Was ist denn da bei den NRW-Lokalstationen los?

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Doch, hat sie. Sogar entscheidend viel. Sie hat das LMG geändert, so daß weitere Sender neben dem Lokalfunk überhaupt erst möglich wurden. Bis dahin war das Monopol in NRW sogar gesetzlich festgeschrieben. Daß es bis heute trotzdem keine Konkurrenz für den Lokalfunk gibt, liegt daran, daß neue Sender von der jetzigen Regierung über die Frequenzvergabepraxis schlichtweg verhindert werden.

Das, was aber devinitiv recht negativ vom Rüttgers-Clan für "die Vielfalt" in NRW war und jetzt sogar von den Sozis mit Beifall belegt wird, ist die Demontage des Bürgerfunks.
 
Inselkobi, eben noch habe ich Deine scharfe Analyse im MA-Faden zum "Francise-Aspekt" bewundert, und jetzt bringst Du einiges durcheinander. Das Zitat, das Du als Beleg anführst, ist kein Widerspruch zu meinen Ausführungen. Es besagt vereinfacht: Zweisäulen-Modell = BG (Zeitung, Kommune) + VG, und Rahmen = Radio NRW. Das war schon immer so und gilt auch noch heute. Bis zur Gesetzesänderung 2009 ließ das LMG aber ausschließlich den Lokalfunk als Privatfunk zu. Das ist heute nicht mehr so.

Inselkobi schrieb:
Außerdem unterstellst Du, dass die für die Frequenzvergabe Zuständigen durch "die aktuelle Regierung" übergangen wird - also pure Willkür, wenn nicht gar Betrug.
So oder so ähnlich.
 
Ich denke nicht, dass erst die aktuelle Regierung sich "die Zange" genommen hat und die Schrauben angezogen hat. Wenn ich mir die Geschehnisse des Lokalradios in NRW ansehe, so fallen die meisten Punkte noch in die Rüttgers-Zeit mit hinein.
Sprich, die schwarz-gelbe Regierung war bereits diejenige, der sehr viel daran gelegen war ihre Interessen durchzusetzen, wobei der Preis die Informationsfreiheit war. Gut, inzwischen ist das ohnehin bundesweit üblich, sodass das nicht mehr großartig auffällt, allerdings konnte man damals noch die einzelnen Schritte recht genau verfolgen, hat man sich mit dem Thema nur ein kleinwenig beschäftigt.

Ich mag allerdings nicht bestreiten was Radiocat in #351 bereits geäußert hat, dass sämtliche Parteien, gleich der Färbung, inzwischen in etwa dieselbe Gesinnung vertreten und es damit um die Medien in NRW (und dem Rest der Republik) nicht besonders gestellt sein dürfte.
 
Ich unterscheide beim Handeln der jeweiligen Regierung zwischen der ideologischen und der interessengeleiteten Motivation. Mal ganz naiv ausgedrückt: Ideologisch unterstelle ich Schwarz-Gelb, das Anbietervielfalt gewünscht ist, aber dafür halte ich die beiden Parteien auch anfällig für Klientelpolitik. Rot-Grün hätte gern ideologisch gar keinen Privatfunk und am liebsten einen eigenen Parteisender, dafür haben diese Parteien eher den Ruf, Forderungen aus der Wirtschaft nicht so schnell nachzugeben. Tatsächlich aber gibt Rot-Grün den Verlegerforderungen ebenso nach wie Schwarz-Gelb, so gesehen tun sich beide Lager also nichts. Dennoch bleibt: Die schwarze-gelbe Gesetzesnovellierung hat wenigstens dafür gesorgt, daß das Monopol nicht mehr im Gesetz steht und zumindest theoretisch Wettbewerb entstehen könnte.
 
