Wie spricht man die Hörer am besten an?
- Ersteller TORZ.
- Erstellt am
Ein spannendes Thema – und der Thread-Ersteller hat gleich schon einige gute Gründe genannt, die auch aus meiner Sicht für das "ihr/euch" sprechen. Ich finde es ziemlich schwierig, wenn sich Unternehmen für das "du/ihr" in der Marketingkommunikation entscheiden (ausgeklammert ist hier natürlich alles, was sich gezielt an junge Menschen richtet). Das soll ja immer eine gewisse Nähe, eine Bindung zum Kunden oder sogar ein freundschaftliches Verhältnis implizieren. Das ist in Zeiten, in denen die Beziehung zwischen Kunden und Unternehmen gut läuft, sicherlich toll und auch beim Radio ist der Hörer aufgrund des Duzens um trölf Prozent überzeugter, dass Radio XYZ wirklich die besten Hits von heute mit der meisten Abwechslung spielt (das haben schließlich schon tausende Beraterklitschen in Deutschland durch Studien nachweisen können). Aber lass da mal eine handfeste Unternehmenskrise oder auch nur eine Unzufriedenheit mit dem angebotenen Produkt aufkommen ...
Als Beispiel fällt mir da DAZN ein. Mir ging das Geduze der Fußballkommentatoren und Moderatoren dort von Anfang an auf den Zeiger, aber ja, in den ersten Jahren hatte man ihnen ihr Image abgekauft: das ist ein gemeinnütziger Streamingdienst, der von ein paar Taktik-Nerds aus dem Boden gestampft wurde, die wollen doch einfach nur ein paar Spiele übertragen, ohne Hochglanzstudio, aber dafür mit viel Leidenschaft – wer will mit denen nicht per Du sein? Nach den (wirtschaftlich notwendigen) Hauruck-Preiserhöhungen in der letzten Saison hat dieses Image nun jedoch einen erheblichen Kratzer bekommen – und plötzlich wirkt diese kumpelige Ansprache einfach nur noch anbiedernd und unehrlich, weil man feststellt: Auch DAZN hat nichts zu verschenken und muss die eingekauften Sportrechte irgendwie refinanzieren, die vermeintlich guten Freunde haben dich leider nur mit einem Lockangebot getäuscht.
Die Konkurrenz von Sky schießt für mich aber immer noch den Vogel ab in Sachen Zuschauer- und Kundenansprache. Da wird sowohl im Programm als auch in der Marketingkommunikation munter „Sie“ und „Du“ durcheinandergewürfelt. Eine absolute Vollkatastrophe, über die man sich bei Sky wohl keinerlei Gedanken macht, da der Zustand jedes Jahr schlimmer wird. Es vergeht kein Bundesliga-Spieltag, an dem sich die Moderatoren und Kommentatoren nicht mehrmals mit "Sie bzw. ihr" verhaspeln, weil sie selbst schon nicht mehr wissen, wie sie die Zuschauer eigentlich ansprechen sollen. Ist halt auch schwierig, wenn da von "deiner Bundesliga-Vorschau", "deinem Hammerherbst" und "deinen Extra-Vorteilen" die Rede ist, aber bei den Fußballübertragungen der Zuschauer dann doch wieder gesiezt werden soll (das ist zum Teil aber auch von Sendung zu Sendung und von Sportart zu Sportart unterschiedlich, habe ich inzwischen den Eindruck). Zurückzuführen ist dieses Kuddelmuddel mit ziemlicher Sicherheit darauf, dass die Londoner Sky-Zentrale immer mehr Entscheidungen auch für den deutschen Ableger trifft (laut DWDL eben auch das Wording) und das Backoffice bei Sky Deutschland immer weiter eingedampft wurde.
Als Beispiel fällt mir da DAZN ein. Mir ging das Geduze der Fußballkommentatoren und Moderatoren dort von Anfang an auf den Zeiger, aber ja, in den ersten Jahren hatte man ihnen ihr Image abgekauft: das ist ein gemeinnütziger Streamingdienst, der von ein paar Taktik-Nerds aus dem Boden gestampft wurde, die wollen doch einfach nur ein paar Spiele übertragen, ohne Hochglanzstudio, aber dafür mit viel Leidenschaft – wer will mit denen nicht per Du sein? Nach den (wirtschaftlich notwendigen) Hauruck-Preiserhöhungen in der letzten Saison hat dieses Image nun jedoch einen erheblichen Kratzer bekommen – und plötzlich wirkt diese kumpelige Ansprache einfach nur noch anbiedernd und unehrlich, weil man feststellt: Auch DAZN hat nichts zu verschenken und muss die eingekauften Sportrechte irgendwie refinanzieren, die vermeintlich guten Freunde haben dich leider nur mit einem Lockangebot getäuscht.
