Was ist denn da bei den NRW-Lokalstationen los?

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Aber wenn den Verlegern plötzlich die Geldquelle versiegt... Wer soll dann die Löhne zahlen? Nur das passiert ja leider nicht, weil das "Monopol" gesichert ist.
 
Ein rein input-orientiertes System, dieser NRW-Lokalfunk. Läuft nur unter protektionistischem Bestandsschutz, eine sozialistische Insel sozusagen.
 
Aber allenfalls aus Sicht der dort arbeitenden Menschen...sofern sie keine grossen inhaltlichen Ansprüche an ihre Arbeit haben.
 
Deutsche haben tendenziell die Veranlagung, alles besonders gründlich regeln zu wollen.
Das Ergebnis ist dann häufig besonders gut, aber in einigen, wenigen Fällen das genaue Gegenteil davon.

Wenn man die Rundfunklandschaft in Deutschland (nicht nur im Bundesland Nordrhein-Westfalen) betrachtet, stellt man fest, dass diese sich stark vom Ausland unterscheidet.
Besonders deutlich merkt man das, wenn man Bandscans auf UKW durchführt: Die deutschen Programme klingen nicht nur aufgrund des niedrigeren Frequenzhubs leiser, sondern vor allem mehr oder weniger gleich, und zwar gleich langweilig.
Stationen aus dem Ausland haben in der Regel eine viel breitere Musikauswahl. Auch die Präsentationsform ist eine andere.
Man hat sich in den meisten Bundesländern dazu entschieden, den privaten Rundfunk so zu ordnen, dass man nur wenige Programme lizensiert, dafür aber möglichst viele Unternehmen, und in NRW sogar gesellschaftlich relevante Gruppen durch die doppelte Struktur aus einer Veranstaltergemeinschaft und einer Betriebsgesellschaft, involviert.
Vielfalt ist also durchaus vorhanden, jedoch nur im Hinblick auf die Beteiligungen.
Offenbar wollte man gerade auf diese Weise eine möglichst hohe inhaltliche Pluralität bei nur einer begrenzten Anzahl an zur Verfügung stehenden Frequenzen schaffen.

Im Ergebnis kam jedoch das genaue Gegenteil dabei heraus.
Letztlich hätte man das aber bereits in den achtziger Jahren erkennen können.
Die Interessen innerhalb einer VG, die eigentlich über die Inhalte und die Ausrichtung des Programms zu entscheiden hat, sind so verschieden, dass am Ende nur noch die Einigung auf den kleinsten gemeinsamen Nenner übrig bleibt.
Inzwischen haben die VGs praktisch überhaupt keinen Einfluss mehr auf das Programm, da dieses bis ins Detail vom Rahmenprogrammanbieter aus Oberhausen vorgegeben wird.
Konsequenterweise könnte man die VGs auch auflösen. Wahrscheinlich würde das wegen der wegfallenden Sitzungsgelder auch noch Proteste auslösen.

Ein zweiter kapitaler Fehler, den man in NRW gemacht hat, ist der, dass man davon ausging, dass jeder Kreis und jede kreisfreie Stadt über einen eigenen Lokalsender verfügen müsse, ohne zu hinterfragen, ob dies in wirtschaftlicher Hinsicht sinnvoll ist (Ausnahme: Radio Hochstift).
Die Folge: Einige Lokalradios erwirtschaften hohe Gewinne, andere arbeiten defizitär.
Das System kann also nur erhalten werden, wenn es zu internen Subventionen kommt.
Die Frage ist, ob diese nur dann möglich sind, wenn es einen garantierten Mindestmarktanteil der Lokalfunksender gibt und ob jener nur darüber zu erzielen ist, dass Konkurrenzanbieter an einem Zugang zum Markt gehindert werden, damit die hohen Werbepreise aufrechterhalten werden können.
 
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Was in den Programmen los ist, wissen wir ja, nämlich gar nix. Aber wie siehts eigentlich aus in den Veranstaltergruppen, bzw. bei jenen "gesellschaftlich relevanten Gruppen", denen der örtliche Lokalfunk als Sprachrohr dienen soll. Wie ist die Stimmung dort? Alles paletti? Ist man rundum zufrieden mit dem Programm und der Repräsentanz darin - oder gibt es Stimmen, die vom Beitrag der "Lokalsender" zur kulturellen Vielfalt eigentlich etwas mehr erwartet hätten?
 
Hat es jemals Bestrebungen einer VG gegeben, sich vom Rahmenprogrammanbieter zu distanzieren?

Ich stelle mir gerade vor, was bspw. passieren würde, wenn eine VG mehrheitlich entscheidet, bspw. vom AC- auf ein Schlagerformat umzusteigen.
Denkbar wäre es zumindest, da ein Rahmenprogramm ja gar nicht mehr benötigt wird; in den neunziger Jahren war das noch nicht der Fall.

