Natürlich wäre es toll, wenn nur 8-10 Programm mit einer guten Klangqualität den Mux befüllen würden, aber entsprechend hoch sind dann aber auch die Kosten. Die würden sich dann nämlich um 30% erhöhen. Wem ist denn damit geholfen, wenn dann nach einem Jahr die ersten schon wieder den Mux verlassen, weil die Kosten nicht zu stemmen sind?
Und wem ist mit Programmen geholfen, die so schauderhaft klingen, daß man sie sich nicht anhören kann, ohne Brechreiz zu bekommen? Das ist natürlich kein Thema des zweiten Bundesmuxes. Das ist ein Thema, seitdem es DAB gibt und man die Hemmschwelle, unter 192 kbps MP2 zu gehen, "überwunden" hatte. Das konnte man zu UKW-Zeiten nicht: über die Klangqualität die Kosten einer Programmverbreitung drücken. Ein UKW-Sender hatte technische Parameter einzuhalten, die letztlich wegen der zwingenden Ankoppelung der Audioqualität an die analoge Träger-HF stets zu einer gewissen Klangqualität führten. Mit natürlich beliebigen Verschlechterungen aufgrund schlechten Empfangs. Das einzige, was man machen konnte um zu sparen: die Sendeleistung oder die Zahl der UKW-Standorte verringern. Selbst bei den Modleitungen traute man sich nicht, statt Rundfunkleitung 15 kHz halt eine mit 7 kHz zu nehmen. Warum wohl?
Bei DAB kann man zusätzlich an der Klang-Schraube drehen und man tut es, weil man es eben kann.
So vernichtet sich der Rundfunk. Nicht nur mittels DAB. Auch über Satellit geht es in diese Richtung, die Norweger haben Mitte November von meist 192 kbps MP2 auf 64 kbps HE-AAC umgestellt und es klingt schauderhaft. Anbei ein Beispiel, ich konnte es nicht als 1:1 als AAC exportieren, ich mußte über den Umweg eines PCM gehen und liefere es hier als MP3 mit ausreichend hoher Bitrate, um den kratzig-zerrigen, in den Höhen klingelnden und verzischelten Sound ohne weitere Verfälschung darstellen zu können. Da UKW in Norwegen bald abgeschaltet wird und ich bei deren DAB auch einen Umstieg auf diese elende Qualität erwarte (derzeit läuft da immerhin noch NRK P2 mit 192 kbps MP2), haben sie dort bald keinen Übertragungsweg mehr, der auch nur ansatzweise die UKW-Qualität bringen würde, die man seit den 1950er Jahren kennt.
In der Schweiz laufen die öffentlich-rechtlichen auf DAB inzwischen auch in sehr niedriger Bitrate. Nur SRF 2 wird noch 96 kbps HE-AAC gegönnt, da man die Slideshow weglässt (also das am meisten beworbene absolut wichtige Zusatzfeature von DAB, wegen dessen man sich unbedingt ein DAB-Radio kaufen muß) immerhin vergleichbar mit vielleicht 104 kbps, wie sie in Deutschland der DLF fährt. Immerhin kommt man via Hotbird noch in hoher MP2-Bitrate an die Programme.
Was nach Abschaltung der SD-Transponder bei ARD und ZDF mit den öffentlich-rechtlichen Radioprogrammen passieren wird, ist noch unklar. Ein Szenario ist die Umsetzung in AAC und das Dazupacken auf die HD-Transponder. Schönen Dank auch. Auch sämtliche (!) UKW-Umsetzer für Kopfstellen wären damit schlagartig wertlos und man wäre für die letzten Jahre UKW ausschließlich auf die 2 handvoll terrestrischen Empfänge beschränkt.
Derweil sind selbst bei DVB-T2 für den Fernsehton (der "nur" Zusatz zum Bild ist!) nach derzeitigem Realisierungsstand 256 kbps vorgesehen. Da sieht man, wie sich das Radio kaputtspart, wenn es die Daten für den einzigen Sinn, den es beliefert (den Hör-Sinn) auf unerträgliche Qualität bringt. Andererseits läuft z.B. die erst dieses Jahr von der Media Broadcast auf Divicon übergegangene UKW-Zubringung eines ostdeutschen Privatsenders über 384 kbps apt-X, also eine "amtliche" Qualität. Für UKW hat man also noch hohe Bitrate. Klar, sicher auch unter dem Hintergedanken, daß man sonst an jedem UKW-Standort einen Limiter braucht, der das Artefakte-Geklingel abfängt und damit Hubüberschreitungen verhindert.