Warum Schlager nur im Fernsehen laufen

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nur stimmt die These nicht so ganz: Schlagerradio (ex B2), Paloma, Radio Roland usw. spielen nichts anderes.
Es ging im Kern ja auch eher um die ziemlich skurill anmutenden Verstrickungen des mdr in der Musikbranche, speziell im Bereich Schlager. Wieviele Skandälchen und Skandale will man sich dort eigentlich noch leisten? Juristisch mag das alles ja im Bereich des möglichen liegen, aber mit der "Moral" und dem "Anstand" einer letztlich von allen finanzierten Anstalt des öffentlichen Rechts ist es zumindest fragwürdig was da abläuft.
 
Seit Jahren staune ich schon über die Schlagershows rund um Florian Silbereisen (oder eher Florian Goldbarren). Zugegeben, gut gemacht und produziert. Neben Tonträgern wurden gleichzeitig Tourneen beworben. Im, zumindest zu dieser Zeit, werbefreien öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Ferner wurde keine Gelegenheit ausgelassen, dass Sänger, Künstler und Troubadoure ihre neuesten Brechstangenreime und Schnulzengeträllereien als neuesten, heißen Shit unverfroren promoten durften. Die zufälligerweise am selben Tag veröffentlicht wurden. Und der Flori noch seine halbseidene Gruppe Clubb Dings hochjazzen konnte. Dass das stank und eine "Schlager-Mafia" dahintersteckt, war ja selbst für Laien vermutbar. Dass aber eine Einzelperson namens Michael Jürgens (wer?..), der zu allem Überfluss schon vor rund 15 Jahren in einem MDR-Schlager-Korruptions-Fall involviert sein soll (zumindest als Randfigur), schlägt dem Fass eigentlich den Boden aus. Produzent der Sendung, der inhaltlich "Ideen" liefert, Interpreten unter Vertrag hat und noch Tourneen und Tonträger vermarktet. Und selektiert, wer auftritt. Wo ist die redaktionelle Unabhängigkeit? Wow! Eigentlich würde ich bei soviel Dreistigkeit fast Respekt sagen. Aber sprechen wir es einmal aus wie es ist: Es ist ein handfester Skandal! Da werfen Intendanten der produzierenden Anstalten (MDR federführend, BR und WDR sind natürlich mit dabei) ihre Prinzipien über Bord und sch***** sogar darauf. Gremlins in den Gremien, die auf Willi Wichtig machen und Sitzungsgelder einstreichen, aber offensichtlich in ihrem Gremienschlaf so verblödet, inkompetent oder arglos (oder etwa alles?) sind, dass einem nur speiübel werden kann. Im Privatfernsehen müsste so etwas als Dauerwerbesendung gekennzeichnet werden. Und ein privater Sender würde die Hand aufhalten anstatt dass sich Externe mit der Medialeistung der ARD die Tasche vollstopfen. Und die Deppen gehen komplett leer aus. So blöd kann man eigentlich nicht sein. Jeder, der in dem Bereich bei Privaten unterwegs war oder ist, der weiß wie das läuft und wie die Deals sind. Da gibt es eine WinWin-Situation. Da ist es aber so, dass Jürgens WinWin hat und die völlig verblödeten Öffis auf der Situation sitzen. Kannste dir nicht ausdenken.

Dass mit Verrückt nach Meer und Traumschiff ähnliche, nicht gekennzeichnete und kostenlose Dauerwerbesendungen durch das Senioren-TV geistern, zeigt, dass es sich um keinen Einzelfall handelt. Soweit trieb es RTL nicht einmal mit der Bohlen-Maschinerie. Zumindest hielt RTL immer mit die Hand auf, wenn irgendwo mit dem RTL Kohle gemacht wurde.

Man kann nur hoffen, dass die Nummer ein Nachspiel hat und die Gremlins aufwachen und als Aufsichtsgremium ihrem Auftrag gerecht werden. Danke, Jan Böhmermann, für diesen Beitrag!
 
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Es doch aber so, dass der öffentliche-rechtliche MDR gar nicht produziert, sondern die Show für Summe X von Jürgens einkauft. Redaktionell stimmt sich MDR mit der Produktionsfirma ab. Mit der weiteren privaten Vermarktung hat er doch aber nichts zu tun. Tour-Termine werden auch in anderen Sendungen genannt.

Die eigentliche Frage ist, warum der MDR nicht selbst produziert. Die Antwort ist aber einfach: kein Knowhow, keine eigene Technik, kein Personal etc.. Das gilt auch für etliche andere Sendungen.
 
Natürlich hat der MDR als federführende Anstalt Möglichkeiten auf weitreichende Gestaltung bis hin zur Gästevorgabe und der Möglichkeit, Promotions jeglicher Art zu unterbinden oder im Rahmen einer Produktionskostenhilfe vertraglich zu regeln. Oder gar die Redaktionsleitung zu stellen, quasi als Aufsicht. Wird sogar da so sein, man guckt nur halt da weg, wo es dreckig wird. Warum man wegguckt? Da fällt mir viel ein, was ich aber hier lieber nicht ausführen möchte. "Vermarktung" außer Sponsoring ist ohnehin zu der Zeit in der ARD nicht erlaubt, des Weiteren gilt der MStV was die Werbemöglichkeiten anbelangt. Der Rest obliegt der Gestaltungsfreiheit der Parteien. Da sitzt der Sender am längeren Hebel. Normalerweise. Hier ist es aber so wie oben mit der WinWin-Situation beschrieben. Jürgens sitzt auf sehr viel WinWin und der MDR auf der Situation.
 
Es doch aber so, dass der öffentliche-rechtliche MDR gar nicht produziert, sondern die Show für Summe X von Jürgens einkauft. Redaktionell stimmt sich MDR mit der Produktionsfirma ab. Mit der weiteren privaten Vermarktung hat er doch aber nichts zu tun.
Soweit so üblich, das stimmt schon. Aber wenn ich das gerade richtig in Erinnerung habe, war Michael Jürgens ein Zögling des ehemaligen MDR-Unterhaltungschefs Udo Foht, der die Hand für die Vergabe von Sendeplätzen aufgehalten hat. Jürgens ist das Ganze dann von der anderen Seite aus angegangen, da er gesehen hat, dass man mit dieser Maschinerie auf Produzentenseite noch viel mehr verdienen kann als als - im Fall von Foht bewiesenermaßen korrupter - Erfüllungsgehilfe beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk.

Der MDR hat Jürgens Maschinerie also unentgeltlich und ohne Kennzeichnung der Werbung lukrativ gemacht, wovon er als Monopolist noch heute profitiert.

Übrigens finde ich in dem Zusammenhang gleichsam unangenehm auffällig, wie gut sich unsere deutschen Poppoeten wie Wincent Weiss oder Nico Santos in den Samstagabendshows für die ganze Familie eingerichtet haben - mit ihren neuen Platten, die sie dann auch noch live performen dürfen. Die armen Kinder... Ich freue mich schon darauf, dass sich Böhmermann diese Branche mal wieder vornimmt.
 
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