedenfalls bin ich nach noch nicht einmal zwei Wochen, in denen ich dabei bin, zufrieden. Allerdings empfehle ich, direkt auf "Premium" zu gehen, um den vollen Funktionsumfang nutzen zu können.
 
Naja, es gibt aber halt auch Bands oder Interpreten, die ihren Stil wechseln, oder die herausragende Hits hatten, die völlig untypisch für deren Stil waren.
Wer Faith No Mores "I'm easy" oder Limp Bizkits "Behind Blue Eyes" gerne mag, hört auch gerne...hmmm... was genau?
Mag jemand, der gerne Coldplay hört, auch gerne U2, oder doch eher Rihanna?

Und das mit den Musikrichtungen ist ja auch so eine Sache, die nicht immer so richtig funktioniert. Musik hat so viele Aspekte, da ist eine Einordnung in Schubladen oft schwierig. Bei mir sind es oft eher bestimmte Harmonien, Stilelemente, oder Instrumente, die bewirken, dass mir Musiktitel gefallen, und würde man die hintereinander spielen, würde man tatsächlich eine gewisse Gemeinsamkeit raushören, trotz verschiedenster Musikrichtungen.

Gewisse Dinge lassen sich heute auch direkt aus dem Audiomaterial ermitteln, aber oftmals sind die Algorithmen und künstlichen Intelligenzen nur so gut, wie die Metadaten, die zu jedem Titel existieren. Dadurch kann man auch auf die Stimmung des Zuhörenden reagieren (die Gracenote-Datenbank bietet sowas z.B. an).​

Natürlich kann man (und muss man) sein Profil auch durch Skippen von Titeln nachschärfen. Aber das erfordert Zeit und Arbeit, wenn da wirklich etwas *deutlich* besseres raus kommen soll, als das, was jeder x-beliebige Spartenradio-Webstream nach paar Tagen Suche auch könnte.
Je näher ein Musikangebot an meinem persönlichen Geschmack liegt, desto kritischer werde ich dann auch. Einem normalen Radiosender verzeihe ich schon mal einen Titel von - sagen wir mal Billy Talent. Aber in meinem personalisierten Stream bitte nicht! Und ob der Algorithmus wirklich erkennt, warum ich Titel dieser Band skippe, aber andere, die in Machart und auch Stimme des Sängers sehr vergleichbar sind, durchaus gerne höre?
Und dann ist es immer wieder schwierig, wenn man seinen Spotify-Account halt nicht nur für seinen persönlichen Nonstop-Musikteppich nutzt, sondern vielleicht mal gezielt in völlig unterschiedliche Alben reinhört, etwas in der Musikhistorie recherchiert, auch mal Dinge, die zuerst so gar nicht zum eigenen Geschmack passen. Das macht ein mühsam geschärftes Profil durchaus auch wieder kaputt.

Umgekehrt entsteht mit dem eigenen Profil, je perfekter es ist, auch eine Filterblase, die zunehmend Dinge ausblendet, die vielleicht dann doch interessant sein könnten? Man sieht es ja bei Facebook, wie Filterblasen bei Nachrichten und Texten (Meinungen) entstehen. Das ist bei Spotify sicher nicht anders, die Funktionsweise ist ja ähnlich.

Nicht falsch verstehen: ich finde, dass Spotify und co. schon verdammt gut funktionieren, aber ich bin davon überzeugt, dass algorithmenbasierte (oder auf KI beruhende) Playlisten nicht die alleinige Zukunft des Radios (musikbezogener akustischer Unterhaltung) ist. Es wirkt mit der Zeit für mich seelenlos!

Es braucht immer auch Menschen dazu, die von Unterhaltung und Musik Ahnung haben. Das passt dann nicht so perfekt auf mich und meinen Geschmack, ist aber spannend und bietet Chancen darauf, den Horizont zu erweitern.
 
Lieber Andreas, natürlich ist Spotify nicht Radio. Nur nachdem mir die Radiohits seit ein paar Jahren nicht mehr viel sagen, und ich stattdessen in diverse Musik-Sparten "abgetaucht" bin, ist für mich Radio und Musik ein rotes Tuch. Geblieben sind ein paar Spezialsendungen auf diversen in- und ausländischen Sendern, und seitdem Bremen Zwei nun auch auf Pop-Geplärre umgestellt hat, gibt es für mich, abgesehen von Swiss Jazz und TSF Jazz, nur noch DLF, Bayern 2, NDR Info und Ö1 (oft in Form von podcasts).

