Richtig! So ist es leider! Und keiner will weitsichtig genug sein, um zu erkennen, dass es mit dieser Einstellung langfristig zum Bankrott kommt.
Meiner Meinung nach begann das Radio in dem Moment zu kränkeln, als die "Wissenschaft" und das ausschließlich wirtschaftliche Denken dort Einzug erhalten haben. Die Kunst des Radiomachens und das Handwerk und die Leidenschaft wurden nach und nach verdrängt. Und mit ihnen auch die Menschen in diesem Medium, die wirklich etwas drauf hatten. Seit Jahren lernt jeder Volontär von Grund auf alles falsch. Das Medium züchtet sich also seine eigenen "Mörder" heran. Auch in den Entscheider-Ebenen sitzen so viele Leute, die von funktionierendem Radio so viel Ahnung haben, wie ich von Atomphysik. (Ich habe keine Ahnung von Atomphysik!) In den Gesellschafter-Kreisen das gleiche Dilemma. Radio wird NUR noch als Geschäft gesehen, nicht mehr als Kunstform, die die Menschen wirklich anspricht.
Die ganze Branche ähnelt einem Pilzgeflecht: Gesellschafter, Geschäftsführer, Programmchefs, Marktforscher, Berater, ag.ma, rms und co. sind alle miteinander verflochten. Niemand tut dem anderem weh, weil alle voneinander abhängig sind, einer den anderen finanziert und kontrolliert, aus dem anderem besteht. Niemand ist dem Ist-Zustand gegenüber misstrauisch oder kritisch. Jeder sagt jedem nur das, was den anderen freudig stimmt. Es muss ja alles so bleiben wie es ist. Jeder bekommt ja was zu fressen, er darf bloß nicht aus der Reihe tanzen und Zweifel an dem aktuellen "Geschäftsmodell" aussprechen. Dieses System wird früher oder später scheitern.
Mein Wunschtraum: Es kommt ein radioliebender Geldgeber daher, der einem das Radio liebende Programmchef (z.B. mir
) sagt: "Du hast fünf Jahre. Mach, was Du willst. Aber vergiss die momentan geltenden Regeln. Mache es so, wie Du es für richtig hälst!"
Ich würde meine Hand dafür ins Feuer legen, dass es zunächst - rein an den MA-Zahlen gemessen - keinen einschneidenden Einschnitt geben würde - egal, was ich mache. Mittel- bis langfristig aber garantiere ich einen fetten Hörer-Gewinn, wie er mit diesem bundesweiten Einheits-Radio von heute nicht erzielbar ist.
Aber was ist denn die MA? Wer braucht die so? Wem nützt die so?
Ach, der Niedergang des Radios - eine unendliche Geschichte