Die Konkurrenz von Sky schießt für mich aber immer noch den Vogel ab in Sachen Zuschauer- und Kundenansprache. Da wird sowohl im Programm als auch in der Marketingkommunikation munter „Sie“ und „Du“ durcheinandergewürfelt. Eine absolute Vollkatastrophe, über die man sich bei Sky wohl keinerlei Gedanken macht, da der Zustand jedes Jahr schlimmer wird. Es vergeht kein Bundesliga-Spieltag, an dem sich die Moderatoren und Kommentatoren nicht mehrmals mit "Sie bzw. ihr" verhaspeln, weil sie selbst schon nicht mehr wissen, wie sie die Zuschauer eigentlich ansprechen sollen. Ist halt auch schwierig, wenn da von "deiner Bundesliga-Vorschau", "deinem Hammerherbst" und "deinen Extra-Vorteilen" die Rede ist, aber bei den Fußballübertragungen der Zuschauer dann doch wieder gesiezt werden soll (das ist zum Teil aber auch von Sendung zu Sendung und von Sportart zu Sportart unterschiedlich, habe ich inzwischen den Eindruck). Zurückzuführen ist dieses Kuddelmuddel mit ziemlicher Sicherheit darauf, dass die Londoner Sky-Zentrale immer mehr Entscheidungen auch für den deutschen Ableger trifft (laut DWDL eben auch das Wording) und das Backoffice bei Sky Deutschland immer weiter eingedampft wurde.
Südfunk 3
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Lieber @TORZ., alleine die Frage führt schon auf Abwege. Was soll das heißen: „am besten“? Wie Du siehst, gibt es die unterschiedlichsten Meinungen und Anforderungen, es gibt keinen Königsweg, wie eigentlich nirgendwo, insbesondere nicht beim Radio.
Je nach sog. „Zielgruppe“ ist mal ein „Du“, mal ein „Sie“, mal ein „Ihr“ angebracht, und insbesondere die Formatvorgabe sprengt letztlich jegliche sensible Individualität, wie Du ja selbst erfahren hast.
Im Zweifel mache es so, wie Du Dich am besten dabei fühlst.
Je nach sog. „Zielgruppe“ ist mal ein „Du“, mal ein „Sie“, mal ein „Ihr“ angebracht, und insbesondere die Formatvorgabe sprengt letztlich jegliche sensible Individualität, wie Du ja selbst erfahren hast.
Im Zweifel mache es so, wie Du Dich am besten dabei fühlst.
JP
Benutzer
Duzen im Radio finde ich persönlich aufdringlich. Ich möchte ja keine persönliche Einzelstunde mit dem Moderator, sondern anonym zu einer hörenden Gruppe gehören. Ihr ist m.E. genug Vertrautheit für eine Unterhaltungswelle, bei Programmen mit ansatzweise Anspruch sollte es schon "Sie" sein, da benötige ich am wenigsten Vertraulichkeit.
Im Alltag wird das Siezen hier im Ruhrgebiet nicht so oft genutzt, wenn dann gehört zum "Sie" im Plural das "Ihrzen". Da werde ich aber auch persönlich von Angesicht zu Angesicht angesprochen.
P.S.: Beim "Sie" hat dann die feministische Fraktion auch mal ein kleines Geschenk. Rein philosophisch gesehen.
Im Alltag wird das Siezen hier im Ruhrgebiet nicht so oft genutzt, wenn dann gehört zum "Sie" im Plural das "Ihrzen". Da werde ich aber auch persönlich von Angesicht zu Angesicht angesprochen.
P.S.: Beim "Sie" hat dann die feministische Fraktion auch mal ein kleines Geschenk. Rein philosophisch gesehen.
Zuletzt bearbeitet:
"Du" impliziert eine gewisse Nähe zum Hörer, also dass auf den Hörer eingegangen wird. Das widerspricht aber kolossal der vorherrschenden Praxis, den Hörer von vorne bis hinten zu verar****en, und die 50 abgenudeltsten Titel in 4-Stunden-Dauerrotation als "die beste Musik" oder "den besten Mix" zu verkaufen.