Und ja, Spotify macht Arbeit, aber ich komme gut voran. Nach etwas mehr als zehn Tagen habe ich schon 160 Musiktitel zusammen, die mir 100%ig gefallen.
 
Gut, dann zur Musik im Radio.

Es braucht immer auch Menschen dazu, die von Unterhaltung und Musik Ahnung haben. Das passt dann nicht so perfekt auf mich und meinen Geschmack, ist aber spannend und bietet Chancen darauf, den Horizont zu erweitern.

Eben. Und die dann einfach auch etwas Neues auf meine Ohren bringen. Und Geschichten darüber und dazu. Zusammenhänge. Überraschungen. Es wird auch langweilig, wenn ich mir ein paar hundert Titel zusammenstelle. Sie bleiben auch dieselben. Wie soll etwas Neues dazukommen, wenn ich mir nur das raussuche, was ich kenne?

Ich behaupte, musikalisch einen sehr weit gefächerten "Geschmack" zu haben. Interesse ist vielleicht die bessere Bezeichnung. Ich gehe leidenschaftlich gerne ins Opernhaus und höre mir bald den dritten Teil aus Wagners Ring an (Siegfried). Großartig. Da ist der Tag um mit Oper, das dauert mit Pausen fünf Stunden. Vor Kurzem war ich einem Konzert, in dem Händels "Israel in Egypt" aufgeführt wurde, mit einem phantastischen Chor, sechs großartigen Solisten und einem Symphonieorchester. Mir gefallen die Konzerte von Götz Alsmann seit Jahrzehnten immer wieder. Ich besuche Jazz- und Blueskonzerte und genieße den Club-Charakter. Ich gehe auch auf Konzerte von den Toten Hosen. Mit Konzertkarten von BAP, Wolf Maahn, Purple Schulz, Rio Reiser, Udo Lindenberg und Herbert Grönemeyer kann ich eine ganze Wand tapezieren. Ich tanze mit Freude auf Schlagermusik (wenn sie denn gut gemacht ist). Ich singe selber in einem Chor und wir üben fleißig eine szenische Kantate eines zeitgenössischen Komponisten, der Texte aus mehreren Jahrhunderten vertont hat. Ich habe Konzerte von Johannes Oerding schon besucht, da kannte den kein Mensch. Letzterer ist übrigens ein ausgezeichnetes Beispiel für den Impuls aus dem Radio. Ich hörte ihn zum ersten Mal vor Jahren in einer Lounge von Werner Reinke.

Reinke hat vergangenes Jahr bei der Bombenentschärfung in Frankfurt diese hervorragende Sendung für alle Wellen des HR auf einmal gemacht. Da liefen Musikfarben hintereinander, die man so normalerweise nicht hört. Ich fand das großartig.

Und natürlich höre ich gerne Popmusik. Klar.

Wenngleich ich weiterhin behaupte, dass wir bis zu den 90ern einfach die bessere Musik hatten. Weil sie meistens von Menschen gemacht war, die mehr oder weniger gut ihre Instrumente verwendet haben. Deswegen höre ich z.B. auch immer wieder gerne eine CD beim Autofahren mit den Schlagern aus der ZDF-Hitparade aus den 70ern: das waren gute Musikarrangements!

Langer Rede kurzer Sinn: warum muss die Vielfalt im Radio diesem heutigen immergleichen Gedudel weichen? Ich habe wirklich nicht jeden Tag Lust auf dasselbe. Jeden Tag ins Luxusrestaurant gehen und vier Gänge essen nervt auch. Das habe ich beruflich oft genug schon erlebt. Da sehnt man sich dann auch nach einem Spiegelei und einer Scheibe Brot. Echt mal.

Mir fehlt im Radio die Authentizität. Die Menschen, die mit Herz dabei sind und nicht einfach nur einen Job erledigen.
 
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Nach etwas mehr als zehn Tagen habe ich schon 160 Musiktitel zusammen, die mir 100%ig gefallen.
Das ist auf die Dauer dann ebenso langweilig wie die 150 Titel des Dudelsenders, wenigstens solange Deine Sammlung nicht wächst.