Sagt man sich vielleicht: Wir haben eine derart gute Quote, dass wir am Programm nichts ändern möchten ("Never change a running system")?
Trifft es mitunter sogar zu, dass alle nur froh sind, die Sitzungsgelder zu kassieren und das war's dann, so dass die regelmäßigen Zusammenkünfte der VGs nichts anderes sind als Alibiveranstaltungen?
 
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Antenne AC war vor ein paar Jahren mal eigenständig mit komplett eigenem Programm. Mittlerweile hängen sie aber wieder mit im Boot von Radio NRW. Sonst würde mir kein Sender einfallen.
 
@grün: Die hatten mit Dornier ja auch eine andere BG.

Die Frage ist aber, ob es in der ein oder anderen VG inzwischen Widerstand gegen das in kultureller Hinsicht sehr magere Programm aus Oberhausen gibt oder ob man sich gerne von der radio NRW GmbH bevormunden lässt.
 
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Radio NRW fährt ein Musikprogramm welches die höchstmögliche Quote in der für die Werbewirtschaft interessanten Zielgruppe verspricht. Warum sollte man - aus kaufmännischer Sicht - etwas daran ändern?
 
OK, dann liege ich ja nicht falsch mit meiner Einschätzung, dass die VGs im Grunde genommen überflüssig sind und abgeschafft werden können.

Für reinen Kommerzfunk bedarf es keiner VGs.
 
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Hat es jemals Bestrebungen einer VG gegeben, sich vom Rahmenprogrammanbieter zu distanzieren?

Ich stelle mir gerade vor, was bspw. passieren würde, wenn eine VG mehrheitlich entscheidet, bspw. vom AC- auf ein Schlagerformat umzusteigen.
Denkbar wäre es zumindest, da ein Rahmenprogramm ja gar nicht mehr benötigt wird; in den neunziger Jahren war das noch nicht der Fall.

Sagt man sich vielleicht: Wir haben eine derart gute Quote, dass wir am Programm nichts ändern möchten ("Never change a running system")?
Trifft es mitunter sogar zu, dass alle nur froh sind, die Sitzungsgelder zu kassieren und das war's dann, so dass die regelmäßigen Zusammenkünfte der VGs nichts anderes sind als Alibiveranstaltungen?

Nicht nur die Sitzungsgelder. Das Weihnachtsessen ist gesichert. Und das jährliche VG Kegeln (Alterdurchschnitt 65) auch. Jüngere VG Mitglieder gehen dann gerne auch mal bowlen.

Sehr richtig. Deshalb laber ich ja auch hier niemandem ständig ein Kotlett ans Ohr.

Wie bitte ???
 
Nicht nur die Sitzungsgelder. Das Weihnachtsessen ist gesichert. Und das jährliche VG Kegeln (Alterdurchschnitt 65) auch. Jüngere VG Mitglieder gehen dann gerne auch mal bowlen.

Du hast noch was vergessen: Sitzungen im First-Class-Hotel mit üppigem Essen, Ausflüge, etc...

Warum soll man da dann auch plötzlich die Geldquelle abdrehen? Sie sprudelt doch für alle! Und dafür braucht keiner einen Finger zu krümmen. Nur schön brav das ausführen lassen, was der Anbieter festlegt und will. Bei Trennung würde der "Geldregen" - nein, nicht nur der im nervigem Gewinnspiel, sondern auch der interne - versiegen. Das will natürlich keiner von den Opis, die die Verantwortung tragen. Wo es dadurch ja auch der Redaktion bei wenig Aufwand richtig gut geht. Und da schließt sich dann der Kreislauf vom "perpetuum mobile" des Monopolfunks. Quo Vadis Lokaldudel.

PS: Was passiert, wenn man umschaltet, das konnte man doch beim Aachener Sender hautnah erleben. Dessen Programm war allerdings viel besser, als er noch nicht an dem zentralen "Fernsteuercontroller" hing.
 
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@Radiocat: Das hat eher was mit dem Strukturwandel zu tun.

In Teilen Ostwestfalens bspw. boomt die Wirtschaft; im nördlichen Ruhrgebiet hingegen sind die Kommunen komplett überschuldet.
Eine nicht gerade mittelstandsfreundliche Politik der Landesregierung tut ihr Übriges.

Auch gibt es Unterschiede in der Mentalität zwischen Rheinländern und Westfalen.
Politische Entscheidungen, die das ganze Land betreffen, werden im Rheinland gefällt, - sehr zum Missfallen einiger Westfalen.
Vielleicht wäre es gut, wenn das Land in zwei separate Bundesländer geteilt werden würde.
 
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