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Auf den Medientagen München 2007 wurde diskutiert, wie die Jugendwellen das Radio neu erfinden wollen. Nachzulesen hier. Helfen die Strategien gegen den Hörerschwund?
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Erstens Hui und zweitens Pfui. Nur mal so am Rande: Die Jugendlichen von heute sind die Hörer von morgen. Klar ist es erstmal egal, ob die per Webstream, per Handy oder sonst irgendwie zuhören. Hauptsache bleibt sie hören zu. Es ist aber völlig wahnwitzig, wenn man mit Streams, Handy-Sender und ähnlichem Kram alles gegeneinander ausspielt. Und UKW-Radios auf Kosten von WLAN-Radios zu zerstören ist so ziemlich das Dümmste, was einem einfallen kann. Ach so ja, das war ja ne Promo-Aktion. Für wen eigentlich? Für die Hersteller der WLAN-Radios oder für den öffentlich-rechtlichen Rundfunksender Sputnik? Eine solche Aktion in einem Atemzug mit der Behauptung man wäre ein "Jugendkultur-Programm" bekommt man nicht mal beim schlimmsten Dudelfunk hin.aus obigen Link schrieb:Die öffentlich-rechtlichen Kollegen von MDR Sputnik gehen zu Promotion-Zwecken sogar so weit, die Hörer ihre UKW-Radios zerstören zu lassen. Eric Markuse, Programmchef von MRD Sputnik in Leipzig, berichtete, Hörer, die ihr Küchenradio mit einem „spektakulären Kettensägenmassaker“
zerstörten, erhielten ein schickes WLAN-Radio, mit dem man Radio auch ohne Computer über das Internet hören kann. Kernzielgruppe seien 20- bis 29-jährige Hörer mit Abitur und DSL-Anschluss.
Das aus dem Programm DT64 hervorgegangene Angebot des MDR bezeichnete Markuse als Jugendkultur-Programm mit angeschlossener Web 2.0-Plattform.
(a <-> n-1) <-> n
....Dort dient die Radiostation dazu, Aufmerksamkeit auf die Skyrock-
Internetseite mit zahlreichen Blog- und Community-Elementen zu lenken. Für Mario Colantonio,
Musikberater von Radio Galaxy, sieht so die Zukunft der Jugendprogramme im Hörfunk aus: „Radio
wird zum Soundtrack der Website.“
Warum wohl? Ich beobachte das an mir selber, obwohl ich schon aus beruflichem Interesse sehr viel Radio höre. Warum aber sollte ich als Unter-25-Jähriger denn ausgerechnet diesen einen Sender (Sputnik, Jump, You FM, Planet, Antenne Bayern, Hitradioantennesupermix...) hören, wenn dort nur hirnverbrannte Grütze und fürchterliche Musik kommt? Kein Wunder, daß die abolute Nutzerzahl sinkt.Die Nutzung des Mediums Radio bei den unter 25-jährigen hat in den letzten 5 Jahren dramatisch abgenommen.
Richtig. Das hat aber nichts mit dem Verbreitungsweg über UKW, DAB, Internet, Steintafeln, Rauchzeichen oder Telegraphendraht zu tun, sondern einzig und allein um das, was drin steckt.Es gibt nur einen Weg, junge Menschen aus ihrer "eigene Rotation rauf und runter hören"-Spirale rauszuholen. Nämlich indem sich das Medium Radio auf die Stärken besinnt, die eine reine Wiedergabeliste nicht bieten kann. Echte Menschen, die ihren Hörern Informatives, Interessantes und/oder Unterhaltsames bieten.
Wer Radio und Internet verschmelzen will hat nicht verstanden, daß es sich hierbei um zwei völlig unterschiedliche Medien handelt... Natürlich kann man im Netz Zusatzangebote machen, aber dafür darf man das klassische Radio keinesfalls aufgeben.
Du verlangst also von mir, daß ich investigativ und in öffentlich-rechtlicher Manier nachfrage und ihn möglicherweise selbst interviewe?
Ich gehe von dem aus, was ich übermittelt bekomme und was mir vor den Latz geknallt wird. Das nehme ich als gegeben an und bilde mir auf dieser Grundlage auch ein Urteil.
Oder verlangst Du etwa von Hörern, daß sie Gewinnspiele und MA-Aktionen hinterfragen und sich kritisch mit der Funktionsweise solcher Strategien auseinandersetzen, um dann Verständnis für disen Blödsinn zu zeigen
Das eine schließt das andere nicht aus. Letztlich machen wir das Programm aber für die Hörer, weshalb es mitunter auch mal ganz gut ist, sich für ein paar Tage aus dem Funkhaus zu begeben und ganz normal Radio zu hören und die einem dargebotenen Programme zu hinterfragen: gefällt mir das? Spricht mich das an? Finde ich das interessant, aufregend, spannend, unterhaltsam, informativ?Ich denke, Du bist Macher, und kein Hörer?