Ich sehe nach wie vor die große Chance beim Radio, in dem es Dir und anderen eben nicht ausschließlich die Titel vorspielt, die Dir 100%ig gefallen. Da dies für mehr als einen Menschen/Hörer ohnehin nicht möglich ist, ist es die Überraschung, die Begegnung mit Neuem, auch mit solchem, was eben nicht den 100%iger Geschmack erfüllt. Die Lebendigkeit eines solchen Radios könnte mir nicht mein profiliertes Spotify ersetzen.
 
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@Skywise
Ich habe mir bei Spotify zunächst drei verschiedene, vorgegebene Musikrichtungen ausgesucht, die mir gefallen, und die zusammen passen.
Na ja, das ist halt so 'ne Sache bei mir ... Keine Ahnung, ich glaube, ich könnte "meine" Claims nicht so sauber abstecken, zumal ich glaube, daß gerade am Rande der Schubladen sehr interessante Musik darauf wartet, entdeckt zu werden. Und irgendwie bin ich auch der Meinung, daß viele Menschen gar nicht so sehr auf "ihre" Musikrichtung fixiert sind, wie sie das vielleicht selbst manchmal glauben.
Hm.
Ich moderiere auf einem Internetsender so 'ne kleine Sendung. Meistens endet diese gegen 0:20 Uhr; da aber nach mir nur die Konserve an der Reihe ist und ich gerne nach der Sendung direkt meine "Buchhaltung" mache, Listen erstelle etc., hat sich in den letzten Monaten eingebürgert, daß ein paar "Bonustitel" gespielt werden, solange ich ohnehin noch am Rechner hänge, meint: der moderierte Teil endet und bis 1:00 Uhr, vielleicht auch bis 1:30 Uhr oder 2:00 Uhr laufen Titel, die teilweise unter ein bestimmtes Motto gestellt werden, das während der Sendung im Chat ermittelt wird. Wenn also jemand "Wind" vorschlägt, dann laufen da unmoderiert Lieder von Wind. Ob das jetzt Klaus Hoffmann ist ("Komm wir reiten den Wind") oder das Thema von Max Steiner aus dem Film "Gone With The Wind", David Bowie "When The Wind Blows", Noir Désir "Le vent nous portera", Juliane Werding "Die Antwort weiß ganz allein der Wind", Doris Day "Anyway The Wind Blows" oder Natacha Atlas "Le cor, le vent" ... völlig wurscht. Und überraschenderweise bleiben die (zwar kleinen, aber immerhin) Hörerzahlen dabei tatsächlich recht konstant, heißt: wer um 0:20 Uhr noch da ist, hält sicher auch bis 1:00 Uhr durch, bis 2:00 Uhr fordert die Aktion dann doch einige Opfer. Beschwert hat sich über die wilde Stilmischung kaum jemand, viele reagieren sogar recht positiv bis verwundert darauf, je nach Thema. Und es ist auch schon passiert, daß mir jemand sagt, er habe sich nach der Sendung aus dieser wirren Mischung einen Titel als Download gekauft oder sich mal mit einem Interpreten mehr auseinandergesetzt - ist doch schön, so gehört das.
Das Thema kann auch vertrackter ausfallen oder man kann es selbst vertrackter gestalten, z. B. indem man in das Thema "Wind" auch einen Sturm oder einen Tornado einbindet oder Taifun, Mistral, Zephyr, Sumatra. So'n bißchen Um-die-Ecke-Denken ist jedenfalls erlaubt. Und ein bißchen Spiel mit Erwartungshaltungen auch. Das reicht bis hin zu Vivaldis "Vier Jahreszeiten", bei der jede Jahreszeit durch einen anderen Interpreten einem anderen Arrangement dargereicht wurde, oder so Schnapsideen wie in der Nacht zu "Ka"rfreitag, als in allen Liedtiteln die Silbe "ka"/"ca" am Anfang eines Wortes vorkommen mußte. Letzte Woche habe ich während der Sendung die fiese Aufgabe gestellt bekommen "Originale, die unbekannter sind als die Coverversionen". War 'ne Herausforderung, da hier Listen oft nicht helfen, sondern hier ist Erinnerungsvermögen gefordert, aber - hat aber sowohl mir als auch den Hörern 'ne Menge Spaß gemacht - obwohl's natürlich ebenfalls die Genres gesprengt hat.
In der Reihenfolge ihres Auftretens:
Jason Crest - Waterloo Road (Joe Dassin "Les Champs-Elysées")
The Family - Nothing Compares 2 U
Gloria Jones - Tainted Love
Big Mama Thornton - Hound Dog
Dolly Parton - I Will Always Love You
Perez Prado - Mambo #5
Arrows - I Love Rock And Roll
Jackie DeShannon - Bette Davis Eyes
Otis Redding - Respect
Frankie Valli - The Sun Ain't Gonna Shine Anymore
Linda Lyndell - What A Man
Badfinger - Without You
Solomon Linda's Original Evening Birds - Mbube ("Wimoweh"/"The Lion Sleeps Tonight")
James Ray - I've Got My Mind Set On You
Nine Inch Nails - Hurt
Kris Kristofferson - Me And Bobby McGee
Fleetwood Mac - Black Magic Woman
Al Jolson - Are You Lonesome Tonight (nicht ganz sicher, ob es wirklich die "Originalversion" war, denn im Jahr 1927 erschienen einige Fassungen davon, aber die Version von Jolson war definitiv unter den ersten)
Iggy Pop - China Girl
Mongo Santamaria - Yeh-Yeh
The Sutherland Brothers - Sailing
Clarence "Tom" Ashley & Gwen Foster - House Of The Rising Sun
Betty Hutton - It's Oh So Quiet (Blow A Fuse)
The Exciters - Do-Wah-Diddy ("Do Wah Diddy Diddy")
Bert Brecht - Mackie Messer (natürlich nicht die "Originalversion" des Stücks, aber halt eine frühe Aufnahme durch den Textdichter selbst, der es auch auf der Bühne gebracht hat)
The Top Notes - Twist And Shout
The Paragons - The Tide Is High
Michael Holm - Nachts scheint die Sonne (Chicory Tip "Son Of My Father")
Claude François - Comme d'habitude (Frank Sinatra "My Way")

