...es sei denn der Wind dreht sich, was angesichts der allgemeinen Trostlosigkeit im Radiogeschäft eigentlich zwingend geboten wäre.
Je eher die Verlagshäuser begreifen, dass eine auf jung gedrillte Radiowerbung inmitten einer unattraktiven Radiolandschaft das schrumpfende Anzeigengeschäft nicht kompensieren kann, umso eher erleben wir eine erfreuliche Trendwende. Wer genau hinschaut erkennt hinter den allerorts vonstatten gehenden Reformkuren eine Mischung aus Verzweiflung und Resignation - man findet einfach kein Zukunftskonzept, das das an extremem Prestigeverlust leidende Medium aus der bedrohlicher werdenden Verlustspirale. herausführen und zumindest konsolidieren könnte.
Durch Gleichschaltung und eine geradezu abwegige Zielgruppenpolitik (für jeden in etwa dasselbe musikalische Grundinventar, Dekaden-Hitparade) wird das Programm für alle Hörer uninteressant und die kostenbedingte Ausdünnung der Programme zieht die Sender erst recht in einen unaufhaltsamen Abwärtsstrudel hinein. Inhaltsleere und schrille, im Eigenlob ersaufende Moderatoren in Verbindung mit den gewohnten musikalischen Zumutungen sind selbst für hartgesottene Hörer ein definitiver Abschaltgrund. Ich weiß, dass SWR4 noch weit von diesem Extrem entfernt ist, aber der Trend geht nun mal eindeutig in die falsche Richtung.
Statt auf dem Heimatmarkt für bessere Produkte zu sorgen und an alternativen Werbezeitvermarktungsstrategien zu arbeiten (was bis zu einem gewissen Grad "Krieg mit den Verlegern" bedeuten würde) flüchtet man sich lieber in die "Berateroldiekiste", für die unter normalen Marktbedingungen kein Programmintendant oder Wellenbetreiber auch nur einen müden Euro hinlegen würde. Kommerzielle "Schlagerprogramme", die bis dato über die DAB-Verbreitung nicht hinausgekommen sind, sitzen im gleichen Boot, kämpfen aber anders als die Öffentlich-Rechtlichen jeden Tag in einem feindlichen Werbeumfeld um die nackte Existenz. Wer denkt da noch an eine gemeinsame "Produktinnovations- und Optimierungsoffensive"?
Und die, die aus pekuniären Gründen überall ihre gleichgearteten Hitmischungen unterbringen wollen (Bruno Mars, Glasperlenspiel, Rihanna, Lenka, Linkin Park) sägen unaufhörlich an dem Ast auf dem sie lange Zeit sehr komfortabel gesessen haben.