Rot-Grün hätte gern ideologisch gar keinen Privatfunk und am liebsten einen eigenen Parteisender
Das sehe ich etwas anders, wie oben bereits geschrieben, denn ich gehe davon aus, dass, um bei Deiner Formulierung zu bleiben, beide am liebsten einen eigenen Parteisender hätten.
dafür haben diese Parteien eher den Ruf, Forderungen aus der Wirtschaft nicht so schnell nachzugeben.
Du meinst, den hatten sie mal? ;)
Tatsächlich aber gibt Rot-Grün den Verlegerforderungen ebenso nach wie Schwarz-Gelb, so gesehen tun sich beide Lager also nichts.
Und genau damit beißt sich die Katze in den Schwanz und wir drehen uns im Kreis. Dazu hast Du das passende Wort in Deinem Folgesatz verwendet:
Dennoch bleibt: Die schwarze-gelbe Gesetzesnovellierung hat wenigstens dafür gesorgt, daß das Monopol nicht mehr im Gesetz steht und zumindest theoretisch Wettbewerb entstehen könnte.
Wobei ich in der schwarz-gelben Novellierung noch immer nicht den von Dir angesprochenen Punkt finden kann, der das Monopol aufhebt und - zumindest theoretisch - Wettbewerb entstehen lassen könnte. Denn die Möglichkeit bestand auch zuvor schon, also unter Rot-Grün. Ganz im Gegenteil, unter Schwarz-Gelb wurde sogar die Fingerschraube noch weiter angezogen und das Radio NRW-Monopol auferlegt.
 
Inselkobi schrieb:
...denn ich gehe davon aus, dass, um bei Deiner Formulierung zu bleiben, beide am liebsten einen eigenen Parteisender hätten.
Wohl wahr. Aber die Sozen eben nur diesen einen Parteisender und keine anderen.
Inselkobi schrieb:
Wobei ich in der schwarz-gelben Novellierung noch immer nicht den von Dir angesprochenen Punkt finden kann, der das Monopol aufhebt und - zumindest theoretisch - Wettbewerb entstehen lassen könnte.
Ist auch nicht ganz einfach herauzulesen. Aber eben diese Änderung schafft erst die Grundlage z.B. für die geplante Kette.
Inselkobi schrieb:
Denn die Möglichkeit bestand auch zuvor schon, also unter Rot-Grün.
Das stimmt nicht.
 
Das, was aber devinitiv recht negativ vom Rüttgers-Clan für "die Vielfalt" in NRW war und jetzt sogar von den Sozis mit Beifall belegt wird, ist die Demontage des Bürgerfunks.

O-Ton Marc Jan Eumann bei einer medienpolitischen Veranstaltung nach dem Machtverlust sinngemäß "... sollten wir wieder drankommen, werden wir diesen Mist (Bürgerfunknovellierung) wieder rückgängig machen...". Was ist bisher geschehen? Außer einer Online Bürgerbeiteiligung und fünf Gutachten/Studien von Professor Volpers nämlich nix !
 
OK, nach der ausgedehnten Diskussion über die "Kette" hier im Forum dachte ich, es sei klar, was damit gemeint ist. Mein Fehler. Also: Mit der Kette meine ich das geplante landesweite Radio, das u.a. mit den ehemaligen Frequenzen von DLR Kultur bestückt werden soll. Dieses Radio wäre kein Lokalradio, so wie es bis 2009 im LMG stand. Diese Kette wäre also vor der Gesetzesänderung rechtlich gar nicht möglich gewesen. Somit hat die Novellierung gesetzlich den Weg frei gemacht für weitere private Anbieter neben dem Lokalfunk, auch wenn der Plan, alle freigewordenen und zukünftig freiwerdenden Frequenzen in ein weiteres Verlegerradio zu stecken, sicher nicht im Sinne des Erfinders ist.
 
Was eine Veränderung in der nordrhein-westfälischen Rundfunklandschaft anbelangt, schwanke ich zwischen Hoffnung und Resignation.

Ob es in NRW weiteren Privatfunk gibt, ist letztlich eine politische Frage.

Dass kein führender Politiker den Mut hat, das faktische Verleger-Monopol anzutasten, mag sicher auch daran liegen, dass dabei eben nicht nur die Interessen eines einzigen Großkonzerns, sondern gleich mehrerer berührt werden: Nicht nur die WAZ hätte dann geringere Einnahmen, sondern auch der WDR, RTL, Bertelsmann, Dumont...; - die profitieren ja alle vom bestehenden System.
An so etwas traut sich kein Entscheidungsträger ran, egal welcher politischen Richtung er angehört.

Was die zweite Kette anbelangt, vermisse ich einen Zeitplan.
Wann soll diese starten? 2015, 2020 oder sogar noch später?
Es müssten dafür noch zig neue Frequenzen koordiniert werden: In Teilen des Rheinlandes, im Münsterland, in Ostwestfalen, im Sauer- und Siegerland...; ein flächendeckender Empfang dürfte wohl zu keiner Zeit möglich sein.
Bis es einmal so weit ist, wird der konventionelle Rundfunk noch mehr an Bedeutung verloren haben.
 