... es mitunter auch mal ganz gut ist, sich für ein paar Tage aus dem Funkhaus zu begeben und ganz normal Radio zu hören und die einem dargebotenen Programme zu hinterfragen: gefällt mir das? Spricht mich das an? Finde ich das interessant, aufregend, spannend, unterhaltsam, informativ?
...also ein Experte für diesen Thread und deshalb meine Frage an Dich:Also, da muss ich mich jetzt auch mal einschalten, denn schließlich bin ich ein Jugendlicher.
Wo kommen diese Files her? Klar, von Freunden oder direkt aus dem Netz. Aber reicht ein mittelgroßer Freundeskreis normal-musikinteressierter Jugendlicher, um dabei die Chance zu haben, neues kennenzulernen, auch mal den Horizont zu erweitern und bestehende Grenzen einzureißen, oder schmort das immer wieder nur im eigenen Saft? Das Netz bunkert spannende und absolut unbekannte Musik, die garantiert niemals irgendwo im Radio laufen wird. Man muß nur viel Zeit sitzend vor dem Rechner verbringen, um die Schätze zu finden und zu heben. Mir persönlich ist es lieber, wenn sich darum ein Redakteur kümmert, der dafür bezahlt wird und mir dann eine zweistündige subjektive Auswahl seiner interessantesten Funde präsentiert, zumal ich in diesen 2 Stunden nicht vorm Rechner sitzen muß, sondern z.B. in der Badewanne oder im Bett liegen oder auf nem Berg sitzend und in den Sonnenuntergang schauend die Sendung verfolgen kann. Alles angenehmere Orte als der Schreibtisch.meist aber hören sie ihr Musikarchiv rauf und runter, also entweder mit ihrem I-pot oder am PC ihre downgeloadeten Musikfiles.
Einspruch, Gelber. In den 50er Jahren hat das Radio eine ganze Nation in Ekstase versetzen können, nicht nur in Deutschland (wo man z.B. "Das Wunder von Bern" vor einigen Jahren im kompletten O-Ton wiederholt hat), auch anderswo (wo die Leute dann glaubten, da wären wirklich UFOs gelandet). Noch 1990 konnte SDR 3 den Wilden Süden 6 Tage lang zum Kochen bringen, heute blubbert SWR 3 so belanglos vor sich hin, daß vermutlich nichtmal jemand auf die Straße ginge, würde man das Geräusch morgen einstellen.Als das Fernsehen auf den Markt kam und massenreif wurde, wurde das Ende des Radios propheziehen. Und? Was ist passiert? Nichts.
Das Hörspiel-Revival betrachte ich als eine kurzzeitige Modeerscheinung, die durch den Erfolg von Hörbüchern losgetreten wurde, also nur bedingt mit dem Radio zu tun hat. Interessant ist es aber allemal, daß Hörspiele auf Tonträgern gekauft werden, wo man doch im Radio kostenlos welche haben könnte. Mich würde zu sehr interessieren, wieviele der Hörbuch-Käufer überhaupt wissen, daß die ARD noch Hörspiele produziert und ausstrahlt.Ich gebe Ihnen ein anderes Beispiel: Hörspiele. Vor 50 Jahren im Radio so normal wie das Amen in der Kirche. Danach nahm die Bedeutung des Hörspiels im Radio stetig ab, bis es noch vor 10 Jahren noch ganz vor dem Aus zu stehen schien. Und heute? Heute ist es ein Prestige-Element der Upper Class AC-Formate - und besonders der Jugendformate.
Aus dem Leben vieler Menschen, mit denen ich zu tun habe: ja. Informationen werden gezielt im Netz gesucht, der Fernseher ist aus der Wohnung. Bei anderen ist er freilich der 24/7/365-Baby- und Erwachsenensitter oder der teuer bezahlte DVD-Player-Ersatz. Zumindest ist er auch nicht mehr das, was er mal war, wenn man den prozentualen Trash-Anteil betrachtet. Pickte man sich nur 3Sat, Arte, Phoenix und Das Erste heraus, hätten wir wohl wieder fast die "guten, alten Zustände". Also auch hier: Medienkompetenz heißt, selektieren zu lernen - und damit kommen viele offenbar nicht klar.Ist das Fernsehen verschwunden?
Wenn junge Leute mit Zeitung in der S-Bahn, dann meist mit BILD oder Kurier. Die klassische regionale Tageszeitung ist nach meinem Eindruck wirklich was für Senioren. Ich war erstaunt, als mir mein bester Freund letztens sagte, daß sie tatsächlich noch eine abonniert haben.Sind ZEITUNGEN verschwunden?
