(tiefgründig in mich hineinschmunzelnd)
Tja, das kommt mir so erschreckend vertraut vor. (Ich sag das ja nicht gerne, ne, aber so ähnlich habe ich auch mal gedacht)
Fehler Nummer 1: Radioten hören anders oder andersrum, Hörer hören Radio anders als Radioten.
Begründung:
Morgens: Weckerklingeln, aufstehen, pinkeln gehen, Kaffeemaschine anschalten. Nun Radio. Kaffeetrinken, Zeitung lesen, Radio läuft nebenher.
Ca. 20 Minuten später der Weg zur Arbeit (oder Schule....für die Hörer von Radio Sunshine). Radio im Auto wegen Blitzern und Verkehr.
Dann Arbeit und erst mal (jedenfalls die Meisten) weg vom Lautsprecher.
Zu Hause geht die Hausarbeit los. Radio läuft im Hintergrund. Putzen, kochen, staubsaugen usw. Radio läuft nebenbei.
Das geht so - im Groben - bis gegen Feierabend, wenn die Leut' vom G'schäft wieder heimfahren. Viele hören nachwievor Radio wegen Verkehrsinfos oder interessanten Themen zum Feierabend. Andere, gefrustet vom G'schäft, legen 'ne CD ein und drehen auf.
So sieht's - vereinfacht - aus. Dagegen wird nun wohl keiner von Euch gross widersprechen, oder?
Im gesamten, beschriebenen Tagesablauf läuft Radio nebenbei. Keiner setzt sich vor den Lautsprecher und hört ununterbrochen aktiv zu. Der Hörer wird dann aufmerksam, wenn er (Sie) etwas mitbekommt, das Ihn interessiert. Analysiert mal Werbespots. Die sind nach einem ganz bestimmten System aufgebaut. (Jedenfalls die Guten) und das nennt sich
A.I.D.A
Attention / Interest / Desire / Action
Ihr müsst zuerst die Aufmerksamkeit bekommen, dann Interesse wecken, dann alles Weitere. Vereinfacht: nehmt den Hörer sanft an der Schulter (bildlich) und zeigt Ihm, das Ihr versteht, was er gerade macht. Dazu habt Ihr verschiedene Werkzeuge. Und hier hört's bei den meisten Radioten heute auf........Sie glauben, es gäbe ein Universalwerkzeug, das in allen Lagen funktioniert: Ramptalk, flotte Sprüche, geile Mucke! Fertig!
Und da, liebe Leut' liegt Ihr daneben.
Ihr, Macher, Ihr hört 24 Stunden aktiv Radio. Logo. Wäre auch Scheisse wenn nicht. Ihr wisst zu jeder Sekunde, was im Studio gerade los ist und wo der Kollege gerade einen kleinen Fehler gemacht hat. Bei jeder Station, die Ihr hört, nicht nur der eigenen.
Der Hörer tut das alles nicht! Solche Kleinigkeiten, wie persönliche Verkehrs-O-Töne, Blitzer, sind ein Werkzeug. Da gibt's aber noch mehr. Ihr baut ja auch nicht ein Haus mit nur einem Hammer, oder? Ihr arbeitet hier mit dem Gefühl des Hörers. Er muss sich wohl fühlen. Zuhause sein. Er muss sich verstanden fühlen. Und da ist einfach kein Platz für Euer Gelangweiltsein über Lieschen Müller's Blitzer-Info. Die Hörer mögen's. Und für die seid Ihr da. Ende Banane! (bitte nicht schiessen!)
Persönliche Ansprache - ein weiteres Eurer Werkzeuge. Beispiel:
- A: "Guten Morgen, liebe Hörer, heute haben wir für Sie in der Morningshow......."
- B: "Ihnen einen guten Morgen! Heute habe ich für Sie in der Morningshow........."
Nun........Wo wird der Hörer persönlich angesprochen und fühlt dieses auch? Bei A oder bei B?
Es gibt soviele kleine Werkzeuge für einzelne Situationen und nie werden sie benutzt. Alles was Ihr tut, ist nur ein Mosaiksteinchen im Gesamtbild, das Euer Sender für die Hörer ist. Da ist einfach nix drin mit einem Rundumschlag mit einem Vorschlaghammer.
Und immer dran denken, Ihr macht Radio nicht für Euch. Niemals. Ihr macht das für die Hörer. Und die hören ganz anders als Ihr.
Nun ist Euer Gespür, Euer Fingerspitzengefühl und Euer Teamgeist gefragt, das unter eine Haube zu bekommen. Und genau da trennt sich die Spreu vom Weizen.
Hört doch mal genau hin. Welcher ach so flotte Moderator spricht mit Euch? Von wem fühlt Ihr Euch persönlich angesprochen? Da wird's wohl vermutlich nicht viele geben! Leider. Abba Ramptalk issja so geil als wenze fliechst!
Test für Mod's: Es weihnachtet sehr. Vermutlich liegt in irgendeiner Ecke Eures heimischen Bau's eine Mandarine 'rum. Nehmt sie in die Hand und redet mit Ihr. Nein, nicht nur einen Satz. Z.B. eine Eurer heute vorgetragenen Anmods eines Beitrags (falls es sowas bei Euch gibt) oder die Nachrichten. Wenn Ihr das getan habt, fragt Euch, ob die Mandarine verstanden hat, was Ihr ihr gerade erzählt habt. Wenn nicht, wiederholt das solange, bis Ihr überzeugt seid, nun hat sie's!
Und: NEIN! Dies war gerade kein Witz sondern eine offizielle Übungsaufgabe!
Uhhh.......habe ich nun den Zorn der Netzgemeinde auf meinen zarten Schultern liegen?
Hatte ich erwähnt, das Radiomachen alles andere als leicht ist? *breites grinsen*
Hab' Euch trotdem lieb. Und.....öhm.....traut Euch was! (Ho ho ho)