Wenn man sich mal vor Augen hält, von wem diese Aussagen stammen, finde ich diese Aussagen höchst interessant.
Naja, das kann man so und so sehen. Bemerkenswert finde ich ja das Gerede von dem was der Nutzer möchte und dann als erstes auf den per DAB+ (und UKW!) technisch nicht machbaren Rückkanal verweisen. Ich will ja nicht unken, aber eben jenen Rückkanal braucht der geneigte Nutzer am allerwenigsten. Der ist nur gut für den Sender, um zu analysieren wieviele Leute bei welcher Musik ab- oder umschalten. Zugegeben, damit könnte man genauere Nutzerzahlen ausgeben, Stichwort MA, aber sonst? Der Rückkanal ist nur ein weiterer Schritt zum seelenlosen Radio mit Inhalten, die sich nur noch auf den kleinsten gemeinsamen Nenner konzentrieren.
Michael Radomski: Es hat keinen Rückkanal. Das habe ich bei der Zeitung auch nicht, und genau darum hat die Zeitung ein Problem mit Online-Wegen,
Ach wirklich? Falls es entgangen sein sollte, die Bild, immerhin Deutschlands größtes Boulevard-Blatt, krempelt bis zum Jahresende alles komplett um auf "Online first". Die Printversion ist dann nur noch der gedruckte Online-Artikel. Nach Problem sieht mir das eher nicht aus, sondern nach Lösung. Zahlreiche andere machen das ähnlich oder sind bereits auf dem Weg dorthin.
Das heißt, der Nutzer kann interagieren. Das haben wir bei terrestrischem Radio nicht.
Schlichtweg falsch. Es gibt unzählige Seiten in sozialen Netzwerken, wo Hörer sehr wohl mit ihrem Sender interagieren können, teils auch auf den Homepages der Sender. Im übrigen konnte man das auch schon bevor es Internet gab, nannte sich Anruf im Studio. Funktioniert allerdings heute nur noch sehr bedingt, weil dank Voicetracking selten jemand im Studio sitzt.
Aber ich kann den Nutzer sehr individuell bestimmen und automatisiert darauf reagieren. Bei Broadcast schicke ich es einmal raus und hoffe, dass die Masse der Nutzer es gut findet.
Bemerkenswert was man bei Uplink unter "Interaktion mit den Hörern" versteht. Eine Ansage an alle ist keine Interaktion, sondern eine einseitige Ansage, weiter nichts.
Wenn Sie aber sagen, wie es etwa Radio NRW macht, mit vielen Lokalsendern unterschiedliche Programme auseinanderzuschalten, da verliert DAB+ komplett seinen Vorteil.
Oder wir schauen mal nach Sachsen, wo Radio Lausitz, Radio Chemnitz, Radio Dresden usw. quasi jeden Tag dasselbe senden, teils sogar im gleichen Mux. Könnte man sehr günstig lösen, indem man nur noch mehrere Kennungen sendet. Dann brauchts nur noch einen Stream. Billiger gehts nicht. (Und ja, das war sarkastisch gemeint, obwohl es technisch so machbar wäre. Bei genauerer Betrachtung ist es nämlich genau das, was manche Sender gegenüber ihren Hörern veranstalten, schlichte Verarsche.)
ückwärts betrachtet könnte man tatsächlich die Frage stellen, ob es nicht schlauer gewesen wäre, UKW bis zur letzten Sekunde – was immer das bedeutet – zu nutzen, um dann Online-Audio draufzuswitchen.
Hier ist die Denkweise falsch. Es braucht zwingend eine vom Netz unabhängige Informationsversorgungsquelle, gerade in den heutigen Zeiten, die in vielerlei Hinsicht so unsicher scheinen wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Ein Angriff auf die Serverinfrastruktur in D reicht aus, um dieses Land "ins Chaos zu stürzen". Das hört sich lustig und vielleicht auch ein wenig übertrieben an. Aber man schaue sich nur an was passiert, wenn Vodafone oder irgendein anderer Anbieter mal wieder einen großflächigen Ausfall hat. Im Ernstfall sind dann Millionen von Menschen von wichtigsten Informationen abgeschnitten.
Christoph Lemmer: Wenn wir von der Hardware-Ausstattung der Hörer ausgehen und das weiterdenken – welche Rolle spielt die Verbreitung von Handys?
Michael Radomski: Langfristig wahrscheinlich eine relativ große. Schauen Sie nur, wofür wir unsere Handys heute schon nutzen. Da wird Audio automatisch drüber laufen. Aber wie gesagt: Interessanterweise ist das der einzige Weg, der sich von den Zahlen her noch sehr defensiv digitalisiert.
Schonmal darüber nachgedacht, dass das vielleicht auch ein Stück weit an der Audioqualität von Handys liegen könnte? Wer Smartphones zum Musik- oder Radiohören nutzt, hat die Kontrolle über seine Gehörgänge verloren.