O-Ton Marc Jan Eumann bei einer medienpolitischen Veranstaltung nach dem Machtverlust sinngemäß "... sollten wir wieder drankommen, werden wir diesen Mist (Bürgerfunknovellierung) wieder rückgängig machen...". Was ist bisher geschehen? Außer einer Online Bürgerbeiteiligung und fünf Gutachten/Studien von Professor Volpers nämlich nix !

Das war offenbar nur Wahlpropaganda oder der Mann heisst mit Zweitnamen Pinoccio. Natürlich machen die Roten immer alles besser. Aber was haben sie denn bisher in NRW geleistet?
 
@Radiofreak: Der besagte Herr gibt sich in öffentlichen Statements immer betont liberal und wettbewerbsfreundlich, in Wirklichkeit jedoch handelt es sich um einen absoluten Hardliner.
 
@Radiofreak: Der besagte Herr gibt sich in öffentlichen Statements immer betont liberal und wettbewerbsfreundlich, in Wirklichkeit jedoch handelt es sich um einen absoluten Hardliner.
Was Anderes habe ich davon auch nicht erwartet. Ich musste eben fast 2 Stunden Zwangsbeschallung mit Lokaldudler hinnehmen. Schlimm was da abging. Da war scheinbar aus Sparmassnahmen nur ein "Kind" am Mikrofon, das andauernd den Namen der Dudelstelle durchsagte. Und das eben nicht nur einmal sondern oft bis zu 5 mal pro inhaltsloser Müll-Moderation. Fast wie auf der Kirmes. Fehlte nur das Echo.
Voll peinlich wie es die zentral vorgefertigten Geldregen-Gewinnspiele "angesagt" und abgespielt hat.
 
Andrea Ballschuh, bekannt aus einigen ZDF Sendungen (Volle Kanne, Sonntags etc.) und ehemals bei hr3 tätig, moderiert bereits seit Mai 2013, wohl jeweils eine Woche im Monat von 21 bis 0 Uhr bei Radio NRW, wie ich gerade überrascht festgestellt habe.

"Volle Kanne" ist für mich ja das journalistische Flaggschiff des ZDF, bekannt für die spannendsten und härtesten Interviews mit den interessantesten Gästen... :) Vielleicht also bald Judith & Mel zu Gast bei NRW?
 
@florri: Ein "Willkommen" gibt es da nicht. Während alle anderen Bundesländer mitterweile kreative Schilder an den Autobahnen hingebastelt haben, gibt es in NRW weiterhin nur das Wappen und den Namen des Landes. Passend zur Radiolandschaft: Steif und einfallslos.
 
Wann ist Wenden auf der Autobahn aus Sicht eines Radiomachers erlaubt?
Wenn das Schild "Willkommen in Nordrhein-Westfalen" auftaucht!

:)

Allerdings bzw. spätestens nach 50 Kilometern, wenn auch die restlichen einfallenden "Feindsender" dank sinnloser Frequenzverschwendung und offenbar absichtlich rech gut ausgewählter "Frequenz-Doppelbelegung" durch die Lokaldudler ausgeblendet bzw. "weggefunzelt" worden sind. Denn vor dem Lokalfunk-Wahn gab es noch so einige Porgramme aus den angrenzenden Bundesländern auf den Skalen mit hellhörigen Geräten. Seit die Einheitsbrei-Dudler auf 1 - 4 Kilowatt-Sender aufgerüstet haben, ist Schluss damit.
 
Liebe Leute!

Ich würde mich freuen, wenn wir mal etwas differenzierter über "die NRW-Lokalradios" reden könnten.
"Lokalradios" - das sind insgesamt über 40 Sender, ja klar, alle mit dem gleichen Rahmenprogramm. ABER: es gibt Sender mit einem
Marktanteil von 46% im Sendegebiet (wohlgemerkt: in Randlage, also MIT einfallenden Privatsendern aus angrenzenden Bundesländern),
es gibt andere Stationen, die erreichen nicht mal 15%. Manche Sender strahlen mit einer technischen Reichweite von 300.000 Leuten,
die größten erreichen dagegen 1,5 Millionen! Es gibt Stadtsender und Landsender, manche senden nur 3 Stunden selber, andere machen
selbst am Wochenende 8 oder 9 Stunden und haben ihre Reporter live bei jedem Fussballspiel. Es gibt Lokalradios, die tief
und fest in der Gesellschaft verankert sind und es gibt Sender, die in ihrem Sendegebiet verloren wirken.

