Der Thread Bestätigt: hr3 trennt sich von drei altgedienten Moderatoren! hat sich ja inzwischen zu einer ziemlichen Grundsatzdiskussion entwickelt, was ich auch sehr begrüße.
Um aber nicht zu sehr vom Ursprungsthema abzukommen, würde ich gern einen neuen Thread zu einem Seitenthema aufmachen. Bewogen dazu haben mich u a folgende drei Zitate:
(Letzteres Zitat steht exemplarisch für eine weitverbreitete Meinung.)
Beim Durchdenken all der vielen guten Argumente pro und contra in den relevanten Threads bin ich vielleicht zum Kern des Problems vorgestoßen. Ich bin voll und ganz auf Radiowaves' und Armstrongs Seite, und mich hat auch Volker Rebells Aussage hier überzeugt:
Das Problem, das allem zugrundeliegt, ist, daß es für die "qualifizierte Minderheit", die "10.000 Hörer, die zuhören", die Hörer aus "wichtige[n] Bevölkerungsschichten" keine Daten gibt! Alles wabert im schwammigen, "gefühlten" Bereich - nichts, womit man Zahlenfetischisten überzeugen könnte. Und so würde ich mal vermuten, daß selbst ein Qualitätssendungen gegenüber wohlgesinnter Wellenchef wenig ausrichten kann, wenn er dem MA-"Argument", eine Null-Quote gemessen zu haben, nichts Adäquates entgegensetzen kann.
Es wird m E viel zu wenig beachtet, welche Ziele die MA erfüllen soll: Sie zählt die Hörer, bei denen das Radio lief, um daraus Werbepreise ableiten zu können. Ob die Sendung gut gefunden wurde, ob die Inhalte ankamen, wird nicht abgefragt, sondern - jetzt kommt das Gefährliche - einfach mal postuliert. "Erfolg" hat ein Sender in dieser Lesart, wenn er eingeschaltet war. Von wem auch immer und wie aufmerksam auch immer verfolgt.
Ich wünsche mir nun eine möglichst breite gesellschaftliche Diskussion, ob nicht für öffentlich-rechtliche Anstalten ein anderer Maßstab gefunden werden muß. Und bitte nicht das Argument "Kostet Geld!" oder "Wozu? Wir haben doch schon die MA?"
Der Vergleich mit den Zeitungen ist gar nicht so schlecht. Die FAZ, die Süddeutsche usw könnten vermutlich ihre Leserzahl deutlich erhöhen, wenn sie ein Konzept à la Bild umsetzten. Sie würden ihre Leserschaft zwar komplett austauschen, aber hätten dafür mal eben 1, 2 Millionen Leser mehr. Warum machen sie es nicht? Weil ihnen ihre Leser wichtig sind. Sie machen Zeitungen nicht für irgendwen, sondern eine klar abgegrenzte Schicht, die ich mal "gebildete Erwachsene" nennen will. (Den Terminus habe ich bei Ickler gelesen und finde ihn nicht schlecht.)
Wenn man nun einige (nicht unbedingt alle!) Wellen eines öffentlich-rechtlichen Senders auf eine ähnliche Zielgruppe ausrichten wollte, hätte man das gravierende Problem, den Erfolg nicht messen zu können. Bei den Kulturwellen "löst" man das dadurch, indem man die Quoten praktisch ignoriert.
Armstrong spricht aus, daß ihn (?) die Quoten nicht interessieren. Aber auch nur deshalb, weil sie das Falsche messen. Denn er sagt im nächsten Satz sehr wohl, daß er "10.000 Hörer, die zuhören" haben möchte. Insofern gehen alle Vorwürfe (wie man sie immer wieder mal liest), manche Macher seien nur auf dem Egotrip, und sie machen das Programm in erster Linie für sich selbst und an "den Hörern" vorbei, für mich ins Leere. Selbst wenn es sowas geben sollte, verallgemeinern würde ich es auf keinen Fall.
Nochmal: Wenn die MA 10000 Hörer ausweist, gibt es keine Möglichkeit zu erkennen, ob diese 10000 Hörer Nebenbeihörer waren (dann war es offenbar wirklich eine schlechte Sendung), oder ob es 10000 aufmerksame, gebildete Hörer waren (dann wäre es ein toller Erfolg und eines öffentlich-rechtlichen Programms würdig).
Ich würde Euch also ermuntern, darüber nachzudenken,
a) ob ein noch zu erfindender objektiver Maßstab für den Erfolg von Sendungen tatsächlich die Argumentation pro Qualität entscheidend verbessern könnte und
b) wie ein solcher Maßstab aussehen könnte (Hörerreaktionen, Befragungen, ...).
Ich hoffe auf eine möglichst fruchtbringende Diskussion...
Um aber nicht zu sehr vom Ursprungsthema abzukommen, würde ich gern einen neuen Thread zu einem Seitenthema aufmachen. Bewogen dazu haben mich u a folgende drei Zitate:
Das hr 1 von heute ist ein Umfeld, in dem mir übel wird, das ich schleunigst verlassen muß. Vielen ehemaligen hr 1-Hörern geht es genauso. Das wäre kein Problem, wenn es eine Alternative gäbe, die am gleichen Ort genauso gut zu empfangen ist. Gibt es aber nicht. Man hat mit hr 1 ein weiteres Programm für eine bereits mehrfach überversorgte Bevölkerungsschicht geschaffen und läßt dafür andere wichtige Bevölkerungsschichten unversorgt und unbefriedigt zurück.