Da die neuen Medien Teil der Gesellschaft sind, ist es völlig klar, wenn sie auch in Form von Beiträgen in den Medien reflektiert werden. Alles andere wäre auch wirklich schlimm, schlimm ist aber auch schon, wie oft solche "Beiträge" zu Werbeveranstaltungen verkommen.Gerade durch das Auftreten des Internets hat sich ein neuer Medienzweig etabliert, der inzwischen auch in eigenen Zeitschriften (!) und Fernsehsendungen (!), ja sogar Radiosendungen (man denke an die Beiträge vom CT-Magazin) stattfindet.
Es kommt bloß fast nix mehr, was relevant oder für mich anhörbar wäre. Natürlich nicht nur, weil sich das Radio verändert hat, sondern auch, weil ich mich geändert habe und andere Ansprüche / Vorlieben habe als in den 80ern. Aber wenn ich alle Popwellen der ARD beliebig austauschen oder zusammenlegen könnte, ohne daß sich etwas an der Wahrnehmung ändern würde, ist das schon sehr arm. Wer hat noch Leute zu bieten, deretwegen man das Radio gezielt einschalten möchte? Ich kenne wenige - oft versteckt in Nischen zu Zeiten, in denen ich besser im Bett sein sollte.Radiosender: seit Mitte der 80er ist die Zahl der terrestrisch empfanbaren Sender ebenso angestiegen, und zwar nicht nur in bezug auf privatkommerzielle Anbieter, auch die Öffentlich-Rechtlichen haben ihr Hörfunkangebot deutlich ausgeweitet.
Die Konzentration an wirklich relevanten Informationen, die auf n Programmen verbreitet wird, geht allerdings für n gegen unendlich auch gegen Null, wenn sich alle voneinander abgrenzen wollen (was sie ja zur Existenzrechtfertigung müssen).Die Wahrscheinlichkeit, daß durch das reine Auftreten des neuen Mediums eines der alten bzw. bereits etablierten verdrängt wird (in welchem Zeitraum, das gilt es hier noch festzustellen), geht gegen null.
Minnesänger wurden auch irgendwann überflüssig, weil man das via Buchdruck und später über Zeitungen / Telefon / Radio usw. erledigen konnte. Kaum einer trauert ihnen nach. Es würde mich nicht wundern und wäre nur folgerichtig, wenn es dem Radio irgendwann genauso erginge - egal, wie es sich selbst in Szene setzt.Eine Ausnahme erlaube ich mir: durch die Einführung von Papyros verzichtete man auf Steintafeln.
Da wäre ich mir nicht so sicher, geschätzter Gelb.Schaue ich mir heute Friedhöfe an, stelle ich fest, daß selbst eine viele tausend Jahre alte Kommunikationsform noch angewandt wird, und es gibt mir eine gewisse Sicherheit, zu wissen, daß auch an meiner letzten Ruhestätte eines Tages ein Mal stehen wird, das sich einer schon längst überholt geglaubten Kommunikationsform bedient, obwohl doch jeder Friedhofsbesucher mit seinem Laptop und W-LAN-Anschluß beim Schlendern über den Kirchhof ohne weiteres die Namen und Todesdaten der Verblichenen aus dem Internet abrufen könnte.
Oh ja... Ich war am Mittwoch zwischen Jena und Alzenau (nahe Hanau) und zurück unterwegs. Ich habe mich dann entschieden, nichts zu hören, weil ich das Gebrülle und die schlechte Musik, die einem in Thüringen und Hessen im Radio zugemutet wird, nicht ertragen wollte. Für DLF & Co. war mein Kopf wegen des Anlasses der Fahrt dann doch zu voll.Vor 30 Jahren noch hätte man Mühe gehabt, die sechs Stationstasten auf dem Audioradio (wenn es denn welche gegeben hätte), voll zu kriegen. Heute muß man sich schon überlegen, welche Sender man speichert und welche nicht.
Ich muß jetzt auch hier Schluß machen und raus. In Berlin scheint die Sonne, wer weiß, wie oft ich das dieses Jahr noch genießen darf. Mal gucken, was so zwischen Grünau und Müggelsee so fahrradtechnisch geht.Bevor ich nun wirklich meine geilen Gummistiefel anziehe und raus in den Regen gehe ("I'm only happy when it rains")
Ich sehe die Jugendwellen also vor einer grundsätzlichen Entscheidung: Radio machen und nur noch wenige, dafür aber aufmerksame Hörer haben - oder mit dem Netz verschmelzen und irgendwann kein Radio mehr sein, sondern ein Netzangebot unter unendlich vielen.