Wer einmal eine Comedy-Idee hat, wird ja auch gleich zur Serie vergattert. Darin liegt ja schon ein mal ein Kern des Problems. Manchmal ist eben ein Joke nur einmal gut und er reicht auch nur für einen Sendeplatz. Man muss daraus nicht einen 50-Teiler machen. Aber leider wird das so gehandhabt.
Wo wird man zur Serienproduktion vergattert? Wo? Wo? Wo? Das wäre ja der Himmel auf Erden für kreative Köpfe! (Und würde schnell die Spreu vom Weizen trennen, denn eine tragfähige Serie zu bauen ist wirklich nicht so einfach, wie TeSS oben bereits festgestellt hatte.)
SWR3-Bolli meinte (vor vielen Jahren allerdings) zu mir: "Wir haben viel zuviel gute Comedy für viel zuwenige Sendeplätze!" (Damit meinte er aber leider nicht mich.) Der war eher froh nicht mit noch mehr selbsternannten Talenten (und deren seriellen Ergüssen) belästigt zu werden.
Was TeSS weiter oben so vom Stapel lässt, erinnert mich doch sehr an mich selber. Als kreativer Kopf mit viel Hingabe zum Detail kommt man sich in unserer Radiolandschaft sehr bald "unverstanden" vor, wie ein Ein- oder Zwei-Sterne-Koch, der gezwungen ist jeden Tag in der Pommesbude zu stehen und der tumben arbeitenden Bevölkerung Fritten mit Mayo zu servieren. Man wird zum Zyniker. Vollkommen begründet allerdings. Der intelligente Teil der Bevölkerung wird diskriminiert zu Gunsten der Dummen. Man trifft sich nun mal immer auf dem kleinsten gemeinsamen Nenner.
Freunde allerdings taugen wenig als Comedy-Betatester. Die hören anders hin als der anonyme Hörer, der keinerlei Bezug zu dir hat, und für den Radio eben nur ein dahinplätscherndes Nebenher-Medium ist. (Nicht jeder weiß auch sehr gute Moderationen so sehr zu schätzen wie unsereins hier.) Freunde neigen zudem dazu dir zu schmeicheln oder dich wenigstens nicht beleidigen zu wollen. Dasselbe Phänomen imho, das dazu führt, dass die ersten Folgen der neuen DSDS-Staffel i.d.R. die unterhaltsamsten sind.
Im Grunde aber sind doch solche zu beneiden, die es schaffen, den Bedarf der Sender richtig auszuloten und zu bedienen. Schätze die sind einfach nicht so sehr mit ihrem Herzblut bei der Sache, sondern sehen das alles mehr als eine Art Handwerk.
Bei meinem kurzen Stelldichein bei Antenne Bayern wurde mir ein zuerst etwas eigentümlich anmutender Zeitgenosse zur Seite gestellt, der mir allerdings die Augen geöffnet hatte: Man kann durchaus witzig sein, ohne zynisch zu sein! (Also nicht ich, aber andere, die es wirklich drauf haben, können das!) Mir hatte er das mit seiner Kaufhaus-Comedy bewiesen, die zu dieser Zeit auf diesem Sender lief. ... Scheiße, die war richtig gut! ... Total witzig! Man sah es ihm nicht auf den ersten Blick an (sehr stiller, fast scheuer Typ), aber der Mann war in der Tat ein Bundesligist in Sachen Radio-Comedy - und somit wohl nicht ohne Grund beim größten privaten Radiosender Deutschlands gelandet! Seine Name war Hartmut Grawe (habe sein Kärtchen immer noch hier).
Bei Antenne Bayern hat man übrigens überhaupt kein Problem damit dir zu sagen, dass du SCHLECHT bist! (Bei mir jedenfalls hatten sie kein Problem damit.) ... Andererseits: Die fanden den Kleinen Nils ganz toll! ... Und sollten mit ihrer Einschätzung tatsächlich recht behalten. Den Hörern gefiel es offenbar ebenfalls, anscheinend bis zum heutigen Tage.
Nach einer Woche Antenne Bayern fühlst du dich wie das Allerletzte. Wie Oliver Pocher. Glaube erst danach habe ich mir ein Knigge-im-Berufsleben-Benimmbüchlein gekauft. Aber vor jenen (so wirkte es auf mich persönlich) zum Teil extremst arrogant auftretenden, auf ihren knallroten Highheels daherstacksenden, vor-gesetzten Future-Dämlein in ihrem Sender-Ufo dort gruselt es mich heute noch! Da sind sie bei Regenbogen oder in Baden-Baden irgendwie doch noch "irdischer", vielleicht auch einfach nur "provinzieller".
Bei Antenne Bayern hörte ich auch zum ersten Mal dieses Sprüchlein, welches mir noch heute einen kalten Schauer über den Rücken jagt: "Wir sind so etwas wie eine große Familie!" (Aber sowas von! Dagegen war ich der Steppenwolf oder Homo Faber!)
Also, TeSS, vielleicht ... sind wir zwei (und unsere "Mitarbeiter") ja doch nicht ganz so klug und überlegen wie wir manchmal wähnen! Gerade wenn man ein paar größere Sender von innen gesehen und den Arbeitsalltag mal miterlebt hat, wird man doch ziemlich demütig und beginnt deren eigene Sorgen und Nöte langsam zu begreifen.
Ich wünschte jedenfalls ch wäre manchmal nicht so ein Arschloch gewesen früher! Wäre ein paar Kröten mehr zu schlucken bereit gewesen, als dies der Fall war.
Trotzdem will ich es mir hier selbst nicht nehmen lassen im Zuge meiner Midlife Crisis aufgrund anhaltender kreativer Unterforderung langsam komplett überzuschnappen! *Haha. Hahahaha!*