Kann Internetradiofan nur zustimmen; für junge Menschen ist das Medium Radio nur noch out. Aber: ich finde, dass es auch an der Ermangelung der Sender liegt, Jugendlichen wirklich zuzuhören und nicht, wie es bei manchen Sendern gemacht wird, nur auf jugendlich trimmen. Moderne Sender können jugendlich klingen, ja, aber auch tierisch altbacken. "Jugendsender Bayern 3", dass ich nicht lache. Die Lebenswirklichkeit junger Menschen wird in Bayern bis auf ganz wenige Ausnahmen überhaupt nicht abgebildet.
Und in das Loch eben schlägt eben als Lückenfüller der private mp3-Player, die Internetradio-Welt, die eigens gemachte Musik, etc. pp. rein.
Von den 6 landesweiten bayerischen Sendern bildet kein einziger die Wirklichkeit von Jugendlichen ab, die z.B. einen schwächeren Geldbeutel haben. Reiche Jugendliche könnten sich mit Bayern 3 oder mit on3 anfreunden, aber für die ärmeren gibt es nix. Und die Grundkrux: Diese sind auch nicht werberelevant, weil sie kein Geld haben, sich Sachen zu leisten, die in der Werbung verkündet werden...
Das Medium Radio ist was für leistungskräftige, bezahlkräftige und v.a. auch bildungsstarke Menschen, nicht für die Menschen, die arm und fernab jeglicher Bildung sind. Bildungsauftrag des öffentlichen Rundfunks heißt nicht, gebildete Schichten noch gebildeter zu machen, sondern die, die weniger was auf dem Kasten haben, an ein vernünftiges gesellschaftliches Bildungs-Mittelmaß anzugleichen...
Nochwas: Auch der Musikgeschmack der heutigen Jugendlichen deckt sich kaum mit dem, was die Sender wie Bayern 3 ausstrahlen. Selbst wenn Antenne Bayern zum Bleistift nur noch Vorstadt-Kiddies-Songs spielen würde, würde man von Seiten dieser Klientel den Sender wohl eher ablehnen, weil man sich von demselbigen verarscht vorkommen würde, weil man sich dieser Schicht anmaßen oder diese nachäffen wolle.
Es ist ein wirklich schwieriges Feld, das mit der Jugend und dem Radio, zumal Radio auch nicht so flexibel auf die Strömungen der Jugend sich ausrichten kann, Jugendliche aber Radiosender brauchen, die ihre Meinung vertreten, etc.
Zudem sind die Schüler von heute dank der Sozialen Netzwerke und auch YouTube, myvideo.de, etc.pp. längst dabei, eine Art "Paralleluniversum" zum herkömmlichen Radiosystem zu entwickeln. Dieses wird zwar von den herkömmlichen Radiosendern immer wieder kritisiert, aber: ernsthaft sich mit diesem "Paralleluniversum" zu befassen, die Jugendlichen einzuladen, am Sendeschema mitzuwirken, das will dann doch keiner. Da sind andere, weil mächtigere Gruppen und Klientels da, die den Radiomachern diktieren, welchen Song sie wo positionieren sollen.
Jugendliche oder Schüler haben leider keine Lobby, die bei den Sendern sich für deren Belange einsetzt, auch junge Menschen mit Migrationshintergrund nicht. Sie hören lieber die Sender ihrer Heimatländer als deutsche Sender, weil sie sich in diesen zu wenig abgebildet wissen. Oder aber wieder mp3, CD oder was auch immer.
Und so wird das Medium Radio schleichend ein Erwachsenenmedium, eins, das von mächtigen Lobbygruppen gesagt bekommt, was es zu tun oder zu lassen hat. Leider auch sind manche Sender auch zu lethargisch, um die Entwicklungen innerhalb der Jugend zu erfassen. Wobei es wiederum "die Jugend" eigentlich gar nicht gibt. Gibt Jugendliche vom Land, die wertverbunden sind, genau so wie jene o.g. Vorstadt-Kiddies, etc.
Zudem haben Jugendliche - dank des stressigen Bildungswesens mit Ganztagesschule, etc. - oftmals gar nicht mehr richtig Zeit und Muße, Radio zu hören, wirklich zuzuhören.
Alles in allem ist es so, dass junge Menschen schon gern Radio hören, aber nur dann, wenn es ihre Belange widerspiegelt. Doch - welcher Sender macht das schon?
Ja, das Medium Radio ist wirklich nur was für Erwachsene. So gesehen muss man sagen, dass Radiosender, die angeblich Jugendliche ansprechen, sich hinterfragen müssen, welche Jugend sie da eigentlich meinen und durch aussagekräftige Zahlen belegen. Traurig, dass die Jugend, die einstmals so stolz war, das Radio für sich als neues Medium entdeckt zu haben, von Seiten der Radiosender eigentlich nur noch periphär wahrgenommen zu werden.
Hab mal gelesen, dass sich in Deutschland nur noch knapp 60% vom deutschen Radio angesprochen fühlen. Innerhalb der restlichen 40% waren die schwächeren, ärmeren und die jungen Leute mit weniger Bildung als größte Gruppe, die fürs Radiohören nicht mehr zu begeistern waren; wobei bei diesen durchaus nicht nur Leser einer bestimmten Zeitung aus Hamburg sind, die vier große Buchstaben im Titel führt.