Komischer Name
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Als Hörer finde ich "ihr" in Ordnung, "du" ist mir zu platt anbiedernd. Das ist zu aufgesetzt. Kann der Moderator ja gleich noch sagen, dass ich beste Hörer von allen sei.
Also dann nie zu Rewe, Aldie Nord/Süd, Lidl, netto...
Sind nicht gerade die "seriösen Programme" die mit der größten Vertraulichkeit?
Hört euch, ups hören Sie sich einfach mal im normalen Leben um und dann sprecht, ups sprechen Sie weiter wie es mit Du und Sie ist.
"Sie" sagen nahezu nur mehr noch die Alten.
Wobei ich überhaupt nicht persönlich angesprochen werden möchte, ob ich die 3 neuen Porridge Geschmacksrichtungen für den tollen Start an meinem wunderschönen Morgen schon probiert habe. Ein "Wir haben jetzt BlaBla im Angebot" reicht völlig.
Genau darauf wollte ich ja gerade hinaus. Beim Radio wird die Tatsache, dass der Hörer meist nicht in Gesellschaft hört, ja immer wieder als Begründung für das Duzen im Plural angeführt. So könnte man jetzt im Prinzip ja auch hier im Forum argumentieren, allerdings fände ich es etwas merkwürdig, würde ich eine an die Allgemeinheit gerichtete Frage in der zweiten Person Singular stellen und weiche daher auf den Plural aus, eben so, wie ich es auch im Radio machen würde.
Ja, das stimmt freilich. Vielleicht hätte ich ein "Eurer Meinung nach" in den Satz einbauen sollen.
Ja, das habe ich dann auch gemacht und "Ihr" gesagt. "Sie" hätte ich für ein junges Unterhaltungsprogramm etwas zu steif gefunden und "Du" ist mir aus den oben genannten Gründen irgendwie ein bisschen suspekt.
Oh je, ich wusste bislang noch gar nicht, dass ich offenbar doch schon so alt bin. Bei mir werden nämlich grundsätzlich mal alle gesiezt, die sich mir nicht mit Vornamen vorgestellt haben. Sobald sie das dann tun, beziehungsweise mir das "Du" anbieten, schwänke ich gern um, aber eben erst dann, das gebietet die Höflichkeit, habe zumindest ich noch gelernt.
Freut mich im Übrigen sehr, dass ich hier so eine angeregte Diskussion habe entfachen können.
Zuletzt bearbeitet:
iro
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Ich bin offenbar auch schon so alt... Ich duze zwar gerne auch einfach mal so von vorneherein mit ganz fremden Menschen, aber das hängt jeweils vom Gegenüber und der Situation ab. Also nicht jeden. Und das sind auch meist dann einmalige Kontakte.
Großer Nachteil ist beim von vorneherein (beliebigen) duzen bei Menschen (vor allem im Berufsleben), mit denen man häufiger Kontakt hat: man kann sich das wertschätzende "Du" nicht mehr gegenseitig anbieten. Das ist dann so eine Vertrautheit, die noch gar nicht gewachsen ist...
Zuletzt bearbeitet:
StabsstelleIV
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Und junge Menschen, die von ihren Eltern eine Erziehung erhalten haben.
count down
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Wird bei Popkonzerten auch im Singular geduzt? Nicht dass ich wüsste. Das kollektive Hören ist ja gerade bei Konzerten und auch beim Radio der eigentliche Reiz zu wissen, dass auch andere in diesem Moment dasselbe hören. Mein Pladoyer gilt also dem geduzten "ihr".
Ein "Du" musste man sich damals erst verdienen. War ein ungeschriebenes Gesetz, dass das Angebot für ein "Du" vom Älteren kam. Es gab Wörter wie Moral. Anstand & Respekt. Also alles ausgestorbene Werte. Im Radio wurde ausschließlich gesiezt. Grundsätzlich habe ich mit dem "Du" im Radio kein Problem. Wohl aber mit Sendern wie z.b. 88.8, WDR 2 & hr3, die für hochwertiges ÖR Radio bekannt waren & heute beliebig austauschbar sind. Als ehemals treuer DLF - Hörer sag ich dem Gender - DLF: Glaubt nicht ernsthaft, ich leihe euch meine Ohren für nur einen einzigen Beitrag. Da hilft auch kein "Du" oder "Sie".