Klar, an der Musik kann man natürlich immer herummäkeln, hier erwarte ich dann allerdings eher von den öffentlich-rechtlichen ein
paar mehr Experimente. WDR2 ist musiktechnisch (bis auf den Abend) mittlerweile ja eine perfekte Kopie der Radio NRW-Playlist.

Was mir allerdings tierisch auf die Nerven geht sind diese ewigen Dauernörgler, die hier ständig schreiben, wie mies alles ist in
NRW (und JA... es herrscht in der Tat Nachholbedarf!) und dass sie ja sowieso nur noch CD hören oder DAB+ oder Internetsender und
dass sie niemals freiwillig "ein NRW-Lokalradio" hören würde, höchstens gegen Bezahlung. Warum schreibt ihr hier ständig
Kommentare über etwas was ihr sowieso nicht mögt? Ihr habt doch eure Alternativen längst
aufgezählt. Dann nutzt sie doch! Und ignoriert "den Lokalfunk", wenn er halt nicht euer Fall ist - ist ja kein Problem.

Ich mag z.B. keinen Alkohol, deswegen gehe ich aber auch nicht ins Bierbrauer-Forum und poste dort überall, wie scheisse die ganzen
Biere in Deutschland schmecken. Ich trinke halt einfach Cola, Fanta, Wasser, Apfelschorle...

Prost!
 
Ich z.B. bin in Sachen Radiohören wirklich hartgesotten, hörte früher mit Vergnügen gar die "4 fröhlichen Wellen" von Radio Luxemburg und scheue auch heute nicht davor zurück, gelegentlich dem Bingo Bär von Radio Niedersachsen zu lauschen.

Was mir aber im Äther Nordrhein-Westfalens in Form der sogenannten Lokalradios entgegenschlägt, lässt mich schier verzweifeln. Und deshalb beherzige ich sogar o.g. Rat und meide diesen akustischen und inhaltlichen Müll wie die Pest, auch ohne ständig ein Klagelied darüber zu singen - obwohl es schwerfällt.

Nur sind all die Frequenzen, die da ganz NRW zumüllen, auch wertvolle Ressourcen, die eigentlich danach schreien, sinnvoll genutzt zu werden.

Man stelle sich ein Naherholungsgebiet an einem wunderbar gelegenen See vor, in den man hemmungslos Tag und Nacht ungehemmt Fäkalien einleitete, und man dem Erholungsuchenden den Rat gäbe, sich gefälligst woanders hin zu begeben, anstatt das Übel zu beseitigen. Absurd!
 
Ich mag z.B. keinen Alkohol, deswegen gehe ich aber auch nicht ins Bierbrauer-Forum und poste dort überall, wie scheisse die ganzen Biere in Deutschland schmecken. Ich trinke halt einfach Cola, Fanta, Wasser, Apfelschorle...

Im nordrhein-westfälischen Äther gibt es aber nun mal keine Cola, Fanta, Wasser, Apfelschorle - um mal bei deinem Beispiel zu bleiben. Hier kann ich nur noch Bier saufen bis es mir aus allen möglichen Körperöffnungen wieder rausströmt! Oder es gibt den ganzen Tag nur trocken Brot (DLF).
 
O-Ton Marc Jan Eumann bei einer medienpolitischen Veranstaltung nach dem Machtverlust sinngemäß "... sollten wir wieder drankommen, werden wir diesen Mist (Bürgerfunknovellierung) wieder rückgängig machen...". Was ist bisher geschehen? Außer einer Online Bürgerbeiteiligung und fünf Gutachten/Studien von Professor Volpers nämlich nix !
Apropos (Dr.) Marc Jan Eumann: Wissenschaftliches Fehlverhalten: NRW-Staatssekretär soll Doktortitel verlieren
 
Ich mag z.B. keinen Alkohol, deswegen gehe ich aber auch nicht ins Bierbrauer-Forum und poste dort überall, wie scheisse die ganzen
Biere in Deutschland schmecken. Ich trinke halt einfach Cola, Fanta, Wasser, Apfelschorle...

... die es aber nur auf Umwegen (=Internet, SAT, DAB+) oder über den Import (=Sendungen aus den Beneluxstaaten) gibt und nicht im Getränkeladen um die Ecke (=UKW), um bei Deinem Beispiel zu bleiben. :)
Differenzierung aber sehr gerne: Welche Lokalsender ragen heraus und was zeichnet sie besonders aus, gib mal Hörtipps, ich höre gern mal rein und lasse mich überzeugen.
 
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