Dieses Wildern in Genres rund um Hard Rock, Country, Mambo, Pop, Blues, Chanson, Jazz, Schlager, Volkslied etc. (Metal oder experimentelle Musik klammere ich meistens aus, kam aber beides auch schon mal in der Auswahl vor) macht schon einen gewissen Reiz aus, wenn die Abenteuerreise unter einem Oberbegriff steht oder zumindest einen roten Faden aufweist, und ich persönlich glaube auch, daß dabei mehr "hängenbleibt" als bei einer Erkundungstour durch eine sehr bunt bestückte Genre-Schublade. Und solche Sachen liefert mir Spotify leider nicht.
Während einer der lezten Sendungen wurde auch schon mal vorgeschlagen "Lieder, in denen gepfiffen wird" und weit davor schon mal "Lieder, in denen 'La la la' gesungen wird. Konnte ich zwar noch abbiegen - vor solchen Vorschlägen graut's mir -, aber reizvoll wär's trotzdem :D

Gruß
Skywise
 
Das ist auf die Dauer dann ebenso langweilig wie die 150 Titel des Dudelsenders, wenigstens solange Deine Sammlung nicht wächst.

Ich sehe nach wie vor die große Chance beim Radio, in dem es Dir und anderen eben nicht ausschließlich die Titel vorspielt, die Dir 100%ig gefallen. Da dies für mehr als einen Menschen/Hörer ohnehin nicht möglich ist, ist es die Überraschung, die Begegnung mit Neuem, auch mit solchem, was eben nicht den 100%iger Geschmack erfüllt. Die Lebendigkeit eines solchen Radios könnte mir nicht mein profiliertes Spotify ersetzen.

Sie wächst ja, und das schneller, als wie ich mich in die für mich komplett neuen Tracks einhören kann. Allein an der Jazzmusik, die ich in die Playlist eingebaut habe, arbeite ich mich länger ab als an irgendwelcher Hitmusik. Und was die von Dir beschriebene "Chance" angeht: Das von Dir beschriebene, überraschende Radio gibt es schlicht und ergreifend nicht mehr. Alle Sender, die einst in mein Beuteraster fielen, wurden zwischenzeitlich totformatiert.
 
Das von Dir beschriebene, überraschende Radio gibt es schlicht und ergreifend nicht mehr.
Ach, das gab es bis vor einiger Zeit sogar - in meinem Fall - noch. Ich spreche von SRF Virus. Aber seit einiger Zeit nachdem sie fast komplett zu Farcebook gewechselt sind, ist deren Programm ebenso matschig und eintönig geworden. "Farcebook fressen Innovationen" so scheint es.
 
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