MA-Zahlen sind mir persönlich da herzlich wurscht. Ich habe lieber 10.000 Hörer, die zuhören, als 100.000, die das Radio an der Arbeit dudeln lassen und am Ende des Tages sowieso nichts wirklich gehört haben. Quoten bedeuten mir nichts. Und ich halte sie auch nicht für einen wirklichen Erfolgsmaßstab.
Was nicht durchformatiert ist, fällt durch.
Das liegt übrigens nicht an den bösen Beratern.
Die setzen dieses Teufelsprinzip lediglich um.
(Letzteres Zitat steht exemplarisch für eine weitverbreitete Meinung.)
Beim Durchdenken all der vielen guten Argumente pro und contra in den relevanten Threads bin ich vielleicht zum Kern des Problems vorgestoßen. Ich bin voll und ganz auf Radiowaves' und Armstrongs Seite, und mich hat auch Volker Rebells Aussage hier überzeugt:
Ich kann (und muss) diese Argumentation verstehen, obwohl ich immer dachte, dass es gerade am späten Sonntag-Abend, an dem aller Wahrscheinlichkeit nach die breite Hörerschaft sowieso nicht erreichbar ist - mit welchem Sendungskonzept auch immer - dass es in dieser Sendezeit möglich ist, eine qualifizierte Minderheit von hr3-Hörern für etwas ungewöhnlichere Inhalte jenseits des Alltäglichen zu interessieren.
Das Problem, das allem zugrundeliegt, ist, daß es für die "qualifizierte Minderheit", die "10.000 Hörer, die zuhören", die Hörer aus "wichtige[n] Bevölkerungsschichten" keine Daten gibt! Alles wabert im schwammigen, "gefühlten" Bereich - nichts, womit man Zahlenfetischisten überzeugen könnte. Und so würde ich mal vermuten, daß selbst ein Qualitätssendungen gegenüber wohlgesinnter Wellenchef wenig ausrichten kann, wenn er dem MA-"Argument", eine Null-Quote gemessen zu haben, nichts Adäquates entgegensetzen kann.
Es wird m E viel zu wenig beachtet, welche Ziele die MA erfüllen soll: Sie zählt die Hörer, bei denen das Radio lief, um daraus Werbepreise ableiten zu können. Ob die Sendung gut gefunden wurde, ob die Inhalte ankamen, wird nicht abgefragt, sondern - jetzt kommt das Gefährliche - einfach mal postuliert. "Erfolg" hat ein Sender in dieser Lesart, wenn er eingeschaltet war. Von wem auch immer und wie aufmerksam auch immer verfolgt.
Ich wünsche mir nun eine möglichst breite gesellschaftliche Diskussion, ob nicht für öffentlich-rechtliche Anstalten ein anderer Maßstab gefunden werden muß. Und bitte nicht das Argument "Kostet Geld!" oder "Wozu? Wir haben doch schon die MA?"
Der Vergleich mit den Zeitungen ist gar nicht so schlecht. Die FAZ, die Süddeutsche usw könnten vermutlich ihre Leserzahl deutlich erhöhen, wenn sie ein Konzept à la Bild umsetzten. Sie würden ihre Leserschaft zwar komplett austauschen, aber hätten dafür mal eben 1, 2 Millionen Leser mehr. Warum machen sie es nicht? Weil ihnen ihre Leser wichtig sind. Sie machen Zeitungen nicht für irgendwen, sondern eine klar abgegrenzte Schicht, die ich mal "gebildete Erwachsene" nennen will. (Den Terminus habe ich bei Ickler gelesen und finde ihn nicht schlecht.)
Wenn man nun einige (nicht unbedingt alle!) Wellen eines öffentlich-rechtlichen Senders auf eine ähnliche Zielgruppe ausrichten wollte, hätte man das gravierende Problem, den Erfolg nicht messen zu können. Bei den Kulturwellen "löst" man das dadurch, indem man die Quoten praktisch ignoriert.
Armstrong spricht aus, daß ihn (?) die Quoten nicht interessieren. Aber auch nur deshalb, weil sie das Falsche messen. Denn er sagt im nächsten Satz sehr wohl, daß er "10.000 Hörer, die zuhören" haben möchte. Insofern gehen alle Vorwürfe (wie man sie immer wieder mal liest), manche Macher seien nur auf dem Egotrip, und sie machen das Programm in erster Linie für sich selbst und an "den Hörern" vorbei, für mich ins Leere. Selbst wenn es sowas geben sollte, verallgemeinern würde ich es auf keinen Fall.
Nochmal: Wenn die MA 10000 Hörer ausweist, gibt es keine Möglichkeit zu erkennen, ob diese 10000 Hörer Nebenbeihörer waren (dann war es offenbar wirklich eine schlechte Sendung), oder ob es 10000 aufmerksame, gebildete Hörer waren (dann wäre es ein toller Erfolg und eines öffentlich-rechtlichen Programms würdig).
Ich würde Euch also ermuntern, darüber nachzudenken,
a) ob ein noch zu erfindender objektiver Maßstab für den Erfolg von Sendungen tatsächlich die Argumentation pro Qualität entscheidend verbessern könnte und
b) wie ein solcher Maßstab aussehen könnte (Hörerreaktionen, Befragungen, ...).
Ich hoffe auf eine möglichst fruchtbringende Diskussion...