Berlinerradio
Gesperrter Benutzer
Ansprache im Podcast: Du oder ihr? • Podcastliebe
Tipps für die Ansprache im Podcast: So entscheidest anhand von 7 Punkten, ob du deine Hörer:innen im Podcast per DU oder IHR ansprichst.
podcastliebe.net
Südfunk 3
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Was steht da anderes als Werbung? Beim Podcast sind die Verhältnisse anders, da das
nicht unbedingt gegeben ist.
Berlinerradio
Gesperrter Benutzer
Nö. Selbiges gilt für mich - anders als bei öffentlichen Konzerten oder Vorlesungen - auch fürs Radio hören. Thesen für Pro und Contra sind daher übertragbar. Aber wer hier nur die Werbung sehen will..... Entschuldige für die Belästigung.
B
BroadcastMirror
89.0 RTL sagt konsequent "Du" das finde ich sehr unangenehm, weil es gekünstelt rüberkommt und man ja weiß, dass man nicht direkt gemeint ist. Deswegen ist mir ein "Ihr" lieber. Ein "Sie" hingegen, also das direkte persönliche, schmeichelt mir sehr.
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
L
listenerXL
Das ganze "Geduze" ging doch von den Privaten aus. Und da die ÖRs irgendwann entschieden, bessere Private zu werden, ist man - hier und da, ich kenne keine konkreten Beispiele - wohl nachgezogen.
Nun ist das Duzen in bestimmten Altersgruppen sowieso gang und gäbe, also wirkt das "Sie" in einem Jugendprogramm wahrscheinlich eher befremdlich. Bei den "hippen" Popwellen soll das DU wohl irgendeine Art von "Nähe" oder " Community" formulieren, wird also hauptsächlich eingesetzt, um Hörerbindung zu stärken. Gerade so als wäre der Sprecher XY der Kumpel von nebenan.
Allerdings muss man das nicht mögen. Nirgendwo sonst werden Menschen ab einem bestimmten Alter grundlos und unterschiedslos geduzt. Der ÖR erbringt eine Dienstleistung jenen gegenüber, die dafür zahlen. Andere Einrichtungen, die im Grunde das gleiche tun, kämen nie auf die Idee, ihre "Kunden" zu duzen.
Nun ist das Duzen in bestimmten Altersgruppen sowieso gang und gäbe, also wirkt das "Sie" in einem Jugendprogramm wahrscheinlich eher befremdlich. Bei den "hippen" Popwellen soll das DU wohl irgendeine Art von "Nähe" oder " Community" formulieren, wird also hauptsächlich eingesetzt, um Hörerbindung zu stärken. Gerade so als wäre der Sprecher XY der Kumpel von nebenan.
Allerdings muss man das nicht mögen. Nirgendwo sonst werden Menschen ab einem bestimmten Alter grundlos und unterschiedslos geduzt. Der ÖR erbringt eine Dienstleistung jenen gegenüber, die dafür zahlen. Andere Einrichtungen, die im Grunde das gleiche tun, kämen nie auf die Idee, ihre "Kunden" zu duzen.
B
BroadcastMirror
Ich bin 22 und empfinde es als äußert angenehm, bei MDR S-Anhalt oder radioeins gesiezt zu werden.
Von nebenan (Halle) sind die 89.0 oder Sputnik-Mods tatsächlich, aber aufgrund ihrer Abgehobenheit und weltfremden Art zu moderieren, empfinde ich dort keineswegs einem "Kumpel von nebenan" zuzuhören. Eher der Labert viel, Nix dahinter, dem man beim Klassentreffen aus dem Weg gehen würde
Berlinerradio
Gesperrter Benutzer
Hört doch mal auf, dass ganze ausschließlich vom Alter abhängig zu machen. Sicherlich, reine Oldiewellen mit tendenziell älterem Publikum Siezen in der Regel. AC-Wellen wie SWR 3 und neuerdings WDR 2 dutzen, sind deshalb aber keine Jugendradios. Sie senden für ein breiteres Publikum. Es ist wie im wahren Leben - In manchen Firmen wird geduzt, in anderen gesiezt.....
Abgesehen davon, dass ich das für Unfug halte, kann ich das für Berlin und Brandenburg nicht bestätigen. 94,3 rsr2 und 104.6 RTL, zwei AC-Sender, dutzen in Einzahl. Fritz, die Jugendwelle vom rbb, in Mehrzahl.
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