Es geht hier einfach um Basisfragen des Hörfunkjournalismus: Jeder Prakti, Volo, Jungreporter bekommt (häufig unverdient) verbal eins auf den Deckel, hat er seine O-Ton-Geber nicht sauber ermittelt. (Selbst, wenn jemand mal nur den eigenen Vor- oder Nachnamen preisgeben möchte, kann dies je nach Thema und Situation problematisch werden.)
Und ausgerechnet bei der Tagesschau als Hauptnachrichtensendung sollen diese handwerklichen Grundlagen plötzlich unter den Tisch fallen dürfen? Hauptsache, man übernimmt das absolute Flaggschiff der hiesigen Fernsehinformation, Hauptsache, der 20-Uhr-Gong darf auch im Radio seine scheinbar übernatürliche Seriosität verbreiten...
Wie viel wirklich verloren geht, wenn den Zuhörern der Name einer fernöstlichen Wirtschaftsministerin oder eines Regionalvertreters der IG Metall vorenthalten bleibt, das sei mal großzügig dahingestellt. Für mich ist und bleibt es aber ein ideologisches K.-O.-Kriterium, weshalb ich die Tagesschau im Radio in ihrer jetzigen Form ablehne. Die beschriebenen Mängel ließen sich jedoch ausbügeln, etwa durch die Erstellung einer speziellen Audio-Tagesschau - mit fürs Hören produzierten Beiträgen in identischer Länge zur herkömmlichen TV- und Videoversion.
Ich finde es trotzdem super, dass z.B. BR24 um 20 Uhr noch mal eine eigene Tageszusammenfassung produziert. Bei MDR AKTUELL, welches in einigen Monaten ja ebenfalls zum ARD-Infoabend stoßen wird, hege ich noch ähnliche Hoffnungen.